Nubert Lautsprecher, HiFi- und Surround-Elektronik

aaof hat geschrieben: ↑Sa 11. Feb 2023, 13:05 Ich durfte ja eine junge Frau durch ihre kaufmännische Ausbildung „boxen“. Die hat einen Realschulabschluss, die Defizite waren enorm. Null Allgemeinbildung, politische Bildung war quasi nicht vorhanden. Deswegen habe ich sie dazu verdonnert, über Monate (während der Arbeitszeit!) sich die Tagesschau anzusehen. Deutsche Sprache? Null. Keine Grammatik, Fehler die haarsträubend waren. Mathematik? Darüber nur ein kleines Bespiel: 50 + 15. Dafür wollte sie einen Taschenrechner benutzen. Da bin ich dann Amok gelaufen. Wir haben dann so lange rumgemacht, bis sie mir das im Kopf ausgerechnet hat. Ach so: Englisch übrigens auch Null.

Wo bitte hat die Ihren Realschulabschluss gemacht?
Mein Sohn macht gerade den Abschluss und wenn ich sehe, was der büffelt.
Englsich, Französisch, Mathe, Deutsch. Das ist da kein Larifari-Niveau.
Und die Aufgaben für die Abschlussprüfung werden zentral gestellt.
Es bringt also nix, wenn die Lehrer großzügig im Vorfeld gute Noten verteilen - in der Prüfung müssen alle über das gleiche Stöckchen springen.

So ein bisschen off topic:

U. a. auch, weil ich in den 1960-er Jahren meinen Bruder aufzuziehen und den Haushalt zu erledigen hatte:

Eines meiner Sitzenbleiberzeugnisse

Englisch = mangelhaft
Französich = mangelhaft
Latein = mangelhaft
Mathe = ungenügend
Geschichte = mangelhaft

Soviel zum Thema ... beide Eltern sind ganztägig nicht im Haus.

Mit den 1960er Jahren kann man das heutige Niveau sicher nicht vergleichen. Zu der Zeit wäre ich mit meiner chronischen Faulheit und "auf Lücke lernen" wohl auch nicht durchgekommen. Und ich kann bzgl. des Abiturs auch nur für Rheinland-Pfalz sprechen. Sicher schafft es nicht jeder, das ist auch nicht der Sinn der Sache. Mir ging es nur darum, das Kind nicht aus Prinzip zu demotivieren oder ihm Chancen zu verbauen. Man weiß nie, wie es sich entwickeln wird. Insofern ist es super, dass diese Gesamtschule quasi alle Möglichkeiten offen lässt.
Was den Fachkräftemangel angeht sind wir uns einig, das ist ein echtes Problem. Eventuell löst sich das aber von alleine. Falls der Mangel an Handwerkern mal richtig gravierend sein sollte, können diese ordentlich an der Preisschraube drehen. Wäre doch lustig, wenn z.B. ein Elektriker ganz ohne Schwarzarbeit auf einmal mehr verdienen würde als ein Architekt oder Oberstudienrat
Und damit würde dann auch die Beliebtheit der Handwerksberufe wieder enorm steigen. Aber mal abwarten, wie es wirklich kommt. Sicher oder planbar ist heutzutage fast gar nichts mehr.

Weyoun hat geschrieben: ↑Fr 10. Feb 2023, 16:15 Kann man in einem solchen Fall nicht seine Kommune dahingehend in Regress nehmen, dass man einfach eine Tagesmutter engagiert und der Kommune die Rechnung zukommen lässt? Schließlich gibt es doch in Deutschland das Gesetz zum Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz?

So einfach ist das leider nicht, und eine tagesmutter auch kein ersatz für das ökosystem kindergarten. Wir müssen uns selber um einen platz kümmern, und irgendwann kann man sich dann wohl an das jugendamt wenden. Dort kann bzw wird dann die zuweisung eines platzes erfolgen. das bedeutet das man dann morgens und mittags jeweils ca. 30 minuten im auto sitzt anstatt 5 minuten zum kindergarten im ort zu laufen. Im übrigen hat der Kindergarten in den letzten Jahren noch Kinder aus Nachbargemeinden aufnehmen können,….Das System ist undurchsichtig und nicht logisch nachvollziehbar. Typische „wenn man Kinder in die Welt setzt muss man sich vorher darüber Gedanken machen“ Sätze sind zynisch und weltfremd. Wir wollen die Kids nicht von 0700-1700 abliefern, sondern eine Versorgung von 0800-1500 für die Kids erreichen. Wir müssen nicht beide arbeiten, wollen aber das Berufsleben auch nicht aufgeben wegen der Kinder.

