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Etwas OT: Gebäudeakustik / Hellhörigkeit etc.

Diskussionen zu Hörräumen und zur Lautsprecheraufstellung
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AndiZ
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Etwas OT: Gebäudeakustik / Hellhörigkeit etc.

Beitrag von AndiZ »

Obwohl es nur indirekt um Raumklang geht, dürfte die Thematik doch für viele interessant sein: Schallausbreitung in Wohngebäuden. Da hier so einige Raumakustik-Experten unterwegs sind, denke bzw. hoffe ich, dass auch hierzu Grundlagen im Wissenspool vorrätig sind ...

Also, worum gehts?

Ich wohne im EG eines 3-Familien-Hauses. Pro Etage gibt es jeweils nur eine Wohnung. Das Haus ist ca. BJ 1991 und sowohl Außen- als auch Innenwände bestehen vollständig aus Ytong-Steinen (Porenbeton). Dieses Material ist ja nicht gerade für perfekte Schalldämmung bekannt. Da das Haus aber in einer sehr ruhigen Wohngegend steht, ist von außen eindringender Lärm kein Thema, weshalb mich der Baustoff nicht vom Kauf dieser Wohnung abschrecken konnte. Die einzelnen Etagen sind durch massive Betondecken voneinander getrennt - so wie es halt heutzutage Stand der Technik ist.

Nachdem wir nun ca. 2 Monate dort wohnen, stellt sich heraus, dass das Haus von Etage zu Etage recht hellhörig zu sein scheint. Die Familie über uns hat ein kleines "Gerne-Schrei-Baby" und genau dieses Geschrei scheint die ideale Durchdringungsfrequenz aufzuweisen. Soll heißen, ich habe von oben noch nie den Fernseher oder die Stereoanlage gehört, auch Unterhaltungen von Erwachsenen sind nicht wahrzunehmen, außer wenn mal Besuch da ist und es demnach etwas lauter zu geht. Auch Trittschall ist von oben kein nennenswertes Problem.

Nun stört uns das Babygeschrei nicht im geringsten, aber da es so dermaßen klar und deutlich zu hören ist, frage ich mich, ob die Diffussionsfähigkeit auch von unten nach oben so groß ist? Wir hören nämlich gerne mal etwas lauter Musik und das auch bis in die Nacht hinein. Bisher gab es noch keinerlei Beschwerden von oben.

Nun die eigentlichen Fragen:

1) Wie kann es sein, dass durch eine massive Betondecke der Schall derart deutlich übertragen wird?

2) Warum geht gerade das Babygeschrei so gut durch? Ich dachte Beton sei wg. der hohen Dichte gerade für hohe Frequenzen quasi "undurchdringlich".

3) Oder nimmt der Schall gar einen anderen Weg? Geht er vielleicht durch den Porenbeton nach außen und kommt auf unserer Etage wieder rein?

4) Etwas grundlegender: Ist das Schallfortpflanzungsverhalten von A nach B immer indentisch mit B nach A oder kann das von der Reihenfolge des Wand bzw. Deckenaufbaus abhängen?

5) Wie sieht es mit den Bässen aus? Werden diese von der Betondecke gut abgehalten oder können sie leicht von uns nach oben durchdringen? In den Bässen sehe ich nämlich das größte Übel bezüglich nachbarschaftlicher Konflikte ;-)

Ups, länger geworden als ich dachte. Sorry!

Gruß ... AndiZ
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Raico

Beitrag von Raico »

Hallo AndiZ!

Ytong ist tatsächlich eine ziemliche Katastrophe, was den Schallschutz betrifft.
Meine Schwiegereltern wohnen in einem Ytong-Haus. Man kann quer durch drei Zimmer hören.

Wenn dein Haus von 1991 ist, hat es mit Sicherheit einen "schwimmenden" Estrich auf Dämmmaterial.
Im Zusammenwirken mit der Betondecke dürfte die Schalldurchlässigkeit ziemlich gering sein - vorausgesetzt, beim Bau wurde nicht geschludert.

