AH hat geschrieben:"ist es bei euch auch so, dass optisch der obere Tiefmitteltöner sogar mehr arbeitet als ein
unterer?
Oder anders gesagt, wenn ich richtig laut basslastige Musik höre, sieht es für mich so aus,
als ob das oberste Chassis am meisten Hub hat."
Wie sieht die das "arbeiten" denn aus? Ist die Membrane einfach als etwas unscharf sichtbar, oder sieht man Bewegungen, die das Auge auflösen kann (im einstelligen Hz-Bereich).
Im letzteren Fall handelt es sich um Taumelbewegungen, die nichts mit Musikwiedergabe zu tun haben. Selbst der Tieftonbereich ist nicht mit bloßem Auge aufgelöst sichtbar.
Im Takt der Musik hüpfende Membranen oder sich im einstelligen Hz-Bereich bewegende Membranen sind ein Zeichen für Nullagenprobleme, d.h. der Arbeitspunkt (!!!) des Lautsprechers verschiebt sich aufgrund Asymmetrien im Antrieb und der Aufhängung. Die Auswirkungen bezüglich des verbleibenden linearen Hubes sind schwerwiegend, es resultieren Klirr- und Intermodulationsverzerrungen, die mit einer bloßen Sinusmessung nicht erfaßt werden.
Diese Achillesferse des elektrodynamischen Schallwandlers hat ihre größten Auswirkungen bei etwa der zweifachen Resonanzfrequenz des Systems.
Ihr könnt sicher sein, daß Hr. Nubert um diese Problematik weiß und eine Lösung hat, wahrscheinlich in Form einer progressiven Federkennlinie der Aufhängung.
Ich tendiere zu bei höheren Eckfrequenzen und mit hoher Filterordnung getrennten "echten" Mitteltönern. Bei 500Hz kann man z.B. 4. Ordnung (passiv oder analog aktiv, ohne linearphasige Entzerrung) trennen, ohne das das resultierende schlechtere Impulsverhalten signifikant hörbar in Erscheinung träte.
Bei Nubert-typischen niederen Eckfrequenzen geht das leider nicht.
Bei 2 1/2-Wege-Systemen ist es verständlich,
warum der sogenannte Mitteltöner eine sehr große
Membranfläche hat. Das ist einfach effektive Membranfläche im Baßbereich.
Beispiele:
- Nubert Nuwave 8
- Canton Ergo 700 DC
- B&W DM 603 S3
Um bei diesen Boxen den Richtfaktor im Bereich zwischen 250 Hz und 4 kHz nicht zu stark schwanken zu lassen, muß der Hochtöner tief angekoppelt werden und/oder der "Mitteltöner" muß die Außenbereiche der membran im oberen Frequenzbereich sanft abkoppeln.
Bei 3-Wege-Systemen hat man diese Problem nicht mehr. Warum die Mitteltöner trotzdem noch so groß sind, verstehe ich nicht.
Beispiele:
- Nubert NuWave 10
- Canton Ergo 900 DC
- B&W DM 605 S2
Wobei ich zugeben muß, daß der Richtfaktor noch verhältnismäßig glimpflich verläuft (zwischen 300 Hz und 3 kHz):
- Nubert: 2 dB
- Canton: 2,5 dB
- B&W: 9 dB
Außer bei B&W, vergaß ich zu sagen.
IMHO sollten die Mitteltöner etwas kleiner sein
(z.B. 10 bis 14 cm), sie sollten mittels
Besselfilter 2. Ordnung bei 200 bis 300 Hz abgekoppelt werden. Die dabei auftretenden Laufzeitfehler liegen nach ITU deutlich unter der Wahrnehmungsschwelle.
Bei einer Sonus Faber Amati Hommage wird
der 18 cm Mitteltöner mit einem Hochpaß 1.
Ordnung abgetrennt. Beim Abspielen von
Keith Jarretts "The Cure" (ordentliches Schlagzeug
bei 60 ... 70 Hz) war bei mittleren Lautstärken
(man konnte sich direkt vor den Boxen stehend
noch problemlos unterhalten) die Auslenkungen
des Mitteltöners schon beängstigend. Trotz
100 Watt-Verstärker an einem Lautsprecher,
der etwas mehr verträgt, habe ich mir nicht getraut, weiter aufzudrehen, um den Mitteltöner nicht zu beschädigen.