OL-DIE hat geschrieben: Ein zusätzliches Ladengeschäft in Norddeutschland ist sicher wünschenswert, verursacht aber nicht zu knappe Fixkosten (Anmietung und Herrichten von Gewerberaum, Personalkosten, Energiekosten). Außerdem könnte das norddeutsche Personal nicht mal kurz in einem anderen Ladengeschäft aushelfen, wenn Bedarf besteht. Weiterhin muss das zusätzliche Geld für diesen Laden erst erwirtschaftet werden, und zwar dauerhaft! Größe und Anzahl der Filialen hat nichts mit der wirtschaftlichen Gesundheit eines Unternehmens zu tun.
Das müsste man halt ausrechnen. Ich habe ja auch nicht gesagt, dass der Einzelhandel IMMER billiger wäre, als der Direktvertrieb. Ich wollte nur verhindern, dass der Eindruck entstünde, der Direktvertrieb wäre IMMER billiger als der Einzelhandel.
Folgende Zahlen sind
frei erfunden:
Wenn die Fixkosten zur Zeit bei 240 TEUR/Jahr liegen würden und 2000 Boxen/Jahr abgesetzt werden würden, so läge der Fixkostenanteil pro Box bei 120 Euro. Würde man einen einfachen Laden anmieten, der muss auch
nicht in der 1a Lage in der Mitte der Fußgängerzone liegen sondern irgendwo im Hinterhof, für sagen wir 600 Euro/Monat und würde dieses Vorführstudio (Verkauf kann ja übers Internet stattfinden) mit Hilfe von Studenten betreiben (es braucht keine besondere Qualifikation, wenn man sowieso nur ein eingeschränktes Angebot hat), die zusammen sagen wir 1000 Euro/Monat kriegen, würde man für pi mal Daumen 20 TEUR/Jahr eine Filiale in Norddeutschland haben (Noch billiger wäre es vielleicht sogar, wenn man einfach mit bestehenden Läden kooperiert - dazu kommen nicht nur Hifi-Läden sondern auch Tonstudios, Proberäume, sonst. Kulturzentren in Frage.) D.h. die Fixkosten steigen auf 260 TEUR. Ein Umsatzwachstum von 8,3% würde ausreichen, um die Kosten zu decken. Und das halte ich für absolut möglich, denn:
- viele Leute wollen nicht über das Internet bestellen
- vielen Leuten ist die Rückschickprozedur zu umständlich
- viele Leute wollen die Produkte sehen und hören (und nicht zwangsweise, auch wenn das besser ist, in den eigenen vier Wänden)
OL-DIE hat geschrieben:
Und somit denke ich, dass für die NSF nicht unbedingt die Notwendigkeit besteht, ein zusätzliches Ladengeschäft zu eröffnen. Das Internet und dieses Forum hier, in dem ausgiebig über große Distanzen diskutiert werden kann, werden es schon richten.
Die Notwendigkeit aus unternehmerischer Sicht mit Sicherheit nicht. Aus Sicht der Kunden wäre es halt - meines Erachtens - schön.
OL-DIE hat geschrieben:
Die NSF ist halt ein Familienbetrieb mit starker Bindung untereinander. Diese Tatsache wurde beim 30er-nuFescht sehr deutlich spürbar. Fast eine Art Geborgenheit. Aber natürlich auch mit großem Einsatz der Mitarbeiter für "Ihre" NSF verbunden. Ich glaube, dass es schwierig würde, diese enge Verbundenheit mit den Mitarbeitern in einem sehr weit entfernten Ladengeschäft aufzubauen. Auch die neuen Ingenieure Thomas Bien und Dirk Schmelzer fühlen sich offensichtlich sehr wohl in der Firma. Somit ist Herr Nubert deutlich entlastet und nimmt sich die (teure!) Zeit, das Forum zu pflegen. Außerdem ist er verheiratet und hat einen Sohn (ca. 9 Jahre alt).
Forschung und Entwicklung würde ich auch weiterhin zentral im Headquarter belassen.
OL-DIE hat geschrieben:
Gäbe es in einem weit entfernten Ladengeschäft Probleme, so müssten Herr Spiegler oder Herr Nubert persönlich dorthin reisen, was sofort mindestens 2 Tage in Anspruch nimmt. Ob so eine Lösung wirklich gut ist bezweifle ich, je mehr ich darüber nachdenke.
