bjohag hat geschrieben:mk_stgt hat geschrieben:das thema ist nichts für meinen blutdruck. am besten noch so wie der soli eine separate steuer
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War nicht meine Absicht deinen Druck zu erhöhen.
Wollte nur mal Luft rauslassen weil es mich einfach ankotzt das die arroganten Personen da oben das Sozialamt für die ganze Welt spielen wollen.
Auch ich habe mich in der Vergangenheit oft darüber geärgert, dass bei der Einführung des Euro ökonomische Vernunft über Bord geworfen wurde. Auch die sogenannte Rettungspolitik folgte keiner ökonomischen, sondern einer rein politischen Logik - ganz im Sinne des Zeitgeistes, die das Primat der Politik über die bösen Kräfte des Marktes predigt.
Wohin man kommt, wenn ökonomischer Sachverstand ignoriert wird, sieht man aktuell an der Griechenlandkrise. Ökonomen jedweder Couleur und Denkrichtungen legen dar, dass die derzeitige Politik nicht tragen wird, weil Griechenland im Euro nicht in der Lage sein wird, seine Schulden zu zahlen. Klar ist, dass alle sogenannten "Kredite" bereits jetzt Transferleistungen sind. Nur kann man das derzeit noch nicht offiziell einräumen.
Soweit so gut (oder schlecht). Und trotzdem warne ich davor, die "da oben" blindwütig in Bausch und Bogen zu verdammen. Denn ich glaube, dass die Motive für den außenpolitischen Kurs der Bundesregierung durchaus lauter und vernünftig sind. Dezidiert halte ich sämtliche Verschwörungstheorien in Richtung des "bösen Großkapitals" für genau das: nämlich Verschwörungstheorien von Leuten, denen die ganze Richtung unserer freien Gesellschaft, zu der ein freies Wirtschaftsystem untrennbar gehört, nicht passt, die aber seit den Anfängen kommunistischer Träumereien bis heute abgesehen von einem unfassbar großen Berg menschlichen Leids nichts, aber auch gar nichts als Alternative vorweisen können!
Was also könnten dann die Beweggründe für eine ökonomisch unsinnige Rettungspolitik sein? Aus meiner Sicht ist es die alte und sehr berechtigte Furcht Deutschlands, am Ende isoliert dazustehen. Isolation in Europa und der Welt kann sich Deutschland nach zwei verlorenen Kriegen nicht leisten. Als Mittelmacht ist unser Land dazu nicht stark genug. Es ist eine Frage der Staatsraison, in ein stabiles westliches Bündnis eingebunden zu sein.
Klar ist, dass der gesamte Süden Europas, angeführt von Frankreich, auf deutsche wirtschaftliche Stärke und Zahlungswilligkeit setzt. Anders der Norden (teils auch der Osten), der sich hinter Deutschland versammelt, aber wohlweislich vermeidet, allzu deutlich in Erscheinung zu treten.
Deutschland fürchtet - wie ich meine - zu recht, dass diese beiden Blöcke auseinanderbrechen könnten und dann Deutschland als der allein Schuldige dasteht. Tendenzen in diese Richtung können wir aktuell beobachten. Und das ist ein laues Lüftchen im Vergleich zudem, was passieren würde, wenn es tatsächlich zum Bruch zwischen Deutschland und insbesondere Frankreich käme.
Ich glaube deshalb, dass die Bundesregierung derzeit einen Ritt auf der Rasierklinge zu stemmen hat. Sie muss eine Isolation Deutschlands um fast jeden Preis vermeiden und gleichzeitig versuchen, in der Eurozone zu einer einvernehmlichen Entscheidung in einer Grundsatzfrage zu gelangen: entweder hin zu einem europäischen Bundesstaat oder in Richtung einer Rückentwicklung zu einem (bloßen) Binnenmarkt. Dabei werden ökonomische Fragen in der Abwägung wohl als zweitrangig angesehen. Jedenfalls glaubt die Bundesregierung vermutlich - aus den genannten Gründen wohl zu recht - sich eine an rein ökonomischen Kriterien ausgerichtete
Politik nicht leisten zu können.
Klar ist aber auch, dass man sich Zeit kauft, aber nicht liquide genug ist, diesen Kaufpreis auf Dauer zu errichten. Irgendwann muss die beschriebene grundlegende Entscheidung getroffen werden, und wir können nur beten, dass es der Bundesregierung gelingt, sie nach außen möglichst als einvernehmlich darzustellen.
Das ist eine Herkulesaufgabe von historischer Dimension. Wer von uns sähe sich in der Lage, die notwendigen Schritte zu benennen und durchzusetzen? Ich warne davor, unser politisches Personal leichthin zu diskreditieren angesichts der gewaltigen Herausforderungen, die zu bewältigen sind. Bislang habe ich noch von niemandem gehört, der den Königsweg entdeckt hätte.
Viele Grüße
Genussmensch
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