Guckuck
So, weiter geht es.
Wie bin ich auf die KEF gekommen? Lustigerweise hatte ich die erst gar nicht auf dem Schirm - ich war gedanklich bereits in höheren Preisklassen angekommen. Erst die ATC und dann die Abacus, welche ja bereits bei 2.200 € lag - innerlich hatte ich mich da schon auf mind. 2000 €+ eingestellt, zuletzt habe ich sogar im Bereich >4. 000€ Kompakte gesucht. Die Neumann KH310 war z.B. dabei sowie die Genelec 8331A. Letztere gibt es sogar im schicken Weiß, erstere wäre im Wohnzimmer gar nicht mal so hübsch
. Der Ankereffekt hat somit zugeschlagen und irgendwie habe ich mir "billige" Lautsprecher gar nicht mehr so richtig angesehen.
Ich habe die letzten Tage damit verbracht, mich etwas im ASR-Forum einzulesen. Und so bin ich dann auch auf die Meta gestoßen - die wurde von Armin für toll befunden (
https://www.audiosciencereview.com/foru ... ker.25574/) und ich habe den Eindruck, dass ein regelrechter Hype entstanden ist. Mir ist sind Meinungen von Experten, die deutlich mehr wissen und verstehen, als ich, sehr wichtig und ein wesentliches Entscheidungskriterium. Vermutlich kam auch da, neben dem optischen Erscheinungsbild, das mulmige Gefühl bei den ATCs her, mir hat die objektive Bestätigung gefehlt. Da die Metas also von einem Profi, scheinbar objektiv und neutral, für gut befunden wurden, dachte ich mir: "probierst es halt einfach". Zu diesem Zeitpunkt war ich schon ziemlich auf Abacus fixiert - die haben mir optisch gut gefallen und nahezu perfekt auf meine Stative gepasst. Außerdem hat mich sehr sehr beeindruckt, wie tief die runter kommen. Das kann ich immer noch nicht ganz fassen. Aber auch hier: etwas mulmiges Gefühl. Wieder keine objektive Bestätigung und ein Hersteller, der seinen Fokus scheinbar auf Analogzeugs legt. Das gab mir das Gefühl, ein altes Eisen zu erwerben. Das ist vermutlich nicht die Realität und subjektiv verzerrt - aber Bauchgefühl ist Bauchgefühl und glücklich werde ich so nicht. Toll war einerseits, dass man beim Anruf für Fragen sofort den Senior am Telefon hatte. Nicht so toll war, dass selbst nach 45 min Telefonat für mich keine brauchbaren Infos rauskamen. Fragen, welche Samplerate der interne DSP hat, konnten nicht beantwortet werden. Die Frage nach der Mirra 15, inwieweit die sich klanglich unterscheidet, konnte nicht beantwortet werden (das war das sprichwörtliche Schulterzucken). Das fand ich dann etwas seltsam, dass hier gar keine Aussage getroffen werden konnte - ich ruf doch nicht bei irgend nem Vertriebler an, wo sowas schonmal vorkommen kann, sondern beim Hersteller, noch dazu dem Senior. Ich denke, das war dem positiven Bauchgefühl auch nicht so richtig zuträglich.
Da kam die "Entdeckung" der KEF gerade richtig. Bestellt, geliefert, ausgepackt. Hui, die sind doch ganz schön schwer, so sehen die gar nicht aus
Das Aluminium-Gehäuse macht einen sehr wertigen Eindruck. An den AmpX angeschlossen und das erste kleine Lächeln im Gesicht:
Die Bananas passen farblich ja perfekt zum Terminal
Eigentlich unbedeutend, aber sowas macht mir Freude. Hier war ich dann froh, um meine K&M-Stative. Durch das Koax-System ist der Hochtöner vergleichsweise sehr niedrig - und ich konnte das erste Mal die Höhenverstellung der Monitorstative gebrauchen. Die Stative kann ich im Übrigen sehr empfehlen: Sowas Stabiles und Robustes (ziemlich hohes Eigengewicht) - die haben sogar die schweren ATCs ohne Probleme verkraftet (Ich meine, die Ständer sind bis 15 Kg zugelassen. Ich traue denen sogar mehr zu). Nur schade, dass es die nicht in Weiß gibt...
Das Kabelchaos einfach übersehen - das stammt noch von den Abacus. Hier im AB/AB-Vergleich
Im direkten Vergleich zu den Abacus fallen zwei Dinge sofort auf:
- die Abacus kommen sowas von deutlich tiefer (wer hätte es gedacht
)
- die KEF klingen direkter und heller; Die Bühne ist weiter vorne, tendenziell leicht, aber nicht weit, nach hinten versetzt. Bei den Abacus war die Bühne noch weiter weg.
Was besser klingt? Keine Ahnung. Das ist immer diese Sache von Vergleichen, weswegen ich auch nicht unbedingt ein Fan davon bin. Entweder es gefällt oder es gefällt nicht. Beide sind unterschiedlich, beide gefallen.
Was mir dann mit der Zeit aufgefallen ist, dass das Abstrahlverhalten für mich, in meinem Raum, bei der KEF besser ist. Natürlich gibt es auch hier einen Sweetspot. Aber es klingt auch links oder rechts vom Lautsprecher (also komplett außen) gut. Wenn ich ganz rechts außen sitze, habe ich sogar sowas wie einen "zweiten kleinen Sweetspot". Schwer zu beschreiben - natürlich hört man, dass der Ton dann von rechts kommt. Aber er ist auch wieder so "mittig", das es eine kleine versetzte Bühne gibt. Da meine Couch auch elektrisch verstellbar ist, genieße ich auch oft in leicht liegender Position. Daher finde ich es hilfreich, wenn auch außerhalb des Sweetspots angenehmes Musikhören funktioniert. Summa sumarum empfinde ich das Ganze also als sehr harmonisch und verfärbungsfrei. Relaxed.
