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Verfasst: Mi 3. Aug 2005, 16:35
von Graumantel
Moin,
das Problem mit Blättern wie Audio, Stereo, Steroplay und Konsorten ist, dass es eben keine Fachzeitschriften sondern Testzeitschriften sind. Audio ist immerhin so fair, dies auf der Titelseite zu kommunizieren: "Das Testmagazin für blablabla". Zwischen den Begriffen "Fach" und "Test" besteht inhaltlich aber ein großer Unterschied: Unabhängigkeit in der Berichterstattung und eine andere Qualität der Berichterstattung. Dazu gehört auch, Mängel eines Produktes klar zu benennen. Das kommt in den genannten Zeitschriften wahrscheinlich alle Schaltjahre mal vor.
Ein einfacher Sachverhalt: die Blättchen sind für die Hersteller nichts weiter als ein kostengünstiges Marketinginstrument. Für den Gegenwert eines Lautsprecherpaares erreichen sie zwischen 10.000 und 15.000 potentielle Kunden. Da diese Zeitschriften sich zum größten Teil aus dem Anzeigenverkauf finanzieren, kann ihnen - bei sinkenden Verkaufs- und Abonnementzahlen - nicht daran gelegen sein, sich durch negative Rezensionen den Ärger der Anzeigenkundschaft einzuhandeln, die auch die Testgeräte zur Verfügung stellt. Das beginnt (imho) schon mit dem ehernen Gesetz, dass teurer gleich besser sein soll. Eine Komponente für 2.000 € wird niemals besser getestet werden, als eine Komponente für 10.000 € (selbst wenn sich der Preisunterschied lediglich durch unterschiedliche Produktionszahlen ergibt :wink: ). Hinzu kommt bei Hifi-Zeitschriften die Unsitte, die verschiedenen qualitativen Eigenschaften eines Produktes quantitativ darzustellen.

Viele Grüße,
Markus

PS: Um eines klarzustellen; ich glaube nicht, dass sämtliche Produkt-Tests beschönigend sind. Ich bin vielmehr der Ansicht, dass durch das Unterschlagen von Mängeln das (Ohren/Sterne/Prozent-) Niveau der Produkte insgesamt nivelliert wird. Und zwar zu Lasten gut konstruierter Produkte, da schlechte Produkte nicht als das herausgestellt werden was sie sind: schlecht.

Verfasst: Mi 3. Aug 2005, 16:48
von Homer
Moin Moin,

das mit den "Test"zeitschriften sehe ich auch so wie Graumantel. Erschwerend kommt hinzu, dass häufig keine Blindhörtests gemacht werden. Die "Test"-hörer sehen also meistens vor dem Test, um was es geht und welche Kandidaten aufgestellt sind.
Stehen dort also große Marken oder extrem teure Komponenten, ist der Testsieg fast Programm. Und hinterher werden die Messprotokolle mit blumigen Sätzen beschönigt. Dann wird lapidar geschrieben, dass "die XY-Lautsprecher nicht auf Frequenzgangoptimierung, sondern auf guten Klang" ausgerichtet seien. :?
Was soll man dann noch machen.
Kommt dann eine Box daher, die messtechnisch fast perfekt ist, wird am 1 dB Ausschlag "gemeckert".

Grüße aus dem Norden
von
Markus

Verfasst: Mi 3. Aug 2005, 18:21
von BlueDanube
Homer hat geschrieben:Erschwerend kommt hinzu, dass häufig keine Blindhörtests gemacht werden. Die "Test"-hörer sehen also meistens vor dem Test, um was es geht und welche Kandidaten aufgestellt sind.
Es werden nie Blindtests gemacht - daher sehen die Redakteure immer die getesteten Geräte!!!

Wenn auf dem Gerät "Mark Levinson" oder "Bower & Wilkins" drauf steht, werden sie vor Ehrfurcht so weich in der Birne, dass sie tatsächlich glauben, einen Riesenklangvorteil zu hören - und wenn Materialien wie Kevlar, Carbonfiber oder Titan im Spiel sind, geht die Rest-Objektivität auch flöten....

Verfasst: Mi 3. Aug 2005, 19:22
von maks
Danke Blue Danube - sehr blumig dargestellt! :D
I hau mi ob...


so long...
maks

Verfasst: Mi 3. Aug 2005, 20:24
von Homer
Dem Dank kann ich mich nur anschliessen - meine Aussage war bewusst etwas vorsichtiger formuliert. Es soll ja bei der AudioVideoFotoBild Blindtests geben. Vielleicht eine Ausnahme, wenn es denn stimmt.

Wenn ich mir die Fotos der Aufbauten bei anderen Zeitschriften ansehe, läuft mir ein Schauer über den Rücken. :evil:

Und da hat BlueDanube vollkommen Recht: "große" Namen erzeugen dann immer Ehrfurcht und gute Testergebnisse.

Gruß
Markus

Verfasst: Do 4. Aug 2005, 09:50
von Graumantel
BlueDanube hat geschrieben:Wenn auf dem Gerät "Mark Levinson" oder "Bower & Wilkins" drauf steht, werden sie vor Ehrfurcht so weich in der Birne, dass sie tatsächlich glauben, einen Riesenklangvorteil zu hören - und wenn Materialien wie Kevlar, Carbonfiber oder Titan im Spiel sind, geht die Rest-Objektivität auch flöten....
Moin,
beim Lesen dieser Zeilen muss ich schmunzeln. Ich hatte in meinem gestrigen Geschreibsel zunächst einen inhaltlich ähnlichen Absatz (eine bestimmte, uns allen bekannte Marke hatte ich darin als "britischen Haus- und Hof Lieferanten der Redaktionen" umschrieben... :wink: ). Hab ihn dann doch gestrichen, weil ich dachte: zu unsachlich. Aber jetzt ist es doch raus. :oops: 8)

Gruß,
Markus

Verfasst: Do 4. Aug 2005, 20:49
von JoKeR
Ich enthallte mich der Diskussion und sage einfach nur HALLO :).

MfG

JokeR