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Verfasst: Fr 25. Apr 2003, 10:35
von Thias
Hallo simply.two,
deine Röhrenbegeisterung in allen Ehren. Ich bin auch begeistert von Röhren, aber nicht beim vollen Musikspektrum, sondern nur partiell. Zur Gitarre gehört Röhre, schon wegen der Verzerrung. Auch nehme ich Gesang gern mit Röhrenvorstufen auf. Der Klang ist wärmer, weicher. Um nach einem digitalen Mix wieder Wärme reinzubringen, ist ein Röhrenkomoressor gut einsetzbar...
Aber eine fertige CD nochmal weicher zu machen vor allem mit Röhrenleistungsteil ist denke ich eine extreme Geschmackssache, aber kein neutraler Klang. Röhrenendstufen haben nun mal keinen guten Frequenzgang, einen hohen Innenwiderstand, schlechte Dämpfung......aber eben warmen Klang, was allerdings ein getunter Klang ist und nicht original.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Vorteile eines Nubert LS, linear, trockene schnelle Bässe, gutes Impulsverhalten etc. mit einer Röhrenendstufe voll ausgespielt werden.
Aber wie gesagt, getunter Klang ist Geschmackssache...
Mit den 2x8 W kann man sicherlich schon recht laut Musik hören. Clipping spielt bei Röhren auch nicht so die Rolle, man hat dann eher nochmal eine Kompressorwirkung. Aber schnelle und stromintensive Impulse (Schlagzeug, Percussion...) haben keine Chance original wiedergegeben zu werden. Die Musik wird eben weicher und verliert an kick. Aber damit hat eine ganze Generation gelebt...
Gruß Thias
P.S. Ich sage nicht unbedingt was gegen Röhrenvorstufen, sondern Endstufen. Die sind durch die notwendige Auskopplung einfach im Nachteil und können LS nicht so gut anfahren.
Verfasst: Fr 25. Apr 2003, 14:04
von simply.two
Hallo Thias,
vielen Dank für Deine Nachricht. Tja, hier trennt sich nun die Spreu vom Weizen. Sicherlich ist die Art u. Weise, wie man Musik hört u. empfindet, eine Geschmacksfrage. Meßtechnisch gesehen ist ein guter Transistorverstärker einer Röhrenendstufe überlegen - doch meine Ohren sagen mir was anderes - und darauf kommt es an......
Die Schnelligkeit, die Du erwähntest, ist natürlich mit abhängig von den Lautsprechern, die Du ansteuerst - in meinem Fall sind es Lautsprecher mit Papiermembran, sehr leicht u. eben sehr schnell. Das was ich im Bereich Jazz o.ä. an Impulsschnelligkeit brauche, ist mir absolut ausreichend. Unumstritten ist, daß ein Röhrenverstärker ein "Schöngeist" ist - da hast Du recht - aber auch hier gibt es sicherlich qualitative Unterschiede, genauso wie im Bereich der Transistorverstärker. Die 300B-Röhre, die ich habe, gibt es nicht zu kaufen, es ist eine Konstruktion eines HiFi-Doktors aus Süddeutschland, der dieses Gerät kpl. u. per Hand aufgebaut hat. So findet man in dem Gerät auch nicht eine einzige Platine, alles point-to-point handverdrahtet über Keramik-Lötstützpunkte. Die Summe aus vielen kleinen Feinheiten machen dann erst den Verstärker aus, wo man sagt: "Das isses!! Das Ding hat Drive, Dynamik/Spielwitz, klingt wahnsinnig offen, unterschlägt nichts u. gibt dem gesamten Klangbild das gewisse Etwas - vielleicht so was ähnliches wie ein "Sahnehäubchen" - es ist die Eigenschaft der Röhren, harmonische Oberwellen zu erzeugen, die dem menschlichen Ohr sehr gefallen. Ich kann mich dieser Art, Musik zu hören, nicht entziehen.
Wäre ich im Alter von 20-25 Jahren, könnte ich mir vorstellen, daß ich mich auch eher für einen guten, stabilen Transistorverstärker entscheiden würde. Aber ich bin zum Teil noch mit "Röhrenradios" aufgewachsen, damals schon empfand ich den Klang der Geräte als sehr angenehm, offensichtlich hat sich daran bei mir nichts geändert.....
