Hallo,
Ich hoffe, dass dieser Ansatz nicht gewählt wird, denn die ""normalen" Hörraumbedingungen" sind bei jedem Anwender anders. Ich halte nichts davon, die Box an einen fiktiven Hörraum anzupassen, der in der Praxis niemals angetroffen wird.
Aber die Reflexionen von den Seitenwänden und Decken sind in jedem Raum anders. Das Problem kann nicht der Boxen-Hersteller lösen, sondern die Lösung muss der Käufer individuell bei sich finden - Hörraum-Optimierung...
Den Raum komplett zu ignorieren ist auch keine Lösung. Einen LS nur auf einen linearen FG zu optimieren funktioniert nicht (außer vielleicht bei perfektem Constant Directivity Verhalten, wobei meine Versuche in diese Richtung noch nicht überzeugen).
Die bisher umfangreichste Untersuchungen Messwerte mit Klangeindrücken zu verschränken und sogar zutreffende Vorhersagen zur Bewertung von LS anhand von Messwerten zu erreichen stammt meines Wissens von Sean Olive und Floyd Toole (
Tools Vortrag auf Youtube wurde hier schon öfter verlinkt oder das
Buch "Sound Reproduction" von Toole).
Das Modell funktioniert nur wenn die Reflexionen (Winkelmessungen) mit in die Betrachtung aufgenommen werden. Somit liegt auch hier ein "fiktiver Raum" zugrunde - je nach dem wie stark wie Winkelmessungen gewichtet werden für die Vorhersage über den Klangeindruck.
Die Untersuchungen haben weiter gezeigt, dass sich die Bewertung von LS in unterschiedlichen Räumen kaum ändern. Die Räume hatten eine Breite von 3,20m bis 6,50m (Länge 6,70 bis 4,6m). Das dürfte 80% aller Hörräume abdecken (ist jetzt von mir aus dem Bauch heraus geschätzt). Bei möglichst optimaler Aufstellung der LS kommen die ersten Reflexionen der Seitenwände grob unter 40°- 60°beim Hörer an.
Wenn in der Standardkonfiguration darauf geachtet wird, dass der LS auf Achse möglichst linear (+-2dB ist da noch okay) und die Abstrahlung in den Raum (über alles) möglichst gleichmäßig erfolgt, wird für die meisten Hörräume ein gutes Ergebnis erreichen.
Wer in der ehemaligen Fabrikhalle wohnt und die LS mehrere Meter von Wänden entfernt stehen, kann mit den Equalizern optimieren
Wenn dies nicht geschieht kann folgendes passieren: LS freistehend im Vorführraum klingt super, linear abgestimmt. Zuhause klingt der LS spätestens bei hohem Schalldruck anstrengend/nervig, da die Abstrahlung von klassischen Lautsprecher Konzepten meist nicht gleichmäßig ist. Dann kommt der Hinweis, es liegt am Raum und dieser sei zu optimieren. Das mag stimmen, in vielen Fällen wird es wohl hauptsächlich an der ungleichmäßigen Abstrahlung des LS liegen und der Nichtbeachtung bei der Weichenabstimmung.
Meine Argumentation wäre also (wie schon gesagt) genau umgekehrt, beachte die Abstrahlung bei der Entwicklung und korrigiere diese falls nötig über den FG auf Achse etwas um einen möglichst guten Klang in den meisten Hörräumen zu erreichen. Die Hörräume in den Grenzbereichen (Loft, Fabrikhalle, Schuhschachtel,...) optimieren den Klang mit den Equalizern.
Gruß Armin