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CD der Woche: Porcupine Tree - Lightbulb Sun

Alles rund um die Musik auf CD, DVD und Schallplatte
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Blap
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CD der Woche: Porcupine Tree - Lightbulb Sun

Beitrag von Blap »

Die Progressive Rocker der Neuzeit haben es nicht unbedingt leicht. Wurden doch in der Hochzeit dieser Musikrichtung, der ersten Hälfte der Siebziger, etliche unsterbliche Klassiker geschaffen. Erschwerend kommt hinzu, dass Bands wie Yes, Genesis, King Crimson, Van der Graaf Generator, Gentle Giant, Pink Floyd und viele andere, nicht nur unzählige Meisterwerke erschaffen haben, sondern auch die Grenzen des Möglichen sehr weit ausgeleuchtet haben. Folglich setzt man sich schnell dem Vorwurf aus, einfach nur ein langweiliger Kopist zu sein. Das dies nicht zwangsläufig passieren muss, beweisen immer mehr junge, frische Bands. Diesen gelingt es trotz der hohen Messlatte, dem Prog neue Impulse zu verleihen, ohne dabei die Wurzeln zu verleugnen. Ein Beispiel dafür sind Porcupine Tree. Ursprünglich überwiegend ein Soloprojekt von Steven Wilson, entwickelte sich von Album zu Album immer mehr eine organische, eigenständige Band.

Das Debut "On the Sunday of Life", ist bereits vielversprechend, wirkt aber noch etwas unausgegoren. Bereits Album Nummer Zwei "Up the Downstair" zeigt sich gereifter, ist aber zum grössten Teil noch immer ein Soloprojekt Wilsons. "The Sky moves Sideways" aus dem Jahre 1995 markiert den Übergang zur "richtigen" Band, und mit "Signify" aus dem Jahre 1996, kredenzen uns Porcupine Tree das erste echte Werk einer Band. "Signify" stellte dann auch gleich den bisherigen Höhepunkt im Schaffen von Wilson&Co dar, wurde aber vom Nachfolger "Stupid Dream" nochmals getoppt. Mit "Stupid Dream" und dem hier besprochenen "Lightbulb Sun", brach die bisher stärkste Phase der Band an. Die beiden neueren Werke "In Absentia" und "Deadwing" erweiterten den Sound um eine spröde Härte, die mich ein wenig skeptisch und ratlos zurücklässt. Diese Alben sind keinesfalls schlecht, sie beweisen vielmehr, dass sich Wilson nicht ständig im Kreis dreht. Ich brauche lediglich mehr Zeit um damit warm zu werden.

Was erwartet uns nun auf "Lightbulb Sun"? Ganz sicher passt das Album in keine gängige Schublade. Das ist kein Retro-Prog, auch kein Alternative Rock und ganz sicher kein Chartpop. Eher eine Mischung aus vielen Jahren Musikhistorie, in Form gebracht durch die unverwechselbare Handschrift des Herrn Wilson. Ein wenig Psychedelic, etwas Indie ohne dabei zu schrammelig zu sein, teils sehr eingängige Melodien, mehr oder weniger verschrobene Texte. Überhaupt fällt auf, dass die Band ohne Zweifel auf hohem musikalischen Niveau spielt, es hier aber definitiv nicht um Gefrickel, und der damit oft verbundenen Selbstdarstellung geht. Erstklassiges Songwriting und souveräne Umsetzung dessen, sind hier die bestimmenden Themen!