Nochmals vielen Dank für die Nachricht, vielleicht kommt ja nochmal &ne kleine Reaktion von dir......
Viele Grüsse,
Ingolf
Verfasst: Fr 25. Apr 2003, 15:26
von simply.two
Hallo simply.two,
Thias hat geschrieben:
Clipping spielt bei Röhren auch nicht so die Rolle, man hat dann eher nochmal eine Kompressorwirkung. Aber schnelle und stromintensive Impulse (Schlagzeug, Percussion...) haben keine Chance original wiedergegeben zu werden. Die Musik wird eben weicher und verliert an kick. Aber damit hat eine ganze Generation gelebt...
Gruß Thias
Hallo Thias, noch mal eben eine kurze Bemerkung: Clipping und der ganze Kram ist immer konstruktionsbedingt (schaltungstechnisch u. die Verwendung v. mehr oder weniger guten Bauteilen!!). Ebenso ist es mit der von Dir erwähnten Kompressionswirkung. Hat man ein gutes Schaltungskonzept u. verwendet einen überdimensionierten Trafo, sehr gute Ausgangsübertrager u. hochwertige Netzdrosseln, dann gibt&s auch keine Kompressionserscheinungen. Einen Verstärker "schnell" machen kann man z. B. durch Weglassen von Elkos erreichen, in dem man für diese Bauteile hochwertigere MKP&s verwendet, und diese mit "schnellen" Folienkondensatoren brückt. Auch bei guten Röhrenverstärkern ist noch ne Menge machbar.....
Verfasst: Sa 26. Apr 2003, 13:31
von Thias
Hallo simply.two
Tja, hier trennt sich nun die Spreu vom Weizen
...wie issn das gemeint?
Wäre ich im Alter von 20-25 Jahren, könnte ich mir vorstellen, daß ich mich auch eher für einen guten, stabilen Transistorverstärker entscheiden würde. Aber ich bin zum Teil noch mit "Röhrenradios" aufgewachsen, damals schon empfand ich den Klang der Geräte als sehr angenehm, offensichtlich hat sich daran bei mir nichts geändert.....
...ich bin auch mit Röhrenradios und der Musik der 70er aufgewachsen. Aber seitdem hat sich nun mal die Technik weiterentwickelt (die Musik, was den mainstream betrifft, aber nicht
)
Mein Ideal ist, die Musik, so wie sie im Studio aufgenommen ist und der Toning. sich die Abmischung vorstellte, auch in meinem Wohnzimmer zu hören. Und dazu braucht man eine lineare Übertragungskette. Da die Lautsprecher und der Hörraum den Frequenzgang genug verbiegen, sollte wenigstens die andere Kette (mit Verstärker) linear sein.
Sicher gibt es auch bei Transistorverstärkern Klanunterschiede (von warm bis analytisch hell)
So findet man in dem Gerät auch nicht eine einzige Platine, alles point-to-point handverdrahtet über Keramik-Lötstützpunkte.
Dadurch eine Klangverbesserung zu bekommen, finde ich sehr esotherisch, nur preiserhöhend.
u. gibt dem gesamten Klangbild das gewisse Etwas - vielleicht so was ähnliches wie ein "Sahnehäubchen"
Das ist genau der Punkt: In unterschiedlichen Ohren klingt es unterschiedlich gut. Das heißt, der Klang ist gesoundet und klingt nicht mehr wie auf der Studioabhöre mit Transistorendstufen (dort wurde der Klang geschaffen, ich muß in meinem Wohnzimmer nicht noch eins drauf geben). Es ist sicher so, dass eine Röhrenendstufe das weiche und samtige im Jazz verstärkt, aber das gilt dann nicht mehr für andere Musikrichtungen. Das gute reproduzieren der Musik ist nicht an Stilrichtungen gebunden. Wenn z.B. ein High-End-LS für Jazz "besonders gut" geeignet sein soll, dann spricht es nur für die schlechte Qualität des Lautsprechers.
Clipping und der ganze Kram ist immer konstruktionsbedingt (schaltungstechnisch u. die Verwendung v. mehr oder weniger guten Bauteilen!!).
nö, Clipping heißt, das die Aussteuerung so groß ist, dass die Sinuskurve abgeschnitten wird. Das hängt mit der Verstärkerleistung und nicht mit Bauteilen zusammen. Ich wollte damit nur sagen, dass Röhren da nicht so empfindlich sind wie Transistoren (die härter clippen).
