Im HiFi-Forum gibt es gerade eine Diskussion eben um dieses Thema:
http://www.hifi-forum.de/index.php?acti ... read=24646
Das_Lehm_ist_hart. hat geschrieben:Diese D'Appolito-Regel dient scheinbar nur dazu, Nebenkeulen zu vermeiden. Eine Einschnürung der Hauptkeule findet trotzdem statt. Dementsprechend ist sogar diese 2/3-Regel eigentlich auch zu lasch.
Wenn man auf den 6dB-Schalldruckgewinn verzichten und einen Mitteltöner weglassen kann, kann man statt "echtem D'Appolito" eine "Quasi-Punktschallquelle" schaffen. Hat man eine echte D'Appolito-Anordnung, die eben die Mindestbedingung erfüllt, hat man bei der Trennfrequenz unter +-90° vertikalem Winkel 120° Phasenverschiebung zwischen Hoch- und dem einen verbliebenen Mitteltöner. Man erhält somit bei der Trennfrequenz unter +-90° vertikalem Winkel nur 6dB Dämpfung. Das bedeutet, es gibt unter keinem vertikalem Winkel eine destruktive Interferenz. Eine möglichst steile Trennung ist bei der Umsetzung natürlich hilfreich.
Bei 2kHz Trennfrequenz wären das also 57mm Chassismittenabstand. Da gibt es sogar mehrere Chassis auf dem Markt, die dafür verwendet werden können...
Das_Lehm_ist_hart. hat geschrieben:Was sagt die "D'Appolito-Regel" genau? Bislang weiß ich nur von der 2/3-Regel und von Filtern ungerader Ordnung. Hat jemand D'Appolitos Veröffentlichung gelesen?
Ich hab mir aber trotzdem mal Gedanken zu der Sache gemacht:
Die Filter ungerader Ordnung (akustisch!) scheinen wichtig zu sein. Bei der Trennfrequenz eilt dann der Hochtöner den Mitteltönern um 90° vor, was keine destruktive Interferenz unter allen vertikalen Winkeln mit sich zieht (bei Einhaltung der 2/3-Regel). Damit verbleibt nur eine destruktive Interferenz im gesamten Übertragungsbereich, nämlich die zwischen den beiden Mitteltönern unterhalb der Trennfrequenz.
Das meinte ich in meinem obigen Beitrag mit "zu lasch". Auf der anderen Seite ist das aber nicht allzu schlecht, weil dann diese Dreifach-Chassis-Anordnung nur eine destruktive Interferenz hat.
Was das außerdem bedeutet: Die Chassis addieren sich nicht mit 6dB, sondern nur mit 3dB auf Achse. Einer sinnvollen Umsetzung kommt nicht nur die tiefe Trennfrequenz, sondern auch 3dB weniger Überlapp in den Weg.
Es kommt noch schlimmer: Ein Filter mit akustisch 3. Ordnung, also elektrisch erster Ordnung, würde den Hochtöner wahrscheinlich zu stark belasten. Eine Trennung akustisch 5. Ordnung wäre wohl vorzuziehen, was aber mit einem größeren Aufwand bei der Mitteltönerweiche verbunden ist.
Will man also beim D'Appolito-Prinzip die Bündelung über die Frequenz möglichst fehlerfrei haben, ist also noch mehr erforderlich als nur eine tiefe Trennfrequenz. Ansonsten, sind die Chassisabstände größer und passt die Filterung nicht, läuft man wohl sehr leicht Gefahr, sehr große Probleme in der Bündelung zu bekommen...
EDIT: Hier ein interessanter Artikel zu dem Thema:
http://www.birotechnology.com/articles/VSTWLA.html
Er ist nicht leicht zu verstehen, aber immerhin zeigen die Simulationen das Wichtige.
Das_Lehm_ist_hart. hat geschrieben:Danke für die Information, Karsten.
Wichtig ist im Grunde nur das vierte Kapitel. Hier sind insbesondere die Unterschiede zwischen gerader und ungerader Filterordnung sehr interessant. Das erste Kapitel behandelt nur die bei einer klassischen Zwei-Chassis-Anordnung mögliche asymmetrische vertikale Abstrahlung auf eine für uns Bastler kryptische Art. In Kapitel 2 und insb. 3 wird über die D'Appolito-Anordnung diskutiert. Wer die akustischen Eigenschaften einer D'Appolito-Anordnung kennt, braucht das auch nicht unbedingt lesen.holly65 hat geschrieben:Den Link kenne ich auch
Bei Einhaltung der 2/3-Regel hat man keine destruktiven Interferenzen bei der Trennfrequenz, wie schon oben gesagt.
