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Guter Klang von High-End-Boxen: Physik oder Metaphysik?

Fragen und Antworten zu Nubert Boxen in klassischer Zwei-Kanal-Anwendung
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Davidyson
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Guter Klang von High-End-Boxen: Physik oder Metaphysik?

Beitrag von Davidyson »

OL-DIE zitierte in einem anderen Thread aus einer Testzeitschrift:
Doch was treibt einen vernünftig denkenden Menschen dazu, 50000 oder gar 80000 Mark nur für Lautsprecher auszugeben? Schließlich, und davon kann sich jeder überzeugen, gibt es schon für 5000 Mark exquisit klingende Boxen. Klingt eine BM 40 wirklich zehnmal so gut? Wer eine Anmutung davon haben will, sollte sich Boxen der nächst höheren Preisklasse, vielleicht der 10000-DM-Klasse, vorsetzen lassen, dann kann er die Steigerungsmöglichkeiten erahnen. Irgendwann wirde er feststellen, daß es plötzlich nicht mehr vorrangig um den Grad von Verfärbungen, die Linearität von Frequenzgängen oder andere elementare Eigenschaften geht.

Was Superboxen grundsätzlich vom Rest der Lautsprecher-Welt unterscheidet, läßt sich nur schwer beschreiben. Hier geht es um die Mühelosigkeit, die Souveränität und die Großartigkeit, mit der sie Musik in den Raum stellen. Superboxen verwöhnen nicht nur die Ohren, sie sind das Mittel zu einer neuen Dimension des Erlebnisses.
Also was ist das, was die "Mühelosigkeit, Souveränität und Großartigkeit" ausmacht? Meiner Meinung nach müssten das ja alles meßbare physikalische Effekte sein. Also welche gibt es denn überhaupt (z.T. aus Nuberts "Klangkiller"-PDF):

Frequenzgang - Wie laut werden Signale über das Spektrum hinweg bei gleichbleibender Eingangsleistung vom Lautsprecher dargestellt?

Impulsgenauigkeit - Wie genau folgen die Lautsprechermembranen der Sinusform des Eingangssignals (und einer beliebigen Mischung der von dem Treiber darzustellenden Signale)?

Impulsfestigkeit - Wieviel punktuell zu verarbeitende Leistung kann ein Treiber a) ohne Schaden und b) ohne Verzerrungen jenseits einer bestimmten Toleranzgröße verarbeiten?

Verfärbung/Resonanzen - (Vermutung zur Bedeutung) Frequenzverschiebungen oder parasitäre Frequenzen, die sich durch Eigenschwingungen der Membranen, des LS-Gehäuses, des umschlossenen Luftvolumens usw. ergeben.

Brechungen - Schallverzerrungen an Kanten der Schallwand

Zeitrichtigkeit/Phasenrichtigkeit - Wie genau fallen die laut Eingangssignal zusammengehörigen Schwingungen der verschiedenen Treiber des LS aufeinander? Folgt das Bass-Signal den Höhen oder umgekehrt?

Abstrahlwinkel - Gibt es nur wenige Hörpositionen relativ zum Lautsprecher oder gibt es eine "breite" Hörzone?

Raumkritikalität - Funktioniert der LS in den meisten Räumen und mit den meisten Aufstellungen gut?

Außer weiteren Effekten des Hörraums, die man ja kaum dem Lautsprecher zuordnen kann, sind das alle physikalischen Effekte, die ich im Zusammenhang mit LS kenne. Gibt es noch mehr?

Am Ende bewegen auch "Superlautsprecher" nur Luft und unterliegen dabei den normalen physikalischen Gesetzen. Oder?

Gruß

Davidyson
Zuletzt geändert von Davidyson am Mo 5. Jan 2004, 16:27, insgesamt 2-mal geändert.
sashka
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Beitrag von sashka »

Hallo!

meine Antwort wird nicht die sein, die du dir erhoffst!
Mit Metaphysik hat Klang nichts zutun - den das wäre Zauberei! Die Reproduktion des Schalls ist reine, 100% Physik. Diese ist nicht zu überlisten - eine Geige ist eine Geige und keine Lautsprecherbox. Selbstverständlich kann man den Klangunterschied zweier unterschiedlicher aber meßtechnisch "ähnlicher" Boxen Physikalisch beschreiben. Womit und wie? - weiß ich nicht, da hat die Menschheit noch viel zu erforschen.....

