OL-DIE hat geschrieben:Hallo Frank Klemm,
Danke für deinen sehr informativen Beitrag. Einige Fragen habe ich an dich:
Die passiven Frequenzweichen sind in der Regel so konstruiert, dass keine Begrenzung des Tieftonsignals nach unten hin erfolgt.
Meistens, es gibt aber genügend Ausnahmen.
Kannst du einige Ausnahmen nennen? Wie wurde in diesen Lautsprechern der Hochpass in Passivausführung realisiert? In 6 dB Steilheit/ Oktave (einfaches C-Glied) oder mit 18 dB Steilheit/ Oktave (L-C-Glied) ?
- die gesamte Ergo- und Karat-Reihe von Canton (außer die RC-A, das ist noch was anderes)
- einige System von T+A, z.B. die TAL X3, Talis Mini, Pulsar TAR 520
- viele Kleinboxen, wie. die Canton Movie CD 1, Magnat Symbol 5100 A, Cabasse Xo, Quadral Surround 5000, Elac Cinema Pipe
Ein einfacher C kommt zum Einsatz. Das ganze ergibt elektrisch einen Filter mit einem zusätzlichen Pol. Bei Baßreflex kommt man so auf ein hochpaßgefiltertes System 5. Ordnung.
Die Wirkung ist aber stärker, als man durch diese Beschreibung erahnt. Zum einen werden die Impedanzmaxima nach unten verschoben, zum anderen bekommt die Box gerade dort Erleichterung, wo ihr Übertragungsbereich endet. Dort fällt die Impedanz nämlich auf den Gleichstromwiderstand. Darüber steigt der Widerstand deutlich an und ist induktiv, d.h. er verringert sich durch die Reihenschaltung eines C.
Wollte man diese Begrenzung in passiver Form realisieren, so bräucht man einen Hochpass, der zumindest aus einem seriell zum Tieftöner geschalteten Kondensator hoher Käpazität bestünde, der sehr teuer wäre und akustische Nachteile mit sich brächte. Wollte man für die heute üblichen 4 Ohm Tieftonchassis einen einfachen Hochpass realisieren, so bräuchte man eine Kapazität von ca. 800µF um die Frequenzen unterhalb von 50 Hz langsam abfallend vom Tieftöner fern zu halten. So ein Kondensator ist als bipolarer Elko schon teuer und als Folienkondensator schlicht unbezahlbar.
Parallelschaltung aus hochwertigem Elko und Folie ist praktikabel. Ganz so groß müssen die Teile auch nicht sein, im entscheidenden Bereich sind Tieftöner etwas hochohmiger und der Strom eilt der Spannung hinterher, so daß der Gesamtwiderstand von Chassis und C kleiner als der des Chassis ist.
...so daß der Gesamtwiderstand von Chassis und C
kleiner als der des Chassis ist. :?:
Sorry, versteh' ich nicht. Bitte erklären. Schließlich handelt es sich um eine Serienschaltung.[/quote]
Wenn man es mit Gleichspannung zu tun hat, ist alles leicht verständlich.
Der Widerstand ist durch eine Zahl charakterisiert, dem ohmischen Widerstand.
Im Falle von Wechselspannung sind Widerstände durch Zahlenpaar bzw. komplexe Zahlen bzw. Vektoren gekennzeichnet. Nur wenn diese in genau die gleiche Richtung zeigen, addieren sich diese in bekannter Weise. Zeigen sie in entgegengesetzte Richtung, subtrahieren sie sich. Dazwischen gibt es noch jede Menge Fälle, die dazwischen liegen.
Z1 = R + iwL
Z2 = 1/iwC
|Z1| = sqrt (R² + w²L²)
|Z2| = 1/wC
Z1+Z2 = R + iwL + 1/iwC = R + iwL - i/wC = R + i (wL-1/wC)
Parallelschaltung aus hochwertigem bipolarem Elko (oder Back to Back Schaltung mit polaren Hochvoltelkos) und Folienkondensatoren ist eine clevere Lösung. Trotzdem bleibe ich dabei: Gute Folienkondensatoren im Kapazitätsbereich von ca. 800µF kosten ein kleines Vermögen. Siehe hier:
http://www.visaton.de/deutsch/chassis.htm
5339 MKT 68,0 µF Abmessungen 48 x 45 x 35 mm 18,92 EURO
10 Stück davon parallel pro Box ergeben neben 680µF auch eine Geldausgabe von
189,20 .
(Das reicht glatt für eine nuBox 380, und ich schwinge nicht mal den Lötkolben...)
Pro Box, versteht sich. Und überlege mal den Einbauraum, der benötigt wird! Weiterhin: Ein Elko dieser Kapazität hat einen ESR von wenigen mOhm und ist kleiner. Wenn du 2 gleiche Hochvoltelkos (polare) nimmst, und Back To Back schaltest, erhältst du die halbe Kapazität und eine wirklich hochwertigen Frequenzweichenkapazität.
Auf Impulsspitzen reagieren diese aber nicht so sonderlich fein.
Ob es hörbar ist, bezweifle ich zwar, aber man muß ja auch Highender zufrieden stellen.
Kleiner Tipp: Hochvoltelkos enthalten oftmals einen zäheren Elektrolyt als Niedervoltelkos und trocknen deswegen viel langsamer aus. Bei meinen Standpyramiden habe ich knapp 190µF mit dieser Lösung realisiert, funktioniert gut.
Aber der Ausgangspunkt war ja ohnedies ein anderer: Wie halte ich Tiefstfrequenzen von den Tieftönern fern, und aufgrund meiner Ausführung bleibe ich dabei: Elektronisch im Verstärker oder natürlich auch im ABL-Modul, aber bei solchen Kapazitäten bitte nicht in der Box als Passivlösung...
Wäre mir auch lieber. Aber es haben sich einige Konzepte halt durchgesetzt, die einige technisch sinnvollen Lösungen den Weg erschweren. Außerdem muß man sich immer noch fragen, ob einem der Spatz oder die Taube lieber ist.
Der Übertragungsbereich von CDs endet ziemlich abrupt bei 0 Hz.
CD-Spieler haben meist einen Hochpaß 1. Ordnung am Ausgang mit einer Grenzfrequenz zwischen 0,5 und 1 Hz. -20 dB hat man da bei 0,05 bis 0,1 Hz.
Ich hätte schwören können, dass ich mal irgendwo gelesen habe, dass systembedingt die
CD unterhalb von 20Hz sehr steilflankig im Übertragungsbereich endet...
DVD und SACD sind natürlich andere Standards, die ich in meiner HiFi-Konfiguration aber nicht verwende.
Er endet oberhalb etwa 20 kHz ziemlich abrupt. Nach unten ist bei 0 Hz Schluß. Bei anderen Abtastfrequenzen sieht das oben ähnlich aus, unten aber genauso.
DAT 32 kHz: 14,5...15 kHz
DAT 44,1 kHz / CD / MD: 20 kHz
DAT 48 kHz / DVD 48 kHz: 21...22 kHz
DVD-A 88,2 kHz: 30...40 kHz
DVD 96 kHz: 30...40 kHz
DVD-A 176,4 kHz: 40...80 kHz
DVD-A 192 kHz: 40...80 kHz
SA-CD: 30...50 kHz
(Abfall von 0,5 dB gegenüber 1 kHz)