Mein Bauchgefühl: angenehm. Es grummelt nicht. Aber die sind so günstig, ginge denn da nicht noch mehr, wenn man was drauf legt? Vorweg: Ja, klar. Wäre auch komisch, wenn nicht. Und die Superbox, in der Größe eines Yoghurtbechers für 9,99 €, muss erst noch erfunden werden. Wobei, wenn ich mir nun einen Eimer griechischen Yoghurts neben der Meta vorstelle - so groß ist der Unterschied dann gar nicht mehr
Da ich noch Genelec / Neumann im Kopf hatte, bin ich letzte Woche nochmal zu einem Händler von Studiomonitoren. Dort wurden die Genelec 8331 A für mich aufgebaut und mit dem GLM-System eingemessen (das funktioniert übrigens cloudbasiert - kann man davon halten, was man will). Jau, das war schon klasse. Abgesehen vom fehlenden Tiefgang - diese Durchhörbarkeit, wahnsinn. Meiner Freundin und mir sind da tatsächlich unbekannte Passagen in bekannten Liedern offengelegt worden. Aber arbeite ich im Studio? Muss ich das letzte Quäntchen analysieren? Bringt mir das mehr Spass? Mehr Lebensgefühl, mehr Emotionen? Eigentlich nicht. Ich habe ein Fingerschnippsen gehört, das ich vorher nicht hörte. Ok, cool. Die Teile kosten >4.000 € und benötigen trotzdem Subwoofer. Ich brauchs nicht - ich will Musik hören und Spass dabei haben. So hatte ich meine Entscheidung: All das geht für mich wunderbar mit den Metas, Klappe zu, Affe tot.
Diejenigen, die keinen Bock auf Messungen haben, können nun aufhören zu lesen
Aufgestellt, eingepegelt, gemessen. Die KEFs sind Bassreflexlautsprecher, daher habe ich eine stärkere Modenanregung erwartet - und das trat auch ein (roter Graph):
Für mich hat sich hier die, vor einigen Tagen geäußerte, Erfahrung bestätigt: geschlossene Lautsprecher lassen sich leichter in Räume integrieren. Nun lagen den Lautsprechern Stopfen dabei, also rein damit. Das ist dann die lilafarbene Kurve oben. Geil, Mode weg - aber der Bass auch
Statt einer fallenden "Geraden" habe ich eine Ansteigende. Das war mit den ATC (insbesondere) und Abacus (mit bissle Einstellerei) so herrlich unkompliziert, Bass war da und es dröhnte nicht. Geschlossene Konzepte sind mir einfach lieber, das bleibt wohl so.
Mal schauen, was die Room Correction des AmpX zaubert. Stopfen raus, RC an:
Ok, die Mode ist etwas niedriger, das Tal etwas angehoben. So klingts doch recht ordentlich, so kann man schon Musik hören. Doch DIRAC ist ja auch noch da. Stopfen rein, DIRAC an, mit der +6db Harman Kardon Zielkurve:
Na, das sieht doch nun gar nicht sooo verkehrt aus. Der Vergleich "offen" mit RC zu "geschlossen" mit DIRAC:
Hmm. Also mit DIRAC ist es linearer, mit der RC knallts mehr. So oder so, passt eigentlich. Moment, irgendwie kommt mir die DIRAC-Kurve doch bekannt vor
Einmal reinzoomen bitte:
Jo, also der Frequenzgang im Bassbereich der KEF ähnelt doch dem der Abacus nun ziemlich. Klar, die Pegelunterschiede sind bei der Meta etwas höher bzw. die Modenanregung unregelmäßiger. Aber davon abgesehen, ist das gar nicht so weit voneinander weg. Nunja bis etwa 45 Hz, da wird die Meta plötzlich Still und die Cortex singt fröhlich weiter - wahnsinn.
Hier eine Gegenüberstellung der Cortex mit der Meta und der ATC:
Warum die Abacus zwischen 400 und 500 hz so abschmiert? keine Ahnung, vielleicht liegts an der Einwinkelung? Dafür ist sie im Hochton länger laut.
Und zu guter Letzt ein hübsch buntes Bild, in dem alle Testkandidaten vereint sind (bis etwa 500 Hz):
Sieht aus wie Kunst
Die NuPro X3000RC sticht hier sehr im Tiefbassbereich heraus - wenn man die vernünftig stellen kann: klasse. Ich kanns leider nicht.
*Fahrstuhlmusik an*
Gut. Einigermaßen "sauber" wars nun, hübsch anzusehen auch und verhältnismäßig günstig. Aber bisschen mehr Abbildung im unteren Bassbereich wär schon auch nicht so unschön. Ich habe dann eine Weile mit der KEF R3 geliebäugelt. Die kommt tiefer runter und ist, aufgrund einer aktuellen Preisreduzierung, nicht wesentlich teurer wie die Meta. Aber irgendwie ist das doch auch dann nur ein Kompromiss. Dann gehts weiter runter, aber irgendwann limitiert / verzerrt die im Pegel auch - und der schöne Vorteil der Punktschallquelle geht damit auch ein gutes Stück weit flöten.
*Fahrstuhlmusik aus*
Ich habe da doch noch einen arbeitslosen XW700 rumstehen
Wie es weiter geht, erfahrt ihr in nächster Zeit.
Vg
Paul