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CD der Woche: Kate Bush - Never for Ever

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Blap
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CD der Woche: Kate Bush - Never for Ever

Beitrag von Blap »

Skandalöse Zustände. Es gab noch keine "weibliche" CD der Woche. Dabei finden sich so viele Perlen in meiner kleinen Sammlung. "Perlen" bezieht sich natürlich auf den musikalischen Gehalt, der von diversen Damen veröffentlichen Werke, ihr elenden Sittenstrolche. ;)

Wieder eine kleine Zeitreise. Es muss 1980 gewesen sein. Das Blap im vollen Queen Rausch. Zu Besuch bei Oma und Opa. Deren jüngster Sohn, also mein Onkel, wohnte zu dieser Zeit noch zuhause (Ich vermisse dich, aber ich bin mir sicher, du schaust mir von deiner Wolke aus zu). Ich bekam üble Stratego und Tipp-Kick Niederlagen zugefügt. Dazu lief ständig das aktuelle Kate Bush Album. Irgendwie klang das anders, als alles bisher gehörte. Aber noch war die Zeit nicht reif...

Ein Jahr später. Der Metal hat sich in die Gehörgänge gebohrt. Beim Streifzug durch irgendeinen Laden fällt mir "Never for Ever" in die Hände. Das ist doch diese Scheibe von letztem Jahr. Hm. "Eigentlich" war das doch ganz schöne Musik. Also her damit.

Auf den Plattenteller mit der schwarzen Rille. Diesmal "zündet" der Stoff sofort. Kate Bush erobert als erste Frau den musikalischen Teil meines Herzens.



Den Einstieg macht uns Kate mit "Babooshka" recht leicht. Der Song geht schnell ins Ohr. Puristen bemängeln noch heute, der Song wäre viel zu kommerziell. Unfug! Das ist stilvolle Popmusik auf höchstem Niveau. "Delius (Song of Summer)" bringt uns tatsächlich eine warme, sommerliche Stimmung ins Haus. Sehr schön ist der nahtlose Übergang von "Babooska" zu "Delius". Wir fliegen mit Kate über Sommerwiesen, und dunkle Männerstimmen schwirren wie freundliche Hummeln um uns herum. "Blow Away (For Bill)", ist ein sehr schöner balladesker Song, der bei vielen anderen vermutlich zu einer Schmalzgranate verkommen wäre. "All we ever look for" bezaubert den Hörer mit einer märchenhaften Stimmung, danach wird es ein wenig mystisch, wir werden nach Äygpten entführt. Auf dem Zauberteppich kreisen wir um die Pyramiden, die Sonne versinkt am Horizont...

Weiter geht es mit "The Wedding List". Sanfte Rocktöne, ein grandioser Refrain. Erstklassig. Dann wird es bizarr. "Violin" präsentiert uns Kate als Rockröhre, mit leicht hysterischem Unterton. Damals empfand ich den Song als verstörend. Heute mag ich diesen treibenden, aufpeitschenden Track sehr gern. "The Infant Kiss" führt uns wieder in ruhigere Gefilde. "Night Scented Stock" ist ein kurzes Vokal-Zwischenspiel, ein wundervoller wortloser "Kate-Chor". "Army Dreamers" kommt als leiser Anti-Kriegs-Song daher. "Breathing" setzt dem Album die Krone auf. Ein unglaubliches, intensives Meisterwerk, dem man grössten Respekt zollen muss.

"Never for Ever" bietet dem Hörer einen intensiven Genuss. Man muss sich nur darauf einlassen können. Neben dem einzigartigem Gesang von Kate, möchte ich auch das tolle Bassspiel von John Giblin hervorheben.

Leider macht sich Kate seit inzwischen über zehn Jahren ziemlich rar. Das letzte Studioalbum stammt aus dem Jahre 1993. Es soll aber angeblich bald ein neues Album erscheinen. Es wäre zu wünschen.

Oft vergleicht man Tori Amos mit Kate Bush, oder bezeichnet Tori als "Nachfolgerin" von Kate. Es gibt zwar durchaus Ähnlichkeiten, aber diese beiden Künstlerinnen sind viel zu eigenständig, um sie in einen gemeinsamen Topf zu werfen.


Weitere Empfehlungen:

The Kick inside (1978) - Tolles Debut einer jungen Frau. Noch nicht so ausgereift wie spätere Werke, aber von unglaublicher Frische und trotzdem mit Tiefgang

Hounds of Love (1985) - Ein Album mit gleich mehreren Hits, dazu ein grandioses Werk welches damals die komplette B-Seite füllte.

