Hallo Freunde,
ich wüßte nun gar nicht, wo ich anfangen soll, man könnte ein Buch mit der Nubert füllen.
Aber ich fasse kurz zusammen, was meine subjektiven Eindrücke von mehr rund 20 Stunden Hörmarathon sind.
Zuerst ist mal aufgefallen, daß die EQ Einstellungen, die ich für diverse Tannoys und Klipsches nutzte, nicht kompatibel sind.
Die Nubert haben im Bassbereich einfach mehr Energie im Tiefgang - insbesondere von ca.50-80 hertz.
Das stimmt auch mit meinen Hörerlebnissen außer Haus überein, die ich mit der großen Nuvero 14 hatte und weswegen ich nicht mit warm wurde - insbesondere da die Leute diese "Kolosse" (im Vergleich zur Nuvero 4) auch noch ecknah aufstellten.
Als ich mit Messungen vom Hörplatz durch war und mittels Rosa Rauschen alles schon mal grob abgestimmt hatte ließ ich die ersten CD s durchlaufen - Primal Fears Delivering the Black machte den Anfang.
Ich selber war enorm angetan, da diese Scheibe sofort offenlegt, wenn ein Lautsprecher im Hochton nicht gescheit abgestimmt ist und lästig wird.
Nichts da!
Die Nubert schmiß mir röhrige Gitarren und natürlich federnde Bassläufe entgegen und ein für die Ohren herrlich angenehmes Schlagzeug.
Herrlich angenehm? Leider und zum Glück ja - denn die Becken waren ziemlich weit von der Realität entfernt - angenehm in Watte verpackt - süßlich und samtig.
Das trifft bei mir natürlich genau den Nervsmile
Die Bass drum klang einen angenehmen Tacken zu fellig und wummerte schön, ok, das kenne ich anders - kommt mit der Nubert spektakulärer und angenehmer als gewohnt.
Dann Dire Straits on every Street - anscheinend genau das richtige Futter für die Nubert. Epische Raumabbildung und holografisch in den Raum gestellt - mit einer Extraportion Gemütlichkeit und Schmelz.
Sollte die Nubert ins Angenehme zaubern?
OK - also gleich den schwersten Prüfstein angegangen -
Peaky Blinders auf BluRay
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Hier gilt es schon zu Beginn Episode 1 den akustischen Überblick zu behalten, wenn nach wenigen Minuten der Soundtrack durchstartet und der Hauptdarsteller zu Pferde gemütlich durch ein Arbeiterviertel stapft und gleichzeitig der Soundtrack läuft mit einem Mörderbassgezupfe und einer herrlichen Blues Stimme - und gleichzeitig rundherum die Geräusche von Industrie, Arbeitern, durcheinanderstobenden Menschenmassen und durcheinanderredenden Leuten und Marktschreiern jeder Lautsprecher zu Höchstleistungen in Sachen Transparenz gefordert wird.
Die meisten Lautsprecher kriegen das nicht hin - so auch die Nubert. Der Gesang wird zu Genuschel, der Bass drängt in den Vordergrund und die Leute sind nicht zu verstehen, während Hammerschläge, fauchende Feuerflammen ect . - quasi die Effekte- in den Vordergrund drängen.
Bei der Abstimmung am Hörplatz bereinigte ich nur den Bassbereich bis ca 500 hertz hoch, das andere macht eigentlich in meinem Raum reichlich wenig Probleme, nicht so bei der Nubert. Und diese aus Eile hervorgerufene Nachlässigkeit sollte sich jetzt rächen - denn ich saß vor einem Ereignis, daß bei den ersten Musikstücken nicht auffiel. Schwierige Sprachverständlichkeit wenn viele akustische Ereignisse zusammenfallen.
Da sind meine Klipsch RB 81 MK 2 schier unschlagbar, jeder "Fliegenfurz" kommt da kristallklar raus und selbst den Mann hinten auf dem Pferdewagen konnte ich immer jedes Wort verstehen, während es bei der Nuvero 4 im Hintergrund untergeht.
Ich ließ mal weiter laufen auf Dialoge hin - neee - da stimmte was nicht mit Sprache - also alten Videorecorder und eigene Videos rausgekramt - alles klar - die Mitten sind es. Dann mein Zoom (16 Spur Maschine für SACD Format)aus dem Tonstudio hochgeschleppt und Einzeltracks von Stimme laufen lassen - o weia - das sind bestimmt einige db, die da fehlen, aber warum?
Kaum im Forum gepostet - schon die Antwort - natürlich überprüfte ich verzweifelt ob alles auf neutral am Nubert Terminal steht, daß die aber neutral mit Mittensenke bezeichnen ist verwirrend. Also auf präsent gewechselt und das Phänomen wird um Welten gelindert.
