... ist ja immer noch nicht abgekühlt hier
Erst muss ich nochmal was richtig stellen, ich hatte es auch schon mal geschrieben:
Ich verdiene meine Brötchen nicht als Tontechniker. Das hier ist erträglicher
http://www.henkel-roth.com , beansprucht mich aber deutlich mehr als 40 h/Woche. Deshalb muss ich meine freie Zeit sehr gut planen und einteilen (und kann nicht alles machen, was ich wollte).
Als Tontechniker habe ich nur nebenberuflich gearbeitet, in letzter Zeit aber immer weniger. SoulFoodCafe waren die letzten Aufnahmen, die ich gemacht habe
.
Wenn die Digitaltechnik also unfähig wäre den besonderen Klangeindruck einer Vinylscheibe zu liefern hätte die Tonmeisterbranche ein echtes Problem! (Woher soll also der tolle Vinylklang auf der Vinylscheibe kommen wenn die Digitaltechnik nicht dazu fähig ist?)
Auch auf die Gefahr hin mich ständig zu wiederholen:
Ab 24 bit 96 kHz aufwärts sind die Verluste für mich (und ich denke für alle Menschen) nicht mehr hörbar. Es ist also völlig ok digital aufzunehmen zu mixen und zu mastern. Auch ohne Test bin ich überzeugt davon, dass eine 24 bit 96 kHz Aufnahme einer LP nicht von einer LP zu unterscheiden ist. Die Verluste treten erst beim runterrechnen auf CD-Format auf. Das habe ich auch schon gesagt, auch dass ich vor Jahren Experimente in dieser Richtung mit einer akustischen Gitarre gemacht habe...
Generell zum Thema Wahrnehmung und Wissenschaftlichkeit:
Ich fand den Beitrag von Lu sehr interessant:
die welt so wie wir sie wahrnehmen existiert ja, wie viele vielleicht wissen, nicht so. erst in unserem gehirn entsteht die welt wie wir sie kennen.
so ist das mit der wahrnehmung. sie entsteht IN uns.
so verhält es sich folglich auch mit der wahrnehmung des klanges.
klang, musik ist mehr wie bits und bytes!
der versuch die wahrnehmung des klangs beweiskräftig darzulegen muss praktisch an manchen stellen schon scheitern.
kürzlich habe ich nicht schlecht gestaunt als ich auf spiegel online gelesen habe, dass den wissenschaftlern dieser erde bislang nicht einmal gelungen ist die entstehung einer schneeflocke/schneekristalls zu erklären. hm.
im übrigen git es keine zwei völlig identischen schneeflocken, obgleich alle aus wasser bestehen.
so viel als kleiner philosophischer exkurs.
Schon in der Schule habe ich gelernt, dass die Welt nicht so einfach zu erklären ist, wie wir das gern hätten. Das dachte man vor mehr als einem Jahrhundert. Alle Zusammenhänge die wir gemeint haben zu verstehen sind in der Realität vielfach komplexer. Wir leben mit absoluten Vereinfachungen. Selbst unsere Naturgesetze sind nur sehr hohe statistische Wahrscheinlichkeiten. Früher dachte ich auch I=U/R ist ein Gesetz. Weit gefehlt, in meinen letzten Semester in Elektrotechnik lernte ich, dass die Ausbreitung des Stromes nur mit partiellen Differentialgleichungen annähernd beschreibbar ist. Wir denken also absolut vereinfacht. Selbst einfachste Erscheinungen können nicht bis ins letzte Detail erklärt werden (s. Schneeflocke).
Ich denke, dass wird auch mit unserer akustischen Wahrnehmung so sein. Vereinfachte technisierte Gedankengänge bringen uns da nicht ans Ziel.
Ich muss gestehen, ich war auch lange Zeit ein starker Verfechter des vereinfachten technischen denkens. Man meint alles durchschaut zu haben, das ist aber nicht so. Ein nach jetzigen Erkenntnissen perfekt konstruierter Lautsprecher mit linearem Frequenzgang, bestem Impulsverhalten, idealer Abstrahlung, kurz perfekten Messwerten muss noch nicht gut klingen, in unserer Wahrnehmung. Da spielen also irgendwelche anderen Dinge noch eine Rolle, die wir einfach noch nicht 100%ig erklären können.
Ein Beispiel:
Nubert war auf der Messe in Bremen. Wahrscheinlich hat er die Boxen mit den besten Messwerten dort im passiven Bereich ausgestellt. Und sie klangen sehr gut
Aber es wurde von Besuchern bescheinigt, dass eine andere Box noch besser klang. Nun, kann man sagen, ungeübte Ohren etc. Aber das Verblüffende daran ist, dass der Entwickler der NuVero14 mit geschultem Ohr selber sagte, dass die andere Box (Wilson Audio MAXX) phantastisch klingt, so wie ein Lautsprecher klingen muss. Das Fatale dabei ist, dass diese Box technisch gesehen eine Fehlkonstruktion ist, schlechter Frequenzgang, noch schlechteres Abstrahlverhalten usw.
Was nun, wie kann so etwas technisch nachteiliges so gut klingen? Und ich glaube Herrn Bien, dass diese Box gut geklungen hat, er hat ja damit Erfahrungen und fällt nicht auf spektakuläre Effekte herein.
Vielleicht kann neben allen Mängeln diese Box (zufällig?) irgend etwas sehr gut, was wir aber nur noch nicht herausgefunden haben, so gut, dass die anderen Mängel nicht mehr so auffallen.
(wer möchte kann Parallelen zum Threadthema herausfinden
)
Ich habe lange damit gehadert, bis ich gemerkt habe, dass wir wahrscheinlich mit unserem besten Technikwissen noch längst nicht alles verstanden haben, dass wir mit unseren Messmöglichkeiten nicht vollständig erfassen können, was in der Realität wirklich abgeht und was Klang auch für unsere Psyche bedeutet. Mit einfachen technischen Parametern lässt dieses sich jedenfalls nicht vollständig beschreiben.