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Aktiver Bassabsorber

Diskussionen zu Hörräumen und zur Lautsprecheraufstellung
OL-DIE
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Aktiver Bassabsorber

Beitrag von OL-DIE »

Hallo alle miteinander,

auf Grund der interessanten Beiträge von Uwe und natürlich auch des Aufsatzes von Dirk Schmelzer an dieser Stelle habe ich mir ebenfalls Gedanken zu diesem Thema gemacht. Weiterhin hatte ich den Beitrag von raw zum Bau eines Plattenabsorbers im Gedächtnis, welcher mich ebenfalls zu nachfolgendem Versuch anregte.

Warum das Ganze?
Mit meinem Hörraum bin ich sehr zufrieden, die Verteilung der Tiefbasswiedergabe auf 3 Stück AW-1000 und den seitlich und erhöht abstrahlenden passiven Doppelsub ist vorzüglich und führt zu einem sehr tief reichenden und trockenen Bass. Auch bei kleinen Lautstärken. Bei einigen (wenigen) Musikstücken und bei der Wiedergabe von tiefen Sinusfrequenzen zeigte sich jedoch, dass der Raum bei 25 – 30 Hz Resonanzen aufweist.

Das ist eigentlich relativ unbedeutend, weil man zum Einen keine reinen Sinustöne hört und der Raum bei kurzen Tönen dieser Frequenz kaum einschwingt. Zum Anderen liegen auch Orgelstücke meist nicht genau auf dieser Frequenz, so dass es auch da bei normalen Lautstärken keine Probleme gibt. Allerdings gibt es eine Sache, die verbesserungswürdig ist:
Das große, in Blei gefasste Blumenfenster (Buntglas). Es befindet sich nahe der hinteren rechten Raumecke und wird just bei höheren Pegeln und der genannten Frequenz gelegentlich zu heftigem Mitschwingen angeregt.

Bild

Weiterhin befinden sich in diesem Eckbereich die HiFi-Anlage sowie die CD-Sammlung und beim Aufenthalt dort beobachte ich regelmäßig starke Überhöhungen im Tiefbassbereich. Das ist an sich ebenfalls unkritisch, weil im Hörbereich des Raumes diese Überhöhung nicht auftritt. Es bleibt aber das Problem des gelegentlich mitschwingenden Blumenfensters.

Zu meinen Überlegungen
Um die stehenden Wellen im Frequenzbereich von 25 – 30 Hz möglichst zu verhindern, wäre es gut, eine geeignete „Bassfalle“ in die genannte Ecke zu stellen. Ein vollwertiges DBA (Double Bass Array) kann ich aus Raumgründen schlecht realisieren, weil in der hinteren linken Raumecke ein Kachelofen steht. Ich halte es auch für nicht erforderlich, zumal sich neben dem Kachelofen eine große zweiflüglige Schiebetür zum Wohnzimmer befindet und dieser Raum quasi ebenfalls als Absorber wirkt. Bleibt also die genannte Ecke mit dem etwas problematischen Blumenfenster.

In dem genannten Aufsatz von Dirk Schmelzer (Datum 31.1.2005) werden die Raummoden in Längsrichtung des Raumes durch ein schlichtes Digital-Delay beseitigt (Delay-Zeit entsprechend der Formel: t=Raumlänge (m*s)/340m ). Bei einer angenommenen Raumlänge von 6m ergibt das ein einzustellendes Delay von ca. 17,6ms. Das Signal wäre dann noch in zwei rückseitig angeordnete Subs einzuspeisen und zu invertieren: Fertig ist der aktive Bassabsorber!

