WeSiSteMa hat geschrieben:Kleiner Ausflug in die ersten Physikstunden: Bewegt man einen Magneten durch eine Spule, so wird in Dieser ein Spannung induziert. (Prinzip eines Generators).
Und wenn Du damals mitgedacht hättest wäre Dir aufgefallen, dass zwischen dem "Prinzip eines Motors" (Strom -> Magnetfeld -> Bewegung) und dem "Prinzip eines Generators" (Bewegung -> Magnetfeld-Änderung -> Strom) ein Zusammenhang besteht...
Die Rückwirkung (nämlich der rückinduzierte Strom) ist die Ursache für den Scheinwiderstand (=Impedanz).
WeSiSteMa hat geschrieben:Mit den Lausprecherchassis ist das genau das Gleiche. Bewegen sich die Magneten der Chassis durch die Schwingspule so erzeugen sie dabei eine Spannung, die jetzt auf die Endstufe zurückwirkt.
1. Die Magneten bewegen sich nicht, sondern die Spule (was zwar für den diskutierten Sachverhalt keine Unterschied macht, aber trotzdem so nicht stehenbleiben sollte).
2. Die induzierte Spannung wirkt der Ausgangsspannung der Endstufe entgegen und sorgt dafür, dass durch den Lautsprecher weniger Strom fließt, als wenn man ihn mit Gleichstrom anregen würde.
WeSiSteMa hat geschrieben:Da die Chassis nicht 100%-ig dem treibenden Signal folgen, sondern an den Umkehrpunkten überschwingen können, Sind diese Rückspannungen für den Verstärker vollig unvorhersehbar und nur schwer zu kontrollieren. Bei Verstärkern mit geringem Dämpfungsfaktor ist dieser Effekt auch sehr schnell hörbar.
Überschwingen (oder jede andere Art der Eigenschwingung, egal ob durch kinetische Energie der Lautsprecher oder durch parasitäre Schwingkreise in den Frequenzweichen) führt dazu, dass eine Box Resonanzen entwickelt, welche durch einen Verstärker mit hohem "Dämpfungsfaktor" ggf. gedämpft würden.
Da eine solche Resonanz eine lineare Verzerrung ist, hat sie keine Auswirkung auf das Verhalten der Box oder des Verstärkers in einem anderen Frequenzband (ausser beim Betrieb an der Übersteuerungs-Grenze) und kann deshalb auch durch Bi-Amping nicht beseitigt werden.
WeSiSteMa hat geschrieben:Experiment: Um sich ein Bild von diesen Rckwirkungen machen zu können hilft ein kleiner Versuch. Man nimmt das LS-Kabel an der Endstufe ab und montiert einem Klinkenstecker dran. Den dann einfach in die MIC - Buchse eines beliebigen Aufnahmegerätes gesteckt und schon hat man ein Mikrofon.
Gut dass Du damit angefangen hast
Wir vervollständigen das Experiment:
Stelle doch mal bitte die Leistung zur Erzeugung eines bestimmten Schallpegels gegenüber mit der Lestiung, die ein Lautsprecher bei gleichem Schallpegel "rückwirkt". Dividiere das Ergebnis durch den Dämpfungsfaktor eines Verstärkers... und nun rechne das Ganze in dB um...
Vergleiche den Wert mit den üblichen Toleranzen bei der Bewertung des Frequenzganges eines Lautsprechers...
Aber zurück zur Ausgangs-Frage:
Rein theoretisch könnte man natürlich annehmen, dass sich durch Bi-Amping der Dämpfungsfaktor des Verstärkers erhöht (nicht gerade verdoppeln...). Der dadurch erreichbare Effekt ist allerdings um Größenordnungen geringer, als die eventuell eingefangenen Nebenwirkungen durch schlechte Anpassung der Endstufen.
Herr Nubert ist aus gutem Grunde dagegen. Die Nubert-Boxen sind bereits in den Frequenzweichen gut bedämpft, sodass sie zwar einen fast 3dB geringeren Wirkungsgrad als "ähnliche" Boxen anderer Hersteller haben, aber dafür einen sehr ausgeglichenen Frequenzgang (d.h. kaum relevante Eigenresonanzen).
Für die ursprüngliche Fragestellung (Bi-Amping an nuBox) ist also die Diskussion um den Dämpfungsfaktor völliger Mumpitz.
