CD der Woche: Possessed - Seven Churches

[Blap]

Die Drohung stand bereits längere Zeit im Raum. Auch Vertreter der "Knüppel aus dem Sack" Fraktion, müssen irgendwann zum Thema der "CD der Woche" werden. Den Anfang macht ein Underground Klassiker aus den (un)seligen Achtzigern. Man kann sich in endlosen Haarspaltereien ergehen, ob das Possessed Debut "Seven Churches", nun tatsächlich das erste Death Metal Album überhaupt war. Fakt ist ohne Zweifel, dass diese Scheibe damals einen neuen Knüppelrekord aufstellte. Spätere Deather mögen schneller und noch brutaler spielen, aber dieser Hassklumpen ist einer der Grundsteine für die gesamte Szene. Selbst Bands wie Slayer, Exodus und Konsorten, konnten 1985 diesen Krawallfaktor (noch) nicht aufbieten. Possessed konnten allerdings nicht mehr an das Debut anknüpfen. Das Zweitwerk "Beyond the Gates" fiel ziemlich schlapp aus. Es wurde noch die ordentliche Mini-LP "The Eyes of Horror" nachgeschoben, dann war Schicht im Schacht.

Bereits die Covergestaltung erfreute das schwarze Herz des Jungsatanisten. Vorne das brennende Logo der Band, verziert mit der Rute des Deibels, und ein fettes, umgedrehtes Kreuz. Geil. Böse. Auf der Rückseite Bilder der Bandmitglieder. Allen voran "Sänger" und Basser Jeff Becerra, vor einer mit Blut besudelten Wand, ein umgedrehtes und brennendes Kreuz zur Schau stellend. Auch die Trackliste, konnte den Jünger des Höllenfürsten schwer beeindrucken, Titel wie "Burning in Hell", "Evil Warriors" oder "Satan's Curse", versprachen bösartigen Hochgenuss der seinesgleichen suchte. Morgens im Bus, das dicke umgedrehte Kreuz gut sichtbar an der Kette baumelnd, die grimmigste Fratze aufgesetzt, den Walkman auf 10. Das war die Erfüllung.

Alle Jahre wieder, ziehe ich die Scheibe aus dem CD-Regal, und gebe mir diese knapp 40 Minuten "Höllenlärm". Wie bereits weiter oben zu lesen, gibt es inzwischen natürlich unzählige brutalere Werke, aber der Kultfaktor von "Seven Churches" ist ungebrochen. Es wird durchaus nicht ständig ultraschnell geprügelt. Immer wieder streuen die Burschen Breaks ein, obwohl man den Eindruck nicht los wird, dass Drummer Mike Sus irgendwie der Überblick fehlt. Jeff Becerra klingt wie Lemmy , der seine Stimmbänder mit Super verbleit oder Salzsäure geölt hat. Die Gitarristen Mike Torrao und Larry Lalonde, beschränken sich hauptsächlich auf wildes Riffgeholze. Penibel ausgearbeitete Soli sollte man von den Burschen nicht erwarten, es gibt nur ab und zu ein wenig Gequietsche zu hören. Mike Sus verkloppt sein Drumkit, und gehört sicherlich nicht zu den technisch begabteren Vertretern seiner Zunft. Die Produktion ist erstaunlich gut und recht druckvoll. Wie begegnet man einer solchen Scheibe nach rund zwanzig Jahren? Mit Staunen und Befremden über den damaligen Geschmack? Alles abstreiten und leugnen? Nö. Mit Humor!

Diesmal also eine etwas andere Art der Betrachtungsweise. In Form eines (überwiegend) fiktiven Gespräches, zwischen "Das Blap" und seinem Kumpel "Eugen" (Name geändert). Schauplatz: 1985. Irgendwo in den finsteren Tiefen des höllischen NRW.


Das Blap: Leg mal die Scheibe auf. Voll geil! Haut alles weg!
Eugen: Sollen wir nicht lieber Maiden hören?
Das Blap: Alter. Mach jetzt!
Eugen: Jaja. Gib her.