Nun wollte ich wissen, ob der DBA-Effekt bereits mit einem im kritischen Bereich optimal aufgestellen Subwoofer nachweisbar ist. Zu diesem Zweck habe ich meinen mittleren Front-AW-1000, welcher das Summensignal von rechten und linkem Kanal wiedergibt, aus der Anlage entfernt und in die kritische Raumecke gestellt. Er ist auf dem Bild vor dem Heizkörper sichtbar.
Angesteuert wird er über ein einkanaliges älteres Digital-Delay, welches seit einigen Jahren nutzlos aufbewahrt wurde. Es besitzt noch keine vorprogrammierten Effekt-Programme, sondern kann im Wesentlichen nur Delay. Es besitzt jedoch eine Ausgangsbuchse für das benötigte Invers-Signal, welches ich in den Cinch-Eingang des AW-1000 eingespeist habe (Klinkenstecker, da Musiker-Gerät). Das Delay erhält sein Signal direkt aus dem Pre-Out des Marantz PM-14.

Ansicht des Delay mit Buchsen für Eingang und invertiertes Signal
Bild


Zum Testablauf
Die ersten Hör- und Einstellversuche habe ich mit einer selbst erstellten Sinuston-CD durchgeführt. Zunächst wurde die fehlerfreie Verkabelung und die Brummfreiheit der Anlage geprüft.

Bei mittlerer Lautstärke habe ich am Delay den Verzögerungsbereich bis 56 ms eingestellt, gemäß Rechnung ergaben sich ca. 17,6 ms einzustellendes Delay. Das Delay lässt nebenbei Verzögerungen bis 1900 ms zu, so viel braucht aber niemand. Nun erfolgte die Prüfung mit 25 Hz bei etwas erhöhter Lautstärke.

Bild

(Hinweis: Das hier abgebildete Delay Yamaha REV 500 erzeugt lediglich die Raumwirkung mit meinen nuBox 310, hat also nichts mit der „Bassfalle“ zu tun)
Die Raumecke schaukelte sich sofort akustisch auf und nach ca. 1s begann das Blumenfenster heftig zu vibrieren. Wie gesagt, am Hörplatz selber ist das zunächst nicht zu bemerken. Den AW-1000 habe ich wie folgt eingestellt: Lautstärke etwa 10-Uhr-Stellung, Frequenzbereich in 9-Uhr-Stellung, also nur die tiefsten Frequenzen. Phase 0°, kein Low-Cut. Die Membran des AW-1000 arbeitete, also war elektrisch alles in Ordnung.

Eingangs- und Ausgangssignal am Delay sind wie folgt eingestellt:

Bild

Nun kam die spannende Frage: Ist es möglich, das Delay so einzustellen, dass die 25 Hz in der Raumecke kompensiert werden können? Dazu habe ich langsam die Delay-Time variiert. Und tatsächlich: In dieser Stellung wurde der 25-Hz-Ton leiser:

Bild

Das dürften in etwa die errechneten 17,6 ms einzustellendes Delay sein. Der Effekt war allerdings nicht so stark wie erhofft. Als ich jedoch noch den Pegel variierte (kann man am Sub oder Delay machen) stellte sich bei einer ganz bestimmten Einstellung das gewünschte Ereignis ein: Die 25 Hz verschwanden akustisch so gut wie vollständig! Es kehrte Ruhe in „Dröhneck“ ein. Allerdings musste der Pegel sehr genau eingestellt werden, was mich zunächst ein wenig überraschte, bei genauerer Überlegung jedoch einleuchtend ist: Das Invers-Signal muss ja pegelmäßig genau dem zu überlagernden Signal entsprechen. Wenn aber Delay-Zeit und Pegel genau abgestimmt sind, verschwindet die akustische Überhöhung völlig.

Es ist geradezu absurd: Man sieht die Membran deutlich auslenken, hört aber fast nichts! Dank der guten Luftführung im BR-Rohr gibt es auch keine Blasgeräusche. Am Hörplatz sind die 25 Hz wahrnehmbar, also nicht verschwunden. Aber das Blumenfenster ist ruhig! Nur: Das ganze System ist empfindlich wie eine Primadonna: Wenn ich auch nur einen der beiden verbliebenen Front-AW-1000 einstellungsmäßig verändere (Lautstärke, Phase, oder auch nur Low-Cut-Frequenz auf 30 Hz umschalte) ist’s vorbei mit der Ruhe im Eck: Man(n) ertrinkt dann wieder in 25 Hz.

