Ach Kinder, jetzt seid doch nicht gleich Alle eingeschnappt, nur weil ich mal meinem bissigen Humor etwas freieren Lauf gelassen habe!
Zur sachliche Diskussion:
Ein Kabel lässt sich über folgende Parameter beschreiben:
- Leiter-Widerstand (Längswiderstand)
- Isolations-Widerstand
- Induktivität
- Kapazität
- mechanische und optische Eigenschaften
Schon die Kabel-Impedanz ist eigentlich eine resultierende aus der räumlich verteilten Induktivität und Kapazität, kommt aber erst bei Kabellängen zum Tragen, die in die Größenordnung der Wellenlänge der übertragenen Signale gehen.
Der Skin-Effekt führt bei hohen Frequenzen zur Stromverdrängung aus dem Leiterinneren und erhöht damit frequenzabhängig des Leiterwiderstand (nicht zu verwechseln mit induktiven Effekten), tritt aber auch erst bei Frequenzen weit jenseits der Hörgrenze auf und wird in Litzen weiter hinausgezögert.
Isolations-Widerstand und Kapazität des Kabels können bei niederohmiger Einkopplung und NF-Einsatz völlig vernachlässigt werden.
Bleiben
Leiterwiderstand und
Induktivität als *EINZIG* relevante elektrische Parameter übrig.
Der
Leiterwiderstand wird durch Kabellänge, Querschnitt und spezifischen Widerstand des verwendeten Materials bestimmt. Der spezifische Widerstand von hochreinem Kupfer ist nur geringfügig geringer als von einfachem Billigst-Kupfer, auch eine Versilberung der Adern hat keinen relevanten Einfluss auf den Kabelwiderstand, sodass die seriösen Kabelhersteller (z.B. Sommercable) für gewöhnlich für *ALLE* Kabelsorten einen Leiterwiderstand angeben, welcher exakt auf den spezifischen Widerstand von Kupfer hinausläuft.
Gold hat übrigens einen höheren spezifischen Widerstand als Kupfer, lohnt sich deshalb nur zur Oberflächen-Veredelung, weil es nicht oxidiert und deshalb besonders zuverlässige Kontaktflächen bildet.
Die
Induktivität wird *AUSSCHLIESSLICH* durch die Bauform des Kabels (Leiter-Durchschnitt und Leiterabstand) bestimmt. Es gibt allerdings einen Trick, sog. induktionsarme Kabel herzustellen, indem man mehrere dünnere, voneinander isolierte Leiter jeweils gegenphasig betreibt (immer ein Hin- und ein Rückleiter nebeneinander).
Der Unterschied ist durchaus messbar, aber...
Alle diese Faktoren sind völlig herstellerunabhängig!
Die Bass-Übertragung wird ausschließlich durch den
Leiterwiderstand gedämpft, wenn also ein Hersteller für verschiedene Kabel des gleichen Querschnittes unterschiedliche Bass-Eigenschaften herausstellt, dann ist der Dummfang schon mal offensichtlich!
Bei 4 Ohm Last und einem Kabel-Querschnitt von 1mm² haben wir einen Leistungsverlust von weniger 2% (0,08dB) pro Meter, ab ca. 12m wäre ein im direkten Vergleich schwach wahrnehmbarer Verlust von ca. 1dB, bei etwa 40m Kabel hätten wir einen hörbaren Verlust von ca. 3 dB.
Diese anteiligen Verluste sind übrigens unabhängig von der eingespeisten Leitung und dagegen helfen nur dickere Kabel!
Bei 3...5 Metern (ist wohl so das übliche Limit für die Front-Lautsprecher bei einer vernünftigen Aufstellung) ist der resultierende Unterschied schon nicht mehr wahrnehmbar, bestenfalls messbar.
Hatte ja schon an anderer Stelle das Experiment mit 10m 0,25er Klingeldraht beschrieben und glaubt es mir, der Unterschied ist lächerlich, die Wahrnehmung grenzt an Kaffeesatz-Deuterei!
Die Hochton-Übertragung wird ggf. auch durch die
Induktivität des Kabels gedämpft.
Der Pferdefuß: Dickere Kabel haben gleichzeitig einen größeren Abstand der Leitermittelpunkte und beide Faktoren erhöhen die Induktivität des Kabels! Flache Kabel, die sich problemlos unter den Teppich verlegen lassen haben aufgrund des größeren Leiterabstandes eine noch höhere Induktivität!
Bei 20kHz kann die zusätzliche Dämpfung durch die Induktivität des Kabels durchaus den gleichen Wert erreichen, wie die o.g. Dämpfung eine 1mm² Kabels.
Dickere Kabel machen das aber nur noch schlimmer.
Hochreines, sauerstoffarmes Kupfer korrodiert nicht so stark.
Litze aus vielen kleinen Drähten ist flexibler und Brüche von einzelnen Leitern sind seltener.
Spezielle Isolierungen machen das Kabel trittfest und sind ggf. was für's Auge.
Angelötete vergoldete Bananenstecker oder Kabelschuhe geben sicherere Kontakte.
Hohe Preise geben das gute Gefühl, das Machbare getan zu haben.
Fazit für zuhause:
Kabel so kurz wie möglich! Für die Front-Boxen sollte das kein Problem sein.
Für die hinteren Boxen von Surround-Systemen würde ich fast dazu neigen, dünneres Kabel zu nehmen (wegen der geringeren Induktivität) und die Verluste am Verstärker auszugleichen (ist eh quatsch, für die hinteren Effekt-Kanäle die gleiche Leistung einzuplanen wie für vorn).
bersi hat geschrieben:Aber Ausprobieren schadet wohl niemanden.
Das Problem beim Ausprobieren ist,
1. dass Du zu leicht einer Selbsttäuschung unterliegst, weil Du keine brauchbare Messtechnik hast
2. dass Du unbewusst andere Faktoren mit veränderst, welche einen stärkeren Einfluss haben können.
Der Klassiker bei neuen Kabeln und Brücken:
Es klingt nach dem Austausch tatsächlich besser, obwohl das neue Kabel garnicht besser ist
Ursache: Am alten Kabel und an den Klemmen war der Übergangswiderstand durch eine hauchdünne Korrosionsschicht schlechter geworden. Durch das Umklemmen wurden quasi die Kontakte geputzt.
Würdest Du den ursprünglichen Zustand wieder herstellen, dann würde es auch besser klingen, denn das erneute Festklemmen der alten Kabel würde die Korrosionsschicht an Diesen auch beseitigen.
Fazit: Du hast dich beim Ausprobieren selbst verarscht.
Die schönen goldenen Klemmen würde ich trotdem nicht wegwerfen. Kannst Du ja mit besten Empfehlungen weiterverkaufen (die Argumentations-Kette hast Du schließlich schon voll drauf).
Ein Einfluss der Blechbrücken auf den Frequenzgang lässt sich mit Sicherheit ausschließen, das eine Milliohm verläuft sich in der Bedeutungslosigkeit. Wenn da was unterschiedlich geklungen hat, dann kann es nur an einem schlechten Kontakt gelegen haben.
PS: Nubert bietet ein hochwertige dicke Kabel zu einem "moderaten" Preis an, weil sowas gekauft wird.
Und wer nicht Löten kann und zu faul zum Putzen ist, der muss sich eben für einen saftigen Aufpreis fertig konfektionierte Kabel mit goldenen Steckern/Schuhen kaufen
![Rolleyes :roll:](./images/smilies/nuforum/icon_rolleyes.gif)