Hüter Gabriel hat geschrieben:Es gibt weit mehr als 100.000 Menschen auf der Welt, denen es auch vor der Katastrophe schlecht ging und für die sich im alltäglichen Leben hierzulande kaum jemand interessiert. Deshalb kann ich diese plötzlichen Anflüge von Betroffenheit nicht ganz nachvollziehen.
Und was ist an der Zahl der Deutschen so wichtig? Die anderen sind auch Menschen.
Richtig. Das sehe ich ähnlich. Jedes Jahr verhungern 12 Millionen Menschen und da wird auch kein größeres Aufheben drum gemacht. Wahrscheinlich weil in den Gegenden nicht so viele Leute mit Videokameras rumlaufen und es keine fernsehtauglichen und dramatischen Bilder gibt.
onoschierz hat geschrieben:Abgesehen davon, daß ich selber wohl auch erstmals über meinen Schatten springen werde, habe ich angeregt, daß morgen jeder, der mit uns feiert, statt Böller 20 in die Schale wirft oder mindestens genauso viel spendet, wie verballert wird.
Da habe ich auch darüber nachgedacht - und habe mich dann für das Böllern entschieden. Schlicht und ergreifend, weil ich mir gedacht habe, dass meine Überweisung für die erste Hilfe (=Wasser, Essen, mediz. Versorgung und ein Dach über dem Kopf) sowieso zu spät ankommen würde. Bzgl. der ersten Hilfe sehe ich dort zur Zeit keine Not mehr. Natürlich ist die Not vom humanitären Standpunkt noch immer unendlich groß - aber ich kann durch meine Euros niemanden von den Toten auferstehen lassen. Selbst für die zweite Phase der Hilfe (=Wasser, Essen, mediz. Versorgung, ein Dach über dem Kopf, Aufbau der Infrastruktur und Häuser, Versorgung der Hinterbliebenen, Aufbau von Schulen etc.) meine ich, ist mittlerweile vom Bugdet her schon ganz gut vorgesorgt. Da herrscht meines Erachtens eher ein Mangel an schlauen Köpfen, die z.B. mit den Logistik Problemen umgehen können, als an Euros.
Bestes Beispiel für den Mangel an schlauen Köpfen ist ein Bericht im Fernsehen, in dem das Rote Kreuz einen Rote Kreuz PKW in eine Frachtmaschiene schiebt und in die Kriesenregion fliegt. Für die Transportkosten hätten sie sich in der Region den entsprechenden PKW auch kaufen können - oder sie hätten sich dort 30 Stück davon als Mietwagen nehmen können (denn nicht die gesamten Länder wurden von der Flutwelle ausgelöscht)! Und den Mietwagen hätten sie bestimmt auch in weiß gekriegt, so dass sie sich noch ein schicken Kreuz mit Klebestreifen hätten daran basteln können.
Eine Hilfsorganisation (Unicef?) hat sich im Fernsehen bezgl. des Geldbedarfs sogar "verplappert". Auf die Frage, ob Sachspenden oder Geldspenden, hat sie natürlich mit Geldspenden geantwortet. Die Begründung lautete, damit können sie sich vor Ort alles Nötige kaufen und sie könnten das Geld dort einsetzen, wo es zur Zeit am Nötigsten gebraucht wird - z.B. in Darfour. Darfour! Da ist kein Tsunami durchgegangen - aber da herrscht Not, die man mit (noch mehr) Geld mildern könnte!
Maugi hat geschrieben:Hallo Leute,
Deutschland hilft mit 500 Millionen € und es gibt Menschen, die schon wieder die Nase rümpfen und darüber den Kopf schütteln, obwohl sie ein Auto vorm Haus, Essen und Trinken können so viel sie wollten und keine Probleme mit der Kleiderordnung bekommen.
In der Tat sind die 500 Millionen Peanuts. Wenn sich jemand darüber aufregt, liegt es wahrscheinlich nur daran, dass er für große Zahlen kein Gefühl hat. Wenn Schöder gesagt hätte, er würde für jeden Bundesbürger 6,25 Euro spenden, hätte sich niemand beschwert - obwohl es auf die gleiche Summe herausgekommen wäre.
Wäre Deutschland bei den 20 Millionen geblieben, wäre das einfach nur peinlich gewesen. Schließlich ist Deutschland nach den USA und Japan die drittgrößte Wirtschaftsmacht der Welt! Und wenn China, das selbst ein Entwicklungsland ist, 60 Millionen gibt, dann muss schon ein Vielfaches von Deutschland kommen!
Allerdings steckt auch eine Menge Scheckbuchdiplomatie in den Geld Leistungen. Die Amerikaner wollen ihr Ansehen im Islam aufbügeln: 350 Millionen. Die Japaner wollen einen Sitz im UN-Sicherheitsrat und den Vorsitz der ASEAN Gruppe: 500 Millionen. Die Deutschen wollen auch einen Sitz im UN-Sicherheitsrat: 500 Millionen.
Die restlichen 12 Millionen hungernden Menschen dürfen allerdings weiter verhungern, weil sich dort eine Hilfe nicht auf die Durchsetzung der eigenen politischen Interessen auswirken würde.
Tja, die Natur ist grausam - und der Mensch ist Teil der Natur.
-Stefan