Einen Verstärker "schnell" machen kann man z. B. durch Weglassen von Elkos erreichen, in dem man für diese Bauteile hochwertigere MKP&s verwendet, und diese mit "schnellen" Folienkondensatoren brückt.
das ist ja neue Schaltungstechnik
es ist die Eigenschaft der Röhren, harmonische Oberwellen zu erzeugen, die dem menschlichen Ohr sehr gefallen
das ist richtig, nur sollte eine Endstufe gar keine Oberwellen erzeugen. Oberwellen erzeugt man mit einem Verzerrer, und da nimmt man bekanntlich möglicht Röhren.
Lautsprecher sind im wahrsten Sinne des Wortes sehr komplexe Lasten und verlangen von den Endstufen sehr viel ab. Damit haben Röhrenendstufen nun mal rein physikalisch mehr Schwierigkeiten. Wie sieht es denn mit technischen Daten aus, die klangbestimmend sind?
Frequenzgang
Innenwiderstand
Spannungsanstiegsgeschwindigkeit
Dämfungsfaktor
Spitzenstrombelastbarkeit
min. Lastwiderstand
Es kann durchaus sein, dass man eine Röhrenendstufe in den Bereich von Transistorendstufen bringt, aber das nur mit riesigem Aufwand und entsprechendem Preis. Ich denke, das Geld in eine gute Transistorendstufe und dann vorallem in gute LS gesteckt, bringt mehr Klangreproduktion.
Die Schnelligkeit, die Du erwähntest, ist natürlich mit abhängig von den Lautsprechern, die Du ansteuerst - in meinem Fall sind es Lautsprecher mit Papiermembran, sehr leicht u. eben sehr schnell.
Diese Thema ist hier schon viel diskutiert worden. Nur so viel: LS mit hohem Wirkungsgrad sind oft alles andere als neutral und linear. Dünne Papiermembrane haben zudem Partitialschwingungen usw. Neutrale LS bekommt man nur hin, wenn in der Frequenzweiche aufwändige Korrekturen erfolgen, was den Wirkungsgrad reduziert.
Aber nichts für ungut, jeder soll so Musik hören, wie es ihm gefällt. Ich habe nur etwas dagegen, wenn einem ungerechtfertigter Weise viel Geld aus der Tasche gezogen wird...
Gruß Thias
das war meine
kleine Reaktion
Verfasst: So 27. Apr 2003, 10:19
von simply.two
Hallo Thias,
Ich komme hier mit dem Einsetzen von Zitaten nicht zurecht, deswegen gehe ich den etwas komplizierteren Weg. Wenn sich die Spreu vom Weizen trennt, meine ich damit, Du vertrittst Deinen und ich meinen Standpunkt! mehr nicht....
Du schreibst, Du möchtest in Deinem Wohnzimmer den Sound so hören, wie sich es der Toningenieur vorgestellt hat. Leider kann man gute Ings. an einer Hand abzählen......Ich würde sagen, von 100 gekauften CD`s sind vielleicht drei oder vier wirklich gut abgemischt, den Rest kannst Du - immer eine gute Kette zu Hause vorausgesetzt - in die Tonne kloppen. Was einem hier teilweise auf dem Markt angeboten wird, ist schlicht und ergreifend eine Qual. Unverschämtheit!!! Nun zum Punkt "point-to-point-Handverdrahtung": Jeder, aber auch wirklich jeder Fachmann der Szene wird bestätigen, dass solch ein Aufbau mit Sicherheit einen positiven Einfluß auf den Klang hat!! Esotherik oder Vodoo findest Du vielleicht in anderen Bereichen der HiFi- oder HighEnd-Szene. Das Handarbeit ein Gerät (oder auch jeden anderen denkbaren Artikel) teurer macht, ist nun leider mal ein Gesetz unserer Marktwirtschaft. Und es gibt nun mal Handarbeit, die einen Artikel wertiger im Sinne von "besser" machen. Natürlich wäre ich nicht bereit gewesen, einen horrenden Kurs für diese Handarbeit zu zahlen. Hierzu zur Aufklärung: Wäre dieser Amp, den ich nun habe, ganz normal zum Verkauf gekommen, hätte der Erbauer locker 4.000-5.000 Euro kassieren können. Ich habe ein Bruchteil dessen bezahlt, sonst wäre dieses Gerät nicht erschwinglich für mich gewesen. Es war eine "einmalige Gelegenheit", da musste Papa einfach zuschlagen....