Gruß, Alex
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OL-DIE
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Beitrag von OL-DIE »

Hallo alle miteinander,

falls noch mal jemand den ganzen Beitrag lesen möchte, er findet sich hier:

http://www.nuforum.de/nuforum/ftopic3616-0-asc-20.html

@ Davidyson:
Deine Fragen sind eigentlich nicht zu beantworten. Das ist Messtechnik pur und außerdem ist der Einfluss einzelner Einflussgrößen zum Teil in hohem Maße frequenz- und raum- sowie standortabhängig. Außerdem sind es Kettenfragen, die man niemals in solcher Fülle stellen sollte. Das schreckt ab. Nebenbei sind sie zum Teil technisch klingend, aber völlig unverständlich, z. B.
Impulsfestigkeit - Wieviel punktuell zu verarbeitende Leistung kann ein Treiber a) ohne Schaden und b) ohne Verzerrungen jenseits einer bestimmten Toleranzgröße verarbeiten?
Was ist eine punktuell zu verarbeitende Leistung? Wo soll der Punkt sein? Was für eine Toleranzgröße ist gemeint? Welche Art von Verzerrungen ist gemeint? Usw., usw.

Viel praxisgerechter ist die Hörmethode mit
-> Vergleichslautsprechern, möglichst im eigenen Hörraum am zugedachten Standort der Lautsprecher und vorgegebenem Hörplatz

-> Vergleichs - CD's, deren Klang und Besonderheiten bestens bekannt und vertraut sind

-> Kopfhörer, sofern es ein hochwertiger ist. Diesen kann man problemlos in jedes HiFi-Studio neben den eigenen Test-CD's mitnehmen und als "Referenzklang" betrachten. Sollten die zu prüfenden Lautsprecher von diesem Referenzklang erheblich abweichen, ist Vorsicht geboten. Dann stimmt der Hörraum, der Standort und/oder in der Elektronikkette etwas nicht.
Abstrahlwinkel - Gibt es nur wenige Hörpositionen relativ zum Lautsprecher oder gibt es eine "breite" Hörzone?
Hierzu ist schon einiges hier im Forum geschrieben worden. Ich bin ein Freund von Rundumstrahlern, welche systembedingt in meinem Hörraum eine breite Hörzone bieten. Die Meinungen zu Rundumstrahlern sind aber durchaus und verständlicherweise geteilt. Eine häufig unterschätzte Komponente der Anlage (und auch die teuerste) ist fraglos der Hörraum an sich (Größe, Längen- und Höhenverhältnisse, Möblierung, Standort der LS und Standort Hörplatz, Parallelität von Decke und Boden, Bodenbelag usw.)

Im Übrigen gibt es den optimalen Lautsprecher nicht, schon wegen der unendlich verschiedenen Hörraume in denen Lautsprecher Musik reproduzieren sollen.

Im Übrigen gilt wohl: Man kann vieles anders machen, aber nicht alles viel besser.

Sonst wäre es ja im Leben auch langweilig...

Gruß
OL-DIE
Davidyson
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Beitrag von Davidyson »

Hallo OL-DIE,

offenbar handelt es sich um ein (zumindest partielles) Mißverständnis: Ich wollte die Fragen jetzt nicht stellen, sondern nur illustrieren, dass das m.E. nach, einige mögliche der Fragen sind, die man stellen sollte, wenn man das Klangbild eines Lautsprechers abstrakt bewerten möchte. Außerdem wollte ich die Aussage in Frage stellen, dass "Superlautsprecher" irgendwas Besonders machen, das sich einer Messung entzieht. Ich glaube, es ist alles Physik, also ist auch alles meßbar. Dass im Lautsprecherdesign auch jede Menge das Gehör gefragt ist, ist doch klar - es ist schließlich ein sehr brauchbares "Meßinstrument", das alle physikalischen Effekte zusammen interpretiert.

