Danke für die ausführliche Antwort.
TasteOfMyCheese hat geschrieben:lontano hat geschrieben:Im Ernst, du kennst die Diskussion ja eh schon auswendig.
Korrekt, nur sind die Argumente, die für Verstärkerklang sprechen nicht sachlich sondern einfach folgende:
- Es gibt viele andere, die das auch hören. Gegenargument: Autosuggestion gilt für jeden und somit betrifft es nicht nur viele andere, sondern jeden.
- Ich höre es sehr deutlich, die Unterschiede sind enorm. Gegenargument: Immer noch Autosuggestion.
- Ich habe mehr Erfahrung (in Sachen Alter). Gegenargument: Das Gehör wird mit dem Alter nicht besser, dennoch ist natürlich Erfahrung in Sachen hören von Vorteil. Leider bringt diese Erfahrung nichts, wenn sie immer identisch erfolgt (Blindtestdebatte)
Ich wäre mit wissenschaftlichen Begriffen vorsichtig. Ein wirklicher Blindtest – oder, um es wissenschaftlich valide zu machen, eine randomisierte Doppelblindstudie – ist extrem aufwendig, und ich wüsste nicht, dass es jemand für die Frage "Verstärkerklang" wirklich nachprüfbar im großen Stil versucht hätte. Davon abgesehen sind sogar Studien in der medizinischen Forschung nach diesem Goldstandard anfällig dafür, vom Wunsch der Experimentatoren beeinflusst zu werden. Das Geheimnis liegt in der Interpretation der Daten, das ist bei einem Untersuchungsgegenstand mit so minimaler Effektgröße extrem schwierig.
Wenn ich nun einen theoretischen Versuchsaufbau heranziehe, dass drei überzeugte Boxenschieber sich beim Bier treffen, um sich noch einmal ihrer Überzeugung zu versichern, dass man Unterschiede in der Elektronik sowieso nicht hört, dann ist das auch bei korrektem Pegelabgleich kein Blindtest, sondern --> Autosuggestion.
Aber das ist natürlich nur ein theoretischer Versuchsaufbau.
TasteOfMyCheese hat geschrieben:- Stereoverstärker haben nur 2 Endstufen und müssen daher auch besser für Stereo sein. Gegenargument: Losgrößen sind viel geringer/ eventuell sind sie ja wirklich besser, aber das bringt nichts, wenn es nicht hörbar ist (und da überschätzen sich viele gehörmäßig).
Das menschliche Ohr ist eher minderwertig.
Das Ohr mag minderwertig sein, wenn man es als Messinstrument für Sinusgrößen verwendet. Das menschliche Gehör allerdings ist für unsere Anwendung das Maß aller Dinge. Das menschliche Gehör besteht nicht nur aus Amboss und Hammer, sondern vor allem aus der Signalverarbeitung im Gehirn; und wir sind weit davon entfernt zu verstehen, auf welche Art und Weise Informationen im Gehirn verarbeitet werden.
Was bedeutet das? Ich weiß nicht, was du hörst. Es ist unter dieser Prämisse extrem schwierig, anderen Menschen zu sagen, was sie hören oder nicht hören können.
Dazu ist ja auch das Forum da: Um Erfahrungen auszutauschen.
TasteOfMyCheese hat geschrieben:Keines der oben genannten Argumente ist irgendwie sachlich begründet. Unter sachlicher Argumentation stelle ich mir bspw. vor:
Verstärker A hat in der Länge abgestimmte Leiterbahnen, wodurch Frequenz x beeinflusst wird, außerdem kommt da noch ein parallel geschalteter kleiner Kondensator zur Geltung, welcher sich auf Bereich y auswirkt...
So etwas kommt jedoch nie!
Ich könnte dir jetzt die ausführliche Beschreibung dessen einkopieren, was Cambridge unter "Class XD" versteht, aber ich weiß nicht, ob das entscheidend ist. Vieles davon mag Marketing sein, ich bin aber doch immer wieder erstaunt, wie leichterhand manche Amateure hier im Forum eine halbes Jahrhundert Entwicklungsarbeit im Audio-Bereich als Voodoo abtun – auf der Basis von Wissen, das sie sich aus dem Internet zusammengelesen haben (Anwesende ausgenommen, versteht sich.)
TasteOfMyCheese hat geschrieben:lontano hat geschrieben: Ich hatte beim Marantz immer das Gefühl, dass die Leistung elektronisch sanft abgeregelt wird, wenn es zur Sache geht; das macht sich bei den nuVero 11, die vor allem in der Stellung Voluminös unverhältnismäßig durstig sind, vor allem im Bassbereich bemerkbar.
Ich nehme an, dass er elektronisch abregelt, aber das sollte erst der Fall sein, wenn du schon bei ziemlich hohen Lautstärken bist, bzw. sehr dynamische Musik hörst, In diesem Fall jedoch wird die Mehrleistung aus einfachen physikalischen Gründen, die sich auch nicht umbiegen lassen (siehe Schwerkraft) nicht viel mehr an Lautstärke bringen können.
Da ich auch schon den Dussun gegen meinen Marantz SR 5004 testen konnte und hier auch erst bei hoher Lautstärke geringste Unterschiede auftraten (und das mit Boxen, die 82dB Wirkungsgrad haben in einem extrem gedämpften Zimmer) muss ich sagen, das kommt auch in der Realität so hin.
Das entspricht nicht meiner Hörerfahrung; ich höre allerdings auch Musik mit eher hohem Dynamikumfang. Das Argument, hier seien simple physikalische Kräfte am Werk, ist mir bei einer Vorstufe, die Audiosignale digital verarbeitet und anschließend wandelt, zu schlicht.
TasteOfMyCheese hat geschrieben:lontano hat geschrieben:mit eigenem Ringkerntrafo für die Vorstufe.
Das schadet auf jeden Fall nicht, aber ich glaube nicht, dass das konkret was bringen wird, allerdings habe ich auch noch nie gegen so einen Aufbau verglichen, weshalb ich da nichts sagen will.
Grüße
Berti
Das war ja mein Vorschlag an den TE: Probier es aus, und wenn es nichts taugt, verkauf' den Verstärker wieder. Wenn nicht, behalte ihn.
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