Das Album beginnt mit akustischer Gitarre, und Wilson singt mit leicht entrückter Stimme. Das klingt zunächst sehr drogengeschwängert und hippielike, aber schon bald nimmt der Song Fahrt auf. Bereits der Opener zeigt uns, wie geschickt Porcupine Tree es schaffen, verschiedene Stile zu einem völlig eigenständigen Musikerlebnis zu verschmelzen. Besonders gut gefällt mir hier das Gitarrenspiel von Wilson. "How is your life today?" klingt irgendwie nach den Beatles um 1967, verkommt aber keinesfalls zu einer stumpfen Kopie. Ich mag diesen verträumten Song sehr gern, besonders die zweiten Hälfte in der sich Gentle Giant-artige Chöre hinzugesellen. "Four Chords that made a Million" entwickelt sich schnell zum Ohrwurm, und zeigt dabei eine erstaunliche Bandbreite auf. Hier etwas Psychedelic, da ein wenig Alternative, und über allem Steven Wilsons Gesang und Gitarre. Solche Musik würde ich mir im Radio wünschen! "Shesmovedon" pendelt gekonnt zwischen Melancholie und rockigen Passagen, und natürlich schüttelt Wilson wieder einen wundervollen Refrain aus dem Ärmel, als wäre es die leichteste Übung der Welt. Gerade beim tollen Refrain, kommen wieder Erinnerungen an die stärksten Momente der Beatles hoch. Ganz gross! "Last Chance to evacuate Planet Earth before it is recycled", was für ein Songtitel. Auch wieder wundervolle Gesangsharmonien, und eine irgendwie leicht entrückte, ja fast psychedelische, Stimmung.

"The Rest will flow" verbreitet gut Laune. Pop mit Tiefgang nenne ich das. So kann sich eingängige Musik anhören, ohne dabei auch nur im Ansatz flach zu wirken. "Hatesong" bietet dann wieder die, von sicherlich vielen Fans gewünschte und erwartete, schwerere Kost. An dieser Stelle soll auch die sehr gute Arbeit, von Basser Colin Edwin, und Drummer Chris Maitland Erwähnung finden. Die beiden Musiker schaffen ein solides Gerüst, auf dem Wilson locker und souverän seine Balanceakte vorführen kann. Hier wird der Vorteil einer echten, organischen Bandformation sehr deutlich. "Where we would be" beginnt mit Vogelgezwitscher. Dieses wird schnell von Gitarre und Gesang verdrängt. Auch dieser Song verbreitet ein schöne, leicht melancholische Stimmung. Das ideale Vorspiel für den folgenden Longtrack "Russia on Ice". Dreizehn Minuten wundervolle Musik vom Allerfeinsten. Ein ruhiges, leicht psychedelisches Intro, tolles Bassspiel, Atmosphäre pur. Aber keine Angst, die dreizehn Minuten plätschern nicht einfach so dahin. Wilson wäre nicht Wilson, wenn der Song nicht mehrfach Tempo und Stimmung variieren würde. Der letzte Song "Feel so low" ist ein unglaublich intensiver, aber völlig kitschfreier Tränenzieher. Fantastisch, ich liebe es!

Fazit: Man sollte dieses Album auf jeden Fall gehört haben. Gebt der Scheibe drei bis vier Durchläufe Zeit, dann wird sie Besitz von euch ergreifen! Hier sollte eigentlich jeder reinhören, der etwas mit guter Musik anfangen kann. Auch die Leute für die Progressive Rock, etwas Unbekanntes oder sonst zu schwer Zugängliches ist. Egal ob Rocker, Progger oder gar Metalhead, lasst euch diese Band nicht entgehen. Steven Wilson wurde nicht umsonst hinzugezogen, um "Alt-Neoproggern" wie Fish, oder "Prog-Deathern" wie Opeth, den Weg zu neuen Horizonten aufzuzeigen!



Weitere Empfehlungen:


The Sky moves Sideways (1995) - Sehr floydiges Werk. Die Neuauflage kommt leicht überarbeitet, und mit Bonus-CD daher. Sehr empfohlen!

Signify (1996) - Auch hier gibt es eine Neuauflage mit erstklassiger Bonus-CD. Das erste richtige "Bandwerk".

Stupid Dream (1999) - Grandios. Neben "Lightbulb Sun" der bisherige Höhepunkt der Band.

In Absentia (2003) - Sperriger und härter, aber noch immer typisch Wilson. Gut!
Ich bin zwar ein Radikaler, aber mehr noch bin ich ein Lüstling! (Lady Snowblood 2: Love Song of Vengeance)
Nolli
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Beitrag von Nolli »

ich kenne dieses album nicht, aber nun möchte ich es auf jeden fall mal hören!

in absentia gefällt mir recht gut, dort aber gerade die sanfteren, poppigeren parts (prodigal, the sound of muzak, collapse the light into earth...). es ist zwar gut für die abwechslung wenn wilson hin und wieder härtere gar metallische riffs einstreut überzeugen allerdings tut mich das nicht vollends...
Philipp
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Beitrag von Philipp »

