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Kann man einen Raum überdämpfen?

Diskussionen zu Hörräumen und zur Lautsprecheraufstellung
raw
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Beiträge: 4923
Registriert: Do 1. Jan 2004, 22:12
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Beitrag von raw »

Vielleicht nicht viel, aber man macht sozusagen die Katastrophe perfekt. Der im Vergleich zum restlichen Frequenzspektrum schon zu geringe Diffusschall wird noch weiter reduziert.
Ja, klar. Das schlägt sich auch auf das Hörempfinden im Raum ausserhalb der Musikwiedergabe nieder. Stimmen klingen mehr oder weniger dumpf und "eingedickt".
Es wäre eine Schalldruckverringerung ausschließlich im diffusen Anteil des HT-Bereiches.
Ja, aber trotzdem wäre es eine recht kleine Schalldruckverringerung im Gesamtschallfeld.

Gruß
Denis
US
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Beitrag von US »

Hallo Denis,
nein, bitte nicht schockiert sein.
ich habe leider keinen passenden Smilie gefunden, am besten sah noch der Glupschaugentyp aus.

In glaube, wir meinen in der Tat nicht dasselbe wie Silvester vermutete.

Daher nochmal von vorne:
Annahme: Es liegt ein diffuses Schallfeld vor (was in der Praxis meist nicht gegeben ist).

Das Diffusschallfeld wird gebildet aus Diffusschallverhalten des Lautsprechers und Absorptionsverhalten des Raumes.
Beide verhalten sich komplementär zueinander.
Das heißt sie ergänzen sich gegenseitig.

Praktisch bedeutet dies:
Fällt der Diffusfeldfrequenzgang zu hohen Frequenzen ab, so ist dies zu kompensieren durch ein zu hohen Frequenzen abnehmendes Absorptionsverhalten und vice versa.

Nehmen wir zwei Lautsprechermodelle:
Modell A: Klassischer großer Dreiweger "alter Schule" (Heco, Braun, MB) mit 50er MT-Kalotte und 19er HT-Kalotte. Außerst gleichmäßig abstrahlend aber sehr breit (Pi-Strahler).
Modell B: Kleiner Zweiweger im Monitordesign mit hochliegender Trennfrequenz und Waveguide, z.B. Genelec.
Abstrahlung vom Kugelstrahler im unteren Grundton über Halbraumstrahler in den Mitten stetig zunehmend und ab Präsenzbereich deutlich gebündelte Abstrahlung.

Raum sei mit Schaumstoff gepflastert und weist eine zu hohen Frequenzen abfallende Nachhallzeit auf, von 0,5sec im Grundton bis 0,1sec im Hochton; Hörabstand "Hifi-mäßig" so daß Diffusschallanteil deutlich überwiegt.

Mit welchem Lautsprecher werden sich klangfarblich neutralere Ergebnisse erzielen lassen?
Natürlich Modell A, da hier wenigstens der Lautsprecher einen neutralen Diffusfeldfrequenzgang aufweist.
Modell B wird deutlich zu dunkel klingen, da zum ohnehin nicht frequenzneutral bedämpften Raum noch viel zu wenig Diffusschall im Hochton vorliegt.
Zu allem Unglück strahlt der kleine Lautprecher auch noch den ganzen Grundton ungehemmt in alle Richtungen. Und das bei diesem Raum, der zu wenig Absorption im Grundton aufweist.
Der spärliche Hochtondiffusschall wird komplett geschluckt, der massive Grundton kaum.

Das Ergebnis ist ein wenig durchhörbares, aufgedicktes, unpräzises Klangbild. Baß wird "zugeschmiert", Klangbild zu warm und dunkel.
Wie rechnet man den Bafflestep aus?
Da dies ein zweidimensionales Problem ist, simuliert sich sowas einfacher:
www.tolvan.com
Das kleine Programm nennt sich Edge.