Ich gebe Dir Recht, wenn Du schreibst: "In unterschiedlichen Ohren klingt es unterschiedlich gut". Wäre das nicht so, würden wir beiden uns nicht die Finger wundschreiben!!! Richtig ist auch, dass meine Kette für meinen Musikgeschmack (Jazz, Swing u. dergl.) gut klingt, ich kann es natürlich auch rocken lassen, hierfür mag es auch bessere Lautsprecher u. Verstärker geben..... Du schreibst: "Wenn ein HighEnd- LS für Jazz besonders gut geeignet ist, dann spricht dies nur für die schlechte Qualität des Lautsprechers." Das kann man so nicht sagen: Es gibt gute Konzertgitarren, die bei Akustikaufnahmen perfekt sind, es gibt E-Gitarren, die bei Rock/Pop perfekt sind. Es sind Instrumente, die trotz Ihrer "Einseitigkeit" absolut top u. perfekt sind - sie sind lediglich "spezifiziert", man kann doch dann nicht von schlechter Qualität sprechen....
Ich hatte geschrieben, dass man einen Verstärker (spez. Röhrenverstärker) "schnell" machen kann. Das hat nichts mit neuer Schaltungstechnik zu tun!!! Die Vorstufensektion in meinem Amp wurde nach dem SRPP-Prinzip aufgebaut - ein Schaltunskonzept, dass ursprgl. aus Japan kommt und aus den 60er Jahren stammt (SRPP= shunt regulated push pull). Hier werden z.B. anstelle v. Elkos wesentlich hochwertigere MKP`s eingesetzt, die im übrigen auch wesentlich langzeitstabiler sind.... Und das Folienkondensatoren "schneller" sind, ist nichts neues (frage mal Hr. Nubert, was er für Kondensatoren in seinen Frequenzweichen einsetzt........) Bevor dieser Amp gebaut wurde, habe ich viel mit dem Konstrukteur gesprochen. Das, was er aufgebaut hat, hat aufgrund seiner langjährigen Erfahrung Hand u. Fuß. Das konnte ich spätestens dann feststellen, als der fertige Amp bei mir zu Hause stand. Und dies war nicht mein erster Röhrenamp - hier haben schon andere Röhren gestanden, doch der "BigAmp", den ich jetzt habe, lässt alles andere hinter sich. Eine Zeit lang war es still um Röhrenverstärker. In den letzten Jahren ist diese Ära aber wieder voll aufgeblüht. Was in den letzten Jahren wieder an Röhrenverstärkern produziert wird, ist sehr erstaunlich. Es gibt eine hohe Nachfrage. Viele, die sich zum Kauf eines Röhrenamps entschieden haben, sind glücklich mit ihrer Entscheidung, da sie festgestellt haben, dass, was damals gut war, ist es heute auch noch.....
Thema Oberwellen: Ich würde sagen: Gut, dass es sie gibt - vorausgesetzt, es sind harmonische...... Woraus setzt sich zum Beispiel das Klangspektrum eines Flügels oder einer Gitarre zusammen????????? Würden wir nur die Grundtöne hören, würde sich heute keiner die Mühe machen, sich vor seine Musikanlage zu setzen..... Eine 300B-Endstufenröhre ist dafür weltbekannt, dass sie wunderbare harmonische Oberwellen erzeugt - man nennt sie nicht umsonst "Die Königin der Trioden". Zum Schluß schreibst Du: "Wie sieht es denn mit technischen Daten aus, die klangbestimmend sind??" Früher habe ich sicherlich mehr darauf geachtet (Frequenzbereich, Belastbarkeit, Dämpfungsfaktor u.ä.), doch durch meine ständige Neugierde und unermüdliches Ausprobieren überlasse ich es einfach meinen Ohren, und nicht den technischen Datenblättern, was als gut oder schlecht vorgestellt wird. Wenn Du beispielsweise irgendwelche Datenschriebe von einem Transistorverstärker und einem Röhrenverstärker vergleichst, wird der Transistorverstärker i.d. Regel wesentlich besser abschneiden. Doch was nützt mir das, wenn die Musik, die ich höre, keine SEELE hat?????