The Whole Story (1986) - Bei Kate sind selbst die Singles nicht flach. Von daher kann man Einsteigern durchaus dieses "Best Of" ans Herz legen.
Ich bin zwar ein Radikaler, aber mehr noch bin ich ein Lüstling! (Lady Snowblood 2: Love Song of Vengeance)
Raico

Beitrag von Raico »

Schön, dass du sie erwähnst! Auch mir ist Kate Bush in guter Erinnerung.
Hatte sie nicht vor urlangen Zeiten mal einen Hit namans Woothering Hides (oder wie immer man das schreibt?)
Ich fand das Stück toll. So seltsam kehlig und glucksend gesungen!
Könnte aber noch länger her sein als deine Titel.
(Will nicht hoffen, dass ich da jetzt gnadenlos was verwechsle!)
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Koala
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Beitrag von Koala »

Raico hat geschrieben:Hatte sie nicht vor urlangen Zeiten mal einen Hit namans Woothering Hides (oder wie immer man das schreibt?)
Ich fand das Stück toll. So seltsam kehlig und glucksend gesungen!
Könnte aber noch länger her sein als deine Titel.
Wuthering Heights (Track 6 auf The Kick Inside) basiert auf der gleichnamigen Novelle von Emily Bront (Heathcliff, it's me - Cathy. Come home, I'm so cold...) und Kate Bush erklomm mit ihren zwarten 17 Jahren urplötzlich die britischen Top 10, danach schaffte sie es immer wieder mit ihren fragil anmutenden Liedern die Charts zu stürmen.
Bei mir fing alles mit Moving (Track 1 auf The Kick Inside) an, ich hatte den Song im Radio gehört (damals war WDR 2 noch hörenswert :mrgreen:) und ich wußte sofort, daß ich die Platten von Kate Bush haben muß. Da war's mir auch egal, daß ich NWOBHM-typisch schwarz gekleidet rumlief und meine Kumpels die Nase ob der arg seltsam anmutenden Sängerin rümpften ;)

greetings, Keita

Edit: Typos korrigiert
Zuletzt geändert von Koala am So 19. Jun 2005, 17:11, insgesamt 1-mal geändert.
Raico

Beitrag von Raico »

Hi Koala!
Danke für die Info!
War dann wohl eine von den Schwestern Charlotte und Emily Bronte (mit den zwei Punkten über dem "e", die ich auf der Tastatur grad nicht hinkriege)
Gruß!
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Mike K.
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Re: CD der Woche: Kate Bush - Never for Ever

Beitrag von Mike K. »

Blap hat geschrieben:...The Whole Story (1986) - Bei Kate sind selbst die Singles nicht flach. Von daher kann man Einsteigern durchaus dieses "Best Of" ans Herz legen.
Hallo Blap,
das kann ich nur unterstreichen. :-)
Schon damals mochte ich ihre Eigenständigkeit, auch wenn es auf fast jedem Album von ihr ein oder zwei Songs gibt, die einem die Zehennägel hochrollen.
"Breathing" finde ich auch super und daneben noch "Under Ice", "And dream of sheep", "Experiment IV", "Hello earth"...
Wenn ich sie auf Fotos sehe, denke ich mir immer: Was für eine eigensinnige Pop-Rock-Elfe! Aber genial.

Wo wir gerade bei der holden Weiblichkeit der Musik sind:
Herausragend - v.a. stimmlich - ist für mich auch Pat Benatar. Hör dir mal meinen Lieblingssong "Painted Desert" von ihr an, am besten beim Stadtspaziergang durch einen heißen Sommertag. Vielleicht trifft das deinen Geschmack. Einfach klasse.

Gruß,
Mike

PS: Habe vorhin "In Absentia" von Porcupine Tree bestellt. Hast du sicher auch in deiner Sammlung, oder?
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Blap
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Beitrag von Blap »

Ein kleine Anmerkung habe ich noch zu Koalas Ausführungen. Kate Bush unterschrieb mit 17 den Plattenvertrag. Als ihr Debut erschien, war sie "immerhin" schon 20. Aber egal, die Songs sind ja nicht von heute auf morgen entstanden. Von daher ist die Altersangabe 17 nicht so verkehrt.