Bei mir war es eigentlich gerade dieses gelegentliche Einstreuen von härteren Passagen, die mir das Einhören in "In Absentia" sehr erleichtert hat. Das sorgt für eine gewisse Spannung und Dynamik. Zudem war IA meine erste Stachelschwein-Platte, so dass ich völlig ohne irgendwelche Erwartungen an die Platte rangehen konnte.
Das Nachfolgewerk "Deadwing" gefällt mir noch besser. Ist irgendwie sperriger, epischer, weniger geradlinig, dafür aber interessanter und mit mehr Langzeitwirkung. Auf den ersten Blick wirkt die Scheibe ein wenig schwächer, weil weniger eingängig, aber nach ein paar Durchläufen kann sie ihren Vorgänger IMHO sogar noch toppen.

Ansonsten kenne ich noch "Lightbulb Sun" und "Stupid Dream", beides sehr gute Alben, allerdings IMHO nicht ganz so interessant wie die beiden letzten. Möglicherweise hab ich mich aber einfach noch nicht gut genug eingehört.

Was die Beschreibung der Musik angeht kann ich dem Blap nur beipflichten. Grandioser Job wie immer! Macht trotzdem immer wieder Spass zu lesen, was andere Leute so über ein Album denken. Ich glaub ich muss auch mal wieder an meinen Thread ran. ;)


Jetzt aber mal ein kleiner genereller Rundumschlag:
Die Progressive Rocker der Neuzeit haben es nicht unbedingt leicht. Wurden doch in der Hochzeit dieser Musikrichtung, der ersten Hälfte der Siebziger, etliche unsterbliche Klassiker geschaffen. Erschwerend kommt hinzu, dass Bands wie Yes, Genesis, King Crimson, Van der Graaf Generator, Gentle Giant, Pink Floyd und viele andere, nicht nur unzählige Meisterwerke erschaffen haben, sondern auch die Grenzen des Möglichen sehr weit ausgeleuchtet haben. Folglich setzt man sich schnell dem Vorwurf aus, einfach nur ein langweiliger Kopist zu sein. Das dies nicht zwangsläufig passieren muss, beweisen immer mehr junge, frische Bands. Diesen gelingt es trotz der hohen Messlatte, dem Prog neue Impulse zu verleihen, ohne dabei die Wurzeln zu verleugnen.
Ich finde ja immer noch, die großen Klassiker der 70er werden (vor allem von denjenigen, die damals schon gelebt haben ;) ) ein wenig überbewertet. Diese Bands haben alle ein paar grandiose Alben erschaffen, das tun aktuelle Bands wie eben Porcupine Tree aber auch. Geben wirs doch mal zu, mehr als drei wirkliche Meisterwerke hat keine der "großen" Bands zu Wege gebracht, und die wirklich geniale Schaffensphase war auch praktisch nie länger als zehn Jahre. Was macht diese Bands also beispielsweise besser als Dream Theater (sorry, der Name muste einfach mal wieder fallen), die problemlos mit vergleichbaren Eckdaten aufwarten können?
Das Argument "DT haben den Sound nicht erfunden, sondern stützen sich auf die Pionierarbeit der 70er-Progger" zieht IMHO nicht, denn die Altherrenprogger haben den Sound auch nicht völlig neu erfunden, sondern stützen sich wiederum auf Leute wie LedZep oder die späten Beatles, Psychedelic Rock und ein paar Elemente aus Klassik und Fusionjazz. Aktuelle Bands bedienen sich natürlich ebenfalls in der Vergangenheit, und dabei wird eben auch gerne auf die 70er Jahre zurückgegriffen. Anspruchsvolle, vielschichtige Musik gabs schon früher und auch später, nur waren die 70er halt zufällig die Zeit wo das ganze Zeug auf einmal populär wurde.

