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Re: @ gerald vogt, gandalf & andere Experten

Verfasst: Di 9. Jan 2007, 19:07
von andras
Gios hat geschrieben: was passiert eigentlich mit einem Ton, sagen wir dem tiefsten Ton vom Kontrabass (42 Hz), wenn ein Musiker den in einem Stück spielt, die Box aber ihren -3dB-Punkt bei 68 Hz hat.
Du hoerst ihn trotzdem, wie Gerald geschrieben hat, weil das menschliche Ohr bzw. Gehirn Harmonische grundsaetzlich mit dem Grundton assoziiert. Wenn du bei einem tiefen Orgelton den Grundton gezielt ausblendest, hoert man den ganzen Ton etwas weniger voluminoes, aber er ist definitiv noch da, sogar die empfundene Lautstaerke aendert sich kaum (habe dazu mal selbst eine Vorfuehrung gehoert).

Wirklich problematisch wird's erst, wenn die Grenzfrequenz weit hoeher liegt. Meine jetzigen Billig-Boxen spielen erst ab 120Hz oder so mit ordentlichem Wirkungsgrad, darunter ist der Abfall mangels richtigem Bass-Chassis schon beeindruckend, sodass bei vielen Stuecken einfach z.B. der Kontrabass deutlich zu schwach rueberkommt (es wird eben nicht nur der Grundton, sondern auch einige Harmonische unterschlagen).

Bei -3dB musst du dir noch keine Gedanken machen; manche behaupten sogar, der kleinste Lautstaerkeunterschied, den man noch wahrnehmen kann, sei 3dB (wobei ich das selbst nicht glaube, die 1dB-Spruenge an meinem CD-Player sind schon deutlich hoerbar, und nicht nur im Vergleich). 3dB bedeutet zwar halbe Leistung, aber halbe Leistung und halbe empfundene Lautstaerke sind zwei voellig verschiedene Dinge.

Verfasst: Di 9. Jan 2007, 19:41
von Kikl
Wie ist es eigentlich mit der Klangfarbe des Tones? Die Klangfarbe müsste sich doch eigentlich deutlich ändern wenn ein Teil des Spektrums abgeschnitten wird. D.h. man dürfte den Ton zwar noch hören (weil das Gehör den Grundton ergänzt); der Ton dürfte aber etws anders klingen.

Gruß

Kikl

Verfasst: Di 9. Jan 2007, 21:18
von g.vogt
Kikl hat geschrieben:Wie ist es eigentlich mit der Klangfarbe des Tones? Die Klangfarbe müsste sich doch eigentlich deutlich ändern wenn ein Teil des Spektrums abgeschnitten wird. D.h. man dürfte den Ton zwar noch hören (weil das Gehör den Grundton ergänzt); der Ton dürfte aber etws anders klingen.
Gerade die Obertöne und deren Zusammensetzung sind es doch, die einen Kontrabass von einem Cello, einen Sinus- von einem Orgelton, einen Klavieranschlag von Gitarrenzupfen und am Telefon Frauen und Männern unterscheiden.

Verfasst: Di 9. Jan 2007, 21:36
von Kikl
Ich weiß nicht, ob die Obertöne entscheidender sind als der Grundton zur Bestimmung der Klangfarbe. Deshalb wollte ich auch fragen, da andras offenbar einmal den Unterschied mit und ohne Grundton gehört hat. Wichtig soll vor allem auch das Einschwingverhalten sein.

Gruß

Kikl

Verfasst: Di 9. Jan 2007, 21:41
von m(A)ui
Kikl hat geschrieben:Ich weiß nicht, ob die Obertöne entscheidender sind als der Grundton zur Bestimmung der Klangfarbe. Deshalb wollte ich auch fragen, da andras offenbar einmal den Unterschied mit und ohne Grundton gehört hat. Wichtig soll vor allem auch das Einschwingverhalten sein.

Gruß

Kikl
http://de.wikipedia.org/wiki/Residualklang

Verfasst: Di 9. Jan 2007, 21:48
von Raico
Hallo Gios - und willkommen im Forum!

Wie hoch Lautsprecher gehen müssen, weiß ich nicht. Es gibt Leute, die behaupten, dass auch unhörbar hohe Frequenzen den hörbaren Frequenzanteil noch irgendwie positiv beinflussen. Ich kann das nicht bestätigen.

Was dein nach oben hin beschränktes Hörvermögen mit Anfang 40 betrifft, kann ich dich beruhigen: Ich habe noch ein Jahrzent mehr auf dem Buckel und entsprechend beschränkte Fähigkeiten im Bereich über 12.000 Hertz. Ich kann nur sagen: Es stört mich nicht!