Und wenn eine Box Eigenresonanzen hat, dann ist die Diskussion um den Dämpfungsfaktor auch Mumpitz, denn der Dämpfungsfaktor beschreibt nicht die Bedämpfung von Eigenresonanzen der Box in der Schallabstrahlung, sondern nur die Bedämpfung der "Rückwirkungen".
Stellt sich die Frage, wozu es gut sein soll, wenn die Resonanz der Box auf dem Lautsprecherkabel nicht mehr messbar wäre, obwohl man sie noch ganz deutlich hört
WeSiSteMa hat geschrieben:Definiton Klirrfaktor:
Die Höhe von Verzerrungen und deren sprektrale Verteilung haben erheblichen Einfluss Klang. Wir unterscheiden zwischen linearen und nichtlinearen Verzerrungen. Lineare Verzerrungen sind Laufzeitfehler und Frequenzabhängige Pegeländerungen. Diese haben mit dem Klirrfaktor überhaupt nichts zu tun. Die nichtlinearen Verzerrungen entstehen durch "Verbiegen" des Signals, was zu neuen Frequenzen führt. Diese neuen Frequenzen unterteilen sich wiederum in harmonische Oberwellen (geradzahlige Vielfache der Grundschwingung) und sonstige zusätzliche Frequenzen.
Der Klirrfaktor beschreibt ausschließlich die harmonischen Schwingungen!
Wenn jemand behauptet, dass durch Bi-Amping der gegenseitige Beeinflussung der unterschiedlichen Frequenzbereiche verringert werden könnte, dann unterstellt er automatisch, dass sich diese Frequenzbereiche im Normalbetrieb (d.h. ohne Bi-Amping) beeinflussen würden.
Eine solche Beeinflussung ist allerdings nur möglich, indem entweder die Bauteile der Frequenzweichen im Normalbetrieb miteinander interagieren (d.h. zusätzliche parasitäre Resonanzkreise bilden), oder aber durch Oberwellen (d.h. Klirrfaktor). Beide Faktoren habe ich oben versucht anzusprechen.
Und noch ein kleiner Tip:
Die nuBoxen sind für ihren hervorragenden linearen Frequenzgang und neutralen Klang bekannt.
Wenn sie mit Bi-Amping anders klingt, dann kann das ggf. für den Einen oder anderen ein subjektiv besseres Gefühl "induzieren", von einem besseren Klang zu sprechen halte ich aber in diesem Zusammenhang für albern, denn besser als "linearer Frequenzgang und neutraler Klang" geht nicht. Man kann es nur schlechter machen.
Gibt ja eigentlich auch im Sinne des ursprünglichen Fragestellers keinen Grund für Bi-Amping, schließlich bekommt er vom gleichen Anbieter für einen vergleichbaren (lächerlichen) Preis eine 2 x 100W Endstufe im Bastelsatz.
54 + die Kosten für einen größeren Trafo sind das ganze Gebabbel nicht wert.
Kikl hat geschrieben:...wie schnell hier im Forum das Thema Bi-Amping abgetan wird...
...Aber bei allen weiteren möglichen Fehlern könnte es schon von Vorteil sein.
Wäre schon geschickt, wenn man "alle weiteren möglichen Fehler", deren Ursachen, die Verbesserung durch Bi-Amping (und die Mehrkosten) mal beim Namen benennen könnte (und ggf. mit den Kosten zur beseitigung des eigentlichen Fehlers gegenüberstellt).
Anderenfalls ist's bestenfalls sowas wie Feng-Shui
Der von Dir genannte Effekt der nichtlinearen Verzerrungen nahe der Übersteuerungsgrenze wurde bereits angesprochen. Durch Bi-Apming wird aber keinesfalls eine rechnerische Addition der Leistungen beider Endstufen ermöglicht, weil in beide Endstufen das gleiche Signal eingespeist wird. Die Leistungs-Steigerung bei vergleichbarem Klirrfaktor beläuft sich bestenfalls auf ca. 50% (= max. ca. 1,7 dB, d.h. kaum wahrnehmbar).
Die Diskussion um Sinn oder Unsinn von Bi-Amping würde etwas versachlicht, wenn man die Kosten dem Leistungsgewinn gegenüberstellt:
Für Bi-Amping habe ich max. die 1,5 fache Leistung bei doppelten Kosten (für die Endstufe).
Für den doppelten Preis bekomme ich aber (z.B. bei
41Hz) eine Endstufe mit der fünffachen Lesitung (= ca. 7dB, d.h. sehr deutlich wahrnehmbar!)