Abgesehen von der Hardcore-Retroprog-Schiene und den (ästhetisch eh fehlgeleiteten) Neoproggern haben die meisten Bands, die aktuell unter "Prog" laufen, lediglich noch ein paar garnierende Elemente des typischen 70er-Progrock in ihrer Musik, genauso wie von vielen anderen Stilen auch. Diese Bands haben IMHO das Recht, nicht ständig mit Genesis oder Yes verglichen zu werden, es sei denn man orientiert sich wirklich gezielt an deren Sound.
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Blap
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Beitrag von Blap »

ch finde ja immer noch, die großen Klassiker der 70er werden (vor allem von denjenigen, die damals schon gelebt haben Wink ) ein wenig überbewertet. Diese Bands haben alle ein paar grandiose Alben erschaffen, das tun aktuelle Bands wie eben Porcupine Tree aber auch. Geben wirs doch mal zu, mehr als drei wirkliche Meisterwerke hat keine der "großen" Bands zu Wege gebracht, und die wirklich geniale Schaffensphase war auch praktisch nie länger als zehn Jahre.
Sehr fragwürdige Ansichten. Natürlich haben viele der genannten Bands etliche Meisterwerke veröffentlicht. Die "geniale Phase" dauert bei einigen noch heute an, nur ist Prog heute eben keine Musik für die Massen. Das soll aber keinesfalls das Schaffen der jüngeren Bands schmälern, ich bin sehr froh, dass es eine Menge frisches Blut gibt! PT gehören ganz sicher zur Sperrspitze dieser Bewegung, und ein Genius wie Wilson braucht sich vor kaum jemandem verstecken!

Was macht diese Bands also beispielsweise besser als Dream Theater (sorry, der Name muste einfach mal wieder fallen), die problemlos mit vergleichbaren Eckdaten aufwarten können?
Ich mag DT. Aber zur Größe der wahren Klassiker fehlt doch einiges. Es reicht eben nicht, ein Gott auf seinem Instrument zu sein. Wobei ich die letzten DT-Scheiben (seit Scenes...) allesamt sehr mag, aber "Meisterwerke" bzw. "Meilensteine" sind das ganz sicher nicht. Wie man Meisterwerke erschafft, sollten sich Portnoy&Co., mal bei Fates Warning anhören. ;)
die aktuell unter "Prog" laufen, lediglich noch ein paar garnierende Elemente des typischen 70er-Progrock in ihrer Musik, genauso wie von vielen anderen Stilen auch. Diese Bands haben IMHO das Recht, nicht ständig mit Genesis oder Yes verglichen zu werden, es sei denn man orientiert sich wirklich gezielt an deren Sound.
Zum Nachdenken: Warum ist der Titelsong der aktuellen DT Scheibe, dann ein Raubzug quer durch all die großen Klassiker? Wer bewusst kopiert, oder meinetwegen huldigt, muss sich zwangsläufig auch Vergleiche gefallen lassen.
Altherrenprogger haben den Sound auch nicht völlig neu erfunden, sondern stützen sich wiederum auf Leute wie LedZep oder die späten Beatles, Psychedelic Rock und ein paar Elemente aus Klassik und Fusionjazz.
Led Zep haben in der Aufzählung nichts verloren. King Crimson Debut von 1969, Led Zep Debut ebenfalls von 1969! Der Einfluss der Beatles ist ohne Zweifel vorhanden. Allerdings bezogen diese ihre Ideen für Alben wie "Sgt.Peppers...", aus dem Underground der britischen Psychedelic Szene der späten Sixties, die bekanntlich vom Prog "absorbiert" wurde.
Anspruchsvolle, vielschichtige Musik gabs schon früher und auch später, nur waren die 70er halt zufällig die Zeit wo das ganze Zeug auf einmal populär wurde.
Was den Bereich "Pop Musik" angeht, gab es diese "anspruchsvolle" Musik eben nicht vor den späten Sechzigern. Auch hier waren die Beatles, ab ihrem ersten Meisterwerk "Rubber Soul" (1965), wieder von unglaublicher Wichtigkeit!
Nun gut, man kann sich bei diesem Thema in endlose Haarspaltereien verstricken, und wird doch zu keinem Konsens kommen. Fakt ist für mich: Die jüngeren Bands sind unverzichtbar, aber man sollte auch die Wurzeln kennen!
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Philipp
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Beitrag von Philipp »

