ich war am vorletzten WE in SG, bin hier mitten in der Nacht aufgebrochen um die 470km bis 9h00 hinter mich zu bringen. Denn samstags mahlt der zuerst, der zuerst da ist, keine Reservierung von Studios. Hat geklappt, Auto schnell, Piste frei - Hörraum auch. Soweit so gut.
Ziel der Übung war es die neue nuLine 284 mal in Aktion zu erleben. Dazu hatte ich einen bunten Strauss an CDs von Katie Melua, über Sade, bis hin zu Sonata Arctica und Arven, aber auch Klassik im Gepäck. Da ich zur Zeit eine 511er + ATM verwende war ich auf den Unterschied mal sehr gespannt. der freundliche Berater hat mir dann auch auf mein Bitten gleich eine 511er zusätzlich im Reigen der dort befindlichen Speaker angeschlossen.
Diese waren nuLine 82, 102, 264, 284, nuVero 11 und dann "meine" nuBox 511. Von links nach rechts, so standen sie da. Jedwede Form von ATMs waren nicht aktiv, auch nicht bei der 511. Als Zuspieler wurde die neueste Cambridge-Generation 855A und C angeschlossen. Dann bekam ich den Umschalter für die Boxen und die FB für das Cambridge-Duo in die Hand gedrückt, der freundliche Nubertianer verließ den Raum...und ab dafür.
Zuerst habe ich mich von der neutralen Einstellung aller Schalter im Bereich der Anschlußterminals überzeugt...und das sind bei den genannten Exemplaren eine ganze Menge. Ein, zwei wieder zurück auf neutral gestellt, der Rest passte.
Als erstes habe ich meine 511 eingeschaltet. Die Box kenne ich und ich wollte direkt mal testen, was der Hörraum, bzw. die Aufstellung so hergibt.
GRUSEL! Hatte Etheridge in den Player gelegt und nachdem die ersten Töne erklangen dachte ich, da ist etwas kaputt. Aber nein, die 511er quäkte irgendwie nur, der Bass, der zu hause im genauen gleichseitigen Stereodreieck bei idealer (fast) Aufstellung so knackig kommt war irgendwie gar nicht da, jedenfalls viel weicher und verwaschener, was definitiv NICHT am fehlenden ATM lag.
Ich musste mich erstmal einhören und nach ca. 10 Minuten hatte ich wieder ein Gefühl für die 511, zwar ein anderes als das was ich kannte, aber das was aus den Chassis kam war dann irgendwie vertrauter. Auf der Basis konnte ich dann mal umschalten, auf den LS meines Begehrens, die 284er.
Zunächst noch ein Wort zu den neuen nuLines. Als ich die 264er erblickte fragte ich den Berater, ob da wer Mittel-/Hochtöner versehentlich als Basschassis verbaut habe. Die Antwort, ganz souverän, "Esrt mal anhören...", kam es über die zu einem Clint-Eastwood-Lächeln verzogenen Mundwinkel.
Die 264 baut ungemein schmal, stand hier auch noch in weiß. was den Eindruck noch verstärkt hat. Die 284 dagegen türmt schon richtig auf und nahm sich mit der neben ihr stehenden nuVero 11 nicht viel. Die 82er habe ich das erste mal live gesehen und jetzt weiß ich, warum es diese LS-Podeste zum Draufstellen gibt. Der HT sitzt wirklich tief bei der Box.
Etheridge krächzte ihr It`s for you in den Raum, rauhe Stimme, am Anfang schöne Punchs vom Schlagzeug und ein guter Bass, all das quoll aus der 511, nicht so satt wie im Wohnzimmer, aber doch "hörbar". Als erstes habe ich dann doch auf die 264 geschaltet. Boing! Was für ein Bass - aus den abdeckkappengroßen Chassis? Nubert gibt hier 35Hz/-3dB an. Ich habe keinen Spektrumanalyzer, aber mein Ohr vernahm wesentlich mehr Druck und Präzision als bei der 511. Die Mitten waren deutlich besser aufgelöst und der HT kam nicht besonders spitz, eher "neutral" (Schalterstellung?
) rüber. Dann die 284. Druckvolles Bassfundament und sie klang für mich noch offener, noch räumlicher als die 264. Um es mal vorweg zu nehmen, die nuVero 11 hat mich zu keiner Zeit überzeugt. Immer wenn ich sie eingeschaltet habe klang alles irgendwie sehr neutral und monitorhaft, aber auch irgendwie ohne Körper. Mag sein, daß es wirklich am Raum lag. Auch später bei anderer Musik hat sich das so verhalten. Ein weiterer Interessent, der mit mir dann gemeinsam gehört hat, empfand das auch so. Der schlechtere Wirkungsgrad wurde dabei über den Cambridge mit etwas mehr Leistung ausgeglichen, wir haben lauter gemacht.Ich will jetzt nicht auf jeden Track jeder gehörten CD eingehen, das würde den Rahmen sprengen, sondern mal ausführlicher zusammenfassen.