Jetzt war bei Peaky Blinders auch fast alles zu verstehen -wenn auch nicht so klar, wie von meiner Klipsch gewohnt.
So gerüstet dann eigene Masterings direkt vom Zoom (16 Spur Gerät) in die Nubert gejagt. Nein, da stimmt immer noch was nicht.
Die Creaktiv Basen entfernt und die Nuvero 4 auf 66 cm Höhe runter gebockt - ok - so wird das was!
Die Abhörhöhe ist bei der Nuvero 4 sehr entscheidend. Der Trend zum "Einweichen" nahm doch deutlich ab und es ging mehr in Richtung "neutral" aber ohne lästig zu werden.
OK - nun konnte ernsthaftes Testen anfangen.
Gestartet mit Yello und Planet Dada - und hier wurde ich leider enttäuscht.
Ab mittlerer Lautstärke höre ich hier klare Geräusche der Bassablaßrohre. Bin dann mal vor an die Boxen, ja, ist bei beiden und anscheinend normal - hört sich an als würden die ganzen Boxen rumklappern. Das hatte ich bisher nur an der Tannoy DC 8 Bookshelf gehabt. Allerdings erst auf weit höheren Pegeln.
Hinzu kommt, daß der Bass nicht so kurz und abgehackt kommt, wie ich es gewöhnt bin von Lautsprechern von Klipsch, Tannoy, Seta Audio, Sonus Natura,Manger usw. sondern daß die Nubert irgendwie "hinterherschwabbelt".
So erlebte ich zuletzt die Quadral Titan MK 6 hier im Zimmer - ein no go.
Die Dynamik des Basses geht verloren zugunsten eines Zuschmierens schnell aufeinanderfolgender Töne, was das Hören erstmal extrem angenehm und relaxt macht.
Kurzum, die Impulsverarbeitung ist wie in Zeitlupe, um es mal übertrieben auszudrücken. Also den ASR Emitter abgeschlossen und einen Harman Kardon Receiver aus dem Keller hochgeholt- noch schlimmer.
Dann den Topping TP 60 ran - der kann es besser, nervt aber mit der Nubert im Hochton. (ging einem anderen Nuvero 4 Besitzer genauso).
Habe dann viel mit dem EQ probiert, EQ sogar ganz raus - und war irgendwann klatschnaß geschwitzt.
Natürlich dann auch alle Schalterstellungen am Terminal probiert. Keine Chance - wird sogar noch schlimmer,wenn man den Bass betont.
Dann mal Dream Theater die neue Live Blu Ray reingestopft - hier hagelt es ja schon zu Beginn mit der Bass drum wie wild - nicht so bei der Nubert, die Töne verschwimmen zu einem angenehmen Brei.
Schlecht anhören tut sich das ja nicht. Nur hat es rein gar nichts mit der Realität zu tun.
Dafür kommen Gitarren und Bassgitarre und Gesang vorbildlich mit wunderschönen Klangfarben und die Abbildung ist auch perfekt.
Ingesamt bleibt jedoch ein leicht breiiger und verhangener Eindruck, wirkt alles etwas wattiert und in Samt eingelegt.
Also mal Metallica den 3 D Kinofilm eingelegt - hier wird es nun ganz krass, die Rhytmusgruppe wirkt gänzlich uninteressiert und gezähmt.
Es ward Abend und meine Frau kam um ihre Lieblingsserie "Um Himmels Willen" zu sehen.
Was mir auffiel war sofort, daß Stimmen wunderbar spuckig, fleischig und natürlich wirkten, Menschen auch in ihrer richtigen Größe abgebildet wurden, dennoch paßten insgesamt die Größenverhältnisse akustischer Ereignisse nicht zusammen.
So wirkte das Auftreten von Schuhen unverhältnismäßig spitz und klein, während Stimmen realitätsnah sprachen. Und es fehlten einige der gewohnten Rauminformationen, die die Umgebung der Stimme wiedergeben - alles scheint in kleinen überschaubaren Räumen stattzufinden.
Meine Frau empfand es als "beengt" im gesamten Spektrum. Ihr sagen die Nubert optisch und akustisch in keiner Weise zu.
Danach ging dann die massive Testerei los und ich könnte hier echt ein Buch schreiben.
Die Nubert kann einige Dinge konkurrenzlos gut -und geht auf normalen Lautstärken extrem streßfrei für den Hörer.
Sie ist ein Allrounder der wunderbar lästige Spitzen im Bass und Hochton plattbügelt und nie hektisch wird.
Wenn es aber an High End Disziplinen geht wie Paukenschläge, große Orchester usw. - wirkt sie doch sehr hemdsärmelig. Ich kann daher verstehen, daß die Hifi Magazine sie nicht oben bei den Referenzen stehen haben.
