teite hat geschrieben:Hallo,
Irgendwie scheint mir ja, das die ganzen Hifi-Blätter jetzt frohlocken, endlich den Stein der Weisen gefunden zu haben.
Jeder hört anders und jeder braucht auf seine Hirnsignalverarbeitung optimierte Lausprecher.
Moment! Das Thema wurde von der Uni Heidelberg und son paar Engländern wieder aufgegriffen - die sind schuld. Ursprungsvater dieser Gedankengänge soll sogar Hermann von Helmholtz mitte des 19. Jahrhunderts gewesen sein. Steinigt ihn
teite hat geschrieben:
Ich befürchte aber eher, das Hersteller dann diesen Parameter als Alleinstellungsmerkmal herausstellen und andere wichtigere Parameter vernachlässigen. Bestes Beispiel ist da die Zeitrichtigkeit, mit denen bestimmte Schallwandler angepriesen werden auf Kosten von wirklich hörbaren Parametern.
Glücklicherweise gibt es noch manche Menschen, die nach Geschmack und Probehören kaufen und solchen "Werbeversprechen" skeptisch gegenüber stehen. Aber ich kann mir schon vorstellen wie Karl von nebenan mir seine krassen getunten Grundton-Speaker präsentiert, welche dann nur wummern und schrill sind oder so
Philipp hat geschrieben:
Ich denke
schon, dass der Frequenzgang des Ohres bei diesem Test eine große Rolle spielt. Wer im Grundtonbereich besser hört als im Obertonbereich ist "Grundtonhörer", wessen Gehör im Obertonbereich empfindlicher ist ist "Obertonhörer". In diesem Stadium der Informationsverarbeitung hat das Gehirm noch gar nicht eingegriffen. Soweit so gut.
Mit Aussagen über die Signalverarbeitung im Gehirn wäre ich vorsichtig, denn sowas lässt sich nur unglaublich schwer nachweisen, wenn überhaupt. Sicherlich aber nicht mit so einem simplen Test, dessen Wirkung rein theoretisch schon allein durch die verschiedenen Gehör-Frequenzgänge erklärt werden
kann.
Ich behaupte nicht dass in jedem Fall das Gehör "schuld" ist, und ich behaupte auch nicht dass das Gehirn auf jeden Fall
keine Rolle spielt, ich behaupte nur dass weder das eine noch das andere mit diesem Testchen beweisbar ist.
Wenn überhaupt, tendiere ich aber stark zur ersteren Theorie.
(Auf den nachfolgenden Teil deines Postings - nämlich die Auswirkungen auf die Lautsprecherwahl - hat die Frage, ob Gehör oder Gehirn, übrigens überhaupt keinen Einfluss!!!)
Als weiteren Aspekt möchte ich noch einbringen, dass die Untersuchung des Gehirnaufbaus der Testpersonen der Uni ergeben hat, dass Grundtonhörer mehr "Hirn" auf der linken Seite haben und Obertonhörer ein ausgeprägteres rechtes Hörzentrum besitzen. Angeblich von Geburt an. Das heißt nach deiner Theorie, dass ich anhand der Hirngröße feststellen kann, in welchem Frequenzbereich ein Gehör besonders gut ist. Interpretiere ich das falsch und kann das überhaupt sein?
Vieleicht auch einfach mal ein anderes Beispiel:
Angenommen wir stehen vor einem Bild. Unsere Augen sind gleichgut. Dir gefallen die Farben, mir nicht. Hat das was mit dem Sehvermögen zu tun? Oder ist das eher eine Frage der individuellen Verarbeitung im Hirn (des Geschmacks).
Mit den Ohren das gleiche: Ich kann mir nicht vorstellen, dass es am Frequenzgang meines Gehörs liegt, welche Töne, Melodien, Rhythmen mir gefallen.
Ja haben wir hier denn keinen Neurologen
Nochmal der Auszug von der Uniseite:
Die musikalische Tonhöhe von harmonisch komplexen Tönen unterscheidet sich um bis zu drei oder vier Oktaven, wenn derselbe Ton unterschiedlichen Hörern vorgespielt wird. Manche Hörer erkennen eher den Grundton eines Klanges (die Periodizitätstonhöhe), andere eher einzelne Obertöne. Um diese bereits von Hermann von Helmholtz beschriebenen subjektiven Unterschiede zu quantifizieren, haben wir einen ausführlichen Tonhöhentest mit 162 verschiedenen Tonpaaren aus harmonisch komplexen Tönen entworfen (Schneider et al., 2005). Der Test wurde mit 306 Profimusikern, 66 Amateurmusikern und 48 Nichtmusikern durchgeführt und zeigte eine breite Verteilung, die es erlaubte, die Hörer in zwei Gruppen, die "Grundtonhörer" und die "Obertonhörer" einzuteilen.
Bei 87 Probanden wurde zusätzlich mittels Kernspintomographie (MRT) das Gehirn anatomisch aufgenommen und mit Magnetoencephalographie (MEG) die Gehirnströme beim Hören von Klängen gemessen. Grundtonhörer zeigten im seitlichen Bereich des linken Heschl Gyrus ein deutlich größeres Volumen an grauer Substanz und auch eine größere P50 Aktivierung als im rechten Heschl Gyrus. Bei Obertonhörern war hingegen der rechte Heschl Gyrus stärker ausgeprägt.
Während die mit der Tonhöhenwahrnehmung verbundene Links-Rechts-Asymmetrie sowohl bei Profis und Nichtmusikern in gleicher Weise auftrat, war die absolute Größe der neuronalen Substanz stark von der musikalischen Veranlagung abhängig. Profimusiker zeigten einen doppelt so grossen Heschl Gyrus wie Nichtmusiker. Die im seitlichen Bereich des Heschl gyrus generierte P50 Aktivierung war sogar um das Fünffache stärker ausgeprägt. Das Volumen der grauen Substanz korrelierte nur mit der musikalischen Begabung, gemessen mit dem AMMA-Test von Edwin E. Gordon, die P50 Aktivierung hingegen ausschliesslich mit dem musikalischen Langzeit-Training.
Ferner wurde ein Einfluss auf die Präferenz bestimmter Musikinstrumente festgestellt. Da der linke Hörkortex für rasche zeitliche Verarbeitung zuständig ist, bevorzugen Grundtonhörer Musikinstrumente, die kurze, scharfe oder impulsive Töne produzieren (Schlagzeug, Gitarre, Klavier oder hohe Soloinstrumente wie Trompete oder Querflöte). Der rechte Heschl Gyrus verarbeitet hingegen bevorzugt Spektralfrequenzen oder Klangfarben. Obertonhörer wählen konsequenterweise in der Regel eher Instrumente, die lang ausgehaltene Töne mit charakteristischen Klangfarben oder Formanten im Spektrum produzieren (Streich-, Blech oder Holzblasinstrumente in tieferen Lagen, Orgel oder Gesang). Musiker, die das gleiche Hauptinstrument spielen aber unterschiedlich hören, unterscheiden sich ferner oft in ihrer Spielweise: Grundtonhörer spielen lieber virtuos oder rhytmisch betont, Obertonhörer interessieren sich mehr für Klangfarben und länger ausgehaltene Melodiebögen.
Sowohl die Größe als auch die relative Gewichtung der Heschl Gyri hat einen Einfluss auf die Tonhöhenwahrnehmung, Klangvorstellung, Präferenz von Musikinstrumenten und auf die musikalische Gestaltung.