burki hat geschrieben:Ich hab auch die O500C in diversen Einstellungen probegehoert und empfand dort die minimalphasige Einstellung keineswegs wirklich besser, ja denke, dass das group-delay zwar eine Rolle spielt, doch im Enddeffekt sich der Aufwand (man beachte, was fuer ein Mehrkanalsystem alles notwendig waere) nicht unbedingt lohnt.
Meinst Du hier wirklich "minimalphasige Einstellung"?
Gedankensprung.
Ich bin mir ziemlich sicher, daß das Optimum einer Phasen-Entzerrung eines
Systems irgendwo zwischen Minimalphasensystem und Linearphasensystem
liegt. Der Hintergrund ist der, daß das menschliche Ohr als Detektionssystem
selbst zur Auswertung nichtlinearphasige Filter benutzt.
Als Ergebnis reagiert das Ohr auf Einschwingvorgänge empfindlicher als
auf Ausschwingvorgänge. Z.B. klingt eine linearphasige Filterung
mit f=2 kHz und ca. 0,1 dB/Hz Filtersteinheit furchtbar (es fiept).
Ein Tschebyschewfilter 12. Ordnung mit Passband-Ripple von 0,2 dB
klingt akustisch wesentlich weniger auffällig, trotz gewisser
Ähnlichkeiten im Frequenzgang.
Man hat einen Trade-Off zwischen Pre-Ringing und Zeitfehlern,
beides ist hörbar und beides verursacht träge Bässe (wenn diese
Fehler im Baßbereich auftreten). Streng genommen gehört das
Post-Ringing auch noch dazu.
Das ganze gilt für das hörbare Spektralbereich bis ca. 8 kHz,
ab ca. 8 kHz konnte ich kaum noch Unterschiede feststellen.
Falls das stimmt, was ich hier schreibe (jeder macht Fehler!),
dann schaltet man bei der O500C zwischen zwei suboptimalen
Lösungen um, wobei beide natürlich auf sehr hohem Niveau sind.
Wenn ich mal lange Weile habe, dann schreibe ich mal einen
Filter, der bei 80 Hz einmal mit Tschebyschew 8. Ordnung und
einmal per Linearphasenfilter mit exakt dem gleichem
Frequenzgang filtert. Leider gibt es hier keine EXE-Gallerie.
Webspace habe ich z.Z. leider keinen mehr.
Betreffs Filter gibt es BTW noch jede Menge anderen Unsinn, der
als Wahrheit (tm) so durch die Gegend fleucht. Was aber stimmt,
ist, daß Filterdesign eine sehr komplexe Angelegenheit ist ;-)