Die Diskussion Federgabel oder Starrgabel kommt gefühlt gleich hinter dem Klassiker Stahl- oder Alurahmen.
Letzteres ist inzwischen weitgehend obsolet, denn Fahrräder mit Stahlrahmen gibt es im Massenmarkt praktisch nicht mehr, erst recht nicht bei den E-Bikes. Das heißt aber zuallererst nur, dass die Hersteller lieber Aluräder bauen
M.E. folgt dieser Trend dem allgemeinen Trend in der Wirtschaft. Früher hat man das 40 Jahre alte Fahrrad vom Opa übernommen, heute ist ein City- oder Trekkingrad mit Alurahmen nach 10 Jahren eben durch.
Ich bin auch kein Fan von Federgabeln, was allerdings auch daran liegen könnte, dass ich noch keine richtig gute gefahren bin. Für mich hat die Federung im Gelände Sinn, aber weniger in der Stadt. Der Wunsch, die Federgabel möge aus Kopfsteinpflaster das Fahrgefühl auf Asphalt machen, erfüllt sich m.E. jedenfalls nicht. Da hat schon die Physik was dagegen, weil die Federgabel am Wendepunkt immer wieder kurz haftenbleiben
muss.
Und die Stuckerei billiger und/oder verschlissener Federgabeln finde ich extrem nervend.
An meinem nach Rahmenbruch wieder aufgebauten Stadtradl ist die im Set mit dem Rahmen erworbene Federgabel jedenfalls nach einem Jahr wieder rausgeflogen. Das war wie eine "Befreiung", das Rad ist nun viel agiler, stuckert(*) und quietscht nicht mehr und trägt sich auch spürbar leichter aus dem Keller.
(*) Und dieses Anschlagen am oberen Totpunkt beim Losfahren war auch extrem nervig.
An vielen E-Bikes haben Federgabeln m.E. kaum einen Sinn, weil diese Räder auf eine bequemere, oft fast aufrechte Haltung ausgelegt sind und damit kaum Last auf Händen und Gabel liegt. Da kann die Federgabel erst recht nicht federn. Sie macht den sackschweren Bock nur noch schwerer.
Ich wohne in einer Stadt mit vielen Straßenbahnstrecken und vielen alten Kopfsteinpflasterstraßen. Dünne und hart aufgepumpte Reifen sind da IMHO einfach fehl am Platz; oder man nimmt den nicht vorhandenen Komfort und das Risiko jugendlich sportlich. Man sollte mindestens einen 47er, besser noch einen 50er Reifen fahren, damit man nicht in die Schienenrille einspurt. Ich fahre immer ungefähr 1 Bar vorne und 1,5 Bar hinten überm empfohlenen Minimaldruck - damit hat man m.E. schon einigermaßen Komfort.
Die Federgabel macht das Fahrrad mindestens 1kg, eher 1,5 bis 2kg schwerer. Sie ist ein wartungsintensives Verschleißteil. Da ich auch selber Fahrräder aufbaue und warte kann ich euch sagen, dass der Austausch einer Federgabel mit richtig viel Arbeit verbunden ist (oder viel Geld, wenn man es machen lässt). Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Fahrradindustrie ständig neue Standards einfallen lässt, was die Suche nach einer passenden Ersatzgabel nach einigen Jahren zu einer zeitraubenden Angelegenheit machen kann. Ähnliche Probleme vermute ich bei der Ersatzteillage für ältere Federgabeln.
Weyoun hat geschrieben: ↑Sa 19. Sep 2020, 11:52
Trekking Rad mit 55-er oder 60-er Breite? Das ist echt heftig. Mein Guderreit hat 42-er Breite. Ich habe die Reifen schön prall aufgepumpt, damit der Rollwiderstand schön gering ist. Okay, mit einem Motor kann man das natürlich leistungsmäßig mehr als kompensieren, aber die Abrollgeräusche nehmen mit steigender Breite und sinkendem Luftdruck zu. Irgendwann klingt es dann wie bei einem Fat Bike. Das könnte ich auf Dauer nicht ertragen.
Diese Einlassung verstehe ich nicht. Das Abrollgeräusch von Fahrradreifen hängt nach meiner Erfahrung ganz erheblich von der Reifenkonstruktion ab, insbesondere der Gummimischung und dem Profil. Ein straßentaugliches Allround-Profil hörst du im Alltag nicht, wirklich hörbar wurden die Reifen meines Fahrrads nur im März, beim Corona-Lockdown.