Besten Dank für die positiven Rückmeldungen. Gut, dass ich nicht umsonst schreibe.
Der Sicherheit und der Vollständigkeit halber möchte ich noch ergänzen:
Es geht mir nicht darum, 'was Jitter wirklich ist', bzw. 'wie genau das bei der Wandlung funktioniert', sondern um folgende Punkte:
- Es gibt in mancherorts. Übertragung, Wandlung, eigentlich überall, wo Zeitsignale eine Rolle spielen. Wenn die automatische Gehwegbeleuchtung morgens um halb fünf anspringen soll, aber manchmal 5s zu früh und manchmal 1min zu spät erhellt wird, so jittert die Beleuchtung...
- In der digitalen Datenübertragung für Audiozwecke (Kabel, oder ähnlich) ist er komplett belanglos
- In Wandlern gibt es einen theoretischen Einfluss (z.B. in einem CD-Player, Laufwerk->DA-Wandlung->analog out)
- dort ist er nachgewiesenermassen nicht zu hören. Dazu müsste er, selbst verglichen mit dem allerbilligsten Laufwerk, 1000fach stärker sein.
Was mich vor allem ärgert, und was ich zeigen wollte, ist das Vorgehen dieses "Autoren":
Zuerst wird (durchaus richtiges) technisches Wissen in eine Einleitung gepackt, allenfalls gut illustriert an einem Beispiel (hier: wie funktioniert die Datenwandlung in dem Modell-DAC). Dann wird ein wenig herumgerechnet und gefachsimpelt, ein paar komplizierte Begriffe eingestreut, bis der Leser entweder den Faden oder die Geduld (oder das Verständnis) verliert. Wichtig ist, dass die Einstellung bleibt: "Ja, der weiss, wovon er spricht, aber komm zum Punkt, ich schau unten in der Konklusion". Dort schreibt man dann kernig in ein, zwei fett gesetzten Sätzen die eigene Meinung ("Jitter ist hörbar, verschliffen tönt er.").
Die "Take-Home-Message" soll sein: Jitter ist schlecht. Er ist böse. Und man hört ihn selbstverständlich.
Je weniger der Leser wirklich über Jitter weiss (z.B., dass es zig Vorkommens-Möglichkeiten und Varianten gibt), desto besser.
Anhand dem (falsch berechneten) Beispiel in der Datenwandlung soll das Gefühl geschürt werden, die Abwehrhaltung gegen den Feind Jitter. Dass der beschriebene Effekt, insbesondere das Wandlungs-Beispiel bei Kabeln null Einfluss hat, ist irrelevant. Hauptsache der Leser weiss: "Jitter ist böse, und dieses Kabel macht weniger davon."
Die HiFi-Branche ist naturgemäss besonders anfällig dafür. Denn dass Leute beeinflussbar sind, ist bekannt und bewiesen, die Wahrnehmungspsychologie spielt hier voll mit, Autosuggestion, Erwartungshaltung, schlechtes akustisches Erinnerungsvermögen, insgesamt eher schlechte Hörleistung - all das lässt sich gnadenlos und brutal zum Verkauf ausnutzen. Es ist irrelevant, ob ein Kabel den Klang beeinflusst, oder ob ein CD-Player einen künstlich hundertfach ERHÖHTEN Jitter hat (hört man i.d.R. immernoch nicht). Hauptsache, der Testkunde latscht mit der Kiste nach Hause, schwelgt in den Schwurblungen des Händlers und probiert mit VORFREUDE aus. Weist man dann darauf hin, das kein Messmikrophon eine Veränderung zu vorher feststellt, ist man halt ein böser Messtechniker, der nicht mit Ohren hört, was doch zu hören ist.
Besonders verwerflich, diese Vorgehensweise. Der Kunde KANN gar nicht feststellen, dass er beschissen wird. Jawohl, beschissen. Anders kann man's nicht sagen. Oft werden hinkende Vergleiche mit anderen Hobbys gebracht, aber die sind in der Regel faul. Z.B. die Auto-Tuning-Szene (ich hab keine Ahnung von Tuning, mach' das nicht). Jeder dürfe doch eine vergoldete Ölwanne kaufen, wenn er das wolle. Das ist durchaus richtig, aber goldene Ölwannen werden verkauft mit dem Argument "sieht geil aus". Am eigenen Wagen stellt der Kunde fest: Tatsächlich, sieht geil aus, das Ding bleibt, oder eben: An meinem Wagen sieht man die Ölwanne ja gar nicht - zurück mit dem Teil.
In der Audiobrache werden sinngemäss goldene Ölwannen verhöckert mit dem Argument, das Auto liefe dann schneller. Jeder Moped-Tuner weiss, dass das nicht stimmt. Im Zweifelsfalle hilft ein Blick auf den Tacho. Im HiFi-Zimmer gibt's nur halt keinen (einfachen) Tacho...