Noch abstruser ist es, wenn man den Pegel am Bassfallen-AW-1000 zurücknimmt (!): Der 25-Hz-Dröhnbass meldet sich sofort zurück! Das gleiche gilt auch, wenn man den Pegel über das Optimum hinaus steigert: Voller Druck bei 25 Hz.

Bei 30 Hz wird eine weitere Überhöhung gleich mit beseitigt; wie erwähnt gilt das nur für diese Raumecke.

Danach natürlich die spannende Frage: Wie wirkt sich das Ganze bei Musik aus? Wird der in der Raumecke so gut arbeitende Absorber-AW-1000 womöglich am Hörplatz für akustische Verwerfungen sorgen?

Ich habe mit Orgelmusik und basslastiger Musik aller Art geprüft: Alles im grünen Bereich. Der Bass erscheint im Gegenteil sehr gut strukturiert. Er scheint sogar noch einen Tick „knackiger“ geworden zu sein. Ich bin hoch zufrieden und fühle mich lebhaft an die DBA-Vorführung anlässlich des nuFeschtes erinnert!

Der Effekt ist bei dem genannten Sinussignal sehr deutlich und ohne Probleme wahrnehmbar, wenn man sich in der Raumecke aufhält. Meine jüngere Tochter fand das Akustikexperiment richtig „geil“, wie es heute umgangssprachlich heißt.

Abschließend:
Zur richtigen Einstellung des Delays sind unbedingt Sinustöne erforderlich, da die richtige Einstellung kritisch ist. Sie ist aber relativ schnell möglich, weil der Effekt dann wirklich sehr gut hörbar ist. Letztlich müssen nur Delay-Time und Pegel genau eingestellt werden, um die volle Wirkung zu erzielen.
Ich denke, dass der mittlere AW-1000 einen neuen und besseren Platz im Verbund mit dem (alten) Delay gefunden hat. Noch ein wenig mehr im Eck als auf dem Foto. Nur meine Frau spielt noch nicht recht mit. Sie hätte ihn gerne am angestammten Platz.

Na ja, ich hätte sie nicht unbedingt direkt nach ihrem 20-km-Lauf fragen sollen. War völlig ungeschickt von mir. Da konnte ja keine andere Antwort kommen. Muss total unterzuckert gewesen sein :wink: .

Gruß
OL-DIE
teite
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Beitrag von teite »

Hallo,

Wow cooler Artikel. ;)
Schade das du keine Messaufzeichnung machen kannst, würde mir gerne mal die Frequenzgänge anschauen.
Ich habe nämlich bei eigenen Experimenten auch die Erfahrung gemacht, das sich Änderung bei einer Raummode auch auf andere Moden auswirken und sich damit der gesamte Bass-FG verbessert.

Gibt mir aber auch Bestätigung dafür, das man für eine aktive Bassabsorbtion keine absolut perfekte Aufstellung braucht.

cu,
Stefan
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Raico

Beitrag von Raico »

Absolut faszinierend, dein Versuch!
1) Aber geht es wirklich nur um diese eine Frequenz an dieser Stelle? Gibt es nicht anderswo noch andere, denen eine vergleichbare Behandlung auch gut täte?

2) Bleibt das jetzt auf Dauer der Einsatz deines dritten AW 1000?

3) Hast du mit der Widor-Orgel-CD gestestet?
raw
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Beitrag von raw »

Hallo OL-DIE,

vielleicht kannst du dich noch erinnern: Ich habe früher einmal auch einen solchen Versuch unternommen. Er war ebenso sehr erfolgreich, wenn auch ungeschickt und nur von Glück die Rede sein konnte. Ich habe so jegliche Rauminterferenzen unter 120Hz vollkommen in den Griff bekommen. Auf jeden Fall ein interessanter Bericht. :)

Gruß
Denis
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BlueDanube
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Beitrag von BlueDanube »

Hallo OL-DIE,
sehr interessanter Bericht!

