Wie in einem anderen Thread ja schon angedroht, waren Sleepyjoe und ich heute Nachmittag in FFM im "House of Hifi", einem kleinen Fachgeschäft, das als einziges hier in unserem Bereich Isophon-Lautsprecher in der Produktpalette führt.
Die Beratung übernimmt hier der Chef persönlich. Ich war überrascht festzustellen, daß Herr Fiedler noch recht jung ist, was jedoch einer kompetenten und freundlichen Beratung keinen Abbruch getan hat. Hierzu erst einmal an dieser Stelle nochmal recht herzlichen Dank (wer weiß, ob er nicht zufällig mal hier reinschaut, nachdem wir uns als Nubert-Forumsschreiber geoutet haben *g*). Der erste Eindruck des Geschäftes und der Hörräume war zwar zugegebenermassen erstmal ziemlich ernüchternd, da die Lautsprecher scheinbar wild in den 3 Hörstudios verteilt waren, aber Herr Fiedler entschuldigte dies mit aktuellen Umbau- und Optimierungsmassnahmen der Örtlichkeit...also durchaus entschuldbar. Insgesamt haben wir etwa 2,5 Stunden im Laden verbracht. 2 Stunden davon praktisch nur mit hören, der Rest war fachsimpeln und Beratung bezüglich passender Elektronik.
Unser Interesse an den Isophönern resultiert aus einer wirklich phantastischen Vorführung des Topmodells Cassiano auf der diesjährigen HighEnd in München (hier nachzulesen: http://www.nubert-forum.de/nuforum/ftopic10563.html ).
Heute konnten wir leider nur die Modelle Corvara und Enigma hören, da sämtliche größeren Vorführmodelle (Vieta und Europa II) aufgrund etwas längerer Lieferzeiten erst kürzlich aus dem Laden direkt verkauft worden waren. Einen Hörbericht der Europa II werden wir aber sicherlich in den nächsten Wochen hier nachliefern können, da Sleepyjoe seine Karte hinterlassen hat und benachrichtigt wird, sobald der Lautsprecher wieder bereit steht.
Die beiden Einstiegsmodelle (Corvara 3000,-- pro Paar; Enigma ca. 3200,-- pro Paar) haben wir an Symphonic Line-Elektronik zu hören bekommen.
Als erstes haben wir uns die Corvara vorgeknöpft. Aufgrund meiner schieren Begeisterung für die vorgeführte Cassiano auf der HighEnd waren meine Erwartungen immens hoch...und sie wurden voll erfüllt. Die Corvara spielt dermassen locker, präzise und detailreich, das es ein wahre Pracht ist. Wir hatten natürlich unsere eigenen CDs dabei und konnten deshalb auch Lieder hören, die wir von den eigenen Anlagen sehr gut kennen. Eigentlich egal mit welchem Musikstil (Rock, Pop, Techno, Klassik, Akustikstücke), die Corvara hat kleine Details in den Raum gestellt, die ich auf meiner NuLine 80 so nicht kenne. Die 80er ist teilweise doch spür- und hörbar überfordert bei komplexen Stücken, im Vergleich zur Corvara.
Die Isophon versteht es, eine sehr große und tiefe Bühne aufzubauen. Die Ortbarkeit einzelner Instrumente war für mein Empfinden sehr gut, man konnte meistens exakt mit dem Finger hindeuten. Wo man aber zu keiner Zeit hingedeutet hätte, wäre der Lautsprecher selbst gewesen. Die Musik wurde vollkommen vom Lautsprecher losgelöst und wurde selbst wenn man ausserhalb der Mitte saß, zwischen die Boxen gestellt. Wir mußten uns schon praktisch auf die gleiche Linie mit der Box begeben, um einen der Lautsprecher als dominant herauszudeuten.
Im Bassbereich spielt die Corvara trocken, sogar staubtrocken. Kurze Bassschläge werden nicht im geringsten "weichgespült" und im Vergleich zu meinen Nubis schiebt die Corvara ein gutes Stück tiefer und heftiger im Bassbereich an. Diese trockene und straffe Spielart zieht sich aber auch über die restlichen Frequenzbereiche hin. Die Gitarre in "Money for nothing" von den Dire Straits zum Beispiel wurde so hart gezupft, daß man fast schon die Befürchtung hatte, die Saite müßte zerreißen.
Nach über einer Stunde bei teilweise brachialen Lautstärken (absolut nicht mehr zu empfehlen für nachbarschaftsfreundliche Heimanwendungen) haben wir die Corvara dann von ihrem Leiden erlöst und haben uns die Enigma aufbauen lassen. Und dann ging die Prozedur von vorne los...die gleichen Lieder, die gleiche Reihenfolge, die gleichen Lautstärken.
