@ Bastel:
Ergänzend zu den Ausführungen von G. Nubert:
Nubert-Boxen sind Freifeld-Entzerrt, bei einer Montage an der Wand werden Tiefton- und Grundtonbereich angehoben.
Anschaulich kann man sich das so vorstellen, daß ein kleiner Lautsprecher Frequenzen, deren Wellenlänge klein gegen die Schallwandgröße ist, nur nach vorne abstrahlt, Wellenlängen, die groß gegen die Schallwand sind, jedoch gleichmäßig rundherum um die Box abgestrahlt werden.
Bei wandnaher Montage wird die Box quasi "vergrößert", so daß der Frequenzgang zu viel Tiefton- und Grundtonbereich enthält. Insbesondere zuviel Grundton ist sehr schädlich für die Tiefenstaffelung, da der Frequenzbereich um 300 Hz einen Näheeindruck bzw. Präsenzeindruck ("Richtungsbestimmende Blauertsche Bänder") hervorruft. Siehe hierzu:
http://www.sengpielaudio.com/FrequenzDerFormanten.pdf
Ich würde Dir zusätzlich folgende Dinge empfehlen:
Probiere, die eine Box direkt bündig an den hohen Schrank zu plazieren, so daß Schrankwand und Schallwand eine bündige Fläche geben. Die Lokalisation beeinträchtigende Frühreflektionen werden auf diese Weise z.T. vermieden.
Wenn ich das richtig sehe, besteht diese Möglichkeit für die andere Box leider nicht, weil der Schrank dort zu klein ist. Wie breit ist der hohe Schrank? Könnte man die andere Box einfach an die gegenüberliegende Seite des Schrankes bringen und bliebe dann noch genug Stereo-Basisbreite?
Leih Dir bei einem Musikergeschäft in Deiner Nähe einen Terzbandequalizer mit Meßmikrofon aus (ein leistungsfähiges digitales Gerät kostet heutzutage nur noch um 250, bei Erfolg der Maßnahme ist eine Anschaffung also nicht übermäßig teuer). Miß den Amplitudenfrequenzgang in ca. 1m Abstand mit Rosarauschen und entzerre das aufstellungsbedingte Übermaß an Grundtonbereich. Gehe dabei breitbandig vor, d.h. korrigiere nicht die schmalbandigen Auslöschungen und Überhöhungen aufgrund von Kammfiltereffekten (Interferenzen zwischen Direktschall und von der Wand reflektiertem Schall).
Falls alles nichts hilft, wäre Dir mit einem höheren Bündelungsmaß des Lautsprechers gedient, wie man es bei einigen Studio-Regielautsprechern vorfindet (die meist auch mit einer schaltbaren Orts-Entzerrung für Aufstellung an einer oder mehreren Begrenzungsflächen aufwarten, womit ein zusätzlicher Equalizer ggf. vermieden werden kann). Lautsprecher, die den Schall stärker gerichtet abstrahlen, reagieren unempfindlicher auf die Raumakustik. Zudem verringert sich eine gewisse Pseudoräumlichkeit aufgrund von Raumreflektionen. Ob diese Pseudoräumlichkeit als störend (meine Ansicht) oder als angenehm (G. Nuberts Ansicht) betrachtet werden, hängt von den persönlichen Hörvorlieben und auch von dem Musik-Genre ab. In den einschlägigen Studio-Normen wird eine massive Unterdrückung solcher Reflektionen gefordert und ich sehe bisher keinen Grund, an Heimtonanlagen andere Anforderungen zu stellen, als an Tonregie-Räume ("einheitliche Hörbedingungen").
Gruß
Andreas