Düren hat geschrieben:Hallo liebe Leute,
Ist hier ein Arzt im Forum oder jemand der sich da auskennt? Wäre für jede Hilfe dankbar.
Ahoi
Stefan
Ahoi von der Ostsee, hier ist einer...
Also mit dem Immunsystem ist das so eine Sache. Es gibt immer wieder viele Untersuchungen über den Zusatz von einer bestimmten Ernährungsweise, der Zufuhr von Vitaminen, Spurenelementen oder Mineralien etc. und deren Wirkung auf das, was man 'Immunsystem' nennt. Mit anderen Worten: was kann ich tun, damit ich seltener krank werde ?
Generell sehen die Studien nicht besonders gut aus. Für keinen populären Zusatzstoff (ich nenne die so, weil man ja bei einer entsprechenden Ernährung eig. alles Notwändige zu sich nimmt) wie Zink, Vit. C, Selen, Echinacin, Homöopathika, Knoblauch, Bakterien-Extrakte (eine Art Impfung), Kombinationen (Orthomol) etc. wurde ein wirklich positiver, nachvollziehbarer Effekt in einer gescheiten (d.h. doppel verblindeten, randomisierten, nicht Hersteller-finanzierten) Studie gefunden. Manche Effekte, die dann in der Werbung herausposaunt werden, entstammen Subgruppen-Analysen, d.h. man durchforscht die Ergebnisse so lange bis sich ein Treffer findet (d.h. ein statistisch signifikanter Vorteil) und preist nun für diese Gruppe von Menschen (Alte, Herzkranke, Diabetes-Patienten) dieses Mittel an. Subgruppenanalysen sind jedoch per se wenig aussagekräftig. Weiterhin muß gesagt werden, daß die meisten Studien eben hersteller-finanziert werden, was das Ergebnis nachweislich beeinflusst. Wenn in einer Studie kein Vorteil gefunden wurde, heisst es auch nicht, daß Dir dies oder jenes nicht hilft. Eine Studie sagt nur aus, ob das Medikament bei einer bestimmten Anzahl von Menschen besser wirkt als Placebo (also ob es 'durchschnittlich' eher hilft oder eher wirkungslos ist).
Auch für Echinacin-Präparate konnte in verschiedenen Studien wiederholt kein wirklich sichtbarer Vorteil z.B. bei der Verhütung von Erkältungskrankheiten gefunden werden. Auch die Aussagen, die sich z.B. bei Actimel finden, sind aus wissenschaftlicher Sicht größtenteils unhaltbar und geben die Studienergebnisse absolut unvollständig und verzerrt wieder. Gerade bei den so genannten 'probiotischen Drinks' sind positive Effekte nachgewiesen, z.B. zur Verhütung von Durchfall bei Antibiotika-Einnahme, aber eben nicht - wie von der Werbung suggeriert - "für den ganzen Körper". Echinacin wiederum ist z.B. kontraindiziert (darf nicht gegeben werden) bei bestimmten Erkrankungen des Immunsysten (Blutkrebs etc.)
Es ist also nicht so einfach, wie man es sich wünscht. Häufig ist es ja so, daß einem immer wieder erzählt wird, Coenzym Q was weiß ich hilft ganz toll und die 'moderne Medizin' wolle die Verbreitung der Ergebnisse verhinden, weil sie der Pharmalobby nicht in den RÜcken fallen will. Zu großen Teilen ist auch diese Aussage falsch.
Was zu empfehlen ist: der HAusarzt sollte eine gründliche körperliche Untersuchung durchführen (vielleicht versteckt sich hinter den häufigen Erkältungen ein bisher nicht erkanntes Asthma, manchmal sind wiederkehrende Erkältungen auch Zeichen einer beginnenden Zuckererkrankung) und auch Blut abnehmen (wo man u.a. die Immunzellen in Menge und Verteilung betrachten kann oder zusätzliche Entzündungswerte bestimmt und auch auf Stoffwechselerkrankungen wie Zucker oder Nierenschwäche oder Leberschäden testen kann, die manchmal Ursachen sind). Ggf. ist auchmal eine Röntgenaufnahme der Lunge vonnöten oder z.B. eine "Lungenfunktionsprüfung (LuFu)".
Ein guter Arzt wird aber auch das Wichtigste durchkauen, nämlich das Thema 'Lebensführung. Und das muss nicht nur heißen weniger trinken und nicht rauchen (beste Vorraussetzung für eine Lungenentzündung) - sondern eben die Art und Weise, wie man mit sich selbst, mit seinem Körper umgeht. Vielleicht ist es so, daß Du Deinem Körper zuhören solltest und hörst oder versuchst zu verstehen, was er Dir mitteilen will. Vielleicht gibt es etwas, wovon Du die 'Nase voll' hast oder was Dir 'die Luft raubt'.
Das war jetzt ein kurzer schulmedizinischer (und psychosomatischer) Abriß über das Thema. Bevor ich hier zerfleischt werde, möchte ich zum Ausdruck bringen, daß das eben nun die wissenschaftlich-schulmedizinische Sichtweise ist. Wenn Dir Coenzym Q10 hilft oder die Behandlung mit Homöopathika, dann ist eben dies, was Dir in diesem Moment hilft (darauf kommt es ja schließlich an) und nicht die Schulmedizin. Generell möchte ich aber betonen, daß solch eine Häufung von Erkrankungen auch immer (unabhängig davon, was bei den Untersuchungen heraus kommt) eine Möglichkeit ist, auf sein Leben zu schauen - nach dem Motto
"Eine Krise ist eine Chance !"