Hallo Herr Paepcke,
weil ich das "audionet Carma" Mess-System nicht kenne, kann ich nur einige Vermutungen anstellen, wie man vielleicht auf solche "Messergebnisse" kommen könnte.
(Ich glaube nicht, dass es für uns sinnvoll wäre, neben den MLSSA-Systemen, dem Rohde & Schwarz UPD, den MF-Systemen, einigen Brüel & Kjaer-Messplätzen und dem adm-engineering-System auch noch das Carma einzuführen.)
Beim Messen von Lautsprechern ist es sehr wichtig, den Mikrofon-Abstand zur Box anzugeben.
Je nach der Absicht, was man mit den Messungen ausdrücken möchte, ist auch die Angabe von Mikrofonhöhe und Abstrahlwinkel wichtig. Gegebenenfalls mit genauen Aufstell-Daten von Mikrofon und Box im Raum.
(Bei Kompaktboxen möglichst auch Stativ- oder Sockelhöhe.)
Über wünschenswerte Messverfahren und die Schwierigkeiten bei Messvergleichen habe ich ja schon was in unserem "Technik Satt" geschrieben.
Das erste, was mir bei Ihren Messungen aufgefallen ist, ist ein "untypischer" Verlauf im Bassbereich.
Für eine Messung in einem Meter Abstand (oder darüber) ist die "Welligkeit" im Bassbereich
viel zu niedrig!
Der starke Anstieg unterhalb 100 Hz könnte vielleicht mit einem "Druckkammer-Effekt" eines extrem kleinen Raumes erklärt werden, die erste Raum-Resonanz von ca. 33 Hz deutet aber eher auf eine Raumlänge von etwa 5,2 m hin.
(Also Wellenlänge bei der ersten Längsmode 343m/s : 33Hz = 10,4 m, - also Raumlänge 5,2m.)
Ansonsten fehlen auch (als "Ausgleich" für die Überhöhungen) die "zugehörigen"
tiefen Auslöschungen.
Das zweite ist der Frequenzgang-Abfall oberhalb 5 kHz.
Wenn das Mikrofon tatsächlich ganz gut sein sollte, könnte das eigenartige Höhen-Messergebnis vielleicht auf ein kräftiges Problem durch die "Zeitverzögerung" (Schall-Laufzeit von der Box zum Mikrofon von ca. 3ms/m,) her rühren.
Ohne Berücksichtigung dieses Effektes kann man z.B. mit einem MLSSA-System nicht direkt "erst mal" die "Kalibrierungs-Kette" und
dann sofort die Box messen.
(Wenn man z.B. 3 cm "zu nah" an die Box kommt und dabei das Zeitfenster vielleicht 100µs vor die Impuls-Anstiegsflanke gesetzt wird, misst man "kompletten Mist").
Hier zwei der typischen Mikrofone, die wir benutzen:
Oberes Schaubild B&K Type 4191 "wohl das beste der Welt?" Kauf-Datum 1997. Preis mit integrierten Vorverstärkerstufen und 3 m Verlängerungskabel über 4000 DM.
Unten: die "typischen 4133" (zweitbesten der Welt?), von denen wie "einige" im Einsatz haben. (Hier eins von 1977!!)
http://www.nubert.net/g-nubert/B_u_K_Mics.jpg
Hier unsere Messungen der nuWave 125 (Kombination Nahfeld/2m und 1,5 m mit langen Zeitfenster):
http://www.nubert.net/g-nubert/125_20mess2m_u_2mess.png
Ihre folgende Aussage finde ich aber etwas ungewöhnlich:
Der abfallende Frequenzlauf der NuWave 125 ab 5kHz hat mich ziemlich geschockt. Das entspricht auch meinem Höreindruck, dass hier im Hochtonbereich einfach einiges fehlt.
Es gibt alle möglichen Meinungen zur 125.
Die meisten Menschen finden diesen Lautsprecher "hevorragend ausgewogen", manche (auch ich) finden ihn "sehr ausgewogen mit einer Tendenz zu recht vordergründiger Abbildung" (was mir gut gefällt).
Einige finden ihn in der Grund-Tendenz "immernoch schlank", manche "eher aggressiv" oder "zu hell".
- Aber bisher hatte ich noch nie gehört, dass "im Hochtonbereich einiges fehlt". - Zumal man mit "Höhenschalter oben" ein sehr helles (bzw. "zu helles") Klangbild einstellen kann.
Es ist mir natürlich klar, dass so "große" Strahler bei kleinen Abständen nicht richtig zu messen sind.
Hier (letzter Abschnitt des Textes) die "zugehörige Philosophie" über dieses Thema:
http://www.nubert.net/g-nubert/Standlau ... erenTT.pdf
In der Messung aus "Stereoplay 11/03"
wird auf diesen Umstand ja hingewiesen.
(Der "4 dB-Sprung" zwischen 6 und 7 kHz ist mir trotzdem "leicht unklar", - sowas habe ich bisher
noch nie gemessen.)
http://www.nubert.net/g-nubert/125_Frq_ ... _11_03.jpg
In ein paar Wochen wird die 125 ja in "audiovision" getestet (Im Umfeld eines Surround-Sets). - Bin neugierig, was dabei rauskommt.
Auf jeden Fall wäre es sinnvoll, mal den (oder die) Fehler bei der Carma-Messung zu suchen und die genaue Messmethode (Boxenaufstellung, Zeitfenster usw.) anzugeben.
Ansonsten bleibt bei mir so ein Gefühl zurück, dass im "Volkswagen-Forum" (falls es sowas gibt) die Frage diskutiert wird, ob die (gegenüber einem Passat) "beengten Platzverhältnisse" in einem VW Golf mit der
selbst gemessenen Gesamtlänge von nur ungefähr 1,9 m (anstatt der angegebenen 4,2m) zu tun haben könnten.
Gruß, G. Nubert