Naja, mein Bruder (Bj.1965) hatte auch einige Probleme.
Mit etwas Lese- & Schreibschwäche ausgestattet hatte er natürlich nicht die besten Noten.
In der Pubertät waren Mädels & Mofa ebenfalls deutlich wichtiger als Lernen.
Egal, Hauptschulabschluss so lala, danch ein Lehre zum Koch in einem angesagten Restaurant und hinterher als Smutje zur Marine.
Fazit: Nach 10 Jahren, und einer entsprechenden Abfindung vom Bund in der Tasche, hat er in Kulmbach nochmal die Schule besucht & seinen Lebensmitteltechniker gemacht.
Heute ist von seinen ehemaligen Schwächen nix mehr übrig & er hat als Produktionsleiter in einer geflügelverarbeitenden Industrie knapp 100 Leute als Produktionsleiter unter sich und verdient mehr als seine ehemaligen Klassenkamerden, die entweder Realschule oder Abi gemacht haben.....
Bei mir übrigens ähnlich:
Nicht blöd, aber damals faul. Vom Gymnasium zurück zur Realschule. Danach Ausbildung als Kaufmann im Einzelhandel, obwohl mein Vater (Textilingenieur mit eigenem Labor bei Ciba-Geigy, Basel) mich locker in CH hätte unterbringen können.
Tja, damals leider keinen Bock auf Chemie o.ä.
Heute, seit 13 Jahren, in der Produktionssteuerung eines internationalen Konzerns tätig, zusätzlich die 3 umsatzstärksten Abteilungen unter mir, und keine Sau interessiert sich für mein früheres Leben.
Schulbildung sicher notwendig, aber Tatendrang, Wissensdurst & die Fähigkeit mit anderen Menschen umzugehen spielen eine nicht zum unterschätzende Rolle....

Genau so ist es, ich war faul bis zum geht nicht mehr. Hauptschule gerade so, Berufsfachschule in Mathe, Chemie und Englisch geschmissen. Dann Lehre zum Feinmechaniker, Theorie 4, Praktisch 1. Ab zum Bund für 8 Jahre und dort durch viele Lehrgänge das Lernen gelernt. Anschließend Weiterbildung zum Werkzeugmachermeister und ab in die Industrie. Klein angefangen und CNC gebüffelt an allen möglichen BAZ (Bearbeitungszentren), vom Vorarbeiter zum Gruppenführer und dann Vertretung für die Meister. 2 Jahre als PLaner, 2 Jahre als Disponent, dann meine Meisterstelle bekommen. Auch da 3x gewechselt, weil es immer einen Schritt vorwärts ging und das habe ich gebraucht. Ergebnis, nach wenigen Jahren richtig gut verdient mit viel Verantwortung im Kreuz. Aber das habe ich gebraucht und so verging die Zeit bis zur Rente wie im Flug. Ob das gut ist? Keine Ahnung, aber heute habe ich eine Rente plus Betriebsrente davon träumen viele.

Was ich damit eigentlich sagen will, habt ihr auch schon mal daran gedacht, das man mit einem Handwerksberuf und entsprechender Weiterbildung richtig Spaß haben kann und top verdient? Wie ist das mit handwerklichen Talenten eurer Sprößlinge? Mir ist doch im Betrieb ein Azubi lieber der 2 goldene Hände hat, logisch denkt und dafür in Englisch eine Niete ist. Bei uns wurden auch nur noch Azubis eingestellt mit mittlerer Reife oder Abi. Ergebnis, ausgelernt, ein Jahr Kohle eingesackt und weg waren sie. Die Nieten blieben.