Ha, endlich mal wieder eine richtig schöne kontroverse Prog-Diskussion! :mrgreen:
Blap hat geschrieben:Sehr fragwürdige Ansichten. Natürlich haben viele der genannten Bands etliche Meisterwerke veröffentlicht. Die "geniale Phase" dauert bei einigen noch heute an, nur ist Prog heute eben keine Musik für die Massen. Das soll aber keinesfalls das Schaffen der jüngeren Bands schmälern, ich bin sehr froh, dass es eine Menge frisches Blut gibt! PT gehören ganz sicher zur Sperrspitze dieser Bewegung, und ein Genius wie Wilson braucht sich vor kaum jemandem verstecken!
Gegen die Meisterwerke hab ich nix gesagt, aber mehr als drei wirklich bahnbrechende Klassiker hat wirklich kaum eine Band. Und nenne mir bitte eine einzige der großen 70er-Jahre-Bands, die heute noch auf dem Niveau spielen wie damals?
Ich mag DT. Aber zur Größe der wahren Klassiker fehlt doch einiges. Es reicht eben nicht, ein Gott auf seinem Instrument zu sein. Wobei ich die letzten DT-Scheiben (seit Scenes...) allesamt sehr mag, aber "Meisterwerke" bzw. "Meilensteine" sind das ganz sicher nicht. Wie man Meisterwerke erschafft, sollten sich Portnoy&Co., mal bei Fates Warning anhören.
Mit "Meilensteine" meine ich auch nicht die Platten ab "Scenes...", sondern diejenigen davor. Heutzutage kommen zwar noch gute Rockplatten auf weit überdurchschnittlichem Niveau, aber nichts wirklich weltbewegendes mehr.
Und über die "Meisterwerk"-Qualitäten von Platten wie "Images & Words" oder "Awake" lässt sich zwar streiten (dir gefällts ja eher weniger...), aber genauso gut könnte man auch über die Qualität von "Lamb lies down..." oder "Wish you were here" streiten. Die Verkaufszahlen sprechen zwar für die alten Klassiker, aber ist das ein Garant für Qualität? Und wenn nicht, WIE willst du die Qualität einschätzen und behaupten, die alten Platten wären besser? Und vor Fates Warning brauchen sich DT ganz sicher auch nicht zu verstecken.
Eigentlich hab ich das Beispiel aber nur deswegen genommen, weil DT nunmal die einzige Progband dieser Tage sind, die sich in Punkto Popularität überhaupt ansatzweise mit den alten Größen messen kann. Es fehlt zwar noch ein Riesenstück zu den Verkaufszahlen von Floyd oder so, aber DT sind näher dran als alle anderen aktuellen Progger zusammen.

BTW ich bin zwar eigentlich der Meinung, dass objektive Qualität bei Musik ÜBERHAUPT NICHT EXISTIERT (sprich: JEDE Musik ist grundsätzlich erstmal gleich gut oder schlecht, der Wert entsteht erst im Kopf des jeweiligen Hörers), aber wenn jemand sich eine eigene Meinung leistet darf ich doch zumindest mit meiner eigenen kontern. ;)
Zum Nachdenken: Warum ist der Titelsong der aktuellen DT Scheibe, dann ein Raubzug quer durch all die großen Klassiker? Wer bewusst kopiert, oder meinetwegen huldigt, muss sich zwangsläufig auch Vergleiche gefallen lassen.
Der Song ist "proggiger" (im Sinne von "näher am 70s-Progrock") als alles, was DT je zuvor gemacht haben. Das ist auch volle Absicht und darf natürlich auch verglichen werden. Aber beispielsweise "Awake" mit 70s Prog zu vergleichen finde ich völlig blödsinnig, denn bis auf den gemeinsamen Anspruch, komplexe und vielschichtige Musik zu machen, sehe ich da kaum Gemeinsamkeiten.
Led Zep haben in der Aufzählung nichts verloren. King Crimson Debut von 1969, Led Zep Debut ebenfalls von 1969! Der Einfluss der Beatles ist ohne Zweifel vorhanden. Allerdings bezogen diese ihre Ideen für Alben wie "Sgt.Peppers...", aus dem Underground der britischen Psychedelic Szene der späten Sixties, die bekanntlich vom Prog "absorbiert" wurde.
OK, schlechtgewähltes Beispiel, da hab ich mich wohl um ein paar Jahre verschätzt (habe LedZep so in den Zeitraum von '68 bis '72 verlegt, dabei gings ja danach erst richtig los).
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Nolli
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Beitrag von Nolli »

schöne diskussion

entschuldigt dass ich mich in diese fundierte diskussion mit einem etwas flacheren kürzeren beitrag einmische aber mei musi ist grad so laut und gewalttätig dass ich meine gedanken net besser sammeln kann...