Könntest Du eine Skizze vom Raum mit der Position der Subwoofer posten, damit man das ganze besser nachvollziehen kann?
Gruß
BlueDanube

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OL-DIE
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Beitrag von OL-DIE »

Raico hat geschrieben:Absolut faszinierend, dein Versuch!
1) Aber geht es wirklich nur um diese eine Frequenz an dieser Stelle? Gibt es nicht anderswo noch andere, denen eine vergleichbare Behandlung auch gut täte?

2) Bleibt das jetzt auf Dauer der Einsatz deines dritten AW 1000?

3) Hast du mit der Widor-Orgel-CD gestestet?
Hallo Raico,

zu 1: Ja, es ist tatsächlich der Frequenzbereich an dieser Stelle. Natürlich gibt es noch weitere Welligkeiten im Frequenzgang, aber das ist im Wohnraum üblich. Richtig störend fällt mir sonst nichts mehr auf.

zu 2: Ich denke und hoffe ja (wenn meine Frau mitspielt :wink: ). Ich habe den Absorber-Sub ohne klangliche Einbußen noch etwas ins Eck geschoben. Ich hoffe, dass er da bleiben kann.

zu 3: Danke für den Hinweis. Habe gerade das berühmt - berüchtigte Stück Nr. 4 angehört. Es ist nach wie vor im Tiefbass überhöht (war auch bei G. Nubert im Labor so), aber das Blumenfenster ist ruhig! So kann man es anhören - ich spüre die Orgel zwar richtig im Magen ("kickt" förmlich), sie hört sich aber sehr konturiert an, m. E. noch etwas sauberer als vorher. Ja, eine hörbare Verbesserung hat stattgefunden. Allerdings war die Tür des Hörraumes offen so dass der Schall die Küchentür erreichte und diese in Resonanz brachte. Diesen Effekt konnte ich aber durch das Schließen der Hörraumtür beseitigen :D .

Gruß
OL-DIE
Raico

Beitrag von Raico »

Ist schon irgendwie seltsam mit den Bässen: Da investiert man noch und nöcher in Membranfläche und Membranhub. Und hinterher betreibt man einen Riesenaufwand, die bewegte Luft an den unmöglichsten Stellen wieder ruhig zu kriegen....
PS: Gruß an die Läufergattin! Mein erster und bisher einziger Marathon vor 3 Jahren sitzt mir heute noch in den Knochen)
Kingping
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Beitrag von Kingping »

toller bericht. das interessiert mich auch sehr, aber mir ist so vieles noch unklar ...

verbessert sowas auch die nachhallzeit? der bass wird ja nicht mehr an der rückwand reflektiert sondern absorbiert.

was passiert genau, wenn du den frequenzregler weiter nach rechts drehst?
ich schätze in deiner situation machts keinen sinn auch die anderen frequenzen zu absorbieren.
dir gings nur um dieses peak. aber bei mir is es zb so:
ich hab einen dachboden raum und mein sitzplatz ist eher in der raummitte.
am hörplatz klingt der bass super. wenn ich mich jedoch an die rückwand stell, schlackern mir schon die ohren.
und ich denk mal, durch diese pegelüberhöhung an der rückwand hört man es unten viel stärker dröhnen als es eigentlich sein müsste.

der sub kann auch auch ruhig ein günstigerer/anderer sein, oder? er muss ja nur den nötigen pegel schaffen.
und selbst wenn er das nicht ganz schafft, müsste es zumindest eine verbesserung sein, oder?

ich dachte, die absorbierenden subs müssen phase auf 180 haben?
OL-DIE
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Beitrag von OL-DIE »

Hallo alle miteinander,

das Wichtigste zuerst: Der angedachte neue Standort für den Absorber-AW-1000 ist durch.
Argumentationskette: :D
1. Die Fenster sind nun leichter erreichbar, damit kann man(n)/ Frau besser Kleidungsstücke zum Nachtrocknen kurz auf die Heizung legen.
2. Man(n) kann besser Fenster putzen (meine Arbeit), komme besser ran.
3. Am neuen Standort kann man auf den Sub Handtaschen bequem auflegen oder sich auch problemlos draufsetzen. Notsitz.

