Tja, jetzt doch mal wieder was neues.
Obwohl ich ja weiter oben schrieb, dass ich keinen Bedarf an Verstärker-Mehrleistung habe, hat mich das Thema ja dann doch nicht losgelassen. Da mein AVR die Pre-Outs hat, wollte ich einfach mal unvoreingenommen schauen ob ich einen Unterschied heraushöre und ab welchem Pegel. Hatte dazu ja folgendes Thema eröffnet:
"Suche: Objektiver Test - ab wann schwächelt ein Verstärker?"
http://www.nubert-forum.de/nuforum/view ... 12&t=36921
Dass ich grundsätzlich nicht an Verstärkerklang glaube, hatte ich ja auch mal geschrieben, als ich die erhebliche klangliche Verbesserung von einem Einstiegs-Yamaha (463) auf meinen aktuellen Marantz 1604 v.a. auf hitzebedingte Einflüsse geschoben habe (der Yamaha war extrem schlecht belüftet und das über viele Jahre hinweg).
http://www.nubert-forum.de/nuforum/view ... 11&t=36777
Der Test:
Habe bei den HiFi-Profis (FFM) dann freundlicherweise ein Ausstellungsstück, eine Rotel RB 1552 (Class AB, 2x130 Watt an 8 Ohm) testweise für daheim mitnehmen dürfen. Ich habe mich anfangs v.a.
nicht auf hohe Pegel konzentriert, da ich ja nicht laut höre, sondern auf das was ich auf Zimmerlautstärke nennen würde. Man kann sich gerade noch nebenher noch ohne gehobene Stimme mit jemandem unterhalten der 1-2 Meter in der Umgebung ist. Die iphone app hat je nach Stück etwas zwischen 59 und 63db am Hörplatz angezeigt. Die Leistungsaufnahme (ge
Getestet wurden Musik (Stereo), sowie Konzerte (DD,DTS-HD) und Filme (DD, DTS) jeweils in 4.0. Am AVR war Pure Direct eingestellt.
Das Ergebnis hat mich zugegebenermaßen sehr überrascht. Im Stereo-Bereich hatte ich plötzlich das Gefühl als hätte ich den Tiefgang wie mit einem ATM erweitert. Wobei das nicht sein kann, da ich über Airplay nur mit dem AVR auch mal sweeps von 20Hz bis 120Hz habe laufen lassen und die Frequenzen da waren. Leider kein Messgerät/Mikrofon. Aber selbst bei ganz simplen Stücken wie Jennifer Warnes "Somewhere, Somebody" oder "Way down deep" die eigentlich nur aus ein paar angeschlagenen (sehr) tiefen Bass-Tönen und einer weiblichen Singstimme bestehen konnte man deutlich den stärkeren Tiefgang heraushören, aber es war nicht nur lauter bei den tiefen Frequenzen, auch die Anschläge hatten mehr Kontur und klangen präziser. Warum weiß ich nicht, die Leistungsaufnahme (angezeigt durch meine USV) bei den Lautstärken waren sowohl beim AVR allein, als auch bei der Endstufe jeweils immer deutlich unterhalb von 100W (das Netzteil vom Marantz hat eine Spitzenaufnahme von 180Watt laut Datenblatt). Also an der Grenze war der nicht. Was Bühne oder Auflösung oder Klarheit etc. anging, war m.E. kein eindeutiger Unterschied auszumachen, bzw. ich führe die kleinen Unterschiede auf die stärkeren Tiefen zurück (kannte das vom Probehören der Regallautsprecher gegeneinander, 10Hz mehr Tiefgang haben dem kompletten Klang anders klingen lassen und mehr Kontur/Körper gegeben - der Unterschied verschwand aber wenn beide Regallautsprecher mit einem Sub kombiniert wurden).
Bei Filmen war der Unterschied noch extremer. Wo mir vorher schleierhaft war, warum man auf den Sub verzichten könnte, wenn man sich die 11er hinstellt, war es mir nun völlig klar. Da kommt - mit dem richtigen Verstärker - nicht nur hör- sondern auch ordentlich fühlbarer Bass aus den Lautsprechern. Habe einige Szenen aus Dark Knight zum Vergleich mit und ohne Sub gehört (natürlich die Konfig im AVR entsprechend umgestellt), und der Vorteil vom Sub ist aktuell "nur" die Raumkorrektur durch den Antimode und natürlich die Möglichkeit den Pegel des LFE-Kanals frei einzustellen. Den fehlenden LFE-Effekt bei 4.0 hatte ich vorher darauf geschoben, dass der LFE-Kanal beim zumischen auf die Front-Kanäle nicht wie vorgesehen um 10db verstärkt wird - mittlerweile bin ich mir gar nicht mehr sicher ob das überhaupt der Fall ist (trotz entsprechender Auskunft vom Marantz-Support).