Die Nadel fräst sich durch die Höllenrille. "The Exorcist" beginnt stilvoll mit einem Auszug aus Oldfields "Tubular Bells". Danach bricht unvermittelt die Hölle los. Lalonde und Torrao vergewaltigen ihre Gitarren, Mike Sus verprügelt sein Drumkit, Jeff Becerra gröhlt böse, grausame, satanische Lyrics.

Das Blap: (headbangend) Alter. Jetzt geht aber die Post ab!
Eugen: (befremdet) Uff. Ich geh mal Bier holen.

Song Nummer 2. Pentagramm. Der Höllenfürst persönlich, gröhlt aus tiefstem Schlund das Intro. Danach bricht unvermittelt die Hölle los. Lalonde und Torrao vergewaltigen ihre Gitarren, Mike Sus verprügelt sein Drumkit, Jeff Becerra gröhlt böse, grausame, satanische Lyrics.

Eugen: (verwirrt) Was brüllt der da?
Das Blap: (headbangend) Keine Ahnung. Hört sich aber geil an!
Eugen: (noch verwirrter) Hm. Ich geh mal Bier holen.

Burning in Hell. Unvermittelt bricht die Hölle los. Lalonde und Torrao vergewaltigen ihre Gitarren, Mike Sus verprügelt sein Drumkit, Jeff Becerra gröhlt böse, grausame, satanische Lyrics.

Das Blap: (headbangend) Alter. Jetzt geht aber die Post ab!
Eugen: (beunruhigt) Urgh. Ich geh mal Bier holen.

Evil Warriors. Unvermittelt die Hölle los. Lalonde und Torrao vergewaltigen ihre Gitarren, Mike Sus verprügelt sein Drumkit, Jeff Becerra gröhlt böse, grausame, satanische Lyrics.

Das Blap: (headbangend) Alter. Jetzt geht aber die Post ab!
Eugen: (entsetzt) Sollen wir nicht doch lieber Maiden, oder vielleicht Priest auflegen...
Das Blap: (headbangend) Bist du bekloppt!? Das geht voll ab hier!!!
Eugen: (verunsichert) Nargh. Ich geh mal Bier holen.

Seven Churches. Kurzes Intro. Danach bricht unvermittelt die Hölle los. Lalonde und Torrao vergewaltigen ihre Gitarren, Mike Sus verprügelt sein Drumkit, Jeff Becerra gröhlt böse, grausame, satanische Lyrics.

Das Blap: (headbangend) Alter. Jetzt geht aber die Post ab!
Eugen: (flehend) Sollen wir nicht doch lieber Metallica, oder vielleicht Slayer auflegen...
Das Blap: (headbangend) Bist du bekloppt!? Das geht voll ab hier!!!
Eugen: (verzweifelt) Umpfff. Ich geh mal Bier holen.

Ende Seite 1. Nachdem Eugen, unter massivem Protest, die Scheibe umgedreht hat, flüchtet er zum Kühlschrank. Bier holen. Seite 2. Erster Song. Satan's Curse. Unvermittelt bricht die Hölle los. Lalonde und Torrao vergewaltigen ihre Gitarren, Mike Sus verprügelt sein Drumkit, Jeff Becerra gröhlt böse, grausame, satanische Lyrics.

Das Blap: (headbangend) Alter. Jetzt geht aber die Post ab!
Das Blap: (headbangend) Alter?
Eugen: (nervös) War nur kurz am Kühlschrank. Habe ich die Scheibe wirklich umgedreht?
Das Blap: (headbangend) Alter. Willst du mich verarschen? Hier geht voll die Post ab!
Eugen: (zitternd) Gnaaah. Ich geh nochmal mal Bier holen.

Holy Hell. Unvermittelt bricht die Hölle los. Lalonde und Torrao vergewaltigen ihre Gitarren, Mike Sus verprügelt sein Drumkit, Jeff Becerra gröhlt böse, grausame, satanische Lyrics.