In gewisser Weise sollte es zu jeder dieser Fragen eine "ideale" Antwort geben (linearer Frequenzgang, perfekte Impulsantwort, breite Hörzone, null Gehäuse/Membran-Resonanzen, null sonstige Klangverfärbungen etc.). Wenn man dann den messtechnisch "idealen" LS gebaut hätte - rein theoretisch natürlich - kann man dann als bewußte Entscheidung bestimmte Veränderungen z.B. am Frequenzgang machen, um bestimmten Hörgewohnheiten oder Raumakustiken Rechnung zu tragen (so, wie es die ABLs machen).

Die "unkonkreten" Elemente meiner Fragen waren bewußt als Variablen formuliert, da ich die gültigen Kriterien und sinnvolle Toleranzen z.B. für Impulsgenauigkeiten gar nicht kenne. Sind halt alles als konzeptionell-abstrakte Ausführungen.

Deshalb handelt es sich auch nicht um Kettenfragen, sondern um den (sicher unvollständigen) Versuch einer Bestandsaufnahme zur Frage "Welches sind die physikalischen Effekte, die den Klang von LS beeinflussen"?

Ansonsten hast Du mit Deinen Anmerkungen zur Lautsprecherwahl und zur Raumakustik natürlich völlig recht.

Gruß

Davidyson
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elektrip
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Beitrag von elektrip »

Selbstverständlich kann man den Klangunterschied zweier unterschiedlicher aber meßtechnisch "ähnlicher" Boxen Physikalisch beschreiben. Womit und wie? - weiß ich nicht, da hat die Menschheit noch viel zu erforschen.....
Ein Widerspruch. "Selbstverständlich kann man" -> "womit? weiss nicht"...

Ich bin halt kein Verfechter davon, dass alles physikalisch erklärbar sein muss, sondern lasse beim thema Hi-fi allein die Ohren entscheiden, welche weitaus feinfühliger sind, als jedes verfügbare Messinstrument. Man sollte sich imho nicht darauf verkrampfen "Och ich kann es nicht messen, also sollte ich auch keinen Unterschied hören", sondern darüber stehen und akzeptieren, dass die Menschheit noch viel zu erforschen hat, bzw. nie ausgeforscht haben wird.

Gerade was biologische/organische Vorgänge betrifft, scheitern wir ja ständig daran, mit unseren primitiven Mitteln, alles auf 0 und 1 herunterzubrechen. Was m.M. nach auch gut so ist.

Vor diesem Hintergrund ist Musikhören, und aber auch LS hören, für mich immer eine rein subjektive Angelegenheit. In meinen *Ohren* gibt es keine Objektivität, sowie all meine anderen Sinne auch keine Objektivität zulassen, das liegt für mich in der *Natur* der Sache. :) Genauso lassen sich die Sinne täuschen, nicht umsonst z.B sollte man nur Blindtests machen, um u.a. der Selbstsuggestion/Wunschdenken nicht zu verfallen -> Alles psychologische "Effekte", niemals in Messdiagrammen zu erörtern.

Also lass die Gefühle entscheiden, wie sonst kann man sich in der Musik "fallenlassen" oder sie einfach geniessen?
Genuss lässt sich physikalisch/messtechnisch ja auch kaum erfassen. Klar, ich kann sagen, eine Tafel Schokolade setzt diese Enzyme und jenes frei und bewirkt im Hirn dies und das. Die nächste "Studie" wird wieder etwas anderes oder das Gegenteil "bewiesen" haben wollen. Unter dem Strich ist doch das sch...egal, Schoko ist einfach gut und macht glücklich. Wer nicht weiss, weshalb, ist vielleicht sogar NOCH glücklicher.

Es gibt da bestimmt noch mehr, was (vermutlich) nicht messbar ist: In einem anderen Thread (find ihn nicht mehr, sorry) haben wir beschrieben, wie zu unterschiedlichen Gemütslagen, Geisteszuständen und Uhrzeiten die Anlage ganz anders klingen kann. Nur schade, wer diese Phänomene (whooo whooo, voooodoooo) auf eine einfache physikalische Ebene zu bringen versucht.

