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Re: S-Laute zischen

Verfasst: So 6. Aug 2017, 13:00
von rockyou
Wenn du das ATM dazu bestellt und die Höhen ein wenig zurücknimmst, könnte es auch schon reichen. Probier es aus, zumal der Bass ja auch noch ein wenig tiefer geht :D

Re: S-Laute zischen

Verfasst: So 6. Aug 2017, 14:35
von Hermann Karbon
In der Broschüre "Technik Satt" von Nubert ist man gegenüber einer DSP-Raumkorrektur im Hoch- und Mitteltonbereich eher skeptisch. Lediglich eine breitbandige Korrektur (wie eben per ATM möglich) sei sinnvoll. Ich zitiere mal einen Abschnitt. Was meinen die Verfechter der DSP-Raumkorrektur dazu, liegt Nubert falsch? Ich habe schon ein ATM und überlege gerade, ob ich zusätzlich mit einer DSP-Korrektur im Gesamtfrequenzbereich experimentieren soll, oder nicht. Das Folgende stimmt mich skeptisch.
Auszug aus Nubert, Technik Satt ( http://www.nubert.de/downloads/technik_satt.pdf ), S. 11:
Dsp-Systeme und Equalizer zur
»Raumkorrektur« eines Klangspektrums

In letzter Zeit tauchen häufig Produktvorstellungen in Firmen-
prospekten und Tests in Fachzeitschriften auf, die den Eindruck
erwecken, es sei sinnvoll, den gesamten Frequenzgang eines
akustisch unangenehmen Raumes einfach an der Hörposition
messtechnisch zu erfassen und daraus ein Korrektursignal abzu-
leiten. Wenn dann den Boxen zusammen mit der Musik die „um-
gekehrte“ Frequenzgangveränderung des Raumes angeboten wird,
sollen die Raumeinflüsse kompensiert werden.
Zugegeben, vor vielleicht 25 Jahren dachten auch wir, dass der
Klang einer Beschallungsanlage dann wohl gewinnen würde,
wenn der (durch gleitenden Sinus, Frequenzgemische oder durch
Schmalbandrauschen gewonnene) Frequenzgang am definierten
Sitzplatz eines Hörers durch Equalizer linearisiert werden würde!
Erst die katastrophalen Hörergebnisse dieser Versuche bei der
Kompensation des Gesamtfrequenzbereiches veranlassten uns,
konzentriert über solch eine Vorgehensweise nachzudenken und
uns mit diesem Gebiet intensiv zu beschäftigen:
Der „Frequenzgang“ von impulsartigen Signalen im Raum sieht
bei jeder Art der Impulszusammensetzung völlig anders aus – und
hat praktisch gar nichts mit dem Frequenzgang im eingeschwun-
genen Zustand zu tun!
(...)
Oberhalb einiger hundert Hertz sind die Resonanzen und
Auslöschungen so ungleichmäßig im Raum verteilt, dass schon
der Abstand zwischen den beiden Ohren eines Hörers ausreicht,
um für jedes Ohr völlig unterschiedliche Bedingungen zu schaf-
fen. Deshalb sind in diesem Frequenzbereich nur breitbandige
Beeinflussungen des Frequenzganges – also als Klangregler –
sinnvoll. Die durch Raumreflexionen verursachten Klang-
veränderungen im mittleren und höheren Frequenzbereich durch
„Umdrehen“ der eingespeisten Informationen verbessern zu
wollen, funktioniert nicht. Das ist vergleichbar mit dem Versuch,
Echos oder Nachhall von Stimmen durch zusätzlich noch ge-
genphasig gesprochene (quasi eingesaugte) Worte verhindern zu
wollen. Erst die völlige Stille des Sprechers – oder eine vollstän-
dige akustische Dämpfung der reflektierenden Flächen – können
das Echo verhindern.

Re: S-Laute zischen

Verfasst: So 6. Aug 2017, 14:37
von Genussmensch
Es ist sicher eine gute Maßnahme, vom Fachmann eine maßgeschneiderte Lösung mittels DSP realisieren zu lassen.

