Hallo ta,
ta hat geschrieben:g.vogt hat geschrieben:Aber nur weil "die Wessis" (ich werde jetzt mal bewusst polemisch) 40 Jahre Vorlauf im Sichverstellen haben heißt das noch lange nicht, dass sowas "im Westen" nicht auch gedacht würde.
Also sind Wessis deiner Meinung jetzt im Schnitt genauso rechtsradikal, aber Meister der Verstellung?
um von meiner provozierenden Polemik wieder wegzukommen: Natürlich nicht "die Wessis", genauso wie nicht "die Ossis" rechtsradikal sind (wie es jedoch solche Zeitungsartikel unterschwellig immer wieder unters Volk bringen). Und nein, ich weiß nicht, ob Fremdenfeindlichkeit im Westen wirklich geringer ist. Ich vermute durchaus, dass die wirtschaftlich schlechte Lage vieler ostdeutscher Regionen und die persönlich aussichtlose Lage von "Ossis" ihren Teil dazu beitragen, dass vorhandene Fremdenfeindlichkeit deutlicher zutage tritt.
Wer den ganzen Tag für gutes Geld Autos zusammenschraubt, aber seine türkischen Kollegen immer schief ansieht, wird in keiner Statistik auftauchen, wem den ganzen Tag die Decke auf den Kopf fällt und der dann abends besoffen ein Hakenkreuz an die Hauswand schmiert, der schon (es sei denn, ein Innenminister fälscht die Polizeistatistik
).
Vielleicht liegts aber auch daran, dass wir im Zusammenleben mit Menschen aus anderen Ländern seit den 60ern Erfahrungen haben.
Da muss ich dann doch wieder polemisch werden: Wie diese Erfahrung und das "Zusammenleben" aussehen, das kann man sich in bestimmten (West)Berliner Quartieren und in Pariser Randvierteln ansehen.
Sicher auch ein Punkt ist, dass gemäß verschiedener Quellen Rechtsradikalismus im Osten vor der Wende eine Protestform gegen den Sozialismus war.
Er ist auch heute "Protestform" bzw. teilt sich der Protest auf in Rechtsradikal und Linksradikal.
Das marschieren im Gleichschritt, das Tragen von Uniformen und das Singen seltsamer Lieder durch Jugendliche war im Osten mit Sicherheit auch weniger verpönt als im 68er-umgewälzten Westen.
Da fehlt mir jetzt irgendwie ein ";-)" - nichts war und ist mir verhasster als Uniformen, Gleichschritt und dieses unmusikalische Gebrülle
Ich möchte behaupten, es ist mir und vielleicht auch anderen Neubundesbürgern verhasster als manchem Altbundesbürger, der das so nie erlebt hat.
Und ich könnte dir auch erzählen von den Erlebnissen meines Ziehsohnes bei seinem "kurzen Ausflug" in den bundesdeutschen Wehrdienst in einer Kaserne in den alten Bundesländern...
Das Problem ist einfach, dass aus den obigen Gründen die Nazis im Osten einen idealen Nährboden gefunden haben und die Jugend super verführen konnten. So haben sie sich vergleichsweise tief in der Gesellschaft festsetzen können. Im nachhinein war diese Entwicklung fast zwangsläufig.
Und die meisten Köpfe solcher Gruppierungen sind, ja was wohl
Ich denke nicht dass Ossis schlechtere Menschen als Wessis sind. Es wurde - und wird bis heute wenig bis nichts dafür getan - die Ostdeutsche Jugend mit ihren speziellen Problemen irgendwie aufzufangen. Sie haben auch keine wirklichen Vorbilder in ihrem Umfeld, die seit Kindesbeinen in einer Demokratie leben und diese positiv bewerten, ganz anders als die Altersgenossen im Westen.
Ich erlebe eine Gesellschaft, die insgesamt immer weniger tut für die Menschen überhaupt, Kinder, Jugendliche, Arbeitnehmer, von ihrer Hände Arbeit nicht leben Könnenden, Arbeitslose, Rentner, Kranke.
@Düren
Düren hat geschrieben:Man darf doch wohl noch über so einen Fall wie geschildert bestürzt sein. Wo leben wir denn? Das eine Familie wegen der Hautfarbe "weggemobbt" wird.
Aber ja, natürlich ist das bestürzend (im übrigen ist genauso bestürzend, wenn ein stellvertretender Bürgermeister solche berichteten Erlebnisse gleich in Bausch und Bogen als unvorstellbar (also gelogen?) verwirft). Mir fällt es allerdings schwer, dies getrennt zu betrachten von der Empörung darüber, dass Fremdenfeindlichkeit gerne und immer wieder als typisch ostdeutsches Problem dargestellt wird.
Mit internetten Grüßen
Gerald Vogt