1.) phillipp hat grundsätzlich nicht ganz unrecht! ich bin auch der meinung dass es heute bands gibt die locker auf dem niveau der großen alten musizieren (waltz, nevermore...)

2.) DT sind leider ein sehr unglückliches beispiel phillipp!! ich liebe diese band sogar, aber in die ganz ganz ganz allerallererste liga sind die nie vorgestoßen (auch wenn scenes einen fuß über die schwelle gesetzt hat)..
blap hat hier recht mit seinem verweis auf fates warning!!
du sagst verkaufszahlen seien im hinblick auf bands wie floyd, genesis etc kein gradmesser, wählst aber DT aufgrund deren popularität (und somit verkaufszahlen). das passt auch nicht ganz
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Blap
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Beitrag von Blap »

Ha, endlich mal wieder eine richtig schöne kontroverse Prog-Diskussion!
So kontrovers ist die Diskussion gar nicht. Es geht mal wieder um die Feinheiten! ;)
Gegen die Meisterwerke hab ich nix gesagt, aber mehr als drei wirklich bahnbrechende Klassiker hat wirklich kaum eine Band. Und nenne mir bitte eine einzige der großen 70er-Jahre-Bands, die heute noch auf dem Niveau spielen wie damals?
"Bahnbrechende Klassiker":

King Crimson = Die ersten sieben Alben. Ferner auch heute noch extrem hohes Niveau, auch wenn die Musik meinen Geschmack nicht mehr unbedingt trifft.

Genesis = Die Alben "Trespass" bis einschliesslich "Wind and Wuthering". Immerhin auch sieben an der Zahl!

Yes = Die Alben "The Yes Album" bis einschliesslich "Relayer". Immerhin sechs an der Zahl. Auch heute noch eine erstklassige Band.
Mit "Meilensteine" meine ich auch nicht die Platten ab "Scenes...", sondern diejenigen davor. Heutzutage kommen zwar noch gute Rockplatten auf weit überdurchschnittlichem Niveau, aber nichts wirklich weltbewegendes mehr.
Die grossen DT Alben sind natürlich die Scheiben ab "Scenes...". :mrgreen:
aber genauso gut könnte man auch über die Qualität von "Lamb lies down..." oder "Wish you were here" streiten.
Nein.
Die Verkaufszahlen sprechen zwar für die alten Klassiker, aber ist das ein Garant für Qualität?
Natürlich nicht. Aber was tut das zur Sache?
Und vor Fates Warning brauchen sich DT ganz sicher auch nicht zu verstecken.
Wenn es um das beherrschen der Instrumente geht, brauchen sich DT sicherlich vor fast niemandem zu verstecken. Was meiner Meinung nach Fates Warning aber über Dream Theater stellt, ist die Tatsache, dass Fates Warning echte Emotionen hör- und spürbar machen. Das liegt vielleicht auch am Sänger, denn Ray Alder ist nicht nur einfach besser als LaBrie, sondern er lebt die Songs, während LaBrie eher interpretiert. (Wenn auch auf überwiegend hohem Niveau. Hier nochmal der Hinweis, dass ich ausdrücklich kein LaBrie Gegner bin) Ferner muss man LaBrie sowieso ein wenig in Schutz nehmen, da er sicherlich innerhalb DT einen geringeren Stellenwert besitzt, als Alder im Gefüge von FW.
BTW ich bin zwar eigentlich der Meinung, dass objektive Qualität bei Musik ÜBERHAUPT NICHT EXISTIERT (sprich: JEDE Musik ist grundsätzlich erstmal gleich gut oder schlecht, der Wert entsteht erst im Kopf des jeweiligen Hörers)
Das ist bis zu einem gewissen Grad sicherlich richtig. Nach dem Motto: "Schön ist nicht schön, gefallen macht schön". Natürlich kann man Musik nicht "objektiv bemessen". Das wäre ein Desaster. Musik ist Emotion, Leben, Energie!

