Es wurde vieles interessantes und erhellendes auf den letzten Seiten geschrieben - Respekt vor den Leuten, die das mit Geduld, Augenmaß und kenntnisreich tun.
Aber ich muss auch sagen, dass ich einiges weniger denn je verstehe! Wenn jemand sagt, seine Meinungsäusserungen
sollen unangenehm sein, dann setzt bei mir jedes Verständnis aus. Sind wir hier in einer Erziehungsanstalt, in der erwachsene Menschen, die erleuchtete Meinung eines einzelnen eingebleut bekommen sollen? Und ich verstehe auch nicht, wie Beiträge zu einer aktuellen Diskussion im Kontext einer 8 Jahre alten Diskussion in einem anderen Forum, zu einem anderen Thema, mit anderen Leuten stehen können; so dass sogar der Nickname des damaligen Threaderöffners als bekannt vorausgesetzt wird und der Untermauerung der eigenen Ansichten dient. (Die verlinkten Threads habe ich aus Zeitgründen noch nicht gelesen, aber der Urlaub ist nahe...
)
Um das mal ganz klar zu sagen: Stefan, ich will hier was lernen, ja, ich will meinen Horizont erweitern, ja - aber
ich will hier nicht erzogen werden!
Ich denke, hier müssen die anderen Forumsteilnehmer das trennen, was Stefan nicht auseinanderhalten kann: die Mission, den Erziehungsauftrag (m.E. inakzeptabel) und das Anliegen in Sachen Hören (m.E. interessant und berechtigt). Und letzteres verstehe ich durch die Erklärung diverser Leute hier inzwischen vermutlich deutlich besser. Damit das nicht missverstanden wird: Mir ist der Reiz, dieses Hobby wirklich in letzter Konsequenz zu betreiben, absolut nicht unverständlich! Ganz im Gengenteil, ich bin selbst nicht immun gegen dieses Virus. Aber ich habe noch andere Interessen und da gibt es leider diese lästige 24h-Limitierung des Tages und die mentale Energie ist auch nicht unbegrenzt. Es könnte mir durchaus passieren, dass ich mehr will - aber im Moment
will ich nicht mehr wollen. Das ist eine Entscheidung, die ich treffe - und ich fände es schön, wenn man trotz einer solchen Entscheidung für voll genommen wird und gelegentlich am Erfahrungsaustausch im Forum teilhaben kann; auch wenn ich zugegebenermassen hier eher Nehmer als Geber sein dürfte.
Was die anderen Interessen angeht - da kann es durchaus Berührungspunkte geben, die - bei Interesse - auch eine völlig andere Perspektive auch auf das Hifi-Hobby ermöglichen. Ein Beispiel nur kurz angedeutet, denn das liegt eigentlich jenseits des Themas dieses Forums: Ein hochinteressantes Thema sind die grundsätzlichen Wahrnehmungs- und Erkenntnismöglichkeiten des Menschen. Dazu ist das Buch "Der Baum der Erkenntnis, Die biologischen Wurzeln menschlichen Erkennens" von Maturana und Varela sehr aufschlussreich; ein wichtiger Gedanke ist dabei die Autopoiese, die lebende Systeme als rekursiv selbstorganisierte Systeme sieht, deren Selbstorganisation eben das System selbst als Ergebnis hat, das System produziert sich laufend selbst. Interessant ist nun der Einfluss von aussen auf dieses System: Jeder Einfluß von aussen wird von dem System
aktiv verarbeitet. Um es überspitzt auszudrücken: Man kann ein lebendes System nicht töten - man kann nur einen Einfluß ausüben, der es veranlasst, zu sterben. Stefan kann mich nicht ärgern - er kann nur etwas sagen, das dazu führt, dass
ich mich ärgere. Und genauso ist es natürlich mit "akustischen Einflüssen" - sie werden massiv verarbeitet. - Vor diesem Hintergrund zeigt sich die Diskussion um Objektivität/Subjektivität m.E. aus einer neuen Perspektive...
Das muss nun definitiv nicht jeden interessieren. Ich erwähne das nur deshalb um zu zeigen, dass es zu jeder Perspektive eine andere Perspektive gibt, die neue Aspekte zeigen kann. Stefan mag meine Hör-Perspektive berechtigterweise gegenüber seiner als eingeschränkt empfinden; es gibt aber definitiv Perspektiven, die wiederum seine Hör-Perspektive relativieren. Ich persönlich neige zu Betrachtung unter verschiedenen Perspektiven - was natürlich auf Kosten der Genauigkeit und "Tiefe" bei einer Einzelperspektive geht, das ist unbestritten.
@Stefan: Ja, Hifi ist ein lohnenswertes Hobby - aber es ist ebenso lohnenswert dieses Hobby auf relativ kleiner Flamme zu köcheln und seine Zeit und Energie auch anderen Dingen zuzuwenden.
Noch kurz zur Objektivität: In einem absoluten Sinn bezweifle ich diese. Aber für praktische Dinge, wie das Herstellen guter Aufnahmen oder das Testen von Hifi-Möbeln und -Geräten ist das Streben nach maximal möglicher Objektivität natürlich von unschätzbarem Wert. Da ich aber beides nicht tun will, ist sie für mich persönlich wiederum eher zweitrangig.
Legoman schreibt: "Das Werkzeug "Hifi" ist einfach an objektive (physikalische) Gesetze gebunden"
Das Hören ist aber nicht nur an diese objektiven (physikalischen) Gesetze gebunden. Nichts, aber auch gar nichts, kommt an, ohne vorher durch einen massiv subjektiven Filterapparat zu laufen - die menschliche Wahrnehmung. Die Tatsache, dass Standards erst geschaffen werden müssen, dass Training an anerkannten Referenzen notwendig ist, um eine gewisse Objektiviät zu schaffen, zeigt ja gerade, dass diese Objektivität zunächst nicht vorhanden ist. Es ist unbestritten sinnvoll, diese Objektivität zu schaffen - aber ich sage offen: Das sollen andere machen! Diejenigen, die es professionell brauchen, und diejenigen, die einfach Spass daran haben. Alle anderen würde ich eher davor warnen, ihre Objektivität zu überschätzen...