Was mich aber stört, sind Wiedergabeketten, die nicht weit genug hinunter kommen. Dabei geht es weniger darum, wie tief die Grundschwingung eines bestimmten Instrumentes ist (nebenbei: Der tiefste Ton ist das Subcontra-C der Orgel mit 16 2/3 Hertz), sondern darum, dass die tiefsten Lagen einen Klang authentischer und wahrhaftiger machen. Es klingt einfach echter. Voraussetzung: Der Tiefbass wird nicht überbetont!

Obwohl ich sehr tief hinunterreichende große Standboxen betreibe, hat das Hören mit Subwoofer die Authentizität des Hörerlebnisses dramatisch gesteigert. Offensichtlich liefern die tiefsten Frequenzen - so sie denn überhaupt auf einer CD vorhanden sind - eher fühl- als hörbare Informationen z.B. über den Aufnahmeraum.
Das führt bei mir dazu, dass ich z.B. auch eine Solo-Violine nur mit Subwoofern höre!

Mein Tipp also: Investiere in die unterste Oktave! Aber achte auf den Pegel! Es lohnt sich!

Gruß!

Verfasst: Di 9. Jan 2007, 22:01
von andras
Kikl hat geschrieben:Ich weiß nicht, ob die Obertöne entscheidender sind als der Grundton zur Bestimmung der Klangfarbe. Deshalb wollte ich auch fragen, da andras offenbar einmal den Unterschied mit und ohne Grundton gehört hat. Wichtig soll vor allem auch das Einschwingverhalten sein.
Richtig. Der Grundton hat nur zwei Parameter -- Lautstaerke und Frequenz, damit kann man keine Instrumente unterscheiden.

Ich habe auch mal (damals in der Schule, wir hatten einen guten Lehrer!) einen Test gemacht: Klavierakkord wird von jemandem gespielt, waehrend der Hoerer sich die Ohren zuhaelt. Nach dem Anschlagen macht man sie wieder auf, und auf einmal klingt das Klavier wie eine Orgel! Das Einschwingverhalten ist was wichtigste, das ein Instrument klanglich definiert.

Verfasst: Di 9. Jan 2007, 22:14
von Gios
so, hallo wieder zusammen,

bin vom Sport zurück und es hat sich ja einiges getan. Vielen Dank auch für den "Wikipedia" link.

Entscheidend ist für mich, glaube ich, dass der Anteil an Musik, die Frequenzen unter 50-80 Hz hat sehr gering ist.
Wenn dann die Gefahr von Dröhnen oder Bassübertragung durch Fussboden und Wände in Nachbarwohnungen steigt, ohne dass ich wirklich lauter höre als jetzt, ist der Vorteil der tieferen unteren Grenzfrequenz zu teuer erkauft und die Waage neigt sich immer mehr zu nl30 + ATM.

Subwoofer kommen für mich nicht in Frage. Ich mag es optisch nicht - ausserdem gruselt es mich noch immer wenn ich daran denke wie meine Bose-Anlage mit einem (Bandpass-?)Subwoofer geklungen hat! Wie ich das so lange ertragen konnte.....? Da klingen meine BR50 mit weniger Tiefgang deutlich besser. Aber da ich bereits bessere Boxen gehört habe, sollen sie halt mal ersetzt werden.

Wie werden nl30 eigentlich auf den BS58 befestigt? Sind die Montageplatten passend zu Gewinden in der Box gebohrt (oder umgekehrt); oder muss auf die Montageplatte eine (Holz-) Platte und die Box mit Füssen oder Spikes drauf gestellt werden. Sind Füsse bei der Box im Lieferumfang? Bei nl80 steht so was in der Beschreibung.

Gruss Gios

Verfasst: Di 9. Jan 2007, 22:14
von Kikl
Hallo Andras,

Mir ist schon klar, dass das Einschwingverhalten, insbesondere das Spektrum beim Einschwingen wichtig ist. Dass man ein Klavier (Saiteninstrument) von einer Orgel (Orgelpfeifen) allein aufgrund des Einschwingenverhaltens unterscheiden kann, finde ich sehr bemerkenswert.

Ich würde dich aber gerne ganz konkret fragen: Ändert sich die Klangfarbe, wenn der Grundton weggelassen wird?

Gruß

Kikl

Verfasst: Di 9. Jan 2007, 22:36
von andras
Nein, die Klangfarbe aendert sich nicht grundsaetzlich. Du kannst ohne Grundton noch genausogut ausmachen, dass es ein bestimmtes Instrument ist, aber mit Grundton ist der Klang eben ein bisschen authentischer. Aber wie gesagt, am ehesten wird der Klang durch das Einschwingen beeinflusst, und dieses passiert nicht auf dem Grundton sondern auf viel hoeheren Frequenzen, die meist nicht einmal mit den Harmonischen uebereinstimmen.