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Alte Aufnahmen

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Markus
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Alte Aufnahmen

Beitrag von Markus »

Hallo,

da meine Musiksammlung im klassischen Bereich inzwischen eine Größe angenommen hat, wo die Hauptwerke (was man eben so kennen sollte :lol:) größtenteils abgedeckt ist, mache ich mich dran, auch mal Alternativaufnahmen ausfindig zu machen.

Während man früher schon mal eher neuere und damit vermeintlich gutklingendere Aufnahmen vorgezogen hat, kommen nun auch schon mal ältere Aufnahmen aus der Frühzeit der Stereophonie oder gar der Monozeit in Frage, aufgrund von hervorragenden Interpretationen, versteht sich.

Dabei fällt mir immer wieder auf, dass solche Aufnahmen, wenn sie denn für die CD neu gemastert wurden, teilweise hinter den zeitgenössischen, volldigitalen Produktionen klanglich alles andere als zurückstehen. Jüngstes Beispiel waren die Sinfonien Nr. 4-6 von Tschaikowsky in der 1960er-Aufnahme von Mrawinsky (gibt's bei Amazon als US-Import). Ich war überrascht, wie natürlich die einzelnen Instrumentengruppen klanglich rüberkamen, wie gut die Stereo-Perspektive und die räumliche Anordnung aufgelöst waren. Ich muss sagen, ich höre diese Aufnahmen deutlich lieber als irgendwelche Karajan-Produkte, wo man zeitweise im Klangbrei zu versinken droht.

Wie geht's Euch, habt Ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Nennt mal Positiv- und/oder Negativbeispiele.

Gruß,

Markus.

P. S. Es soll natürlich nicht verschwiegen werden, dass es auch "totgemasterte" Aufnahmen gibt, die jede Lebendigkeit und Natürlichkeit verloren haben.
Marcus Donner
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Beitrag von Marcus Donner »

Gruss
Zuletzt geändert von Marcus Donner am Di 13. Nov 2007, 00:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Markus
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Tiefe

Beitrag von Markus »

Hallo Namensvetter mit "c",

die von Dir beschriebene Aufnahme kenne ich zwar nicht, ich kenne dagegen sehr wohl die phänomenale Aufnahmetechnik der Decca aus den 50er und 60er Jahren, die allem mir aus dieser Zeit bekanntem überlegen scheint. Beispiele hierfür sind auch "Salome" oder "Elektra" von Richard Strauss in der Aufnahme mit Sir Georg Solti.

Auch aus dieser Zeit stammt die Gesamtaufnahme von Wagners "Ring des Nibelungen", ebenfalls von Solti. Diese habe ich mir kürzlich angehört und fand sie interpretatorisch und klangtechnisch so begeisternd, dass ich sie kurz darauf bestellt habe. Sie stellt wohl in jeder Hinsicht eine Alternative zu meiner bisherigen Referenz-Einspielung unter Pierre Boulez (Philips) aus den frühen 80er Jahren dar.

Zum Thema Psychoakustik möchte ich Dir ebenfalls zustimmen: man wundert sich oft, wie sehr man "enttäuscht" wird, wenn man alte Aufnahmen automatisch mit klangtechnisch verstaubt gleichsetzt. Meiner Erfahrung nach ist es oft so, dass neuere Aufnahmen in Bezug auf das Klangbild vor allem geplanter und gesitteter, manchmal auch übertrieben analytisch klingen. Ältere Aufnahmen sind dagegen oft impulsiver, etwas rauher, aber insgesamt auch mindestens genauso überzeugend.

Gruß,

Markus.
gereon
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alte klassik-klassiker

Beitrag von gereon »

hi markus,
an deinen statement, die ich am heutigen abend teilweise überflogen hab, merkt man dass du ein relativ breites spektrum an an musikkentnissen hast, teilweise haben mich deine "kritiken" zwar weniger überzeugt, aber mit mravinsky hast du auf alle fälle 100% recht! ein absoluter klassemann, die frühen bruno walter aufnahmen oder die toscaninis haben auch unheimlich viel verve, von furtwängler ganz zu schweigen... natürlich leider im klang wenig überzeugend, die aufnahmen sprühen vor musikalität, sogar ohne high-end vinyl. gruß, gereon
Fu Manchu
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Beitrag von Fu Manchu »

Hi,

erstaunliche Aufnahme aus den 50ern und 60ern sind die Maria Callas Opern von EMI. ABER vorsicht, nur die in den roten Packungen sind brauchbar, die blauen sind tontechnisch misslungen, daher auch die Farbtrennung.
Besonders schön ist Aida von Callas.
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Beitrag von Malte »

Hallo,

ich sehe die Sache ein wenig nüchterner: Sicher gibt es gute Aufnahmen aus den 60ern und 70ern, gerade angesichts der damals sehr eingeschränkten Technik ist doch auch technisch teilweise Erstaunliches geleistet worden. Aber gerade von der Aufnahmegestaltung ist doch auch viel Fragwürdiges aufgezeichnet worden (es gab halt technische Limits), und die aufnahmetechnische Qualität heutiger Tonträger ist durchschnittlich um Längen höher als die alten Aufnahmen (die im Gegenzug IMHO des öfteren von der Interpretation her begeistern können). Aufnahmen vor 1960, gar in Mono, höre ich mir eigentlich gar nicht an, die müssen schon außerordentlichen Interpretation- oder Repertoirewert haben (Hab hier gerade den Mailänder "Ring" unter Furtwängler rumliegen und noch nicht mehr als 10 Minuten draus gehört...).