Bei einem Filter gerader Ordnung kommt eine weitere destruktive Interferenz hinzu. Bei der Trennfrequenz hat jedes Chassis zu seinem Nachbar 120° Phasendifferenz unter +-90° vertikalem Winkel bei exakter Einhaltung der 2/3-Regel. Das wäre die Bedingung für eine perfekte destruktive Interferenz unter diesem Winkel, wenn alle Chassis gleich laut wären, sind sie aber nicht, weil der Hochtöner 6dB lauter ist als je ein Mitteltöner. Es gibt aber eine Frequenz knapp unterhalb der Trennfrequenz, bei der die alle Chassis gleichlaut sind. Ist der Chassisabstand also auch nur etwas größer, als es die 2/3-Regel verlangt, tritt auch hier eine perfekte destruktive Interferenz auf.
Klar war das stark verallgemeinert meinerseits. Aber kleine Kalotten, wie sie für die geringen Chassisabstände nötig sind, haben oft kein angekoppeltes Volumen und somit eine Resonanzfrequenz irgendwo im Bereich 1,5...2kHz. Hier passt nur ein Hochpasskondensator zusammen mit etwaigen Korrekturen. Ist die Resonanzfrequenz tiefer, muss man per Pole-Shifter/Shelving-Filter eine Anpassung vornehmen, was auch die elektrische Belastung verringert.Bei den Filtern unterliegst du imho einem Fehlschluß, 18dB akustisch bedeutet in der Praxis nicht 6dB elektrisch.
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Ich kann das gut verstehen, wenn es heißt, dass auch eine unechte D'Appolito-Anordnung gut klingt. Zwei 18cm TMT mit dazwischenliegender Kalotte haben 29cm Chassismittenabstand und somit bei 600Hz die erste destruktive Interferenz unter +-90° vertikalem Winkel. Der gesamte Mittelton wird also gebündelt abgestrahlt.
Das hat aber nichts mit D'Appolito zu tun, sondern nur mit der vertikalen Verteilung von Schallquellen bzw. mit der Schallbündelung. Boden und Decke sind unglücklicherweise die am nächsten gegenüberliegenden Begrenzungsflächen im Raum und dazu oft noch größtenteils unbedämpft, v.a. die Decke.
Eine echte D'Appolito-Anordung hat, wie oben gesagt, nur eine destruktive Interferenz unter allen vertikalen Winkeln im Übertragungsbereich. Das ist vergleichbar mit einer klassischen Zwei-Chassis-Anordnung mit bei maximal lambda/2 getrennten Chassis, die auch nur eine destruktive Interferenz unter allen vertikalen Winkeln im gesamten Übertragungsbereich hat. Das gibt sich nicht viel.
Oben hab ich ja auch geschrieben: Wenn man bei einem echten D'Appolito einfach einen Mitteltöner weglässt, hat man beinahe eine Punktschallquelle. Dann hätte man sogar überhaupt keine destruktive Interferenz.
Kann man insofern den Sinn und Zweck von "echtem D'Appolito" anzweifeln? Gilt dann nicht quasi: je schlechter desto besser? Weil ein unechtes D'Appolito mit zwei 10cm Mitteltönern wäre ja dann schlechter als eines mit zwei 20er Mitteltönern, weil dessen destruktive Interferenzen schon bei tieferen Frequenzen beginnen. Insofern wäre eine Trennung gerader Ordnung auch besser, weil sie mehr Bündelung bringt. Man müsste dann nur noch die Bündelung im Hochton fortführen mit Mehrfach-Kalotten-Anordnungen oder Schallführungen.
Mit all den obigen Überlegungen wäre also eine nahezu-echte D'Appolito-Anordnung mit leicht größerem Chassisabstand und Filter gerader Ordnung maximal schlecht, da hier die Bündelung in einem kleinen Frequenzband besonders stark auftreten würde.
Das ist ja ein Ritt auf Messers Schneide... Der Bastler lebt gefährlich...
EDIT: Die Frage war, was die Doppel-D'Appolito-Anordnung bei der 14er etwas bringt. Durch diese Anordnung wird der Schall im unteren Mittelton gebündelt abgestrahlt. Eine nuVero 11 strahlt den Schall bis fast 500Hz nahezu rund ab. Eine nuVero 14 tut das bis vielleicht 200Hz. Dadurch ist weniger Schallenergie in diesem Frequenzbereich im Raum und durch die vertikale Verteilung der Schallquellen werden vertikale Raumresonanzen weniger angeregt. Dadurch wird der Klang "klarer", die Lokalisation verbessert das aber nicht.