Ich vermute aber, dass genau dies geschehen sein könnte:
Die Baby-Schreie wandern quer durch den Estrich zu den Wänden.
Wenn dort irgendwo der Dämpfungsstreifen zwischen Estrich und Seitenwänden schadhaft ist und der Estrich also direkt an die Wände stößt, ist die Schallbrücke da und es geht abwärts durch die gut übertragenden Ytong-Wände.

Umgekehrt dürfte von dir auch einiges in den anderen Etagen ankommen.
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Beitrag von AndiZ »

Was mich dabei wundert bzw. was ich nicht verstehe ist Folgendes: Wenn der Schall durch den fehlerhaften nicht-schwimmenden Estrich (= Lärmbrücke) in die Außen(?)Wände der ersten Etage geleitet wird, wie kommt es dann durch die Betondecke zu mir runter? Die Decke stellt doch quasi einen durchgängigen Deckel meiner Wohnung dar. Und Beton soll doch den Schall eher schlecht durchlassen. Oder bin ich da schlicht und ergreifend falsch informiert?

AndiZ

PS: Sehe gerade, Du kommst aus Langen? Cool, da sind wir ja fast Nachbarn. Wir wohnen in Münster b. Dieburg.
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Raico

Beitrag von Raico »

Denkbar sind auch Verletzungen der Dämmschicht nach unten. Dann wären Estrich und Beton direkt miteinander verbunden.
Ist allerdings nur Spekulation.
Jedenfalls wundert es mich, dass das Geräusch durch die Decke zu kommen scheint.
Kannn natürlich auch ein wenig von der Akustik des "Babyzimmers" beeinflusst sein: Kahl, nackter Fußboden, hallig?
Dann wird es halt laut, wenn so ein kleiner Mund losbrüllt.
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BlueDanube
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Re: Etwas OT: Gebäudeakustik / Hellhörigkeit etc.

Beitrag von BlueDanube »

AndiZ hat geschrieben:Warum geht gerade das Babygeschrei so gut durch? Ich dachte Beton sei wg. der hohen Dichte gerade für hohe Frequenzen quasi "undurchdringlich".
Naja, die ganz hohen Frequenzen gehen ohnehin nicht durch. Der durchdringende Schall klingt ja recht dumpf.
Eine hohe Dichte ist gut für die Schalldämmung, aber Beton ist elastisch! So wirkt er wie eine Membran....
Noch was: Babygeschrei ist ziemlich laut (so etwa 110dBa). Bei 50dB Dämpfung durch die Wand bleibt noch immer genug übrig!
Anders gerechnet: ab etwa 20dBa ist ein Geräusch bei normalen Umgebungsgeräuschen deutlich hörbar - die Dämpfung müsst für Babygeschrei also mindestens 80-90dB betragen!!! Das selbe gilt natürlich für Musik bei Konzertlautstärke. :wink:
AndiZ hat geschrieben:Wie sieht es mit den Bässen aus? Werden diese von der Betondecke gut abgehalten oder können sie leicht von uns nach oben durchdringen?
Bei Bässen ist es noch viel schlimmer, denn die suchen sich auch andere Wege - also nicht nur durch die direkte Trennwand.
Bass erreicht als Körperschall über sämtliche Wände praktisch jeden Ort im Haus!
Je nachdem, wie sich stehende Wellen ausbilden, an manchen Orten stärker und an anderen schwächer.

Mittlere und hohe Frequenzen kann man gut mit einer Verschalung dämpfen - zB. mit einer Holzdecke. An den Wänden hilft auch eine Schrankwand....wenn sie gefällt..... :?
Ich hatte in meiner alten Wohnung kein Problem mit meinem Nachbarn - bis er sein Wohnzimmer umbaute. Ab diesem Moment hörte man jedes gesprochene Wort durch und wenn er Musik hörte, musste ich meinen Fernseher lauter drehen, damit ich den Dialog verstehen konnte....er hatte nur die Möbel von unserer gemeinsamen Wand entfernt!
Gruß
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Beitrag von Matthias G. »

Hallo AndiZ!