Was solls. "Eigentlich" sind wir mal wieder einer Meinung, und es hapert nur an den Details. Ich bin froh, dass es Leute wie dich, Nolli, Henry gibt, mit denen man über "richtige" Musik diskutieren kann. Selbst die meist sinnfreien Statements von el_gasolino sind unverzichtbar. ;)

Der Song ist "proggiger" (im Sinne von "näher am 70s-Progrock") als alles, was DT je zuvor gemacht haben.
Ja. Dazu ist der Song wirklich klasse, obwohl nur wild "zusammengeklaut", und nicht wirklich eine in sich geschlossene Großkomposition. ;)
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ASS_GAS
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Beitrag von ASS_GAS »

BLOSS WEIL'S HAUPTSÄCHLICH EINZEILER SIND, IST DER INHALT NOCH LANGE NICHT SINNFREI :evil: UND RECHT HABT IHR ALLE ! HAARSPALTEREI WAS IHR DA MACHT; ABER AUF HOHEM NIVEAU :wink:

EDIT:
ICH DENKE SO DARÜBER: DIE ALTEN HABEN DIE VORARBEIT GELEISTET, DIE JUNGEN SORGEN FÜR DIE PERFEKTIONIERUNG !
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Philipp
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Beitrag von Philipp »

Toll, jetzt haben wir vermutlich schon wieder alle "normalen" Forenmitglieder so verschreckt, dass sich keiner mehr traut hier rein zu posten.
Blap hat geschrieben:Wenn es um das beherrschen der Instrumente geht, brauchen sich DT sicherlich vor fast niemandem zu verstecken. Was meiner Meinung nach Fates Warning aber über Dream Theater stellt, ist die Tatsache, dass Fates Warning echte Emotionen hör- und spürbar machen. Das liegt vielleicht auch am Sänger, denn Ray Alder ist nicht nur einfach besser als LaBrie, sondern er lebt die Songs, während LaBrie eher interpretiert. (Wenn auch auf überwiegend hohem Niveau. Hier nochmal der Hinweis, dass ich ausdrücklich kein LaBrie Gegner bin) Ferner muss man LaBrie sowieso ein wenig in Schutz nehmen, da er sicherlich innerhalb DT einen geringeren Stellenwert besitzt, als Alder im Gefüge von FW.
Ich spreche doch gar nicht von Instrumentalbeherrschung. Dass DT da zu den ganz großen gehören sollte wohl klar sein, aber hat ja grundsätzlich erstmal nix mit der Qualität der Musik zu tun. Ich finde aber in der Tat die ersten paar Alben von DT rein musikalisch besser als alles was FW je gemacht haben. Sorry, ich kann ja auch nix dafür. ;)
Das ist bis zu einem gewissen Grad sicherlich richtig. Nach dem Motto: "Schön ist nicht schön, gefallen macht schön". Natürlich kann man Musik nicht "objektiv bemessen". Das wäre ein Desaster. Musik ist Emotion, Leben, Energie!
Da hatten wir neulich im Progforum eine Diskussion drüber... ist dann aber dermaßen ins Philosophische ausgeartet dass man zuletzt kaum noch wusste wer jetzt eigentlich mit wem über was diskutiert. ;) (geht mal auf progforum.de, dann "Non-Prog" und dort "Drums & Feel". Keine Angst, der Thread wurde nach 4 Posts elegant ins OT katapultiert)
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floyd
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Beitrag von floyd »

Blap hat geschrieben:
aber genauso gut könnte man auch über die Qualität von "Lamb lies down..." oder "Wish you were here" streiten.
Nein.
Doch!

Ist doch wieder eine Frage des persönlichen Gechmacks. :wink:

Ich höre Genesis nur bis 1973 (Selling England By The Pound) Da
nach kam für mich nichts mehr interessantes. Bei Floyd geht es bis
zum Jahre 1973. Also, bis Obscured By Clouds. Danach ... :cry:

Zurück zum Thema.
Ein paar Porcupine Tree Alben stehen bei mir natürlich auch im Regal.
Als persönlicher Favorit waere Stupid Dream zu nennen.

Danke für die schöne Rezension und Infos zur Band ...

Gruss / Uwe
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