Neue deutsche Rechtschreibung

[Frog2]

Moin Forum,
ich habe mal wieder ein älteres Buch in die Hand genommen und fühlte mich beim lesen gleich wohl. Hat dieses neue Regelwerk eigentlich irgendeinen, wie auch immer gearteten Nutzen gehabt? In meinen Augen leider nicht. Für mich trägt das neue Regelwerk nur zur Verwirrung bei. Das Schriftbild ist geradezu grausam. Der Versuch das (ß) zu verbannen ist lächerlich. Es hatte sehr wohl seine Berechtigung. Auch alle Mitlaute (Konsonanten schreiben zu müssen ist ein Witz. Es gab klare Regeln (gibt es jetzt auch, aber das WARUM ist mir nicht wirklich klar).Generationen von Schülern kamen damit klar, warum sollte das nun anders sein? Gebt mir eine vernünftige Begründung für all dies?(trennen u.s.w.) Auf Antworten bin ich wirklich gespannt.
Gruß Wolfgang

[kdr]

Ich nehme mal an , das einige Herren oder Damen die das verzapfen ihren Arbeitsplatz sichern wollen , außerdem werden viele ne menge Geld damit verdienen.

klaus

[pølsevogn]

.Das Schriftbild ist geradezu grausam.

Yup. Besonders dann, wenn der Autor auf alle Leerzeichen nach Satzzeichen verzichtet. Si tacuisses, ...

[palefin]

zumindest hat den den Schulbuchverlagen, Verlagen für Kinderbücher, ... ordentlich Geld eingebracht: Fast alle Schulbücher mussten neu angeschafft werden. Man konnte es gerade den jüngeren Schülern, die ja noch die Schriftsprache lernen sollten, nicht zumuten so zu lernen und anders zu lesen. Man erinnere sich, welchen Streit es alleine bei den Medien gab. Die wenigsten wollten erst auf den Zug aufspringen. Mit der Zeit wurden es immer mehr und es gab lange nur wenige Abtrünnige..... (d.h. solche, die weiter die alte gewohnte Rechtschreibung praktizierten). Aber Sprache ist nun mal immer im Wandel, auch Schriftsprache. Man denke alleine, wie in den vorigen Jahrhunderten geschrieben wurde, wenn man mal altere Schriftstücke "in die Hand bekommt"...

[Frog2]

Hallo pölasevogn,
Dein Kommentar erinnert mich ein einen ehemaligen Lehren von mir.(Oberstudienrat Otto lange unterm Torf) er legte äußersten Wert auf , z. B. unterstreichen,er maß es nach,1mm war sein Maß, wenn man nicht korrekt war gab es Abzüge.Trifft und traf den Sinn der Sache nicht.
Gruß Wolfgang

[tf11972]

Das ß wurde ja gar nicht verbannt, ich habe nur das Gefühl, dass viele Mitbürger einfach sich die neuen Regeln dafür nicht einprägen wollten.
Und da ich nicht als Oberlehrer auftreten will, einfach selbst danach suchen.

[horch!]

Ich verstehe den Sinn der neuen Rechtschreibung auch nicht wirklich - allerdings habe ich mich auch nicht allzu sehr um ein Verständnis bemüht, vielleicht gibt es ja einen Sinn. Wenn, dann wahrscheinlich eher für Neu-Lerner - Umlernen ist immer schwierig, zumal man sprachliche Regeln ja oft eher unbewusst, "nach Gefühl", anwendet; das Neujustieren dieses "Gefühls" kostet Zeit und ist lästig, zumal wenn man selbst nichts davon hat.

Ob ein Buch nach alten oder neuen Regeln geschrieben ist, das fällt mir allerdings nicht auf; ich würde es auch nicht bemerken, wenn es bunt gemischt wäre. Ich sehe auch keinen Unterschied im Schriftbild. Ich bin sicherlich kein Verfechter einer absolut korrekten Rechtschreibung (und auch selbst dazu kaum in der Lage), die gängigen Regeln, die das Schriftbild betreffen halte ich hingegen für extrem wichtig. Die von pølsevogn erwähnten Leerzeichen nach Satzzeichen sind ein Beispiel, ebenso die Groß-/klein-Schreibung und Zeichensetzung. Dabei meine ich nicht, dass alles korrekt sein muss - völlig inakzeptabel finde ich allerdings die Auswüchse persönlicher Freiheitsliebe, bei denen Großbuchstaben und/oder Satzzeichen bewusst und absichtlich völlig weggelassen werden. (Zuweilen noch verbunden mit der dummdreisten Unwahrheit, im Englischen gäbe es auch keine Großbuchstaben.) Solches absichtliche und gegenüber den Lesern rücksichtslos Missachten der einfachsten Regeln finde ich sehr viel unangenehmer als Probleme mit den Details der Alt-/Neu-Schreibung.