Für viele Leute ist einfach Psychologie=Voodoo, weil es halt eine andere Herangehensweise erfordert, als die rein technische. Weil ein bestimmter Sachverhalt jetzt für den "Nur-Techniker" unverständlich ist (nicht mit Messdiagrammen belegbar), ist er vermutlich überfordert, macht die Schotten dicht und schreit angstvoll Vooodoooooo :)

Nun, zu den Superboxen... ich denke, wer sowas zu Hause stehen hat, hört zu einem gewissen Anteil auch mit den Augen und freut sich nicht unberechtigt auch daran, etwas Prestigeträchtiges zu haben. Na und? Das GANZE macht das Erlebnis aus, deshalb "klingt" so eine Superbox für den Besitzer dann auch ultimativ. Das finde ich zwar auch nicht "vernünftig", doch hat das ganze Hobby und insbesondere Musikhören für micht rein gar nichts mit Vernunft zu tun.

Glaub mir, hätte ich eine Grande Utopia Beryllium hier stehen, es wäre mir sowas von egal, WESHALB das jetzt so klingt. Ich würds einfach geniessen und basta.

Zur Objektivität: Ich weiss nur, dass ich immer zuwenig weiss! :wink:

Gruss
elektrip.
Davidyson
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Beitrag von Davidyson »

elektrip schrieb:
Wer nicht weiss, weshalb, ist vielleicht sogar NOCH glücklicher.


Hmm. Da hast Du wahrscheinlich Recht - das ewige Herumhorchen am Klang und an der Musik vorbei kann auch eher spaßbremsend wirken.

Neulich habe ich mit einem Bekannten darüber gesprochen und der meinte, man kann einen tollen Musikgenuss auch mit einem Kofferadio haben. Da hat er recht, aber da kam mir der Gedanke, dass es einfach zwei Ebenen gibt:

Den Musikgenuss - spricht mich ein Musikstück unabhängig von der Wiedergabe emotional an oder nicht?
Den Hörgenuss - klingt die Musik aufregend und "original" (oder sogar besser)?

Dass es zwischen beidem eine Verbindung gibt, konnte ich erst Sylvester erleben, als ich ein zu Hause gern verschmähtes Klassikstück (Händels Wassermusik) einmal unter besseren Bedingungen hörte und erstmals absolut entzückt von der Musik war!

Okay, und jetzt gibt es also den Versuch, den Hörgenuss zu steigern - das ist doch das primäre Ziel der HiFi-Enthusiasten. Und nun gibt es von jedem Teil der Signalkette 10 hoch 27 Varianten, alle mit leicht oder drastisch unterschiedlichen Klangeigenschaften. Mein Ziel ist es aber, unter all diesen Varianten diejenigen zu finden, die das Musikstück so nah wie möglich am "Original", d.h. der Aufnahme und ihrer Abmischung wiedergeben.
Ich will nichts geschönt und verbogen oder abgeflacht oder unterdrückt haben.

Wie komme ich nun also zu einer Auswahl? Erstens habe ich nicht die Zeit, alle möglicherweise in Frage kommenden Varianten selbst in Ruhe zu testen. Und da ich zweitens auch gar nicht weiß, wie sich das Stück im Original anhören sollte, kann ich auch nicht durch referenzfreies Probehören zu einem Ergebnis kommen. Vielleicht hört sich ein Stück auf einem Lautsprecher toll an, aber vielleicht anders toll als vom Produzenten beabsichtigt? Woher weiß ich, dass der LS nicht wichtige Details unterdrückt? Will ich das dann? Soll mein Lautsprecher die Daten interpretieren oder vielleicht doch nur authentisch widergeben?

Also bleibt doch dem Sucher nach dem authentischen (nicht notwendigerweise immer gefälligen) Klang nicht viel anderes übrig, als auf "objektive" Messwerte zu setzen. Dann kann er schnell aussortieren oder in die engere Wahl nehmen. Dazu muss er natürlich möglichst alle physikalischen Einflussgrößen berücksichtigen (daher der obige Versuch einer Liste). Wenn dann sein Gehirn oder seine Stimmung das "subjektiv" verzerren, kann er das per Equalizer oder ABL oder was weiß ich bewußt und individuell "korrigieren" - aber eben von einer definierten Basis aus.

Hmm. Klingt vielleicht alles etwas korinthenkackerisch-technokratisch-perfektionistisch. Ausgangspunkt für mich ist aber der völlig emotionale Wunsch nach einem authentischen Klangerlebnis, das, wie oben geschildert, auch zu einem besseren Musikerlebnis führen kann.

