Tricksy hat geschrieben: ↑Mi 8. Sep 2021, 12:08
Da erinnere ich mich doch gern an die Zeit mit ca. 14 Jahren zurück. Ich stehe vorm CD Regal und überlege was ich denn nun vom Taschengeld kaufen soll. Reichen tat es immer nur für ein Album. Das waren schon harte Entscheidungen
. Und nach einer Woche bereute ich es; warum hast du nicht das andere Album genommen.....?! Und heute bekomme ich für das relativ gleiche Geld Zugriff über vier Accounts (Mithörer) auf einfach alles was die Musikwelt zu bieten hat. Für mich einfach nur genial.
Und genau das führt dazu, dass Musik immer mehr zum Wegwerfartikel wird. Der einzelne Künstler erhält Cent-Beträge, kann sich hiervon selbst die Musik nicht mehr leisten, die er vielleicht machen möchte. Die Produktionsstandards gehen runter, damit er überhaupt noch was aufnehmen kann, eine Band kann er nicht bezahlen (oder man muss die nicht vorhandenen Einnahmen durch drei bis fünf Personen teilen) und es profitieren nur noch einzelne Megastars, die sich aber auch immer mehr gleichen. Gerade dass man sich nicht alles leisten konnte oder kann hatte oder hat seinen Reiz. Man konnte eben nicht einfach "wegwischen", sondern musste mit seiner Entscheidung leben. Es war eben nicht alles immer verfügbar und daher etwas Besonderes. Je stärker die Online-Angebote wurden, umso mehr litten die Künstler, die auch immer schwerer ihre eigenen CDs auf den Konzerten an den Kunden bringen konnten - der kann es ja für kleines Geld direkt auf dem Handy hören.
Im Ergebnis ist es wie mit den Online-Bestellungen. Am Ende heißt es dann: "Ein Skandal, dass unsere Buchhandlung zugemacht hat!" Fragt man weiter, wann dort zuletzt gekauft wurde, erntet man Schweigen. Klar, das ist ein langsamer Prozess. Dennoch wird langfristig die Qualität schwinden.
Einzig und alleine gibt es zu bemängeln, dass eben leider nicht alles online ist. Die Ärzte z. Bsp. haben sich lange gewehrt, sind inzwischen aber auch online. Bei Supertramp z. Bsp. sind nicht alle Alben online. Usw. usw. Aber im Groben und Ganzen finde ich, dass ich für mein Geld sehr sehr viel Freiheit in meiner Musikwelt bekomme.
Nur, dass das Geld nicht da ankommt, wo die Musik gemacht wird, sondern da, wo sie verbreitet wird.
Nicht falsch verstehen! Ich kritisiere nicht Dich persönlich. Dein Post enthielt halt nur die fraglichen Anknüpfungspunkte.
Oft heißt es auch "Ja, aber wenn mir das gefällt, kaufe ich es mir auch auch CD." Das gleiche Argument ist übrigens: "Wenn ich mal in der Stadt war, habe ich auch in der Buchhandlung eingekauft." Es fehlt einfach die wirkliche Einnahmequelle für den Künstler.
Als es nur physische Tonträger gab, konnte auch derjenige noch ganz gut leben, der eben nicht in den Hitparaden gelandet ist. Das vermeintliche Argument, der Künstler käme nun schneller an den Kunden, da er seine Musik weiter verbreiten kann, ist für mich ein Scheinargument und trifft nur auf wenige zu. Hatte der regional arbeitende, im Aufbau begriffene Künstler früher nur einen kleinen regionalen Wirkungskreis, bekam er dort aber dann doch eine relative Aufmerksamkeit, die er national nicht bekommen wird. Dort konkurriert er plötzlich mit Millionen von Songs und zigtausenden von Konkurrenten. Während er bei einer guten regionalen Bekanntheit einige Konzerte in der Region spielen konnte, kommt nun keiner mehr, da es weitaus schwieriger ist, - auch regional - auf sich aufmerksam zu machen.
Sorry, ich kann Streaming in der heutigen Form nichts abgewinnen!