Bei dieser Gelegenheit würde ich aber das Thema frühe Reflektionen und Nachhall zusätzlich mittels raumakustischer Maßnahmen angehen. Das kann ein DSP nicht ersetzen. Gerade die Reflektionen führen nicht nur zu tonalen Beeinträchtigungen, sondern wirken sich auch sehr negativ auf die Abbildung aus. Und der Nachhall ist gerade im Mittel- und Hochtonbereich sehr unangenehm und macht das Hören anstrengend.

Genussmensch

Re: S-Laute zischen

Verfasst: So 6. Aug 2017, 14:58
von Hermann Karbon
Es ist sicher eine gute Maßnahme, vom Fachmann eine maßgeschneiderte Lösung mittels DSP realisieren zu lassen.
Das ist gerade meine Frage - Wenn man die oben zitierten akustischen Erläuterungen ernst nimmt, ist die DSP Korrektur oberhalb einiger hundert Hz prinzipiellen Einwänden ausgesetzt. Egal, wer sie wie professionell durchführt: Sie kann demnach gar nicht wie gewünscht zur schmalbandigen Raumkorrektur beitragen. "Lediglich" eine breitbandige Anpassung an den Geschmack des Hörers ist möglich, wie per Klangregler und ATM. Was ist denn nun richtig?

Re: S-Laute zischen

Verfasst: So 6. Aug 2017, 15:14
von Mysterion
Der Passus ist grundsätzlich korrekt.

MT/HT-Korrekturen müssen "spezieller" vorgenommen werden, nur dann entfernt sich das Ergebnis nicht von der eigentlichen Charakteristik der Box.

Definierte FIR-Filter sind ein möglicher und sehr guter Ansatz.

Re: S-Laute zischen

Verfasst: So 6. Aug 2017, 15:42
von Hermann Karbon
Haben die Autoren von "Technik Satt" die "definierten FIR-Filter" bei ihren Ausführungen denn nicht gekannt? Was bewirken diese Filter und wie können sie die von Nubert geschilderten Probleme bei der DSP Raumkorrektur im Mittel-Hochtonbereich lösen?

Re: S-Laute zischen

Verfasst: So 6. Aug 2017, 16:31
von ctrl
Hallo Tom,
...habe ich mir die 264er noch einmal organisiert, aufgestellt und abgehört. Auch hier höre ich die S-Laute zischen (hier hatte mich meine musikalische Gedächtnis verlassen) aber bei weitem nicht in der "110er" Schärfe und nicht unangenehm dominant.
War das deine "alte" 264? Habe festgestellt, dass die neuen Messungen der 264 erheblich von den alten Messungen abweichen. Die aktuellen 264 haben die 8kHz-Senke lange nicht mehr so ausgeprägt wie die älteren 264.
Wir werde daher das Thema DSP/Raumeinmessung in den nächsten 2 Wochen angehen. Hier wird sich zeigen, ob ich auch etwas gegen meinen "gefühlten" Nachhall unternehmen muss,
Der "Nachhall" war aber auch schon bei deiner 264 vorhanden und hat dich dort nicht gestört? Das breitere Abstrahlen der 110 und der damit verbundenen "stärkeren" Reflexionen kann ein DSP nicht lösen, da du die Abstrahlcharakteristik des LS damit nicht ändern kannst.
Wie andere schon sagten, wären Raumakustik-Maßnahmen in diesem Fall zielführender. Einfach mal provisorisch mit festeren Stoffen an den seitlichen Reflexionsflächen experimentieren (falls kein Vorhang-Stoff oder ähnliches zur Verfügung steht, tun es auch Bettbezüge). Wenn eine Besserung eintritt, weißt du in welche Richtung es weiter geht....

Falls dich wirklich nur ein schmaler Frequenzbereich stört und du diesen eingrenzen kannst (z.B. durch testen mit einem Software-Equalizer, siehe mein vorheriges Post), wäre es natürlich am schönsten die Korrektur dauerhaft ohne weitere teure Elektronik oder dauerhaft laufender Software zu realisieren. Dazu könnte für ein paar Euro ein Saugkreis aus drei passiven Weichenbauteilen (Spule, Kondensator und Widerstand - Kosten unter 10€ je Seite) zusammengestellt und dieser entweder direkt am Hochtöner oder am HT-Zweig der Weiche verlötet werden - bezweifle aber dass der sehr gute Nubert-Kundendienst so weit geht ;-)

Gruß Armin