Gruß, Uwe
raw
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Beitrag von raw »

Hallo Uwe,

danke für das Programm.
In glaube, wir meinen in der Tat nicht dasselbe wie Silvester vermutete.
Ich stimme deinen Ausführungen voll überein (zumindest habe ich es nie anders erlebt) und ich habe gerade gemerkt der Denkfehler liegt auf meiner Seite, da ich nicht erwähnt habe, dass ich von einem Hörabstand innerhalb des Hallradius sprach bzw würde es zumindest nur auf eine solche Aufstellung zutreffen. :oops: Außerhalb vom Hallradius wäre die Schalldruckverringerung im Hochtonbereich größer.

Gruß
Denis
Raico

Beitrag von Raico »

Hallo allerseits!

Wieder mal spannend zu verfolgen, wie sich ein Thread entwickeln kann - vor allem, wenn die Spezialisten ihre Stimme erheben. Immer wieder aufschlussreich! - Und ich stapele verstohlen meine Kissen in den Zimmerecken.....

Habe aber immerhin mit dieser zugegebenermaßen recht simplen und ziemlich unwissenschaftlichen Methode (die ihren WAF auch nur deshalb gerade so erreicht, weil es ein extra Raum unter dem Dach ist) eine sehr basstaugliche Raum-Abstimmung erreicht, wie ich gestern erst wieder mit eng gestuften Sinussen von 150 Hertz an abwärts feststellen konnte.

Indiz: Man hört gerne lauter, weil nichts mehr nervt. Überhaupt scheint mir dies ein wesentlicher Hinweis auf guten Klang zu sein: wenn alles stimmt, hört man lauter (vorausgesetzt, das Umfeld erlaubt es) - oder geht es euch anders? Grund dürfte daneben wohl auch sein, dass der Klang "entrümpelt" ist und bei gleicher Lautstärkeeinstellung leiser wirkt.

Vielleicht ersetze ich meine Kissen und Matratzen ja mal durch schickere professionelle Absorber. Vom Volumen und Preis her ist dann aber einiges fällig: Mein Krempel dürfte sicher dem Volumen von sechs oder sogar acht großen Kantenabsorbern entsprechen. Den entsprechenden Preis stelle ich mir lieber nicht vor.

Infos zum Raum: Kalksandsteinwände, abgehängte schwere Holzdecke (Parador-Panelen), 32 qm, Teppichboden, elend viele Regale an den Seitenwänden (Diffusoren!), durchgehend schräge Decke von 1,80 bis 4,10 Meter Höhe (Haus hat ein sogenanntes Pultdach), gestuft zurückspringende Seitenwände. Volumen ca 106 Kubikmeter.
Von der Architektur her sind die Voraussetzungen also ohnehin schon ganz gut, weil weder in der Senkrechten noch in der Waagerechten ausgeprägte Moden zu verzeichnen sind.

Trotzdem klang es ohne die Kissen sehr viel schlechter.
Raico

Ach so! Wer`s noch nicht weiß: Der Input kommt von zwei Isophon Vertigo und zwei AW 1000 im reinen Stereo-Betrieb. Die können zusammen schon einiges lostreten.
US
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Beitrag von US »

Hallo Raico,

du kannst ja spasseshalber mal die ganzen Decken und Kissen in Müllsäcke verpacken und im Zimmer stapeln.
Das gibt hervorragende, breitbandige Absorption ohne den ganzen Hochton zu schlucken.

Die beste Akustik bei meinem kleinen Hörzimmer habe ich erzielt mit einigen Ballen Rockwool in Plastikfolie verpackt und mehreren Pyramidenabsorbern, die noch in ihren riesigen Verpackungskartons waren (hatte die für einen Freund zwischengelagert).

Anonsten muß man natürlich auch immer abwägen, wenn Kompromisse unausweislich sind. Ich halte beispielsweise etwas zu viel Hochtonbedämpfung für akzeptabler, als ausgeprägte Early Reflections zu ertragen.

Gruß, Uwe
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