Das Blap: (headbangend) Alter. Jetzt geht aber die Post ab!
Eugen: (ängstlich) Bald kommt mein Vater von der Arbeit...
Das Blap: (headbangend) Alter. Jetzt geht aber voll die Post ab!
Eugen: (leicht panisch und leicht lallend) Wuaah. Ich geh mal Bier holen.

Twisted Minds. Fast unvermittelt bricht die Hölle los. Lalonde und Torrao vergewaltigen ihre Gitarren, Mike Sus verprügelt sein Drumkit, Jeff Becerra gröhlt böse, grausame, satanische Lyrics.

Das Blap: (headbangend) Alter. Jetzt geht aber die Post ab!
Eugen: (lallend) Pfffft. Ich geh mal Bier holen.
Das Blap: (headbangend) Alter. Jetzt geht aber voll die Post ab!

Fallen Angel. Ein Glocke ertönt. Das Intro ist schleppend. Danach bricht unvermittelt die Hölle los. Lalonde und Torrao vergewaltigen ihre Gitarren, Mike Sus verprügelt sein Drumkit, Jeff Becerra gröhlt böse, grausame, satanische Lyrics.

Das Blap: (mit irrem Blick) Geiles Intro! Alter!
Eugen: (stark lallend) Ist denn heute schon Weihnachten?
Das Blap: (mit todernster Miene) Alter! Bist du total Scheisse? Das ist die satanische Glocke des ewigen Todes!!!
Eugen: (stark lallend, um Fassung ringend) Wer, wie, was? Meine Boxen sind bestimmt schon am Arsch.
Das Blap: (headbangend) Alter. Jetzt geht...
Eugen: (stark lallend, gelb im Gesicht)...aber die Post ab. Alter! Mir ist schlecht. Ich geh Bier holen...

Death Metal. Unvermittelt kommt es zur totalen und endgültigen Eruption des Schattenreiches. Der Leibhaftige persönlich stampft durch den Raum. Lalonde und Torrao vergewaltigen brutal ihre Gitarren, Mike Sus verprügelt brutal sein Drumkit, Jeff Becerra gröhlt ultraböse, hypergrausame, megasatanische Texte.

Das Blap: (headbangend) Alter. Jetzt geht aber sowas von die Post ab!
Eugen: (stark lallend, grün im Gesicht. würgend) Mir ist so komisch...
Das Blap: (headbangend) Alter. Jetzt geht aber sowas von die Post ab. Alter!!! Maaaan. Das haut alles weg!!!!
Eugen: (stark lallend, gelb und grün im Gesicht, heftig würgend) Ich muss kotzen...


So könnte es gewesen sein. Damals. Quasi. Ob und wie Eugen die Prügel seines Erzeugers verdaut hat, und ob er lange brauchte um die Bröckchen vom Teppich aufzusammeln? Konnte "Das Blap" unerkannt entkommen? Mehr davon bei der nächsten "Knüppel aus dem Sack" Rezi.


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Dezember 2005. Ein Nachmittag im Spätherbst. Bedingt durch satanische Musik, brechen die Dämonen aus mir hervor. Ein Auszug aus dem Tagesbericht.

16:30 - Es dämmert. Jetzt hol ich das Messer aus dem Schuppen, und weide die Schafe des Nachbarn aus.

16:45 - Es wird immer dunkler. Fast wäre ich über die Rasenkante gestolpert. Ich schleiche mich zurück ins Haus.

17:15 - Es ist dunkel. Ich habe Hunger. Leider habe ich unser gesamtes Brot, an die Schafe des Nachbarn verfüttert. (Die armen Tiere sollen ja auch mal was ordentliches bekommen.)

17:30 - Es ist noch dunkler. Ich habe noch immer Hunger. Ok. Dann werfe ich mir ein paar Fischstäbchen in die Pfanne.

19:00 - Es ist stockfinster. Meine Freundin ist sauer, weil ich unser Abendbrot an Nachbars Viehzeug verfüttert habe.

19:05 - Kein Stern am Firmament zu sehen. Die Lage spitzt sich dramatisch zu, nachdem meine Regierung festgestellt hat, dass auch ihre geliebten Fischstäbchen verschwunden sind. Ich muss das Land schnellstmöglich verlassen...