Naja, das kann man ja auch delegieren. Wäre ja noch schöner, wenn sich die Chefs um jeden kleinen Mist selbst kümmern müssten. Das ist nur eine Frage einer schlauen Organisationstruktur.
OL-DIE hat geschrieben:
Ich denke, dass die Entscheidung "in kluge Köpfe" zu investieren, die Richtige war. Oder mal einfach formuliert: Lieber 2 Ingenieure einstellen und die Boxen weiterentwickeln als in einem zusätzlichen Ladengeschäft wenig weiterentwickelte Boxen verkaufen...
Gerne, wenn die Boxen dann noch besser werden. Aber ich habe ja fast das Gefühl, dass man sich schon nahe am Optimum befindet. Und ob es sich lohnt, sich für eine nicht mehr hörbare Verbesserung noch weitere 120 TEUR Fixkosten (2 Ingenieure) ans Bein zu binden - hmm... Dann würde im obigen
fiktiven Zahlenbeispiel jede Box um 60 Euro teurer werden. Hmm, dann sollten die Ingenieure schon neue Produkte entwickeln, die den Umsatz steigern.
Wachstum ist ein nicht zu vernachlässigender wirtschaftlicher Erfolgsfaktor!
ta hat geschrieben: Und ich wurde nicht enttäuscht! Ich würde es in der Situation jederzeit wieder tun. Ich denke, das Geld für die Nuwaves war eine sehr gute Investition. Unabhängig von irgendwelchen Testergebnissen.
Ich bin mit meinen NuWaves auch super zufrieden! Ich will hier um Gottes willen nicht an den Boxen oder an dem Geschäftskonzept von Nubert rumnörgeln. Aber ich möchte einfach nur alternative Denkansätze aufzeigen - und falsche Aussagen kritisieren.
Der Posten des Forumspriesters ist ja schon vergeben, dann nehme ich halt den Posten des Kritikers ein! Ein bisschen Kritik macht zudem jedes Lob glaubwürdiger.
ta hat geschrieben: Allerdings denke ich aber auch, jetzt danach, wo ich weiß, was ich von modernen Boxen erwarten kann, werde ich beim nächsten Boxenpaar mich auch mehr mit anderen Herstellern beschäftigen und quervergleichen.
Die Konkurrenz schäft nicht. Deshalb halte ich Wachstum für das beste Mittel das Preis-/Leistungsverhältnis zu erhöhen. Es ist meines Erachtens weitaus billiger die Fixkosten pro abgesetzte Produkteinheit zu senken (durch Mehrabsatz - keine Rationalisierung!), als die Leistung bei gleichbleibendem Preis signifikant zu erhöhen!
Und vom P/L Verhältnis sind zumindest meine 35er hart an der Grenze des vertretbaren - z.B. im Vergleich mit den aktiven Behringer. (Die Behringer werde ich übrigens nicht nehmen - da habe ich ja in einem anderen Thread drüber gegrübelt -, weil die 35er besser aussehen und vermutlich ein höhere Haltbarkeit besitzen.) Deshalb sollte man sich in diesem Punkt nicht auf den Lorbeeren der Vergangenheit ausruhen.
Uwe hat geschrieben:Wie OL-DIE bereits treffend ausgeführt hat würde eine räumliche Diversifikation (große Entfernung der Filialien voneinander) einen erheblichen Aufwand an Managementressourcen, finanziellen Mitteln, etc. bedeuten. Die NSF ist aber doch ein eher kleines mittelständisches Unternehmen mit zwei Verkaufsfilialen.
Mit ein bisschen Kreativität und Unternehmergeist sollten sich die Kosten in Grenzen halten lassen.
Uwe hat geschrieben: Eine Expansion müßte mit Bedacht angegangen werden, ohne die bestehenden Ressourcen des Unternehmens zu überfordern. Jede Erweiterung (neue Filialien) verursacht zuerst Anlaufkosten (Ladeneinrichtung, Mitarbeitergewinnung u. -schulung, Werbung, etc.) die aus dem laufenden Geschäftsbetrieb finanziert werden müssen, bevor die neue Verkaufseinheit entsprechende, zumindest kostendeckende Umsätze generieren kann. Also ist hier ein entsprechend langer Atem gefragt.
