Dr. Bop hat geschrieben:Kaddel64 hat geschrieben:Na, deinen Etat für CDs möchte ich ja mal zur freien Verfügung haben...
So groß ist das gar nicht. Ich fische überwiegend in der Bucht und werfe auch vieles, was auch nach mehrmaligem Hören nicht überzeugt, den Fischen wieder zum Fraß vor.
Hm, alles relativ: Wenn ich davon ausgehen darf, dass du im "Gerade-gehört"-Thread nur die täglichen Highlights postest, dann muss schon recht viel im Netz hängen geblieben sein.
Dr. Bop hat geschrieben:Ich will auch nicht sagen, dass die Messe irgendwie schlechter ist als das Requiem, sondern lediglich anders. Hab sie auch erst ein mal gehört. Um mir da eine Meinung zu bilden, brauch ich noch ein paar Durchgänge, zumal Klassik für mich weitgehend Neuland ist.
Genau: ist einfach anders. Mir gefällt selbst nach vielfachem Hören das Requiem eindeutig besser.
Dr. Bop hat geschrieben:Kaddel64 hat geschrieben:Übrigens, wenn du hochdramatische Chor-Orchester-Werke mit sakralem Hintergrund suchst, da hätte ich noch ein paar ganz heiße Tipps.
Wiederum Gardiner, auch Requien, aber zwei Komponisten einer späteren Epoche.
Ich hab jetzt eigentlich keinen besonderen Bezug zu sakralen Werken, aber "hochdramatisch" klingt schon mal sehr interessant für mich.
Also bitte her mit den Tipps.
Voilà:
1. Johannes Brahms (1833-1897): Ein deutsches Requiem bei Philips, 1990
mit Charlotte Margiono, Rodney Gilfry, Monteverdi Choir, Orchestre Revolutionaire et Romantique, Sir John Eliot Gardiner
(wobei die Hörschnipsel bei JPC nicht repräsentativ für das Gesamtwerk sind!)
Der 2. Satz, "Denn alles Fleisch", ein Trauermarsch, geht mir immer wieder unter die Haut, gerade in dieser Einspielung, wenn im ersten Abschnitt alles auf den zweiten Choreinsatz im Fortissimo zuläuft. Großartige Musik.
2. Giuseppe Verdi: Messa da Requiem bei Philips, 1992
mit Orgonasova, Otter, Canonici, Miles, Monteverdi Choir, Orchestre Revolutionnaire et Romantique, Sir John Eliot Gardiner
Auch hier wäre besonders der zweite, dramatische Satz "Dies irae, dies illa" zu erwähnen, in dem Verdi alles an chorischer und orchestraler Wucht aufbietet, was damals üblicherweise verfügbar war. Insgesamt ist die Vertonung stilistisch deutlich von der italienischen Oper beeinflusst, was ihr vielfach als Schwachpunkt angelastet wird. Was soll's - mir gefällt sie.
Zu beiden Werken gibt es dutzende Vergleichseinspielungen, auch weitere sehr hochrangige. Es ist halt immer eine Frage, wo man persönlich bei der Beurteilung den Schwerpunkt setzt. Für mich gibt es zu Gardiners
Brahms keine wirkliche Alternative, beim
Verdi ragt unter interpretatorischen Gesichtspunkten die fantastische, atmosphärisch dichte und sängerisch hochkarätig besetzte, frühe Aufnahme (EMI 1964) von
Carlo Maria Giulini heraus, und unter aufnahmetechnischen die von
Robert Shaw beim auch unter Jazzern bekannten audiophilen Label
Telarc (Oscar Peterson, Dave Brubeck, Jacques Loussier u.v.m.).
Letztere wird auch immer wieder gerne als Testfutter für die 122 genommen.
Viel Spaß beim Kennenlernen!
Kaddel