Ich war in meiner Karriere in dieser Firma auch 7 Monate in der Ausbildung und hatte die 65 neuen Azubis. 5 waren absolut top, 10 hatten Potenzial und der Rest war zum Vergessen. Einen hatte ich als Azubi zum Zerspanungsmechaniker, der konnte noch nicht einmal addieren mit dem Taschenrechner. Ich war der erste Meister im Betrieb der einen Ausbildungsvertrag gewandelt hat mit Absprache der Eltern, des Azubi und der Firma. Vorher wurden irgendwie alle durchgeschleift. Hebt das Ansehen in der Region. Der junge Mann wurde dann Handelsfachpacker in der Logistik unserer Firma und verdient dort seit 30 Jahren sein Geld und ist zufrieden.

Ich kenne viele Meisterkollegen die mit Menschen umgehen können, ich kenne aber wenig Abteilungsleiter die mit Menschen umgehen können. Was nützt das Studium und das Streben nach einer Führungsposition wenn das Fach Menschenführung auf der Strecke bleibt. Da macht unser Bildungssystem einen riesen Fehler. Ich habe viele Chefs kommen und gehen sehen, aber die Mitarbeiter und die Meister sind immer noch da!

Wir brauchen Handwerker und die werden sich in Zukunft eine goldene Nase verdienen!

Gruß Frank

Modell T hat geschrieben: ↑Sa 11. Feb 2023, 21:32 Ich kenne viele Meisterkollegen die mit Menschen umgehen können, ich kenne aber wenig Abteilungsleiter die mit Menschen umgehen können. Was nützt das Studium und das Streben nach einer Führungsposition wenn das Fach Menschenführung auf der Strecke bleibt. Da macht unser Bildungssystem einen riesen Fehler. Ich habe viele Chefs kommen und gehen sehen, aber die Mitarbeiter und die Meister sind immer noch da!

Genau so sieht es aus.
Emphatie und Führungsvermögen ist, m.M.n., nur zum Teil erlernbar. Man muss das Ganze einfach in den Genen haben, dann kann man es auch ohne Abi / Studium zu etwas bringen.
Ich bin mittlerweile soweit, dass mich mein Chef, und sogar der Geschäftsführer, bei bestimmten Entscheidungen um meine Meinung fragen.

Da war unsere Firma schon fortschrittlich. Ich war wöchentlich bei einem Treffen einem unserer CEO's, einigen Abteilungsleitern und ich aus der Montage/Produktion. Als kleinstes Licht habe ich denen mal 5 Millionen € aus dem Kreutz geleiert. Hat auch Wirkung gezeigt, nach 3 Monaten hatten wir fast keine Fehlteile mehr und konnten unsere Kunden auf den Termin beliefern. Nur unsere Beschaffer haben es nicht verstanden. Die Aufgabe war, nur die Problem Lieferanten zu puschen und mehr zu bestellen. Was machen die Kollegen, mit der Gießkanne über die Dispo und unser Lager lief nach kurzer Zeit über und wurde logischerweise auch so schnell nicht wieder abgebaut. Die Bestände vielen natürlich den Kontrollern auf die Füße und so ging wieder alles auf Anfang und Fehlteile waren die Tagesordnung.

Was bin ich froh in Rente zu sein! Und weißt du was, wir haben immer Reserven im Haus und Lagerbestände jucken mich nicht, weil, sie sind ja bezahlt!

Gruß Frank

Andreas H. hat geschrieben: ↑Sa 11. Feb 2023, 21:07 eines internationalen Konzerns tätig,

Ist es des Gschäft mit dem Schweizer Uhrenliebhaber als (Ex) Chef?

Grüße

robsen hat geschrieben: ↑Sa 11. Feb 2023, 23:01

Andreas H. hat geschrieben: ↑Sa 11. Feb 2023, 21:07 eines internationalen Konzerns tätig,

Ist es des Gschäft mit dem Schweizer Uhrenliebhaber als (Ex) Chef?

Grüße

Nope, unsere Firma ist im Bereich des innenliegenden Sonnenschutzes tätig.
DIe Produkte sind aber sowohl technisch, als auch preislich in der obersten Liga angesiedelt.
Hauptsitz, bzw. R&D ist aber in Bern (CH).
Hier ein paar Beispiele, was wir so treiben:
https://www.bruno-wickart.ch/blog/wp-co ... kte_31.pdf