Und siehe da, die Enigma war dezent "weicher" ausgelegt. Durch das Bandpassprinzip im Bassbereich war schon beim ersten Stück aus dem Herr-der-Ringe-Soundtrack ein deutlich tieferer und druckvollerer Tiefbass herauszuhören. Der Eindruck hat sich so auch durch die komplette Musik-Palette durchgezogen, vorallem in einem Stück von Lenny Kravitz (Sleepyjoe kann euch sicher sagen, welches genau das war) hatte die Corvara doch hörbar das Nachsehen gegenüber der Enigma. Gerade durch dieses Bandpassprinzip ist die Enigma unserer Meinung nach aber etwas kritisch in der Aufstellung. Die tiefen, druckvollen Bässe sind sicherlich nicht für jeden Raum geeignet und die Box sollte gehörig Abstand zu Wänden in jeder Richtung haben. Herr Fiedler bestätigte auch den Eindruck von mralbundy, der in seinem Hörbericht zur Vieta auf AreaDVD einen leistungsstarken Verstärker forderte, um die watthungrige Bandpassbauweise angemessen zu befeuern.
Insgesamt bleibt die Enigma aber in der Straffheit und der trockenen Spielweise doch etwas hinter ihrem neueren Schwesterstück zurück (deshalb die Umschreibung "weicher"). Wir haben den Unterschied für uns so definiert, daß die Corvara in der tonalen Auslegung eher mit der NuWave-Reihe zu vergleichen ist und die Enigma mit der NuLine-Reihe. Die Enigma konnte auch keine so große Bühne in den Raum zaubern. Der Raum war einfach nicht so voluminös ausgefüllt. Es war eine deutlich kleinere Mitte zu erkennen und schon ein einziger Schritt zur Seite reichte aus, um einen dominanten Lautsprecher zu hören. Wobei sich auch die Musik nicht vom Lautsprecher selbst ablösen konnte. Möglicherweise liegt die Ursache hierfür im kleinen Abstand von Hoch- und Mitteltöner, wodurch der Lautsprecher sich mehr wie ein Punktstrahler verhält.
Verarbeitungsmäßig sind beide absolut top. Weder das Echtholzfurnier der Enigma, noch die Lackierung der Corvara haben Schwächen erkennen lassen. Die Kanten waren jedesmal sauber gearbeitet, die Membranen schön ins Gehäuse eingearbeitet.
Abschließend bleibt für mich jetzt nur der Vergleich zu meiner NuLine 80 und die kann gegen beide Isophöner nicht im Geringsten anstinken. Wo diese Beiden kleinste Details herausarbeiten und der Bass staubtrocken in den Raum geschleudert wird, da kommt aus der 80er ein lauhes Lüftchen. Details werden einfach verschluckt und der Bass wirkt, davon abgesehen das ihm die Tiefe fehlt, matschiger. Natürlich ist der Vergleich nicht ganz fair, da es sich hier um eine gänzlich andere Preis- und Leistungsklasse handelt, aber für mich steht zumindest fest, daß es keinen Sinn macht, mir eine NuLine 100 nach Hause zu holen (womit ich mal geliebäugelt hatte). So groß ist der Unterschied zur 80er nämlich dann doch nicht (habe die 100 schon in Schwäbisch Gmünd gehört), daß sich das lohnen würde. Ich müßte für eine deutliche Steigerung auf jeden Fall schon zur 120er greifen. Aber selbst die würde sich glaub ich sehr schwer gegen die Isophones tun (Sleepyjoe wird hierzu aber sicher noch ein bisschen was sagen, der kennt die 120er besser wie ich). Im Gegensatz zu den beiden Nubert-Flaggschiffen wirken die Isophöner aber zierlich, was mir deutlich besser gefällt. Schließlich soll das Wohnzimmer auch wohnlich bleiben und nicht von zwei solchen "Särgen" dominiert werden.
Persönlich hat mir die Corvara von der Spielweise her besser gefallen wie die Enigma. Mich hat das Trockene der Corvara mehr begeistert, obwohl ich optisch der Enigma den Vorzug geben würde.
Fazit für mich demnach: Wenn ich irgendwann (dieses Jahr auf keinen Fall mehr, nächstes Jahr wer weiß *g*) mal wieder flüssig bin und darüber nachdenke, meine Hifi-Austattung aufzubessern, dann sind auf jeden Fall beide Isophones extrem heiße Kandidaten für mein liebes Geld. Vorzug im Moment hat klar die Corvara.
Fazit für euch da draussen: Kauft euch ein paar Lautsprecher und dann geht am besten nie wieder in irgendein Fachgeschäft um Boxen probe zu hören. Und schonmal gar keine, die am Ende sogar noch besser sind wie die Eigenen. Sowas setzt einem nur unnötige Flausen in den Kopf...Flausen für die man das Geld nämlich meistens nicht hat. Ich habe heute auf der Heimfahrt doch tatsächlich kurz überschlagen, wie lange ich bräuchte um mir die Asche für die Corvara und zwei Monoblöcke (die eventuell nötig wären, weil mein Marantz die leistungshungrige Isophon womöglich nicht angemessen versorgen kann) zusammenzusparen.
![Wink :wink:](./images/smilies/nuforum/icon_wink.gif)
So, jetzt hab ich über eine Stunde an dem Bericht hier gesessen. Mir bluten jetzt die Finger und deshalb gebe ich das Wort ab an meinen Mithörer Sleepyjoe und die Fragerunde geht an euch.
![Biggrin :D](./images/smilies/nuforum/icon_biggrin.gif)