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DDR geht heute offiziell in Rente

Hier dreht es sich um (fast) alles...
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CarlTheodor
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Re: DDR geht heute offiziell in Rente

Beitrag von CarlTheodor »

Ich glaube nicht, dass wir hier in diesem Kreis darüber
caine2011 hat geschrieben:ich muss ganz ehrlich sagen, das ich nicht verstehen kann wie irgendwer der in dem system tatsächlich involviert war, sagen kann, das ja alles gar nicht so schlimm war. man hat es ja schließlich selbst erlebt, was überwachung und politische indoktrination im alltag hießes ist eben keine nette anekdote für grillabende und familienfeiern. das ist ein terrorregime nicht mehr oder weniger. nur weil die freunde und bekannte die das falsche dachten und sagten "nur" überwacht, oder schlimmer ins gefängnis kamen, ist es nicht besser als in einer x-beliebigen diktatur, die standrechtlich andersdenkende erschießen lässt
einen Dissens haben. Es ging eher um die Frage, ob unter der unstreitigen Diktatur alle gleich gelitten haben oder ob man auch da ein ruhiges Leben haben konnte. Ja, man konnte, unter den von mir mit dem Schrebergarten-Vergleich beschriebenen Prämissen.
caine2011 hat geschrieben:freiheit zu sagen was man denkt und zu tun was man möchte, ist ein gut, was viele viel zu gering und selbstverständlich einschätzen
Das stimmt. Und diese Diskussion führe ich mit meinem immer ostalgischer und latent antidemokratischer argumentierenden Schwiegervater dauernd, solange bis einer von uns Bluthochdruck hat. Oder - meistens - beide. Ich bekomme dann zur Antwort: "Was nützt es mir denn, dass ich sagen darf, dass ich Merkel doof finde? Es ändert sich ja doch nichts. Das ist doch keine Demokratie hier!" Ist natürlich vollkommen absurd, als gäbe es in der Demokratie einen Anspruch darauf, dass sich sofort was ändert, wenn ein Einzelner oder eine Minderheit ihren Unmut äußert. Aber da laufe ich immer mehr gegen Wände.

Gruß CT
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joe.i.m
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Re: DDR geht heute offiziell in Rente

Beitrag von joe.i.m »

CarlTheodor hat geschrieben: Der war Pfarrer und als solcher per se Staatsfeind.
Ganz meine Erfahrung: Es reichte wenn man mit Pfarrerssöhnen und Pfarrern über "Gott und die Weltsicht an sich" diskutierte. Das gab bei mir in mehreren Fällen nette Einladungen zur Klärung eines Sachverhaltes.
Es reichte aber zB. auch auf der falschen Seite eines offenen Kabelgrabens langzugehen (an der bundesdeutschen Vertretung), das brachte in meinem Fall eine 48 h lange nette Einquartierung in ein Einzelzimmer mit 24 h Dauerbeleuchtung und netten Gesprächen.
Es gab noch mehr nette Begebenheiten und nette Drohungen.
Aber das ist vorbei. Schnee von gestern. Es gibt wichtigeres.

Gruß joe
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caine2011
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Re: DDR geht heute offiziell in Rente

Beitrag von caine2011 »

gleich leiden...naja was ist das denn für ein anspruch, dass ein duckmäuser in keinem system was auszustehen hat, ist kaum verwunderlich

die frage ist nur wie es jeder aufnimmt
mir wäre es tierisch gegen den strich gegangen in dem hochgelobten ddr-system unterrichtet worden zu sein, kein fach in dem man nicht eine "richtige" meinung haben musste (naturwissenschaften mal ausgenommen), das wird in den diskursen auch nie gesehen, das die jugend systematisch propagandistisch doktriniert wurde
und ich denke auch das nicht jeder die überwachung als "leiden" wahrnimmt, was mMn mal extrem fragwürdig ist...