Gruß

Davidyson
Zuletzt geändert von Davidyson am Mi 7. Jan 2004, 19:39, insgesamt 1-mal geändert.
US
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Beitrag von US »

Hallo Davidyson,

ich kann deine Intention, den Hörgenuss steigern zu wollen, denke ich ganz gut nachvollziehen.

Du hast auch einen entscheidenenden Punkt genannt:
Und nun gibt es von jedem Teil der Signalkette 10 hoch 27 Varianten, alle mit leicht oder drastisch unterschiedlichen Klangeigenschaften
Hier liegt der Hund begraben. Wenn es nicht klappt mit dem guten Klang, salopp ausgedrückt, trotz erheblicher Geldausgaben und jahrzehntelanger Beschäftigung, sollte man mal die Methodik hinterfragen.

Meist wird der Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen. Dies führt dann zu solch abstrusen "Optimierungen" wie Kabel tauschen, CDs anschleifen, usw. Oder auch generell das kaufen von immer teureren Produkten in der vagen Hoffnung, daß die Ausgabe irgendwie mit dem Ergebnis korreliert.
Mit allerlei Placebos kann man sich dann das Ergebnis "schönhören".

Hier plädiere ich, die GEHÖRMÄSSIG klangbestimmenden Parameter zu identifizieren und zu priorisieren und dann mit dem Ziel zu optimieren, daß sie unter die jeweilige Hörschwelle zu liegen kommen.

Schnell wird klar, daß es keinen Sinn macht, den Frequenzgang eines CD-Spielers zu optimieren (Auch wenn das hörbar sein sollte!), wenn der LS in einem Korridor von +/-3dB liegt.

Die Beispiele ließen sich beliebig fortsetzen.

Im Endeffekt wird es zu einem Mix aus Theorie, Messwerten und gehörmässiger Prüfung rauslaufen.
Theoriewissen läßt sich nun zu einem gewissen Grad aneignen; je nach Affinität zur Wissenschaft.

Schwierig wirds mit den Messungen. Von Herstellerseite wird die Veröffentlichung fast immer verweigert. Bei Nubert sehe ich hier eine der ganz wenigen positiven Ausnahmen, auch wenn hier noch mehr wünschenswert wäre.
Beispiel Baßmanagement: Selbst bei teuersten Geräten, werden die Implementierungen des Baßmanagements nicht -veröffentlicht. Für solch ein Gerät würde ich nie 3000€ ausgeben.
Beispiel Lautsprechermessungen:
Gute Eignungsbeurteilung für den Einsatzzweck könnte man schon vornehmen wenn:
-Frequenzgänge unter 0°, 30°, 45°, 60°, 90°, 120°, 150°, 180° horizontal und 0°, 10°,30° vertikal
-Bündelungsmaßverlauf,
-Klirrverhalten
-Phasenverlauf
-Messungen zur Paargleichheit (Amplitude und Phase)
-vorliegen würden.

Ferner sollte der Hersteller die veröffentlichten Produkteigenschaften garantieren innerhalb einem angegebenem Toleranzfeld.

Manche Parameter wie Lokalisationsschärfe können auch nicht direkt gemessen werden. Hier müsste man aus der Konstruktion und einigen Meßwerten zur Paargleichheit, sowie Amplitudenverläufe unter Winkeln, Rückschlüsse ziehen.

Gehörmässige Prüfung mit synthetischen Signalen kann hier auch recht erkenntnisreich sein.

Gruß, Uwe
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elektrip
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Beitrag von elektrip »

Hi,

@Davidyson. Kann diesen Weg zur Steigerung des Hör- und folglich des Musikgenusses gut nachvollziehen. Klingt überlegt und logisch.

Leider hab ich zuwenig elektrotechnische Kenntnisse, um die verfügbaren "Klangparameter" in einen nachvollziehbaren Kausalzusammenhang zu bringen. Ich weiss schlicht weg nicht, wie ein CDP mit den gegebenen technischen Eigenschaften an meiner Anlage klingen könnte, in meinem Raum.

In vielen (auch kontrovers diskutierten) Theorien bin ich zwar eingelesen, was mir allerdings mangels Praxistests mit unterschiedlichen Geräten in meinem Raum nicht viel nützt.