Punkt 3 wurde sofort ausprobiert und für gut befunden! :wink:

Zum technischen Teil:
Die Absorberwirkung ist bei den im Beitrag genannten Frequenzen ohne Probleme reproduzierbar und gehörmäßig sofort erfassbar. Ich habe mich deswegen nicht gescheut, meiner Familie (Frau und zwei Töchter) den Effekt vorzuführen. 25 Hz Sinus von CD „vorgespielt“ (Repeat-Modus). Hierbei war der Absorber voll wirksam. Das war ein tiefes Grummeln, ohne Probleme konnten Gespräche im Hörraum geführt werden. Kein Protest, nicht unangenehm laut. Lediglich die deutliche Auslenkung der Absorberchassis-Membrane zeigte an, dass das System kräftig arbeitete. Dann nahm ich den Pegel am Absorber zurück. Der Raum schwang ein und das Blumenfenster ebenfalls. Aus drei Augenpaaren wurden mir vorwurfsvolle Blicke zugeworfen. Schnell wieder den Pegel des Absorbers erhöht. „Wisst ihr jetzt, warum der dritte Sub jetzt hier stehen muss?“. Dann war die Sache endgültig durch.
Raico hat geschrieben:Ist schon irgendwie seltsam mit den Bässen: Da investiert man noch und nöcher in Membranfläche und Membranhub. Und hinterher betreibt man einen Riesenaufwand, die bewegte Luft an den unmöglichsten Stellen wieder ruhig zu kriegen....
Ja, ist so. Gerade im Bereich von Resonanzfrequenzen und im Tiefbassbereich ist der Aufwand leider enorm. Wenn die Boxen unter ca. 40 Hz kaum noch Pegel abstrahlen, erledigt sich das Problem meist von selbst oder ist mit wesentlich weniger Aufwand zu lösen. Mit kleineren Boxen würde ich die Resonanzfrequenzen im Bereich 25 – 30 Hz natürlich kaum anregen und das Problem wäre keines.
Kingping hat geschrieben:...verbessert sowas auch die nachhallzeit? der bass wird ja nicht mehr an der rückwand reflektiert sondern absorbiert.
Äußerst unangenehm ist das Einschwingen des Raumes auf Resonanzen. Bei kurzen Impulsen ist das kaum ein Problem, weil der Raum zu wenig Zeit hat, einzuschwingen. Er fängt vielleicht damit an, aber der Impuls ist schon „durch“ und die Lautsprecher liefern keinen „Nachschub“ mehr. Allerdings scheinen die Bässe tatsächlich „knackiger“ zu werden, weil ja bereits das erste „Anschwingen“ unterdrückt wird.
Kingping hat geschrieben:...was passiert genau, wenn du den frequenzregler weiter nach rechts drehst?
Das habe ich natürlich auch sofort ausprobiert. Hierbei strahlt der Absorber-Sub dann natürlich auch die ortbaren Tief-Mitteltöne ab. Das Klangbild wurde eher etwas unsauberer. Da es mir nur um den genannten tiefen Frequenzbereich geht, habe ich den Frequenzregler dann auf ca. 9-Uhr-Stellung belassen. So ergibt sich tatsächlich ein unglaublich konturierter Tiefbass.
Kingping hat geschrieben:...ich schätze in deiner situation machts keinen sinn auch die anderen frequenzen zu absorbieren.
Stimmt genau.
Kingping hat geschrieben:...ich hab einen dachboden raum und mein sitzplatz ist eher in der raummitte.
am hörplatz klingt der bass super. wenn ich mich jedoch an die rückwand stell, schlackern mir schon die ohren.
und ich denk mal, durch diese pegelüberhöhung an der rückwand hört man es unten viel stärker dröhnen als es eigentlich sein müsste.
Vermutlich. Mit einer aktiven, genau abgestimmten Absorberlösung (Aktivsub + Digital-Delay) müsste sich tatsächlich eine Verbesserung ergeben.
Kingping hat geschrieben:...der sub kann auch auch ruhig ein günstigerer/anderer sein, oder? er muss ja nur den nötigen pegel schaffen.
Kommt darauf an, wie tief die zu absorbierende Frequenz ist. Bei den in meinem Fall erforderlichen 25 Hz muss der Sub diese Frequenz sauber und nebengeräuschfrei abstrahlen und daher die gleiche Qualität wie die Haupt-Subs haben. Nicht ohne Grund sind die Subs bei der DBA-Vorführung in SG vorne und hinten gleich.

