Schon das Cover zog mich in den Bann. Das provokante Bandlogo kannte man schon vom Vorgänger "Show no Mercy". War dort nebenher noch der Deibel zu sehen, so wurden diesmal diverse Typen von höllischen Wesen zu Mettgut verarbeitet. Sehr angenehm. Das war genau der Stoff, den der Träger des umgedrehten Kreuzes brauchte.
Keine weiteren Vorworte.
Ein schleichendes Intro. Stimmen murmeln unverständliche Worte. "Join us" rückwärts. Das kam schon immer gut. Dann ertönt kurz der Leibhaftige und die Band setzt ein. Zunächst verhalten, dann wird der Sound angenehm fett. Überhaupt ist das Album gut produziert, besonders wenn man bedenkt, dass es sich um eine Underground Produktion aus den Achtzigern handelt. Der Titeltrack steigert sich, steigert sich, steigert sich. Dann bricht die Hölle los. Araya bellt in seiner unnachahmlichen Art satanische Texte in mein krankes Hirn. Hier wird nicht mit Nägeln gegurgelt oder hysterisch gekeift. Tom Araya hört sich einfach "natürlich bösartig" an. Schon dies macht Slayer zu etwas besonderem. Im Hintergrund grummelt uns der Leibhaftige ein zünftiges "Hell Awaits" in die Birne. Die Gitarrensoli von King und Hanneman sind eine unglaubliche Frechheit. Das hört sich in etwa so an, als würde man ein Kilo rostiger Nägel in der Kloschüssel abspülen. Ein geiles Konstrastprogramm zu den posenden, selbsternannten Gitarrenhelden anderer Bands. "Kill Again" geht gleich in die Vollen. Uptempo von Beginn an. Ein widerwärtiger Nackenbrecher der übelsten Sorte. Vermutlich mein Lieblingstrack auf diesem verdammten Stück Lärm aus der Hölle. Araya streut hier dann doch hysterische Zwischentöne ein. Sehr angenehm. Bei "At Dawn they sleep" fallen "Bloodsucking Creatures of the Night" über uns her. Kennen die etwa eine meiner Verflossenen? Wir dem auch sei, Slayer drosseln hier das Tempo und Kultdrummer Dave Lombardo unterstreicht, dass er auch im Midtempobereich absolut zwingend und fett klingt. Der dritte Song des Album ist etwas komplexer aufgebaut, Die Band wartet hier mit einigen Tempiwechseln auf, ich bin geneigt hier fast von frühem Progressive-Thrash zu sprechen. Natürlich darf das fiese Gequietsche von Hanneman und King auch hier nicht fehlen. Schon ist die erste Seite der LP vorüber.
"Praise of Death" geht sofort in die Vollen. Araya bellt noch bösartiger, leicht verhallt und hektisch, teuflisch. Achja, Hanneman und King quietschen hier noch übler. Aber dieses Drumming von Lombardo. Geilst! Auch beim Opener der zweiten Seite, variieren Slayer ein wenig das Tempo. Gegen Ende stopfen Hanneman und King ihre Klampen scheinbar ins Abflussrohr in Richtung Sickergrube, kurz vor dem Abgleiten in die braune Soße knallt es aber nochmal heftig. Nun kommt der "Necrophiliac" zum Zuge. Gehobenes Tempo, erneut geilstes Getrommel. Auf die Texte des Album möchte ich hier nicht näher eingehen. Diese hochgeistigen Ergüsse soll jeder interpretieren wie er mag. Grandios kommt Arayas Urschrei "Down to the fiery Pits of Heeeeeeeeeeell". "Crypts of Eternity" ist eine Art Gegenstück zu "At Dawn they sleep". Teils schleppend und variabel. Besonders der Refrain hatte es mir damals sehr angetan:
I have seen the darkened Depths of Hell
Sorcery beyond the Witches Spell
Robbed the Crypts of Deaths Eternity
Killed the Priest and cursed him endlessly
Verdammt. Ich wollte doch nicht auf die Lyrics eingehen. Was damals schön evil klang, belustigt heute natürlich eher. Aber mein augenblickliches Grinsen beim Verfassen dieser Zeilen, scheint noch immer seltsam verzerrt.

So. Schon vorüber die Scheibe. Was bleibt nach 22 Jahren? Eine zufriedener, selbstgerecher Blick des Verfassers dieser Zeilen, züruck in die Tiefen der achtziger Jahre. Was war ich doch ein fieser Möpp, der allen Schrecken des grauenvollen achtziger Jahre Pop getrotzt hat. Ein satanischer Herrscher, ein Fels in der Brandung. Umspült von Weicheiern, Poppern und sonstigem Ungeziefer.
Ok. Jetzt schiebe ich erstmal Duran Duran in den CD-Player.
Weitere Empfehlungen:
Show no Mercy (1983) - Das legendäre Debut. Provokante Texte ("The Antichrist", "The Final Command") gibt es bereits hier, aber die Musik ist noch nicht von kompromißloser Härte. Wobei die Scheibe für 1983 schon heftig war!
Reign in Blood (1986) - Gilt als DER Klassiker des gesamten Thrash Metal. Sicher nicht zu Unrecht. Mir persönlich bedeutet jedoch "Hell Awaits" mehr.
South of Heaven (1988) - Was für ein genialer Albumtitel! Slayer agieren hier ein wenig diffenrenzierter, manchmal fast melodiös.
Seasons in the Abyss (1990) - Mit den Achtzigern schwand auch mein Interesse an Slayer. Das letzte grosse Album der Burschen.