Edgar J. Goodspeed hat geschrieben:Angeregt durch den Verlauf
in diesem Thread, wollte ich hier dazu anregen, etwas weiter über Klirr bei Verstärkern und dessen Wichtigkeit bzw Vernachlässigbarkeit zu debattieren.
Doch
was ist Klirr überhaupt?
Wiki sagt:
- Der Klirrfaktor oder Oberschwingungsgehalt ist ein Maß dafür, wie weit eine Wechselgröße vom sinusförmigen Verlauf abweicht
So ist das mit dem elektrischen nune mal.
Falls der Satz auf Dich befremdlich wirkt. Die Formulierung aus der Wikipedia tut das auf mich auch.
Dementsprechend würde ich postulieren, dass Klirr möglichst niedrig sein sollte, um dem Ideal so nahe wie möglich zu kommen.
Bei Verstärkern wird der Klirr oft nur bei 1kHz bei einem Watt gemessen.
Die meisten Hersteller geben diesen bei der Nennleistung bei 1 kHz und zusätzlich bei 20 Hz bis 20 kHz an, manchmal noch an
unterschiedliche Impedanzen.
Z.B.
- 135 Watt an 6 Ohm, 1 kHz, Klirr: < 0,08%
- 120 Watt an 6 Ohm, 20 Hz bis 20 kHz, Klirr: < 0,08%
- 175 Watt an 4 Ohm, 1 kHz, Klirr: < 0,7%
- 145 Watt an 4 Ohm, 20 Hz bis 20 kHz, Klirr: < 0,7%
Unterhalb dieser Nennleistung fällt der Klirrfaktor meist schnell um mehrere Größenordnungen ab und ist bei heutigen
Verstärkern meist nur noch mit modernen Meßgeräten überhaupt nachweisbar (typische Werte bei 1 Watt: 0,0003% bis 0,03%).
Hier gibt der Klirrfaktor k an, in welchem Maße die Oberschwingungen (Harmonischen), die eine sinusförmige Grundschwingung überlagern, Anteil am Gesamtsignal haben. Andere Hersteller messen den gesamten Frequenzbereich von 20Hz bis 20kHz unter Volllast, andere auch nur mit einem Watt.
Doch
ab wann ist Klirr hörbar?
Zunächst: Es ist frequenzabhängig und hängt von der Beschaffenheit des Nutzsignals ab, d.h. sinusartige Klänge gelten als empfindlichsten gegen Klirr - z.B. mehrere Flöten, die zusammen spielen; während Sprache oder Schlagzeug und andere "dichte Klänge" weniger empfindlich sind.
Ansonsten sagt Wiki weiter:
- 5 % Klirrfaktor im Bassbereich sind meistens nicht wahrnehmbar. Im Präsenz- bzw. Brillianzbereich (1 bis 4 kHz), wo das Gehör am empfindlichsten ist, können unter bestimmten Bedingungen Verzerrungen auch noch unter 0,5 % hörbar sein.
Bei speziellen Testsignalen bei mittleren Lautstärken bei 1 bis 5 kHz und trainiertem Gehör ab etwa 0,2 bis 0,3%.
Bei Musik erhöht sich der Wert schnell auf 3% bis 10%, im Baßbereich teilweise noch mehr.
Nun aber zum eigentlich interessanten:
Ist Klirr angenehm beim Hören oder schädlich?
Heutzutage häufig die irrelevanteste Größe, die man sich vorstellen kann.
Vorweg: Das Verzerrungsverhalten von Röhre und Transistor ist grundverschieden!
Es gibt ca. 20 verschiedene Röhrenschaltungen und ca. 500 verschiedene Transistorschaltungen mit unterschiedlichen Eigenschaften.
Denkbar wäre zum Beispiel der Wettkampf eines Class-D-Verstärkers mit 18000 Watt an 4 Ohm und eines Röhrenverstärkers mit 18000 Watt an 4 Ohm, ohne Ausgangstransformator mit 4 Leistungstrioden (1,50 m hoch, Wasserkühlung). Dieser Verstärker hätte ziemlich ähnliche Eigenschaften zu aktuellen MOSFET-Verstärkern.
Bestimmte Harmonische werden vom Gehör als kaum störend wahrgenommen, andere hingegen werden schon bei geringsten Anteilen als unangenehm empfunden.
Da Röhrenverstärker Verzerrungsspektren aufweisen, die denen natürlicher Instrumente ähnlich sind, kann es sein, dass wir Röhrengeräte als angenehmer, klangfarbenreicher und auch letzendlich als richtiger empfinden.
Das andere Klirrsprektrum der Transistorverstärker kann hingegen als harscher und eckiger empfunden werden. Unter Umständen sogar als unmusikalisch.
Hierzu ein interessanter Link
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Das wird seit ca. 80 Jahren immer wieder abgeschrieben ohne es zu testen.
Geradezahlige Harmonische bei Flötentönen klingen z.B. furchtbar, ungeradzahlige Harmonische sind kaum wahrzunehmen. Das mal als Gegenbeispiel.
Geradzahlige Harmonische können tieffrequente Mischprodukte erzeugen, die störend und leich hörbar sind. Bei Baßlautsprecher entstehen Membranverschiebungen,
die weitere Verzerrungen im Lautsprecher verursachen.
Letztendlich kann man wohl sagen, dass Verstärkerklangunterschiede auch stark durch Klirr entschieden werden können und man - auch deswegen - um ein Probehören nicht umhin kommt.
Man nehme heutzutage einen ausreichend dimensionierten Verstärker und man braucht sich keine Gedanken über Verstärkerklirr zu machen. Einfache Endstufen liefern so um die 100 Watt, das reicht für Lautstärken bis ~105 dB. Die leistungsstärksten Endstufen liefern weit über 10 kWatt. Das reicht für so ziemlich alles aus. Lautsprecher, Waschmaschinen, Elektroherde, Betonmischer, ...
http://www.powersoft-audio.com/en/produ ... eries.html