Das Hinterhältige bei diesen Absorber-Geschichten ist die Tatsache, dass Pegel und Delay-Zeit ganz genau stimmen müssen, damit das Ganze funktioniert. Wenn auch nur eine Einstellgröße etwas daneben liegt, tritt der gewünschte Effekt nicht mehr ein und es ergibt sich im Gegenteil sogar eine deutliche Verschlechterung! In dieser brutalen Deutlichkeit hatte ich das nicht erwartet.

Ich vergleiche es einmal mit einer Sonnenfinsternis: Fast jeder hat eine partielle Sonnenfinsternis schon mal beobachtet. Im Jahr 1999 gab es in Süddeutschland eine besondere Sonnenfinsternis, die ich seinerzeit miterleben konnte. Sie fand statt am Mittwoch, den 11. August 1999 um 12.34 Uhr und 33 Sekunden. Sie war total und dauerte 2 Minuten und 16 Sekunden. Noch gegen 12.30 Uhr dachte ich: Was soll das Ganze? Der Himmel sieht irgendwie grau aus, wie bei schlechtem Wetter. Was ist das Besondere? Aber gegen 12.33 hatte ich das Gefühl, als ob jemand den ganz großen Lichtschalter ausmacht. Innerhalb von Sekunden wurde es fast Nacht. Alle Vögel verstummten und es fuhr kein Auto mehr auf den Straßen. Alles stand still. Jeder, ausnahmslos jeder, schaute in den sich extrem schnell verdunkelnden Himmel und hielt inne. Es war absolut abnorm. Denn vor wenigen Minuten war es noch taghell. Dieses immense Naturschauspiel sollte man mal erlebt haben. Man behält es lebenslang im Gedächtnis.

Das war jetzt vielleicht ein etwas ungewöhnlicher Vergleich, soll aber aufzeigen, wie genau es bei den Aktiv-Absorbern zugehen muss. Eines ist jedoch klar: Ein DBA muss genau auf den Hörraum abgestimmt werden (automatisch oder manuell). Sonst nützt es nichts und führt im Gegenteil eher zu einer Klangverschlechterung.

Gruß
OL-DIE
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emo
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Beitrag von emo »

Hallo OL-DIE,

sehr schöner Bericht. Zeigt auch mal wieder, daß in "jedem Mann ein Kind steckt" und der Spieltrieb nur entsprechend geweckt werden muss. Schön, daß du Erfolg hattest und deine Frau und Kinder so tolerant sind. :wink:
OL-DIE hat geschrieben: ... Aber gegen 12.33 hatte ich das Gefühl, als ob jemand den ganz großen Lichtschalter ausmacht. Innerhalb von Sekunden wurde es fast Nacht. Alle Vögel verstummten ...
Das war für mich der beeindruckendste Moment, weil so abruppt die Stille einsetzte. Irgendwie hatte es was von "Weltuntergang".
OL-DIE hat geschrieben: ... Dieses immense Naturschauspiel sollte man mal erlebt haben. Man behält es lebenslang im Gedächtnis.
....
Gruß
OL-DIE
Da gebe ich dir Recht !

emo
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