Unser Haus ist überhaupt nicht hellhörig. Wenn man sich von Zimmer zu Zimmer unterhalten will,
muss man schon ordentlich schreien. Wenn ich im Obergeschoss mit ziemlich hohen Pegel Musik
höre (> 100 dB, Frequenzen > 50Hz), hört man im Erdgeschoss nichts - und im Freien auch fast
nichts. Der Traum eines jeden Lauthörers :D
Vor kurzem war meine Cousine mit ihrem Nachwuchs bei uns. Ach du Schande! Die Kleine war im
Erdgeschoss und ich habe sie im Obergeschoss schreien gehört 8O. Es wundert mich daher wirklich
nicht, dass du Babygeschrei hörst. Die Dinger können höllisch laut sein :? . Das ist wahrscheinlich
der Grund, warum nur Neugeborene 20 kHz hören, nach drei Wochen haben sie ihr Gehör so geschädigt,
dass sie nur noch 16 kHz hören :twisted:
Das hilft dir natürlich nicht weiter. Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass die Bausubstanz
vermutlich nicht Schuld hat.


Gruß
Matthias
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Beitrag von AndiZ »

Danke, das erklärt auch, warum man nur das Babygeschrei unten hört, aber fast nie die Erwachsenen.

AndiZ
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Beitrag von BlueDanube »

Matthias G. hat geschrieben:Die Dinger können höllisch laut sein :? .
Als meine Tochter einmal im Auto hinten im Kindersitz saß und schrie, habe ich den Schallpegel vom Fahrersitz aus über meine Schulter gemessen: 116dBa! 8O
Musik spielt man im Normalfall nicht so laut zu Hause.....
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Beitrag von matze.berlin »

Hallo Andi,

interessantes Thema!

Ich wohne ganz oben in einem Altbau (3 Etagen, 6 Wohnungen) und habe ähnliche Erfahrungen gemacht wie Du. Wenn meine Frau ihre Arien übt, dann kommt das sowohl ganz unten als auch im Nebenhaus an (die Gläser bleiben aber ganz ;)). Hohe Töne scheinen sich also wirklich stärker auszubreiten, als tiefe Töne. Wenn wir abends mal 'ne DVD schauen, dann hören die Nachbarn unter uns kaum etwas, aber wir machen i.d.R. auch nicht sooo laut und haben auch keinen Subwoofer.

Meine Frau erzählte letztens, daß sich der Schall in einem Haus besser von unten nach oben ausbreitet, als von oben nach unten, weshalb Sänger und Musiker wohl bevorzugt ganz oben wohnen. Erklären kann ich mir das aber nicht so recht, außer man betrachtet das ganze Haus als einseitig befestigten schwingenden Gegenstand, aber das ist wohl zu theoretisch?!

Eine wichtige Rolle bei der Schallausbreitung spielt sicher auch das Treppenhaus. Das ist ja nur durch eine einfache Tür von der Wohnung getrennt und überträgt Schall durch die fehlende Dämpfung sehr gut, d.h. der Schall kommt rel. laut aus einer Wohnung raus und in die anderen rein. Da macht es eine Menge aus, ob die "Lärmquelle" in der Wohnung noch durch eine Zimmertür von der Wohnungstür getrennt ist. Also beim nächsten Ehekrach besser die Türen schließen ;)

Viele Grüße, Matthias
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Beitrag von BlueDanube »

matze.berlin hat geschrieben:Eine wichtige Rolle bei der Schallausbreitung spielt sicher auch das Treppenhaus. Das ist ja nur durch eine einfache Tür von der Wohnung getrennt und überträgt Schall durch die fehlende Dämpfung sehr gut....
Da hast Du vollkommen recht - seit wir eine Sicherheitstür (massiv und schwer) haben, ist die Wohnung viel besser abgeschirmt.
Die Türdichtung funktioniert mit einer robusten Tür auch besser, als mit einer "Balsaholztür", die sich bei einseitiger Wärme (Winter) verbiegt.....
Gruß
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