Auch Konzerte haben erheblich vom neuen Tiefgang profitiert. Sade - Soldier of Love (2011), Beth Hart & Joe Bonamassa Live in Amsterdam (2013), Amy Winehouse Live From Porchester Hall, London, 2007, und eigentlich jedes Konzert klang in Summe wesentlich lebendiger und "mehr Live".
Um Raumeffekte auszuschließen, habe ich die Lautsprecher nochmal insgesamt >1 Meter von der Rückwand weggestellt (Abstand Hinterweise Box zu Wand) und ein Stereodreieck von 2,20M genutzt. Aber der klangliche Abstand bzw. der Abstand beim Tiefgang zwischen AVR und Rotel Endstufe blieben gleich - es wurden nur jeweils andere Raumfrequenzen angeregt.
Zum Abschluss wollte ich natürlich noch hören wie sich bei lauteren Pegeln bemerkbar macht und auch wenn ich am AVR nie lauter als -17db gegangen bin war der Trend eindeutig. Mit dem AVR hat man beim lauterstellen ab einem gewissen Punkt das unterbewusste Bedürfnis lieber leiser zu machen, weil es einem sehr laut vorkommt. Mit der Endstufe war da nicht störendes, es klang laut so wie leise, nach ein wenig Gewöhnung musste man selber sprechen und feststellen, dass man die eigene Stimme kaum noch hört um einen Anhaltspunkt zu haben, dass es sehr laut ist. Oder eben warten bis ein Tiefbass-Effekt kommt den man dann deutlich spüren konnte.
Da der Rotel nicht in mein Lowboard passte standen Rotel und Marantz auf dem Boden vor dem Lowboard. Die Endstufe unten, der Marantz oben drauf. Erstaunlicherweise war nach ein paar Stunden der Marantz auf der Oberseite schon heiß, während der Rotel an den Seiten kalt war und oben weniger als handwarm. Vermute mal, dass der Rotel hier vom deutlich größeren Gehäusevolumen profitiert und der Marantz natürlich neben der Endstufen auch die übrige Elektronik dauerhaft am laufen hatte.
Fazit
Ich war überrascht über dieses eindeutige Ergebnis - v.a. bei Zimmerlautstärke. Der Marantz ist klanglich schon sehr gut. Und wenn man ihn für sich hört, hat man nicht das Gefühl das irgend etwas fehlt. Auflösung und Bühne ist super, und ohne einen Vergleich hat man auch nicht das Gefühl, dass beim Tiefgang was fehlt oder das er irgendwo verzerrt. Trotzdem ist die größere Endstufe ganz und gar ohne Zweifel eine deutliche Aufwertung des Klangs (m.E. wegen Tiefgang und Präzision bei den Tiefen), dass man es einfach nicht missen möchte. Auch und gerade bei Lautstärken die den Marantz insgesamt noch nicht ins Schwitzen bringen.
Persönliches Fazit ist, dass ich nun doch eine Endstufe brauche.
Der Rotel 1552 ist wie gesagt zu hoch für mein Lowboard. Eine Class-D Endstufe habe ich nach einigem überlegen wieder ausgeschlossen, nachdem ich auf die Beiträge von rudijopp zu dem Thema gestoßen bin. Da er sehr zufrieden mit den Emotiva Endstufen war, habe ich mir die natürlich als erstes angeschaut - die XPA-200 hätte mich gereizt, ist aber irrwitzig tief (würde vermutlich vorne herausstehen). Dazu die hohen Nebenkosten für Import, ggf. Rücksendung/Garantiefall etc.
Gelandet (gedanklich) bin ich dann vor erstmal aus verschiedenen Gründen beim Cambridge 651W. Der wird es voraussichtlich werden - jetzt muss ich nur noch herausfinden wo die Kohlen dafür herkommen...