Jetzt bitte beachten - ich schildere das total wertfrei, ich selber bin eher ein Fan des streßfreien Hörens !
Ich kann mit Lautsprechern die generell jeden Fliegenfurz auf dem Silbertablett servieren und die Listen der meisten Zeitschriften anführen nichts anfangen. Das klingt dann für mich tot und steril. So erging es mir ja letzte Woche mit der Klipsch Palladium 17 b für 4000 Euro - da würde ich jederzeit die Nubert Nuvero 4 pärferieren!
Die Nubert hingegen klingt sehr lässig und gelassen. Relaxt. Aber dadurch auch unverbindlich.
Ich vermute das ist der Tribut, den man mit Langhübern bezahlt, keine Ahnung. Problematisch für mich ist das nur im Bassbereich. Ich mag es nicht, wenn bei Yello alles wie gleich laut vor sich hindümpelt. Auch gefiel mir bei der neuen Dream Theater live das Schlagzeugsolo von Prof. Dr. Mike Mancini nicht. Während die Klipsch RB 81 MK 2 da ein Live Feuerwerk durchstartet und die Emotion hochkommt - wirkt das über die Nubert recht belanglos.
Dafür bekommt man mit der Nubert den wohl cremigsten Hochton aller Zeiten serviert. Die Mitten sind wunderschön anzuhören, herrlich rund - aber - neigen dazu weniger mit Transparenz zu glänzen - als mehr mit Klangfarben.
Eine Klangfarbenmaschine ist die Nubert. Da habe ich bisher kaum was besseres gehört.
Wer damit eine Oper hört heult Rotz und Wasser - so viel ist sicher. Stimmen sind sehr emotional und herrlich natürlich bis in den Rachen rein.
Heute vormittag bis vorhin haben wir die Nubert mal in einer anderen Kette im Keller gehört. Dort konnte ich sie völlig frei platzieren - 2 Meter bis zur Rückwand - fast einen Meter seitlich und im perfekten Stereo Dreieck angetrieben von einem der guten 90er Jahre Harman Kardon Receiver.
Wir stellten fest, daß die Eigenschaften der Nubert hier fast 1:1 so sind wie bei mir im Wohnzimmer - nur daß ich auf Grund der freien Aufstellung dann doch die Bassanhebung am Terminal nutzen muß.
Die Nubert läßt hier im Mittenbereich auch die tollsten Klangfarben erstrahlen. Stimme ist noch plastischer und als Manko bleibt die insgesamt eher weiche und knuffige Abstimmung. Schnelle Schlagzeugattacken verschwimmen in Bezug auf Bass Drum ebenso wie oben im Zimmer und Pop ist eher fett und satt als trocken. Das hört sich schön an - keine Frage.
Ich selber mag es halt lieber wenn Lautsprecher sowohl schnell , zupackend und temperamentvoll sind als auch farbenfroh, transparent und spuckig organisch. Leider trifft man diese Kombi sehr selten - ich kenne nur Speaker von 2 Marken, die das bei mir im Hause hinkriegen: Klipsch und Tannoy .
Die Nuvero 4 ist für entspanntes Langzeithören ausgelegt, ja. Sie hat einen wirklich herrlich sahnigen Hochton, farbige Mitten, aber der Bass und das Temperament sind nicht meine Baustelle.
Das ist mir zu undefiniert und träge- wie ein Bild, daß man einfach nicht ganz scharf kriegt - ist - vergleichbar - von meinem Empfinden her, wie eine zu schwache Lesebrille.
Warum die Transparenz hie und da leidet - ob wegen einem eher trägen Impulsverhalten, einem zu langen Hub oder gar zu vielen Weichenbauteilen - ich kann es nicht sagen - Fakt ist - bei mir spielen viele andere Lautsprecher - besonders stark an Spielfilmen zu merken - wesentlich transparenter auf.
Ich werde mal noch weiter mit hören und sie dann die kommenden Tage irgendwann zurückgehen lassen. Mich persönlich - so der bisherige Eindruck - bringt es zu weit rückwärts, als daß ich länger mit leben könnte.
Und was für mich besonders schwer wiegt - sie kann nicht wirklich laut. Gibt man mal Gas, fängt sie relativ früh an gequetscht zu klingen - bei ca. 90 db am Hörplatz ist noch alles in Ordnung, drüber passiert eigentlich nichts mehr außer daß es quetscht auch wenn der amp richtig Strom pumpt. Ist bei mir für Live DVD ein NoGo Kriterium - wird den Durchschnittshörer, der kompakte Boxen kauft aber nicht die Bohne stören. Für die kleinen Treiber ist es dennoch beachtlich, aber irgendwo setzt die Physik wohl ihre Grenzen.
Ist nur meine Meinung und Erfahrung hier vor Ort. Ausprobieren sollte es jeder selbst!