dimitri hat geschrieben:Ich seh das so:
1.) Stereo selbst ist ein Effekt, den es in der Natur so nicht gibt, unser Gehirn interpretiert und fügt Informationen zusammen. Reflexionen stören diesen Vorgang, da diese den Direktschall, ich nenne es mal so, verwässern. Diese frühen Relexionen so weit wie möglich zu minimieren erleichtert es unserem Brain also die Informationen wie gewünscht zusammenzufügen.
Das ist sicherlich ein wichtiger Punkt. Dabei sollte man sich m.E. klar machen, dass Stereo im wesentlichen ein
eindimensionaler Effekt ist, der auf der guten Fähigkeit unserer Ohren beruht, Richtungen zu bestimmen: Auf der Achse Zwischen den Lautsprechern können wir Phantomschallquellen sehr gut lokalisieren. Und diese Lokalisierung wird durch die Reflexionen gestört. Insofern könnte man sagen: Je mehr Absorber, desto besser die Lokalisierung.
Aber das Stereo-Erlebnis besteht nicht ausschließlich auf der Lokalisierung dieser Phantomschallquellen. Allerdings sind weitere Rauminformationen bei weitem nicht so eindeutig, bzw. können bei weitem nicht so eindeutig von unserem Wahrnehmungssystem ausgewertet werden. Was man sich bildlich vielleicht etwa so erklären kann: Für einen frühen Menschen war es sicherlich wichtig zu wissen, aus welcher Richtung ein Angreifer kommt; es war auch wichtig, ob das Brüllen eines Löwen aus 3 oder 500 Entfernung kommt; aber wenn es wichtig war, 3 oder 5 Meter zu unterscheiden, dann übernahm das wohl eher der Sehsinn. Unser Hörsinn ist sicher nicht dafür geschaffen, auf einer Bühne
rein akustisch die Entfernung zwischen Sänger und Schlagzeug zu messen; in der Realität übernimmt das das Auge, beim Stereohören die Erfahrung und die Fantasie.
Ich bin daher skeptisch gegenüber einer "Optimierung" über die Richtungs-Lokalisierung hinaus; diese kann exakt sein (wenn die Aufnahme das hergibt). Alles andere mag vorhanden sein, aber exakt ist es nicht, ob mit oder ohne Optimierung.
Für den Höreindruck ist sicherlich die "Räumlichkeit" im Sinn von "Halligkeit" auch wichtig; aber ich frage mich, ob das etwas ist, was möglichst exakt reproduziert werden muss? Ich vermute eher, dass es relativ wurscht ist, ob das von der Aufnahme kommt oder vom Hörraum. Zuwenig davon dürfte jedenfalls klanglich ebenso unvorteilhaft sein, wie zu viel.
Ich möchte dafür plädieren, beim Musikhören unsere Ohren nicht zu reinen Meßgeräten zu degradieren - als solche sind sie ziemlich unzuverlässig. Statt dessen sollten wir Fantasie und Vorstellungsvermögen den ihnen gebührenden Platz einräumen - de facto geht es bei Stereo eh nicht ohne sie!