Hallo,
innerhalb meiner eigenen "HiFi-Philosophie" habe ich zwar eine ziemlich genaue Vorstellung über Produkte anderer Hersteller, aber ich möchte mich nur in Ausnahme-Fällen darüber äußern.
Wir hören in unterschiedlich zusammengesetzten Hörer-Gruppen seit den frühen 70er Jahren immer auch teure High-End-Lautsprecher (unter anderem auch Flächenstrahler) und haben einige davon sehr exakt unter die Lupe genommen.
Manche klingen eindrucksvoll und das Hörempfinden verschiedener Menschen reagiert darauf von "absolut unerreicht" bis "eher enttäuschend".
Bei einigen Hörtests runzelten die Juroren spontan die Stirn und verlangten mit Nachdruck, in den Vorverstärker einen parametrischen Equalizer einzuschleifen. Interessant ist, dass manche geübten Juroren es innerhalb 15 Minuten schafften, durch das abwechselnde Anspielen von Musik und rosa Rauschen
gehörmäßig den (später nachgemessenen) Frequenzgang um "Dimensionen" (auf etwa +- 2 dB) zu linearisieren.
Danach fand der zugehörige Lautsprecher oft auch den Beifall der anderen Juroren und spielte oft auch "richtig klasse". - Ich bin
also doch der Meinung, dass der Frequenzgang zunächst mal "sauber" sein muss, bevor man sich anderen Kriterien, wie z.B. Phasenverhalten oder group-delay, zuwendet.
Hier die kompletten Messergebnisse (mit Begleit-Text) der Zeitschrift "Stereophile" für die Kombi Watt/Puppy 5:
http://www.stereophile.com/showarchives.cgi?477:7
Sicher ist, dass man (außer bei einigen Studio-Monitoren) messtechnisch die Faszination, die ein gut aufgestellter High-End-Lautsprecher aufbaut, oft kaum nachvollziehen kann.
Wenn man "Neutralität" sucht, ist ein guter Lautsprecher der 2000 bis 3000 Euro-Klasse (Paarpreis) den High-End-Boxen oft überlegen; - auch in der Impuls-Präzision, obwohl viele Leute "gerade da" meinen, z.B. Vorteile bei Elektrostaten zu erkennen. Es liegt nicht nur an der höheren Dynamik, dass praktisch alle Studio-Monitore mit dynamischen Chassis ausgerüstet sind.
Die nuWave 3 kann in ihrer Präzision vielen anderen - deutlich teureren- Lautsprechern das Wasser reichen. Trotzdem fasziniert sie vielleicht nicht so, wie eine große High-End-Box.
Meine (subjektive) Meinung ist allerdings, dass die nuWave 125 (mehr noch als die Kombination nuWave 10 /ABL) etwas kann, was nicht sehr häufig vorkommt: Sie fasziniert
und ist "trotzdem" messtechnisch sehr sauber.
Zur Frage, ob man einen Frequenzgang in einen Phasengang umrechnen kann, möchte ich noch einen kleinen Beitrag leisten:
Nur wenn es sich bei einem Filter-System um ein "Minimal-Phasen-System" handelt, kann man diese Verläufe mit Hilfe der Hilbert-Transformation in beide Richtungen umrechnen.
Die meisten Lautsprecher-Chassis kommen innerhalb ihres eigentlichen Übertragungsbereiches einem minimalphasigen Verhalten nahe. Durch die Kombination der verschiedenen Chassis und Weichen kommen (außer bei manchen DSP-Boxen) aber noch sogenannte "Allpass-Eigenschaften" dazu, wodurch die Umrechenbarkeit von Frequenz- in Phasengang nicht mehr gewährleistet ist.
Weil die "linearen Integraltransformationen", die eigentlich nur Mathematikern und Ingenieuren geläufig sind, äußerst unübersichlich sind, erfolgt die Definition dieser Systeme am Einfachsten mit Hilfe einer Abbildung auf der "komplexen Frequenzebene" in der die "Pole" und "Nullstellen" (des Polynoms der Übertragungsfunktion) dargestellt sind. Wenn die Übertragungsfunktion keine Nullstellen im Bereich "rechts der Imaginär-Achse, (also im positiven reellen Bereich der Ebene) hat, handelt es sich um ein Minimalphasen-System.
Ingenieure, die sich in dieses (relativ schwer verdauliche) Thema einarbeiten möchten, finden eine der "verständlichsten" Einführungen dazu auf der Web-Page der Technischen Universität Wien: (Man kann sich dann über die Folgeseiten "durchklicken", etwa 6 Seiten zum Thema.)
http://www.iert.tuwien.ac.at/rteinf/tei ... ite05_.htm
Wer gerne nochmal (wie in alten Studienzeiten) "in Formeln wühlen" möchte, findet einige Übungen zum Thema z.B. in der Page der TU Darmstadt: (Vorsicht, nur für Ingenieure!!)
http://www.tu-darmstadt.de/fb/et/uet/fg ... /hil19.pdf
Gruß, G. Nubert