ramses hat geschrieben:Warum sollte ein Lautsprecher breit über das gesamte Frequenzband abstrahlen? Wo liegt der Vorteil, vorallem im Heimbereich?
Wäre es nicht sinnvoller einen Lautsprecher der stark bündelt zu bauen, um Raumeinflüsse zu minimieren (Direktschall, Nachhall von Seitenwänden und Decke...)?
Ja, um Raumeinflüsse zu minimieren wäre ein bündelnder LS schon sinnvoll.
Das Argument, dass ein LS, der zu hohen Frequenzen hin zunehmend bündelt, unter Winkel etwas "muffig" Klingt, hast
du bereits damit "zerschmettert", dass ein aufmerksamer Hörer sowieso nur auf dem "rechten Fleck" (sweetspot) hört.
Das stimmt freilich, dennoch mag ich es persönlich nicht, dass der Klang wenn ich ins Zimmer reinlaufe (=großer
seitlicher Winkel) "heller" wird, oder allgemeiner formuliert, sich das richtige Klangbild erst aufbaut.
Zudem haben wir eine offene Küche (=Wohnküche) zu der die StereoLS im rechten Winkel stehen - beim Kochen
(auch eines deiner Hobbys) bin ich daher recht froh, wenn der Radiosprecher bei einer interessanten Reportage
nicht "muffig" klingt. Ok, das ist mein spezieller "Sonderfall" und geht etwas am Thema vorbei.
Nun, wie kann man weiterargumentieren?
"raw" hat eine ganz vorzügliche Waveguidebox gebaut. Das Ziel war (mehr oder weniger) ein Waveguide (=kleines Horn,
bzw. dessen Ansatz, wörtlich eine Wellenführung) mit einer 25mm Hochtonkalotte mit einem 8" Tiefmitteltöner so zu
kombinieren, dass diese Wellenführung das prinzipbedingte Bündeln des TMTs im Mittel- und Hochton fortsetzt. Das hat
so gut funktioniert, dass die Messungen unter Winkel nahezu keine Sprünge aufweisen und der Frequenzgang mit zu-
nehmender Frequenz sowie Winkel zunehmend abfällt (erinnert etwas an die ABL/ATM Klangwaage, nur ist der Dreh-
punkt etwas höher).
So weit so gut, die Box misst sich nicht nur super, sondern klingt auch total neutral, keine Frage. Dennoch war ich mir
beim anhören diverser Lieder nicht im Klaren, ob mir dieses "andersartige Ansprechen" der LS gefällt oder nicht.
Irgendwie war es direkter und hatte weniger Raumeinfluss, dass war schon faszinierend und wenn man seinen Kopf
um nur 10cm bewegt hat, klang es gleich etwas "dumpfer" - ich weiß nicht, ob dies für die breite Masse verkäuflich
ist, die eben doch nicht immer genau auf dem rechten Fleck hört?!
Jetzt noch ein "blöder Vergleich": wenn die Aufnahme im Nahfeld gemacht worden ist und keine zusätzlichen Raum-
information "zugemischt" sind, dann klingt diese über einen breiter abstrahlenden LS im Hörraum vielleicht wirklich
authentischer, so als ob dort der Musiker mit seiner Gitarre steht, dessen "Abstrahlcharakteristik" nicht bündelt.
Aber wie ist es dann mit wirklich räumlichen Aufnahmen? Da sollte der eigene Hörraum außen vorbleiben, nicht?
Ist dann die gerichtete Abstrahlung doch besser?
ramses hat geschrieben:Wie oft sitzen wir ausserhalb des Sweetspots um Musik zu hören?
Das ist sehr wahrscheinlich der Normalfall, wenn man nicht nur uns "Verrückte" betrachtet.
Sehr viele hören Musik doch nur noch nebenbei - und das irgendwo im Raum, oder sogar irgendwo in der Wohnung!
Mein "Stammplatz" ist ca. 30cm links vom Sweetspot, demnach kenne ich das SWR3 Programm auch nur links-
lastig fast auswendig.
ramses hat geschrieben:Bei Mehrkanalmusik düfte das noch wesentlich weniger der Fall sein. Hier hat man nur einen sehr guten Surroundeindruck wenn man wirklich im Sweetspot sitzt.
Da halte ich dagegen, wenn man bedenkt wovon die Mehrkanaltechnik abstammt (nämlich vom Kino), dann ist doch gerade
die Vergrößerung des optimalen Hörbereichs eine der großen Stärken von Mehrkanalanlagen! Als Beispiel der Center: durch
diesen LS (der im Stereo zunächst keine Anwendung fand, obwohl das generieren eines "mittleren Kanals" aus einem Stereo-
signal nicht komplieziert ist und auch nicht als "Hinzudichten von nichtvorhandener Informationen" gilt) lokalisiert der Hörer
auch auserhalb des Stereosweetspots ein Klangereigniss aus der Mitte! Im Kino wurde dieses Prinzip noch weiter getrieben,
sodass nun fünf Kanäle alleine vorne betreiben werden (L,LC,C,RC,R). Durch diese Technik profitieren die Hörer auf sehr
seitlichen Sitzen besonders.
Rank hat geschrieben:Klar baut MEG erstklassige Studiomonitore, aber auch die können keine Wunder vollbringen & die "Naturgesetze" überlisten.
Der Bass breitet sich kreisförmig aus - Punkt! (da kann auch MEG nichts dran ändern).
Genau, "Wunder vollbringen und Naturgesetze überlisten" muss man wirklich nicht, um Bass Nierenförmig abstrahlen zu lassen.
Manchmal muss nur der eigene Erkenntnishorizont "überlistet" werden, was dem Vollbringen eines Wunders gleich kommen mag.
Interessantes über
Monopol, Dipol & Unipol.pdf.
Butti hat geschrieben:Das Modell 14 von Nubert wird übrigens damit beworben, dass sich der Bass nicht kreisförmig ausbreitet. Das wäre deiner Ansicht dann ebenfalls unmöglich.
Das funktioniert nur im Raum (ähnlich wie DBA), besser gesagt mit Boden und Decke.
Im Freifeld ist selbst diese Ausdehnung der abstrahlenden Flächen zu gering für eine
nichtkugelförmige Abstrahlung im Bass (je nach Frequenz natürlich!).