Die 264 klingt schon gut, im direkten Vergleich zur 284 aber etwas gepresster, wirkt bei Hörnern und Trompeten etwas näselnder als die 284. Diese ist allerdings sehr hell abgestimmt. Mitten und Höhen sind sehr prägnant, schon in der neutralen Einstellung. Der Bass kommt etwas sauberer und insgesamt war das Klangbild aufgeräumter und harmonischer. Bei klassischer Musik, welche mit viel Dynamik rüberkommt, kann die 284er manchmal etwas zu hell klingen, hier ist es dann etwas zuviel des Guten, für meinen Geschmack. Um Verstärkereinflüße bewerten zu können wurde auch mal mit einem Music Fidelity m6i gehört, der für mich ein etwas satteres Klangbild aufzeigte als der Cambridge, tendenziell aber nichts an der Beurteilung des LS änderte.
Die 82 und 102 waren hier nicht Gegenstand meiner Betrachtungen, habe aber dennoch ab und zu mal auf diese geschaltet. In den Mitten und Höhen empfand ich diese Beiden als nahezu identisch, selbst im Bass habe ich keinen großen Unterschied festgestellt, wie gesagt, habe auch nicht so intensiv gehört. Aber zwei Dinge sind mir aufgefallen, gegenüber der 511 haben beide eine etwas bessere Auflösung und feinere Mitten, gegenüber der 264/284 besteht der Hauptunterschied im tiefen, klaren und straffen Bass, da werden sie von den neuen nuLines deklassiert. Jedenfalls ohne ATM, berücksicht man das aber auch preislich sind die Neuen durchaus eine super Alternative, ok, die 82er wäre immer noch günstiger.
Mit diesen Eindrücken bin ich wieder nach hause gefahren und habe dann am Montag, nachdem ich nochmals drüber geschlafen hatte, telefonisch die 284er bestellt, die 24h später im Wohnzimmer stand. Rausgelöst aus der Menge ist das schon ein stattlicher LS, der zwar schmal, aber doch schon höher ist, besonders mit den beigelieferten Füßen. Übrigens, das Einzige, was ich an den 284ern optisch nicht schön finde. Mit den Traversen sehen sie irgendwie "gaksig" aus.
Ich verwende einen Hybridverstärker, der etwas sanfter in den Höhen ist und die Idee war, die manchmal hell aber schön räumlich klingende 284 dadurch etwas zu besänftigen.
Ich habe dann hier im eigenen Reich die gleichen Scheiben wieder gespielt und muss sagen, das klang schon besser als im Hörraum, ausgewogener, wobei im Hörraum auch keine idealen Bedingungen herrschten. Insgesamt war das Klangbild stimmiger, obwohl eine leichte Betonung der Mitten/Höhen immer noch da war, und ich irgendwann den Schalter auf sanft gestellt habe.
Die 284 habe ich dann 3 Tage intensiv gehört ...und irgendwie hatte ich manchmal dieses Grinsen im Gesicht ( ihr kennt das), war aber auch manchmal so im Zweifel mit der Box.
Daraufhin habe ich am Donnerstag die nuVero 10 geordert, obwohl noch nie zuvor gehört, aber in dem Wissen das die 11er wohl nicht meins ist und damit auch nicht wird, lediglich aufgrund einiger sehr guten Test und Berichten hier im Forum und der Tatsache geschuldet, daß sie äußerlich eher 511er-kompatibel ist. Wiederum 24h später stand sie dann neben der 284.
Ich besitze einen Umschalter von dodocus. Also schnell noch ein paar Meter 4mm² hervorgekramt, Bananenstecker dran und fertig war's zum Testen. Meine Frau hat sich dankenswerter Weise als FB hergegeben und die Umschaltung vorgenommen. Was soll ich sagen - da war es wieder, mein Grinsen..und diesmal ging es nicht mehr weg. Die 10er ist viel ausgewogener, läßt nichts weg, fügt nichts dazu, Gitarren, Trompeten..alles klingt eine Spur nubert, also ehrlicher, richtiger, der Bass hat tatsächlich mehr Bums. Dieser Eindruck bestätigte sich auch ohne dauerndes Umschalten, mal eine ganze CD 284 gehört, dann die gleiche mit der nuVero 10.
Für mich ist das Fazit klar. Die 284 ist ein sehr guter Speaker, keine Frage, die 10er ist genau den Ticken "besser", den ich gebraucht habe. Die bleibt.
Allerdings muss der AMP Leistung haben. Ich habe den Vincent mal gegen einen AVR von Onkyo getauscht, da kommt die 10er nicht richtig in Fahrt, da war ich geneigt häufiger mit der 284 zu hören...aber wenn es passt, DANNNNNNNN!