wenn ich damals überwacht worden wäre, von meinen besten klumpels oder nächsten verwandten, und nach dem mauerfall derjenige nicht den mut dazu gehabt hätte, mir zu sagen, dass da mist passiert ist und warum, sondern ich das über eine akte hätte erfahren müssen, dann gäbe es für mich kein pardon, da ist ein nie wieder auftauchen verkraftbarer

ja klar ist das hier keine demokratie, wie sie sich der kleine bürger vorstellt, da gehe ich voll konform. für sowas muss man wohl in die schweiz
und es ist sicher auch keine demokratie von einer regierung regiert zu werden bei der die wahlbeteiligung unter 50% lag

aber ist deswegen unser system undemokratisch? NEIN, weil jeder die chance hat aktiv an der politischen willensbildung teilzunehmen, wenn er sie nicht nutzt und hinterher nur zu meckern hat, hat mein vollstes UNverständnis
im übrigen verwundert mich die aussage "die merkel ist doof"...sonst sind doch alle voll pro merkel, nur kontra ihre politik und verbinden die beiden dinge nicht stillschweigend

bin ich permannent am meckern, dass meine stimme ncihts bringt, nur weil ich eine unrepräsentierte minderheit darstelle (ich bin kein rentner, die stellen die mehrheit des volks, das wählen geht, während meine generation nahezu lachhaft unterrepräsentiert ist)?

ist jetzt kein gerade positives beispiel, aber das in der demokratie sich dinge ändern können, sieht man sehr gut am einzug der afd in vielen landtagen
da haben sich die ganzen meckernden mal zusammengeschlossen und haben was verändert...
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Re: DDR geht heute offiziell in Rente

Beitrag von jottlieb »

caine2011 hat geschrieben: ja klar ist das hier keine demokratie, wie sie sich der kleine bürger vorstellt, da gehe ich voll konform. für sowas muss man wohl in die schweiz
Ob direkte Demokratie immer so von Vorteil ist, darüber kann man streiten.
Wenn komplexe Thematik auf Populismus stösst, dann kann das böse ausgehen. Ein sehr aktuelles Beispiel ist die knapp angenomme Initiative zur Begrenzung der Masseneinwanderung, welche die Schweizer Regierung vor enorme Probleme stellt und vermutlich noch sehr negative Auswirkungen auf die gesamte Schweiz haben wird.
Den Menschen war teilweise gar nicht klar, welche Auswirkungen ihr "Ja" hat und dass z.B. die gesamten Bilateralen Verträge mit der EU in Gefahr sind (diese Gefahr hat man natürlich im Vorfeld verneint).
caine2011 hat geschrieben: bin ich permannent am meckern, dass meine stimme ncihts bringt, nur weil ich eine unrepräsentierte minderheit darstelle (ich bin kein rentner, die stellen die mehrheit des volks, das wählen geht, während meine generation nahezu lachhaft unterrepräsentiert ist)?
Naja, das Problem ist, das bei den sehr jungen Leuten die Interesse an Politik und das Wissen um die Zusammenhänge anscheinend noch geringer ausgeprägt ist als in anderen Altersgruppen. Habe das in meiner Stadt im Kommunalwahlkampf miterlebt, wo ich mich als junger Kandidat habe aufstellen lassen.
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Re: DDR geht heute offiziell in Rente

Beitrag von caine2011 »

klar kann man über direkte demokratie streiten, ich bin auf gar keinem fall ein befürworter der solchen, aber der schnitt der leute stellt sich unter demokratie meist nur die direkte vor
Naja, das Problem ist, das bei den sehr jungen Leuten die Interesse an Politik und das Wissen um die Zusammenhänge anscheinend noch geringer ausgeprägt ist als in anderen Altersgruppen. Habe das in meiner Stadt im Kommunalwahlkampf miterlebt, wo ich mich als junger Kandidat habe aufstellen lassen.
nein das problem ist die mangelnde initiative der jugend und der politiker sich und andere für politik zu interessieren
das geht aber schon in der schule schief, warum sollte es danach noch klappen
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Re: DDR geht heute offiziell in Rente