PS: Habe vorhin "In Absentia" von Porcupine Tree bestellt. Hast du sicher auch in deiner Sammlung, oder?
Von Porcupine Tree habe ich einige Scheiben in meiner Sammlung, u.a. auch "In Absentia". Ein schönes Album, wobei mir die beiden Vorgänger "Lightbulb Sun" und "Stupid Dream" allerdings noch besser gefallen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein Porcupine Tree Album "CD der Woche" wird. :)

Von Pat B. kenne ich nur sehr wenig. Werde aber mal reinhören.
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Beitrag von nisiboy »

Blap, du hast es mal wieder getroffen.

Immer gerne lese ich Deine Kritiken und in den letzten Wochen bin ich nur deshalb zaghaft mit meinen Kommentaren gewesen, weil ich mit Metal und Co. nicht so viel anfangen kann. In meinem Geist schwirrte es und ich dachte darüber nach, wie wir wieder auf einen Nenner kommen, bzw. was Du wohl von einem meiner absoluten Teenie-Favoriten halten würdest: Kate Bush.
Und nun das. Großartig.
Dazufügend möchte ich Dir eine Espisode widmen, die ich mir schon als geistiges Manuskript zurechtgelegt hatte, und ich hoffe, dass Du den Text als Dank an Deine inhaltlichen und stilistischen Kritiken verstehst:

Es muss so 1981 gewesen sein. Ich durfte mit dem alten Benz meiner Eltern, den neuen Führerschein in der Praxis erproben. Aus dem Wunsch mal mit einem der reizvolleren Mädels einen nächtichen Inspiration-Point aufzusuchen wurde mal wieder leider nix und so machte ich mich mit der Menge Bier im Magen und im Kopf, die ich vor mir selber gerade noch tolerieren konnte, auf den Heimweg. CDs gab es nocht nicht und in diesem Auto schon überhaupt gleich gar nicht. Aber einen Cassetten-Spieler (nicht umsonst Bandfresser genannt). An diesem Abend aber waren der Spieler und ich gut aufgelegt. Der Vollmond schien so hell, dass er Schatten warf und wegen des Alkoholgehalts in meinem Blutkreislauf schien es mir sinnvoll, nicht die Hauptverkehrsstraßen zu befahren. Also Schiebedach und alle Fenster auf und bei lockeren 60 bis 80 Sachen über die baumgesäumte Schmalspurlandstraße durch die Spätsommernacht. Die Musik von Kate verselbständigte sich durch meine Synapsen und ließ mich die Abzweigung zu meiner Schlafstelle links liegen lassen. Ich fuhr einfach weiter, weil es in dieser Nacht so sein mußte.
Fast wie von allein fand ich genau die Wege, deren landschaftliche Eindrücke mit der Musik zu einem homogenen wahrlich multimedialen Ereignis verschmolzen.
Es war hounds of love. Und ich hin und weg. Ich hörte die Cassette zweimal und fuhr auch manche Straße doppelt. Durch die aufgehende Sonne verblich die Mystik und die aufkommende Müdigkeit trieb mich ins Bett. Diese Nacht werde ich nie vergessen.

Heute würde sich mein Öko-Gewissen rühren, ob des einfach nur so rumdüsens. Aber ich hoffe, ich würde es wieder tun - wenn mich die Muse küsst.

Grüße aus dem Norden

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Beitrag von Blap »

Moin Nisiboy,

eine schön formulierte Erzählung. Ähnliches habe ich auch schon erlebt. Nur leider war der erste fahrbare Untersatz den ich quälen durfte, nur ein kleiner Käfer. (Nach einem Telefongespräch mit einer jungen Dame, bin ich so in Gedanken gewesen, dass ich etwas später mit 60 über die Autobahn fuhr ;). Das war allerdings Jahre nach dem Käfer, und es lief nicht Kate Bush, sondern andere schöne Musik ). Nur bei dem Album oder dem Jahr hast du was durcheinander geworfen. Hounds of Love erschien erst 85.

Vielen Dank fürs lesen, und die Anmerkungen zu meiner kleinen Rezi. Da macht es Spass, jede Woche was neues zu schreiben. :)
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Beitrag von nisiboy »

Hi Blap,

Hounds of love war es zu 100%. (Ich würde mich zu einer Wette verleiten lassen, dass ich von der Platte jeden 1 Sekunde langen Ausschnitt sofort erkenne, denn es war ja nicht so, dass ich die Scheibe nur dieses Mal gehört hatte...)

Dann war wohl der Führerschein schon etwas älter, der Benz hatte ein paar Kilometer mehr und ich hatte sogar schon das Reifezeugnis.

Korrägiere mich gerne.

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Beitrag von Blap »

Egal in welchem Jahr es war, es ist auf jeden Fall eine dieser "magischen Nächte" gewesen, die man niemals vergisst. :)
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