Selbstverständlich sind Lautsprecher - gerade für Röhrenverstärker - komplexe Lasten. Ein Transistorverstärker ist da nicht so verwöhnt. Hier musste ich dann doch einen kleinen Trick anwenden: Ich benutze ein kleines Modul v. der Firma Auris/Audax, welches mir zum einen eine konstante Last von 4 Ohm zur Verfügung stellt, zum anderen werden Phasendrehungen vermieden. Dies war ein geringer Aufwand mit gutem Erfolg. Ach übrigens zum Thema Lautsprecher mit Papiermembran: In einschlägigen Kreisen sind die AlNiCo-Lautsprecher von SABA (greencones) absolut heißbegehrt. So begehrt, dass seit vielen Jahren diese Dinger im "Lautsprecher-Bermuda-Dreieck" verschwinden (China, Japan). Die Jungs wissen seit vielen Jahren, was gut ist und graben in aller Regelmäßigkeit den deutschen Markt um. Wenn Du hier welche findest, sind sie nicht gerade billig. Es scheint wohl doch mehrere zu geben, die wissen, was damals schon gut war. Natürlich arbeitet auch so ein Lautsprecher (wie ALLE anderen auch) nicht 100% optimal, doch aufgrund seiner Leichtigkeit und Schnelligkeit und Empfindlichkeit eignet er sich hervorragend für gut konstruierte Röhrenverstärker - in Verbindung mit einem Transistorverstärker wird man wohl nicht sehr glücklich werden.....
Es gibt sicherlich unheimlich viele Punkte, über dieses Thema zu diskutieren - und das ist ja auch sehr schön und interessant. Doch wir kommen immer wieder auf einen Punkt: Es muß einem persönlich einfach gefallen. Es muß im Ohr und Hirn einfach einrasten, bis Du sagst: "YES.......das ist es - was für ein Sound - so und nicht anders!!" Und diesen Punkt entscheidet vernünftigerweise jeder für sich selbst - hoffentlich u. vernünftigerweise ohne sich durch zu viele techn. Daten im Vorfeld zu belasten oder beeinflussen zu lassen.....
Ach, ich möchte zum Schluß noch bemerken, dass ich ja schon halbwegs auf Deiner Seite bin. Hierzu kurz eine Erklärung: Ich besitze einen NAD C320BEE, einen Vollverstärker mit auftrennbarer Vor- und Endstufe (übrigens ein hervorragendes Gerät, für den Preis prakt. unschlagbar). Mit der Vorstufe des NAD (die übrigens in Class A arbeitet) steuere ich meinen Röhrenamp an. Diese Konfiguration funktioniert hervorragend!! Mein CD-Spieler ist ein "Riementriebler" von CEC, dem man fast schon analoge Klangeigenschaften nachsagt. Mich wieder auf einen Plattenspieler zu stürzen, ist mir zu teuer u. zu umständlich...
Nochmals highfidele Grüsse,
Ingolf
Verfasst: Mo 28. Apr 2003, 12:05
von Thias
Hallo simply.two
da man sich über Geschmack nun mal streiten kann, will ich auf gesoundeten Klang nicht nochmal eingehen. Nur eins: Nach meiner Meinung soll die HiFi-Kette den originalen Klang reproduzieren und nicht einen eigenen Klang erzeugen.
Ich würde sagen, von 100 gekauften CD`s sind vielleicht drei oder vier wirklich gut abgemischt, den Rest kannst Du - immer eine gute Kette zu Hause vorausgesetzt - in die Tonne kloppen. Was einem hier teilweise auf dem Markt angeboten wird, ist schlicht und ergreifend eine qual. Unverschämtheit
Es gibt sicherlich schlecht abgemischte CDs. Aber das 96...97% der Tontechniker
und Musiker, die für den Klang einer CD verantwortlich sind, Stümper sind, halte ich doch etwas für daneben.
Aber genug dazu. Was ich aber nicht stehen lassen möchte, ist das Verbiegen der Grundlagen der Elekktrotechnik, die ich vor vieeeelen Jahren mal studiert habe.
Nun zum Punkt "point-to-point-Handverdrahtung": Jeder, aber auch wirklich jeder Fachmann der Szene wird bestätigen, dass solch ein Aufbau mit Sicherheit einen positiven Einfluß auf den Klang hat!!