Beitrag von CarlTheodor »

joe.i.m hat geschrieben:
CarlTheodor hat geschrieben: Der war Pfarrer und als solcher per se Staatsfeind.
Ganz meine Erfahrung: Es reichte wenn man mit Pfarrerssöhnen und Pfarrern über "Gott und die Weltsicht an sich" diskutierte. Das gab bei mir in mehreren Fällen nette Einladungen zur Klärung eines Sachverhaltes.
Es reichte aber zB. auch auf der falschen Seite eines offenen Kabelgrabens langzugehen (an der bundesdeutschen Vertretung), das brachte in meinem Fall eine 48 h lange nette Einquartierung in ein Einzelzimmer mit 24 h Dauerbeleuchtung und netten Gesprächen.
Es gab noch mehr nette Begebenheiten und nette Drohungen.
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Gruß joe
Hm, ganz so krass sind meine eigenen Erfahrungen nicht. Ich hab gerade mal Dein Alter nachgesehen. Du bis 10 Jahre älter als ich - damit habe ich die Gnade der späten Geburt. In den späten 80ern, als ich meine Erfahrungen mit dem Regime machte, war das nach meinem Eindruck schon ein bisschen in Auflösung. Aber die Floskel: "...zur Klärung eines Sachverhaltes" kenne ich auch gut, wenn auch nicht aus eigener Erfahrung. Mein Vater ist immer als Öffentlichkeit zu den Prozessen gegen Ausreisewillige gegangen. Die haben sich immer in Chemnitz zu einer bestimmten Zeit mit einem weißen Bändchen an der Kleidung vor dem Rathaus getroffen. Einfach nur ruhig dagestanden, keine Demo, wie wir uns das heute vorstellen. Man wurde dann beim ersten Mal "zur Klärung eines Sachverhaltes" vorgeladen, beim zweiten Mal verhaftet und - selbstverständlich nachdem als erstes nach Beginn der Gerichtsverhandlung die "Öffentlichkeit" in Person meines Vaters durch Gerichtsbeschluss ausgeschlossen wurde - wegen "Behinderung der Tätigkeit staatlicher Organe" zu 2 Jahren und 9 Monaten Haft verurteilt.

Soviel zum Thema "War alles nicht so schlimm ...!" @Caine: Was klarstellen sollte, dass ich nichts relativieren wollte. Ich kenne nur die Befindlichkeiten derer, die aus der Perspektive des Schrebergärtners diskutieren. Und dann sagen: "Selbst schuld, die Ausreisewilligen, hätten ja nicht hingehen müssen!" oder "Das glaub ich nicht, die haben bestimmt noch irgendwas mehr gemacht!"

Gruß CT
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Re: DDR geht heute offiziell in Rente

Beitrag von StefanB »

sele hat geschrieben: Nun ja, die Zukunft wird zeigen, ob die "soziale" Marktwirtschaft heutiger Prägung so viel erfolgreicher ist.
Zumindest so erfolgreich, dass die DDR aufgekauft wurde, war sie schonmal.

Die unverhohlene Hoffnung, dass die helfende Hand doch bitte die Krätze kriegen möge, das ist leider immer noch das typische ...War nicht alles schlecht, ne waar...beim Adolf auch nicht, ne waar...

"Die bis 1989 notleidende "... :

Jaja, dem Westen sind nach 45 die gebratenen Tauben ins Maul beflogen, und der Osten, der hatte ja nuescht...

Nur der Osten war zerbombt, der Westen stand ja noch...

Der Osten hat geschuftet wie blöde, der Westen hat morgens ausm Fenster geschaut, da stand wieder alles...

Mann mann mann...