Natürlich sollte jede Expansion mit Bedacht angegangen werden. Auf alle Fälle sollte man die entsprechenden Zahlen durchrechnen. Aber ohne Kenntnis der Zahlen ist es nicht möglich zu sagen, ob sich diese Investition lohnt oder nicht. Das war ja eigentlich nur der Punkt, den ich rüberbringen wollte.
Zum jetzigen Zeitpunkt würde ich der NSF sogar abraten, zu expandieren. Warum? Weil die Produktionskapazitäten anscheinend ausgeschöpft sind (-> aktuelle Lieferengpässe)! Da muss man natürlich auch darauf achten, beov man große Absatzpläne erstellt.
Uwe hat geschrieben:Aber die Ausgangsbedingungen für solche Expansionen sind in der heutigen Zeit unter den harten Wettbewerbsbedingungen viel schwieriger. Welche große Handelskette ist in den letzten Jahren noch groß gewachsen.
Dann empfehle ich den Blick in die junge (es ist noch lange hin bis zum 30. Jubiläum) Geschichte von Behringer. Die sogar in einer ähnlichen Branche tätig sind. Behringer hat 89 angefangen und ist heute international am Markt vertreten.
Seit Uli Behringer im Jahr 1989 das Unternehmen gründete, widmete er sich der Entwicklung und Produktion zukunftsweisender, technologischer Lösungen mit außergewöhnlich hohem Nutzwert und machte BEHRINGER auf diese Weise zu einem internationalen Marktführer. ... In über 100 Ländern kommen unsere Produkte in zahlreichen führenden Radiostationen, Aufnahmestudios und bei Live-Events zum Einsatz.
[
Quelle]
Und die schnappen der NSF Marktanteile weg. Genauso die SVS, der "Subwoofer Nubert" der USA. Da werden absurde Transportkosten in Kauf genommen, um deren Subs ins Wohnzimmer zu kriegen. Das sind Marktanteile, die für die NSF verloren gehen. Also MUSS man etwas tun, um am Markt zu bestehen. Eine Einstellung, alles soll so bleiben wie es ist, das ist der sicherste Weg zur Insolvenz!
g.vogt hat geschrieben:vor einer Weile deutete Herr Spiegler mal die Idee an, man könne vielleicht leichter (und besser zum Direktvertrieb passend) "Schaugeschäfte" einrichten, in denen man die Nubert-Produkte nicht direkt kaufen, aber vor Ort Probehören kann. Der Verkauf selbst würde dann weiterhin über den Direktvertrieb laufen.
Das würde ich für eine gute Idee halten!
Gandalf hat geschrieben:
Und mehr Personal bedeutet nicht auch zwangsläufig mehr Umsatz/Gewinn. Eher das Gegenteil ist der Fall.
Das hängt davon ab, wo man das Personal einsetzt. Wenn noch 5 Filialen direkt neben dem HQ aufgemacht werden, bringt es mit Sicherheit keinen Mehrumsatz. Wenn man aber neue Märkte - und eine neue Region ist ein neuer Markt - erschliesst, so bringt das natürlich Mehrumsatz! Ob der geplante Mehrumsatz ausreicht, um auch mehr Gewinn zu erzeugen muss man sich halt ausrechnen. Aber man kann es nicht pauschal beantworten.
-Stefan
EDIT: Falls sich jemand wissenschaftlich mit dem Thema auseinandersetzen möchte, ein paar Quellen:
- Charaus, S.: Absatz und E-Business, in: Betz, S. (Hrsg.): E-Business im industriellen Management, Theoretische Fundierung und praktische Umsetzung im Mittelstand, Göttingen 2004, S. 55-71
- Charaus, S.: Entscheidungen und Entscheidungsträger im Management von Unternehmen, in: Dresler, M.; Scivos, A.; Charaus, S. (Hrsg.): MinD Akademie 2003, Entscheidungen und Entscheider, Norderstedt 2004, S. 51-70
- Charaus, S.: Organisation von Kommunikationsstrukturen, in: Kretschmar, T. (Hrsg.): Reengineering in der Unternehmung, Teil 2, Wertschöpfung durch Dienstleistung, Göttingen 1997, S 85-104