Ist das physikalisch erklärbar? Welche Rolle soll die
Handverdrahtung auf den Klang haben? Was sind das für "Fachmänner" (HiFi-Doktor, die damit Geld verdienen wollen?)
Und das Folienkondensatoren "schneller" sind, ist nichts neues (frage mal Hr. Nubert, was er für Kondensatoren in seinen Frequenzweichen einsetzt........)
Kondensatoren sind weder "schnell noch langsam". Der Vorteil von MKP-Metallfolienkondensatoren ist lediglich die hohe Kapazitätsgenauigkeit (rel. geringe Toleranz gegenüber Elektrolytkondensatoren) und die Langzeitstabilität. Dafür sind sie groß und teuer. Auch das wird Herr Nubert bestätigen
Thema Oberwellen: Ich würde sagen: Gut, dass es sie gibt - vorausgesetzt, es sind harmonische...... Woraus setzt sich zum Beispiel das Klangspektrum eines Flügels oder einer Gitarre zusammen????????? Würden wir nur die Grundtöne hören, würde sich heute keiner die Mühe machen, sich vor seine Musikanlage zu setzen.....
Natürlich braucht man Oberwellen. Die werden aber von dem Instrument
erzeugt und das komplette Klangspektrum wird gespeichert. Der Verstärker soll um Himmels Willen keine Oberwellen erzeugen. Der soll nur die Grundtöne mit allen Oberwellen verstärken und möglicht original wiedergeben. Wenn ein Verstärker Oberwellen erzeugt ist er Schrott. Oberwellen bei einem Verstärker bestimmen den Klirrfaktor und der sollte nun mal so gering wie möglich sein.
Doch was nützt mir das, wenn die Musik, die ich höre, keine SEELE hat?????
Die Seele sollte in die Musik nicht durch den Verstärker kommen, sondern durch die Musiker (das hat zwar nichts mit Elektrotechnik zu tun).
Ich benutze ein kleines Modul v. der Firma Auris/Audax, welches mir zum einen eine konstante Last von 4 Ohm zur Verfügung stellt, zum anderen werden Phasendrehungen vermieden.
Wieder ein Wunderwerk der Technik. Ein Lautsprecher ist nun mal ein frequenzabhängiger Widerstand (Im Ersatzschaltbild ohmsche, kapazitive und induktive Lasten) und kann nicht konstant 4 Ohm haben. Das kann man auch nicht mit einem Wundermodul erreichen. Was soll denn da drin sein? Ein Ohmscher Widerstand (der einzig frequenzunabhängig ist) in Reihe? oder etwa parallel? Dann addieren sich aber entsprechend die Widerstände und Leitwerte. Das geht also physikalisch einfach nicht.
Mein CD-Spieler ist ein "Riementriebler" von CEC, dem man fast schon analoge Klangeigenschaften nachsagt.
Ob Riemen, direkt oder Zahnräder, es ist völlig gleich, wie man eine CD antreibt. Geringe Gleichlaufschwankungen spielen im Gegensatz zu einem Plattenspieler keine Rolle, da das mit dem Laser digital eingelesene Signal zwischengepuffert wird und anschließend quarzgesteuert ausgelesen wird. Qualitätsentscheidend bei einem CD-Player sind lediglich die optimale Fehlerkorrektur und vorallem der D-A-Wandler.
Mit der Vorstufe des NAD (die übrigens in Class A arbeitet) steuere ich meinen Röhrenamp an.
Vorstufen arbeiten in der Regel alle in A-Betrieb. Ich habe übrigens auch einen NAD (C370) und bin recht zufrieden. An Deiner Stelle hätte ich es übrigens genau anders herum gemacht. Als Vorstufe Röhre und Endstufe dann ein paar gute Transistorteile. Dann hättest du neben dem warmen Sound auch entsprechende Leistung und gute und schnelle Basswidergabe. Also beide Vorteile vereint. Oder wie woanders schon angesprochen BiAmping. Für Mittelhochton Röhre und Bass Transistor. Aber das ist nicht ganz einfach....
Gruß Thias
Verfasst: Mo 28. Apr 2003, 12:29
von BlueDanube
@ Thias:
Volle Zustimmung in allen Punkten!
