Bravado hat geschrieben:Raico hat geschrieben:Mein Marantz SA11S1 hat 3 Filterstellungen.
Dabei unterscheidet sich die Impulsdarstellung, d.h. es gibt unterschiedlich stark ausgeprägte oder auch asymmetrische Vor- und Nachschwinger bei der Impulsverarbeitung. Filter 3 führt dabei auch noch zu einem sanften Rolloff oberhalb 10 Kilohertz.
Genau das meine ich.
Wenn ich mich recht erinnere, was aber diese Absenkung nicht das primäre Ziel dieses Filter. Ich glaube, da wurde was anderes optimiert und diese Höhenabsenkung war dann ein Ergebnis daraus.
Kann sich irgendjemand noch genauer daran erinnern und die Wirkung dieser Filter erklären?
Digitalfraktion bitte vor.
Das Ganze ist nicht so leicht erklärt!
2 Semester höhere Mathematik, dann ein Semester "Codierung" (Signale und Funktional-Transformationen)...
Ich versuch's mal "populärwissenschaftlich":
Die Abtastrate für die CD beträgt ca. 44 kSamples/sec., sodass man lt. Abtast-Theorem eine theoretische Grenzfrequenz von 22kHz annehmen könnte.
Das funktioniert aber schon nurnoch theoretisch, denn ...
...wenn man eine Schwingung von exakt der halben Abtast-Frequenz (ca. 22kHz) abtasten würde, dann wäre man auf "gut Glück" darauf angewiesen, dass die Schwingung zum Zeitpunkt der Abtastung (oder zur Zeitspanne der Mittelwertbildung) gerade bei ihrem Amplituden-Maximum ist. Im ungünstigsten Falle könnte man stets den Nulldurchgang erwischen und hat trotz vollem Eingangspegel am Wandler Stille digitalisiert.
...wenn man eine Schwingung mit 18kHz abtastet, dann erreicht man ein resultierendes digitales Signal, welches wie die Mischung aus 18kHz und 26kHz (sog. Spiegelfrequenz) aussehen würde. Das gleiche Signal würde man übrigens bei der Abtastung eine 26kHz-Signals erhalten. Eine 30kHz-Störung würde bei ungefilterter Abtastung mit 44k zu einer (deutlich hörbaren) 14kHz-Störung "spiegeln".
Da haben wir bereits den ersten Grund dafür, dass schlechte Digital-Aufnahmen tatsächlich schlechter klingen können als das Original. Wenn das analoge Original höherfrequenze Anteile enthielt, die vor der Digitalisierung nicht ausgefiltert wurden, dann führen der Spiegelfrequenzen zu dem berüchtigten scharfen, metallischen, unnatürlichen Klang. Diese Probleme lassen sich auch nicht mehr durch "Nachbearbeitung" ausfiltern!
Dieses Problem muss bereits bei der Aufnahme verhindert werden!
Bei modernen Aufnahmen ist dieses Problem nahezu ausgeschlossen, weil Studio-Technik inzwischen überwiegend mit wesentlich höheren Abtastraten arbeitet und die höherfrequenzen Anteile vor'm Downsampling digital ausfiltert.
Ein weiteres Problem kann auftreten, wenn nach der D/A-Rückwandlung ein ursprünglich sauber digitalisiertes Signal relativ ungefiltert (also incl. der unvermeidlichen Spiegelfequenzen überhalb 22kHz) durch einen analogen Signalzweig läuft, welcher oberhalb 20kHz nicht mehr 100%-ig linear läuft (typische Effekte: übersteuern, Nulldurchgänge verzerren oder Schwingungsneigung).
Dann führen diese Nichtlinearitäten zu Intermodulationen zwischen den ursprünglich nicht hörbaren höherfrequenten Anteilen und den hörbaren Anteilen und die Resultierenden (meist die Differenzfrequenz) spiegelt als Störung in den hörbaren Frequenzbereich ein.
Noch kritischer wird es, wenn der Analog-Zweig auch noch empfindlich auf die Oberwellen reagiert (die kleinen "Treppchen" nach der D/A-Wandlung sind nichts anderes als Oberwellen)!
Dieses Problem muss bei der Wiedergabe verhindert werden, indem Frequenzen ab 22kHz konsequenz abgeschnitten werden.
Mit billigen analogen Filteranordnungen kann sich dabei eine durchaus wahrnehmbare Höhenabschwächung ergeben.
Ein gern verwendeter Trick bei höherwertigen Geräten besteht im internen digitalen Upsampling und der digitalen Filterung der Anteile oberhalb 22kHz.
Durch die eigentlich "geringfügige" Anhebung der Abtastrate (48k) bei DVD-Video werden beide o.g. Probleme übrigens beträchtlich gemildert.
Die primäre Wert noch höherer Abtastraten (96k) besteht vordergründig darin, dass man hörbare Störungen/Spiegelfrequenzen durch unvermeidliche (oder schwer vermeidbare) Probleme bei der A/D & D/A-Wandlung völlig ausschließen kann. Wirklich nötig wäre das nicht, aber auch hier überwiegt wohl das Interesse der Industrie, mit dem technisch Machbaren noch ein bisschen mehr Gewinn rauszuschlagen...
burki hat geschrieben:bei der SACD wurde sogar im Hochtonbereich nochmals deutlich die max. Dynamik nach unten "korrigiert"
Die SACD hat im gesamten Hörschallbereich (auch noch bei 20kHz) mindestens die gleiche Amplituden-Auflösung wie die CD (was bei gleichem SNR eine höhere nutzbare Dynamik vice versa ergäbe).
An der Hörschallgrenze ist alerdings die Amplituden-Auflösung der CD bereits höher als das Auflösungsvermögen des menschlichen Gehörs, sodass da eine Anhebung ohnehin nicht nötig gewesen wäre.
Oberhalb der Hörschallgrenze wird die Auflösung geringer, was allerdings kein Problem ist, denn da geht es nicht mehr um Musik (oder deren Oberwellen), sondern lediglich um die Vermeidung der o.g. Störungen durch Glättung der Wellenformen... und dafür ist die Auflösung der SACD wiederum mehr als nur "ausreichend".
Es ist allerdings in meinen Augen auch albern, die o.g. Probleme der Digital-Technik als Nachteil gegenüber der Schallplatte hinzustellen, denn eine verfahrenstechnisch saubere Digital-Wiedergabe von CD ist in
allen Parametern innerhalb der Hörschall-Wahrnehmungsgrenzen besser als eine verfahrenstechnisch saubere Schallplattenwiedergabe es jemals erreichen kann.