[palefin]

schon richtig. Aber hätte dein Text bei Benutzun dieser blöden Tab-Tastaturen aucg so schön ausgesehen?

Ich jedenfalls habe mir schon lange abgewöhnt, nach dem direkten Schreiben den ganzen Text nochmal durchzugehen, um alle Tippfehler auszumerzen....

[Genussmensch]

Die neue Rechtschreibung hat einen langen Vorlauf. Sie geht zurück auf die ideologische Überzeugung, die alte Rechtschreibung sei ein repressives Instrument der herrschenden Klassen zur Unterdrückung der unterprivilegierten Schichten. Eine nicht korrekte Rechtschreibung war in dieser Sichtweise gleichsam das Kainsmal des Ungebildeten.

Ziel war daher eine radikale Vereinfachung der Rechtschreibung, etwa durch konsequente Kleinschreibung. Aber es kam wie so oft: Als sich schließlich auf staatliches Betreiben Sprachwissenschaftler unterschiedlichster Provenienz des Themas in langjährigen zähen Konferenzen annahmen, wurde der ursprüngliche Ansatz der radikalen Reformer aufgeweicht und durch einen komplizierten Kompromiss ersetzt, der dann, mit kleineren Korrekturen, die heutige reformierte Rechtschreibung darstellt.

Das Ergebnis ist, wie regelmäßig, wenn sich Staat und Experten gemeinsam zu ambitionierten Reformvorhaben aufschwingen, äußerst dürftig, ja bei Lichte betrachtet eine Blamage.

Wichtig in diesem Zusammenhang ist der - in diesem Forum auch schon unzutreffend dargestellte - Umstand, dass die neue Rechtschreibung allein für den Bereich des Staates und seiner Bediensteten rechtsverbindlich ist (eingeschlossen die Schulen), wohingegen es einem jedem freien Bürger selbstredend unbenommen ist, weiterhin in der alten Rechtschreibung zu kommunizieren (oder auch in jeder anderen von ihm gewünschten Form). Ich selbst präferiere, wie man in meinen Beiträgen hier sieht, eine milde Variante der reformierten Schreibweise - letztlich vor allem aus Bequemlichkeit, da meine Grundüberzeugung es mir an sich verböte, mich dieses Monstrums bürokratischen Größenwahns und Umerziehungseifers zu bedienen.

Letztlich ist die gesamte Diskussion um neue oder alte Rechtschreibung aber angesichts der Entwicklungen im Internet Makulatur. Wie eigentlich sämtliche Foren beweisen, befinden wir uns in einem sich rasant beschleunigenden Prozess der Auflösung sämtlicher regelgebundener Schreibweise. Man könnte es, wollte man sich seinen kulturpessimistischen Anwandlungen hingeben, auch als fortschreitende Analphabetisierung bezeichnen. Eine korrekte Schreibweise und das Gefühl für Stil werden künftig wohl nur noch der schrullige Zeitvertreib einer verschwindend kleinen gebildeten Minderheit sein.

Edit: Was mich ein wenig tröstet: Genau diese - für sich genommen skandalöse - Aufspaltung der Gesellschaft, an der neben dem Internet eben auch die Rechtschreibreform ein gerüttelt Maß an Schuld trägt, dürfte dem ursprünglichen Reformimpetus der Gesellschaftsverbesserer diametral entgegenstehen - ein weiterer Beleg für das zwangsläufige Scheitern der diversen Versuche zur Menschheitsbeglückung durch die weitreichenden Pläne intellektueller Sozialarchitekten.

Viele Grüße

Genussmensch

[bjohag]

Solange verstanden wird was geschrieben wurde ist doch alles ok.

Mir im Prinzip Sch..ßegal, ob Schifffahrt mit 3 oder 2 "f" geschrieben wird.

Jeder weiß was gemeint ist und fertig.

Nur weil irgendwelche Personen sich aus Langeweile die Reform ausgedacht haben werde ich mich bestimmt nicht umkrempeln.