Click...Off...Gone



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Ich habe die "Weiteren Empfehlungen" vergessen.

Weitere Empfehlungen:

Um Himmels...ääähhh....Satans Willen... : KEINE!!!!

[Henry]

[Philipp]

das bringts auf den Punkt!

Sehr geil!!! Der total kaputte Schreibstil passt sich perfekt der total kaputten Musik an. Irgendwie kommt mir die Story bekannt vor. Transferiere 15 Jahre nach vorne, ersetze Possessed durch Meshuggah oder Dillinger, Blap durch mich und Eugen durch... nennen wir ihn mal Harald.

Shit, ich geh wieder ins Bett. Nacken schmerzt noch vom Headbangen gestern Nacht (waren wie jeden Dienstag im Laby), außerdem brennt der grelle Bildschirm in den Augen. Warum stehen hier eigentlich so viele leere Flaschen rum?

[MrSound]

Unglaubliche Erlebnisse

Wie immer klasse geschrieben.

Vom "Musik"geschmack mal abgesehen

Mehr als Maschinenlärm einer Großfabrikhalle vermag ich da nicht zu hören.

PS:
Und du hörst tatsächlich auch Kate Bush??

[Blap]

PS:
Und du hörst tatsächlich auch Kate Bush??

Warum nicht? Wenn du die mal die "CD der Woche" Übersichtsliste anschaust, wirst du feststellen, dass ich einen sehr breiten Musikgeschmack habe. Dazu gehört auch Metal. Obwohl sich mein Haupinteresse heute auf andere Bereiche erstreckt.

[Nolli]

muahahahaha geil!!

super review blap!! aber warum muss man solchen sachen immer mit humor begegnen, wie wäre es mit ehrfurcht?

auf jeden fall hast jeden song exakt beschrieben, diese detailgenauen analyses sind wirklich bemerkenswert

[Blap]

muahahahaha geil!!

super review blap!! aber warum muss man solchen sachen immer mit humor begegnen, wie wäre es mit ehrfurcht?

Ehrfurcht ist in diesem Fall nicht angebracht. Ehrfurcht ist angesagt, wenn Celtic Frost auf dem Speiseplan stehen.

auf jeden fall hast jeden song exakt beschrieben, diese detailgenauen analyses sind wirklich bemerkenswert

Zu Possessed. Wie soll man die schwachsinnigen Bilder auf dem Cover, und die bekloppten Texte denn sonst nehmen? Das geht nur mit Humor.

HELL EVIL SATAN'S CURSE

Gehts noch? Was für ein Müll. Damit das klar ist, ich mag diesen kranken Mist auch heute noch. Nur sehe ich das in einem anderen Licht als vor 20 Jahren.

[RauchMulle]

..ich schmeiß' mich weg....

[Nolli]

jeder pionier des metal hat respekt verdient!!

schwachsinnige bilder und texte herrschen in 98 % der populärmusik vor, mit humor seh ich das trotzdem nicht!
dann lieber umgedrehte kreuze verpickelte 17jährige die im wald posen


ne runde morbid tales wär jetzt aber auch geil!
schon das intro zu into the crypt of rays ist ja todgeil

[Blap]

Ich finde das Review sehr respektvoll. Der Humor ist freundlich und nicht bösartig. Ausserdem werden die Hörer auf die Schippe genommen. Nicht unbedingt die Musik.

Zum Thema Celtic Frost. To Mega Therion herrscht. Das fängt beim Cover an, und hört bei der visionären Musik noch lange nicht auf. Into the Pandemonium herrscht ebenfalls. Das Werk war seiner Zeit um Jahre vorraus.

schwachsinnige bilder und texte herrschen in 98 % der populärmusik vor, mit humor seh ich das trotzdem nicht!
dann lieber umgedrehte kreuze verpickelte 17jährige die im wald posen

Stimmt. Das spricht ja zusätzlich für Possessed. Man kann damit Spass haben. Über Bohlen und Co. kann man längst nicht mehr lachen. Es ist einfach nur ekelhaft.