Stefan
Beim Testhören sind wenigstens die Amateure von der Strasse
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Re: DDR geht heute offiziell in Rente

Beitrag von CarlTheodor »

@StefanB: Schade, wir hatten bisher hier eine sehr sachliche Diskussion. Deine Reaktion ist dann doch ein bisschen arg polemisch. Denn davon
StefanB hat geschrieben:Die unverhohlene Hoffnung, dass die helfende Hand doch bitte die Krätze kriegen möge, das ist leider immer noch das typische ...War nicht alles schlecht, ne waar...beim Adolf auch nicht, ne waar...
war hier nie die Rede, erst recht nicht von Adolfs Zeiten und auch das
StefanB hat geschrieben:"Die bis 1989 notleidende "... :Jaja, dem Westen sind nach 45 die gebratenen Tauben ins Maul beflogen, und der Osten, der hatte ja nuescht...Nur der Osten war zerbombt, der Westen stand ja noch...Der Osten hat geschuftet wie blöde, der Westen hat morgens ausm Fenster geschaut, da stand wieder alles...
hat nie jemand behauptet.

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Re: DDR geht heute offiziell in Rente

Beitrag von Weyoun »

StefanB hat geschrieben:Jaja, dem Westen sind nach 45 die gebratenen Tauben ins Maul beflogen, und der Osten, der hatte ja nuescht...

Nur der Osten war zerbombt, der Westen stand ja noch...

Der Osten hat geschuftet wie blöde, der Westen hat morgens ausm Fenster geschaut, da stand wieder alles...
Das hat hier auch niemand behauptet.

Allerdings solltest du dir auch darüber bewust sein, dass die sowjetische Besatzungszone bei deutlich geringerer Bevölkerungsstärke die 50-fachen Reparationszahlungen zu stemmen hatte! Da nicht alles in bar abgegolten wurde, kam es stellenweise zu einer kompletten Entindustrialisierung der ehemals blühenden Wirtschaftsstandorte (z.B. knapp 12.000 km Eisenbahnschienen wurden rausgerissen und in die SU geschafft).

Zudem gab es in den 50-ern in der DDR keinen Wirtschaftsaufschwung (laut Definition "Planwirtschaft" durfte es so was ja auch gar nicht geben).
Somit konnte es den Ostbürgern wirtschaftlich gesehen schon mal gar nicht so gut gehen wie den Westbürgern.

Also bitte etwas weniger Polemik und mehr sachliche Diskussion, Stefan!
sele

Re: DDR geht heute offiziell in Rente

Beitrag von sele »

Weyoun hat geschrieben: Allerdings solltest du dir auch darüber bewust sein, dass die sowjetische Besatzungszone bei deutlich geringerer Bevölkerungsstärke die 50-fachen Reparationszahlungen zu stemmen hatte! Da nicht alles in bar abgegolten wurde, kam es stellenweise zu einer kompletten Entindustrialisierung der ehemals blühenden Wirtschaftsstandorte (z.B. knapp 12.000 km Eisenbahnschienen wurden rausgerissen und in die SU geschafft).

Zudem gab es in den 50-ern in der DDR keinen Wirtschaftsaufschwung (laut Definition "Planwirtschaft" durfte es so was ja auch gar nicht geben).
Somit konnte es den Ostbürgern wirtschaftlich gesehen schon mal gar nicht so gut gehen wie den Westbürgern.

Also bitte etwas weniger Polemik und mehr sachliche Diskussion, Stefan!
Das glaubt Dir Stefan sowieso nicht... Auch nicht, dass die ländliche Bevölkerung bis in die 50iger Jahre hinein NICHT ausreichend mit Grundnahrungsmitteln versorgt werden konnte. Die flächendeckende Versorgung mit den sog. Waren des täglichen Bedarfs und vor allem mit Energie konnte zu keinem Zeitpunkt (bis zum Zusammenbruch) gewährleistet werden.
Zumindest so erfolgreich, dass die DDR aufgekauft wurde, war sie schonmal.
Kannst Du mir mal bitte die Quelle zum Kaufvertrag übersenden?
Das sind genau die Sätze, die bei den Menschen in den östlichen Bundesländern so gut ankommen. :evil:

Zu dem Rest Deiner Äußerungen wurde schon angemessen geantwortet.
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