Doch, kommt es. Gerade im Klassikbereich gibt es hervorragende Aufnahmen, die das Ambiente abbilden. Außerdem kann der Hörplatz variieren. So entscheiden sich einige Labels, den Zuhörer quasi an das Dirigentenpult zu setzen. Auf der Blu Ray des Klavierkonzerts von Viktor Ullmann kann man sogar wählen, ob man auf der Bühne oder im Zuschauerraum sitzt.
Auch nicht schlecht: Es gibt einige Komponisten, die Off-Stage-Effekte komponiert haben. So hat Mahler in mehreren Sinfonien einen einzelnen oder sogar mehrere Bläser "ausgelagert" oder an das andere Ende des Raumes gesetzt. Das kommt, wenn der Surround-Mix das aufnimmt (z.B. in den Aufnahmen unter Paavo Järvi mit dem hr-Sinfonieorchester) dann tatsächlich großartig rüber.
Interessant wird es, wenn man Surround-Aufnahmen, die ein reines Raumgefühl geben sollen auf Stereo umschaltet. Da fällt plötzlich ein kompletter Hörbereich weg. Wenn ich mich recht erinnere ist es bei der Wagner-Serie von Pentatone so, dass die Stereo-Spur und die Surround-Spur in der gleichen Lautstärke wiedergegeben werden. Schaltet man um, kippt der Klang hörbar nach vorne weg. (Unabhängig davon, dass auch hier einige wenige Off-Stage-Effekte auf die Rears gelegt sind)
Auch Rock-Konzerte machen sich das Ambiente zunutze und das Hörerlebnis ist tatsächlich ein anderes. Außerdem hatte ich schon geschrieben, dass es sogar in dem Bereich, in dem alle Lautsprecher mit Musik belegt sind, Aufnahmen gibt, die nicht nur Effekte oder einzelne Instrumente auf die Rears ziehen, sondern den Hörer in die Musik einbetten. Das ist dann wirklich ein großartiges Hörerlebnis, auch weil man plötzlich Nuancen hört, die man vorher gar nicht wahrgenommen hat.