Verfasst: Mo 28. Apr 2003, 17:29
von g.vogt
Hallo alle miteinander,
ich will diesen Streit nicht zusätzlich hochkochen - es sei jedem sein Steckenpferd gegönnt. Solange sich simply.two mit seiner Konfiguration wohl fühlt ist es doch in Ordnung.
Nur ein klitzekleiner Einwand aus alten Bastelzeiten:
Thias hat geschrieben:Welche Rolle soll die Handverdrahtung auf den Klang haben?
Röhrenverstärker arbeiten mit wesentlich höheren Spannungen und die Schaltungen sind deutlich hochohmiger als bei Transistorverstärkern. Endsprechend größer sind die Probleme mit Einstreuungen (Brumm, Schwingen) und parasitären Kapazitäten (Höhenbedämpfung). Manches wird man wohl nur mit viel Erfahrung und durch Versuche optimieren können.
Andererseits sind Röhrenschaltungen meist ziemlich simpel und aus wesentlich weniger Bauteilen aufgebaut. Eine Handverdrahtung ist also relativ einfach umzusetzen. Da die Röhren sowieso etwas Platz zur Belüftung brauchen und die anderen Bauteile ziemlich groß sind, hat man meist für die restlichen Bauteile auch relativ großzügig Platz. In Handverdrahtung ist hier mühelos ein übersichtlicher Aufbau mit genügend Abstand gegen Einstreuungen und parasitären Kapazitäten möglich. Sie ermöglicht eventuell auch kleinere Korrekturen, und bei kleinen Stückzahlen ist sie möglicherweise auch wirtschaftlich eine brauchbare Alternative zur "gedruckten Schaltung". Auch ein Bauteiltausch (z.B. für ein Tuning auf eine andere, sockelgleiche Röhre) dürfte auf Keramikösen leichter von der Hand gehen als auf einer (womöglich noch doppelseitigen) Leiterplatte.
Mit internetten Grüßen
Verfasst: Mo 28. Apr 2003, 18:42
von Thias
@ g.vogt
ist schon richtig, alle alten Röhrengeräte sind handverdrahtet, weil
1. wie du es beschreibst und
2. Leiterplattentechnologie noch nicht so bekannt war.
Aber Handarbeit an sich hat nun mal keinen Einfluß auf Klang. Den Elektronen ist es gleich, ob sie durch Schwall- oder handverlötete Lötstellen fließen
Moderne Studio-Röhrenteile (Vorverstärker, Kompressoren u.ä.) sind mittlerweile auch auf Leiterplatten aufgebaut. Handgebastelte Lösungen kann sich auch im Studio keiner mehr leisten
Verfasst: Di 29. Apr 2003, 15:49
von simply.two
Hallo Thias,
danke für Deine ausführliche Rückantwort. Und danke auch an g.vogt für seinen ergänzenden Kommentar. Um aber einen Punkt gänzlich zu klären: Dies ist kein STREIT, sondern wie ich finde eine interessante Diskussion um ein Hobby, welches uns allen Spaß macht. So sollte man es einfach sehen......
Ich möchte an dieser Stelle noch mal kurz reagieren: Meiner Meinung nach ist es wirklich so, daß über 90 Prozent der Musik-CDs schlecht abgemischt sind. Und leider haben nicht immer, so wie Du schreibst, die Musiker Einfluß auf die Abmischungen, hier spielen leider Gottes andere Faktoren eine entscheidende Rolle. Was heute an Kompressoren, Equalizern, Effektgeräten u.ä. eingesetzt wird, geht auf keine Kuhhaut!!! Gesoundet ist also alles von vornherein. Da wären wir schon wieder beim persönlichen Hörgeschmack, hatten wir schon, also lassen wir das. In meinem letzten Beitrag schrieb ich ja, daß ich schon mehrere Röhrenverstärker zu Hause hatte, dies waren industriell gefertigte Geräte, so, wie es nun mal eben üblich ist. Wenn man im Vergleich dazu ein handgearbeitetes Gerät hört, ist der Unterschied schon aus den Gründen hörbar, die g.vogt sehr schön beschrieben hat. Wenn jemand zum Bau eines Verstärkers die erforderlichen Kenntnisse hat, über ein gutes Schaltungskonzept verfügt, und sehr sorgfältig aufbaut, ist das Ergebnis unüberhörbar. Richtig ist ja, daß ein Röhrenverstärker (spez. Ein 300B oder 2A3) schaltungstechnisch relativ simpel aufgebaut sind. Die Handverdrahtung bietet sich also aus diesem Grunde schon an. Wie g.vogt richtig schreibt, werden dann auch von vornherein die Probleme wie parasitäre Kapazitäten ausgeschlossen. Summa summarum bedeutet das doch: Bessere Klangqualität durch hochwertige u. konsequente Schaltungsumsetzung!!!