Was Aufnahmen aus den 60ern angeht, lande ich - Zufall oder nicht - sehr oft bei Studioeinspielungen von EMI. Da wurde klangtechnisch sehr solide gearbeitet, oft musikalisch hervorragend, ohne irgendwelche übertriebenen Mätzchen. Ich halte übrigens im Gegenzug gar nichts von den hochgelobten Aufnahmen der Decca aus den 60ern - gerade die Strauss- oder Wagner-Opern unter Solti sind aufnahmetechnisch meist nicht gut und warten mit unausgewogenen Lautstärkeverhältnissen und sehr fragwürdiger Gestaltung auf. Das hat sich in den 70ern bei der Decca erheblich verbessert, gerade Ende 70er/Anfang 80er ist da viel hochwertiges entstanden...

Übrigens Markus, die beiden "Philips-Ringe" (Boulez und Böhm) sind von der Aufnahmetechnik her wirklich nicht das Gelbe vom Ei. Hör mal dagegen die Einspielungen unter Haitink oder Barenboim... und, daß Karajan-Aufnahmen "breiig" sind, ist ein Vorurteil, was von wenigen späten K.-Aufnahmen genährt wird (z.B. der letzte Beethoven-Sinfonien-Zyklus bei Sony Classical), die frühen Stereoaufnahmen mit K. sind ganz im Gegenteil sehr gut durchhörbar, fast schon artifiziell genau, haben dabei oft die Tendenz zu einem recht hellen Klang. Ist Geschmackssache, aber sicher nicht breiig.
Gruß,

M.
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Beitrag von gereon »

Dass man sich auf außerordentliche interpretationen konzentrieren sollte, wenn man sich schon mal die zeit nimmt sich ältere aufnahmen zu gemüte zu führen, ist für mich auch eine selbstverständlichkeit, gibt es doch aus diesen jahren eine masse an produktionen, die sich im bezug auf die musikalische interpretation fast gleichen, bzw ähneln.
Jedoch halte ich es für einen genausogroßen fehler, moderne aufnahmen wegen einem besonders guten klang, oder einer herausragenden aufnahmetechnik zu verherrlichen und dabei den interpretatorischen wert und die musikalität zu vernachlässigen.
Diesen eindruck habe ich bei vielen (pseudo-)high-end freaks, die sich nur noch mit kleinen details ihrer hifi-anlagen befassen, und dafür vermögen investieren, dabei jedoch die musikalität der aufnahmen vergessen und anstatt dessen nur auf neueste SACD, oder andere mehrkanaltechniken wert legen. Das kann nicht im sinne der musik sein.
Zum glück gibt es ja auch genügend scheiben, die beides aufweisen können, guter klang und gute interpretation.
Zu den angesprochenen aufnahmen:
Zum boulez-ring kann ich auch nur sagen, dass ich die teilweise krassen nebengeräusche als störend empfinde, die böhm-aufnahme ist mir nicht bekannt. Die janowski aufnahme bei rca soll meines wissens von den neueren studioaufnahmen zu dem besten gehören, die interpretation der ringe zu beurteilen traue ich mir jedoch nicht zu. Ich selbst ziehe jedoch bei solchen werken den weg zum opernhaus dem wohnzimmer vor.
Zum thema karajan fällt nur auf, dass fast jedem der nicht absolut keine ahnung von musik hat, hierzu nichts anderes einfällt als breiiger klang, fette streicher, oder undurchsichtigkeit. Dass dies auf viele der älteren aufnahmen unumstritten zutrifft steht völlig außer frage. Jedoch kann man das längst nich auf karajan pauschal (markus, das hattest du mir doch zum thema amerikanische orchester = blechlastig vorgeworfen) behaupten, denn dann wird man diesem großem dirigenten nicht gerecht. Dies wollte ich noch erwähnen weil ich es nicht mehr hören kann aus allen ecken immer nur zu hören wie schrecklich karajan ja doch gewesen ist...
Gruß, gereon
Zuletzt geändert von gereon am Do 23. Jan 2003, 16:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von BigB »

ein Beweisstück dafür, dass zumindest späte Analogaufnahmen Klangvorteile gegenüber frühen Digitalaufnahmen haben ist z.B. die Aufnahme von Holsts Planeten in der letzten Aufnahme unter Boult (EMI Great Recordings of the Century). Das ist die 4. Aufnahme, die ich von dem Stück besitze, und die einzige, die ich noch anhöre.

Gruß
BigB
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Beitrag von gereon »

diese planeten-aufnahme ist mir nicht bekannt, habe nur mit gardiner und mehta, muss aber sagen dass ich das stück mittlerweile nicht mehr höre. hast du denn sonst noch andere beispiele aus deiner sammlung oder hörst du ansonsten nur digitalisiertes? ger
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Markus
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Verallgemeinerung

Beitrag von Markus »

Hallo Gereon,

dass man nicht verallgemeinern sollte, sehe ich auf jeden Fall so. Wie bereits Malte sagte, hat Karajan vor allem in den letzten Jahren eher Klangbrei produziert als bei früheren Aufnahmen. Obwohl es auch hier wieder Ausnahmen gibt (gerade z. B. Karajans digitale Planeten-Aufnahme finde ich - bis auf die unsäglichen Intonationsprobleme ganz zu Beginn der Aufnahme - interpretatorisch und klangtechnisch sehr gut). Vermutlich hat sich meine Aussage vom Anfangs-Posting so angehört. Leider habe ich von Karajan eine Reihe von 80er Jahren-Digital-Aufnahmen, die klangtechnisch wirklich sehr undifferenziert abgebildet sind.

Gruß,

Markus.
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