Jeder hat seine Voodoo-Schmerzgrenze woanders. Je nach dem, wieviel tech. Verständnis jemand zur Thematik aufbringen kann, gehen Zusammenhänge logisch auf oder nicht. Der eine sagt die Stromversorgung ist wichtig, "Kabelklang" eher vernachlässigbar, der andere denkt umgekehrt.

So bin ich kürzlich halt auch zum Schluss gekommen, beim Kauf von geilem Equipment halt 3-5 Probanden zuhause antreten zu lassen, um Vorurteil um Vorurteil abbauen zu können und Erfahrungen sammeln zu können, die dann leider schwierig zu teilen sind, weil diese 10*27 Möglichkeiten sich bei jedem anders auswirken können.

Vielleicht korrellieren dann die theoretischen Eigenschaften eines Gerätes mit dem subjektiv Erlebten, oder dann passt es halt nicht zusammen. Mir egal, das ist mein Punkt.

Ein meines Erachtens ehrlicher Händler von hauptsächlich gebraucht-Hifi/Highend und "Aufsteiger" Hardware bietet neuerdings den Furutech CD "entmagnetisierer" an. Ganz offenbar aktuell ein heisses Thema. Alle schreien sich an und sogar die "reinrassigen Techniker" merken selten, wie unsachlich die Diskussion plötzlich wird. Das Teil entzieht sich allen (offensichtlichen) physikalischen Grundlagen. Oder ist was dran?

Kann es wirklich sein, dass dieser Markt uns Hirngespinste verkauft wie nirgend sonst (ausser eben Esotherik etc.) und es schaffen, vielleicht jeden 3. Hifi-Enthusiast erfolgreich zu manipulieren? Trotz gesunder Skepsis gegenüber solchen "Grauzonen" bin ich nebst Technokrat auch etwas spirituell angehaucht, weshalb ich keinen inneren Konflikt habe, wenn ein Sachverhalt zwar klangsteigernd wirkt, aber eigentlich keine (technisch-)wissenschaftliche Grundlage hat. Somit ist es mir egal, wenn etwas esotherisch oder voodoomässig angehaucht ist (oder eben herbeigeredet) -> Hauptsache es wirkt, reproduzier- und nachvollziehbar!

Die "Industriellen" in diesem Bereich halten dagegen (Stereo, Audio...), man solls doch einfach mal Probehören...und genau das werde ich ganz naiv tun, bevor ich in irgendeine Richtung losbrülle. Leider habe ich auch schon erleben müssen, wie mein ganzes Wissen bei jemandem sich ganz anders ausgewirkt hatte. Halt das "auseinanderklaffende" Theorie und Praxis Gefüge. :)

Bis ich die bezahlbare Anlage meiner "intimsten" Vorstellungen zusammenhabe (will nicht sagen meiner Träume, denn diesen werde ich nie realisieren wollen) werde ich deshalb jeden Schritt des Ausbaus oder Tuning selber prüfen wollen und versuchen, einen realitätsnahen Testaufbau innerhalb meiner Möglichkeiten aufzustellen.

Unter dem Strich versuche ich dabei wie dargelegt auch, "objektiv" und unbelastet ein Thema zu erledigen um den Klang zu verbessern, wie gesagt aber weniger aufgrund der technischen Grundlagen und Messwerten, sondern eher trial+error mässig, also hauptsächlich gehörmässig und beobachtend, ob die neue Erfahrung zu dem vorher erlangten theoretischen Wissen passt.

Dabei finde ich es wie US sagt auch wichtig, dass man "die Klangparameter identifiziert und priorisiert" um dann gezielt zu optimieren. Natürlich bin ich auch der Meinung, dass die Hersteller die bekannten Eckdaten und mehr anbieten können, für diejenigen, die sich mehr als ich einen Reim darauf machen können und in Praxistests für sich entschieden haben, dass das Erlebnis immer mit der Theorie übereinstimmte.

