Vorstellen möchte ich heute das Album "Space Revolver", aus dem Jahre 2000. Meiner Meinung nach ein idealer Einstieg in den Stoltschen Kosmos. Dieses Werk zählt zu den etwas einfacher zugänglichen Werken der Band, verfällt aber nicht in belangloses Gesäusel. (Jedenfalls nur kurzzeitig, aber dazu später mehr.) Die Gestaltung von Cover und Booklet, fällt gewohnt etwas hippielike und spacig aus. Die beiden vorherigen Alben "Stardust we are" und "Flower Power", waren monströse Doppel-CDs, auf denen sich leider auch diverses Füllmaterial einfand. An dieser Stelle muss ich eine kleine Korrektur einfügen. "Stardust we are" ist keinesfalls mit "Füllmaterial" angereichtet. Im Gegenteil, es ist vermutlich die beste FloKis CD, neben "Unfold the Future"! "Space Revolver" wirkt dagegen deutlich gestrafft, und kann fast vollständig überzeugen. Für einen kleinen Durchhänger, entschädigen die zahlreichen Highlights locker.
"I am the Sun (Part One)" eröffnet den bunten Reigen. Eine gute Viertelstunde FloKis vom allerfeinsten. Sphärisches Intro, dann wird munter losgerockt. Stolt setzt seine Gitarre sehr vielseitig ein, und trägt den Text mit seiner typischen Gelassenheit vor. Die Keyboards verbreiten gute Laune, die Rhythmusabteilung musiziert auf hohem Niveau. Grosses Kino für die Ohren. Im Mittelteil drehen die Jungs etwas ab, und bieten dem Hörer einen "angejazzten" Part. Ebenfalls grosse Klasse, allerdings verlassen "durchschnittliche MTV Glotzer", spätestens jetzt fluchtartig den Raum. Der Opener zeigt die FloKis von ihrer besten Seite. Mit angepasstem "Einheitsprog" hat das absolut nichts zu tun, bleibt aber auch für Neueinstieger nachvollziehbar, wenn man bereit ist der Musik Zeit zur Entfaltung zu gewähren. "Dream on Dreamer" ist die perfekte Zwischenmahlzeit, bevor es mit "Rumble Fish Twist" ein kraftvolles Instrumental gibt. "Dream on Dreamer" ist der richtige Stoff, um bei Kerzenlicht völlig zu entspannen. Bevor man gerade entspannt in sich zusammensackt, gibt es einen kräftigen Tritt in den Allerwertesten. "Rumble Fish Twist" geht gewaltig nach vorn los, besonders Basser Reingold zeigt hier sein Können. Nach ein paar Minuten, verwandelt sich der Track in einen wünderschönen Schmetterling, auf seinem Rundflug über eine Sommerwiese. "Monster Within" beginnt sehr schwelgerisch, ja sogar fröhlich. Plötzlich werden die Keyboards von einer schneidenden Gitarre verdrängt. Irres Gelächter im Hintergrund, Stolts Gesang leicht verfremdet. Ein sperriger, knapp dreizehnminütiger Song wird auf den Hörer losgelassen. Zunächst war ich etwas ratlos, inzwischen gefällt mir dieses Stück sehr gut. "Chicken Farmer Song" steht im krassen Kontrast zum Vorgänger. Hier wird wieder fröhlich und unverkrampft drauflos musiziert, gute Laune stellt sich unvermittelt ein.
"Underdog" klingt teils ein wenig verträumt, der Refrain ist sehr stark. Angenehmer Bombast macht sich breit, man umschifft aber alle Kitschklippen sehr geschickt und soverän. Dies gelingt bei "You don't know what you've got" nicht wirklich. Ein belangloses Stück, vorgetragen von "Zweitsänger" Hasse Fröberg, der hier übel rumknödelt. Hätte Stolt mit seiner natürlichen Lockerheit den Song selbst vorgetragen, wäre das Ergebnis vermutlich weitaus überzeugender ausgefallen. Aber was solls, nach rund zweieinhalb ist es überstanden. Mit "Slave to Money", kriegen die Mannen um Stolt zum Glück wieder Kurve. Zunächst erscheint das Werk sehr unscheinbar, aber nach ein paar Durchläufen entfaltet es seine Reize. "A Kings Prayer" ist ohne Zweifel kitschig. Aber auf eine wundervolle Art und Weise. Im Refrain steigt der Bombastfaktor deutlich an, damit natürlich auch Kitsch. Trotzdem gilt: Grosse Klasse! Das Finale bestreitet der zweite Teil von "I am the Sun". Stolt trägt mit seiner göttlichen Gelassenheit den Text vor, auch der tristeste Herbst, wird plötzlich zu einem strahlenden Sommertag. Haben die FloKis beim ersten Teil des Songs noch kräftig gerockt und gejammt, so überwiegt nun eine entspannte und verträumte Stimmung. Natürlich plätschern die letzten knapp elf Minuten des Albums, aber nicht einfach so dahin. Im Gegenteil, diese wundervolle hippieeske Stimmung nimmt den Hörer völlig für sich ein.
Schon ist ein über siebzigminütiges Werk vorüber. Kurzweilig, gute Laune verbreitend, manchmal auch ein wenig bedrohlich, und nur ganz selten belanglos. Beide Daumen hoch für ein schönes Album.
Die "CD der Woche" geht nun in eine kleine Winterpause. Ab Mitte Januar liest man sich in alter frische wieder. Das Blap sagt bedankt sich artig bei allen Lesern.

Weitere Empfehlungen:
Back in the World of Adventures (1995) - Das Debut. Sehr stark und bereits im typischen Stil der Band.
Retropolis (1996) - Etwas sperriger als sein Vorgänger. Ebenfalls sehr gelungen.
Stardust we are (1997) - Das erste Doppelalbum der Band. Eine Wundertüte randvoll mit Hörspass. Prog, Rock, Bombast. Sehr gute Produktion.
Flowerpower (1999) - Üppiges Doppelalbum. Allerdings gesellen sich auch ein paar verzichtbare Momente hinzu.
The Rainmaker (2001) - Das "kommerziellste" Album der FloKis. Ich mag es sehr gern, "ProgHardliner" rümpfen die Nase.
Unfold the Future (2002) - Diesmal gibt es eine Doppel-CD vom ALLERFEINSTEN!!! Vermutlich DAS Meisterwerk der Band. Allein der halbstündige Opener "The Truth will set you free", ist schon den Kauf wert!!!
Edit: Text und Empfehlungen am 19.02.06 bearbeitet.