Du schreibst „Kondensatoren sind weder schnell noch langsam“. Also, ich bin im Gegensatz zu Dir kein Fachmann, aber wenn ich – mit meinem laienhaften Verständnis – anstelle eines großen Kondensators mehrere kleine nehme, bin ich schon auf der schnelleren Seite. Und wenn ich diese kleinen Kapazitäten mit einem Glimmerkondensator brücke, setze ich noch einen Turbo obendrauf. Fachleute, die damit täglich zu tun haben, bestätigen dies.
Du schreibst, wenn ein Verstärker Oberwellen erzeugt, ist er Schrott. Gegenfrage: Gibt es denn einen Verstärker, der keine Oberwellen/Verzerrungen/Klirr erzeugt??? Soweit ich informiert bin, sind in diesem Zusammenhang die Oberwellen geradzahliger Ordnung wie k2 oder k4 nicht ganz so schlimm für die Ohren wie disharmonische Oberwellen....
Du schreibst, die Seele in der Musik sollte durch die Musiker kommen..... Finde ich auch, doch wie soll das bei so vielen schlecht aufgenommenen CDs bis zum Hörer vordringen??? Schon wieder sind wir bei dem alten Problem..... Ich auf jeden Fall bleibe bei meiner Meinung, daß es Geräte, ob Verstärker, CD-Spieler oder Lautsprecher gibt, die beseelt klingen, weil sie einfach gut und fachmännisch konstruiert wurden. Unsere Ohren sind sehr sensible Instrumente – und Musik ist ein Stück Lebensqualität – hin und wieder hat man das Glück, beseelte Geräte zu hören (z.B. einen Röhrenverstärker!!!!!) Beim CD-Spieler schreibst Du, es ist egal, wie der Antrieb beim CD-Spieler ist. Wichtig sind hier vor allem die Fehlerkorrektur und der D/A-Wandler. Das wird sicherlich stimmen – doch gibt es auch hier s klangbestimmende Faktoren in anderen Bereichen – beim Riementriebler werden z.B. die Vibrationen des Motors nicht mitübertragen – das könnte zu Lasten der Hochtonwiedergabe und Dynamik führen. Zusätzlich wird bei meinem CD-Spieler die eingelegte CD mit einem – recht schweren – Puck stabilisiert, um einen ruhigeren Lauf zu gewährleisten. Es ist ein Toplader, also keine Schubladenversion. Neben diesen Maßnahmen gibt es sicherlich noch einige andere, die dazu führen, daß ein CD-Spieler dann wirklich dynamisch, räumlich u. offen klingt..... Und zum Schluß noch mal der NAD C320BEE – das ist wirklich ein klasse Verstärker. Da mein Röhrenamp recht puristisch aufgebaut ist – keine fernbedienbare Lautstärke, keine Klangregelung – leistet mir der NAD in mehrfacher Hinsicht gute Dienste: Ich kann die Vorstufe zum Ansteuern nutzen, ich habe eine fernbedienbare Lautstärke, Klangregelteil, Balanceregler, Quellenwahlumschaltung u.s.w. Dein Vorschlag, meine Konfiguration umzudrehen, als Vorstufe eine Röhre u. Endstufe in Transistorausführung, ist sicherlich auch eine sehr gute Alternative – vielleicht wird das irgendwann mal realisiert, wenn man die entspr. Komponenten, und natürlich auch Lautsprecher, dafür findet......Und zu allerletzt: Habe vor zwei Tagen zwei hochinteressante Magnetostaten in Ebay ersteigert, 170x170mm groß, hinten offen, wären also auch als Dipole zu nutzen. Da bin ich echt mal gespannt.....
An Dich viele Grüsse, Thias, und natürlich auch an diejenigen, die hier mitgelesen haben....
Ingolf