Sind wir doch ehrlich, wer hat schon alles gegen jeden und die 27*10 Varianten durchgespielt? Und falls ja, lässt sich aus all diesen zusammenhängenden Faktoren wirklich ein handfester physikalischer Beweis als Schlussfolgerung liefern? Ich behaupte nein, weil man bei einer Messung immer nur bekannte, für sich isolierte Messgrössen verwendet, und es für den "grossen Zusammenhang" einfach keine Formel gibt - zu komplex (Das soll jetzt nicht eine Resignation sein oder der unglaube an die Wissenschaft, oder gar mangels Lernwillen meinerseits.)

Hmm, das klingt jetzt vielleicht hochtrabend sorry nicht so gemeint, aber in diesem Zusammenhang meine ich doch eigentlich nur, "dass der gleiche LS sicher in jedem, und vermutlich auch an unterschiedlicher Elektronik immer anders klingt" - und zwar mehr oder weniger unvoraussehbar.

So wie man vielleicht die DNA weitgehend zu entschlüsseln weiss, das "Leben" aber (noch?) nicht simulieren kann. Hoffe ihr seht was ich mit diesem Total-OT aussagen will 8O :oops:

Gruss
elektrip.
Davidyson
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Beitrag von Davidyson »

@US & Elektrip

Vielen Dank für Eure ausführlichen Antworten!!!

Elektrip, ich kann Deine Einschätzung zu den Grenzen der Erkenntnis, die gar nicht so OT ist, ganz gut nachvollziehen, glaube ich. Als Informatiker und Simulationsveteran weiss ich, dass es mehrdimensional-nichtlineare Systeme gibt (wie zum Beispiel Hai-Vieh-Elektronik ;-)), deren Verhalten zwar voll durch Formeln beschreibbar, aber trotzdem nicht vorhersagbar ist.

Hmm. Guter Punkt: Ist das Hörerlebnis wirklich so nichtlinear? Hängen die verschiedenen Klangparameter überhaupt so stark zusammen und voneinander ab (Stichwort Zielkonflikte)? Beim Hörempfinden, nicht beim Bau von LS! Da sollte vielleicht mal ein Vollprofi wie Herr Nubert etwas zu sagen - schließlich kämpft er mit all diesen Dingen täglich und amüsiert (oder ärgert) sich nur über ein Geschwätz von Klangdeterminismus wie dem meinen?

Zum Voodoo: Da bin ich sehr empfindlich. Ein Hifi-Händler wollte mir mal Einreden, dass kleine, 2 mm dicke, 4 cm im Durchmesser messende und mit einem den Rand schneidenden durchgestanzten "S" versehene Graphitplättchen auf den Komponenten einen entspannteren Klang bringen würden. Oder die Wahnsinnigen, die spezielle Steckerleisten oder Netzstromfilter oder gar spezielle Generatoren für die "sauberere" Stromversorgung empfehlen!
Hören konnte ich nix davon und ich behaupte, dass es auch die empfehlenden im Blindtest niemals könnten.

Wie auch immer.

US, in Deinen Vorschlägen zu physikalischen Einflussgrößen hast Du ja noch ein paar neue genannt, danke!

Gruß

Davidyson
pinglord
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Beitrag von pinglord »

elektrip hat geschrieben:lasse beim thema Hi-fi allein die Ohren entscheiden, welche weitaus feinfühliger sind, als jedes verfügbare Messinstrument.
Die Ohren sind mit das ungenaueste "Messinstrument", aber für uns das wohl relevanteste, weil sie genau das erfassen was bei uns ankommt ;)


Wahrscheinlich ist die "Mühelosigkeit, Souveränität und Großartigkeit" der allgemeinhin als Traumlautsprecher favorisierten Boxen ein Mix aus Kompromisslosigkeit beim Bau, sprich die Dinger können Dynamik, Lautstärke und Tiefgang jenseits von Gut und Böse umsetzen, Genauigkeit, ein recht gleichmäßiges und breites Abstrahlverhalten (damit's möglichst füllig klingt), eine gelungene (= genau den Geschmack des Testers treffende) Portion Eigenklang z.B. durch Klangverfärbungen (Bassanhöhung, leichte Mittensenke) und Oberwellen ("Klirr"), und das Ganze in Verbindung mit einem passenden Hörraum. Dazu noch die superedle und ehrfurchtgebietende Optik, damit man gleich weiss "aaah! toll!".
[size=75]Und für die Ohren: Nubox 400 an H/K 3270 RDS.[/size]
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